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    Vatikan: Der erhängte Bankier - War es doch Mord? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 05.03.03 20:06:32 von
    neuester Beitrag 29.05.04 20:04:38 von
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      schrieb am 05.03.03 20:06:32
      Beitrag Nr. 1 ()
      Calvi - War es doch Mord?
      Der erhängte Bankier war in dunkle Geschäfte mit dem Vatikan verwickelt. Seine Fingernägel sollen jetzt helfen, den Fall zu lösen.

      Von Andreas Englisch

      Rom - In einem Metallschrank der Gerichtsmedizin in Mailand lagen mehr als 20 Jahre lang die Fingernägel eines Mannes, dessen Leiche am 18. Juni 1982 unter der Blackfriarsbridge hängend in London entdeckt wurde. Er hieß Roberto Calvi (62), und er kannte ein Geheimnis, dessen Veröffentlichung zwei Menschen fürchteten: der Chef der Vatikan-Bank IOR, Bischof Paul Marcinkus, und Mafiaboss Pippo Calo. Im Vatikan geht die Angst um, denn die Richter wollen endlich klären: Wer wünschte den Tod von Calvi?

      Niemand hatte sich je die Mühe gemacht, seine Fingernägel zu analysieren. Erst jetzt entdeckte eine Umzugsfirma, die die Schränke der Gerichtsmedizin verrücken sollte, die Relikte. Ein Fachmann legte die Proben unter ein Mikroskop und machte eine sensationelle Entdeckung: Die Fingernägel waren kurz vor Calvis Tod perfekt gefeilt worden. Er war bei der Maniküre gewesen.

      Dieses kleine Detail könnte jetzt auf die Spur seiner Mörder führen. Scotland Yard hatte nach Auffinden der Leiche erklärt, dass Calvi, der stark hinkte, es trotz seiner Behinderung schaffte, sich zwei Steine in die Jackentaschen zu stecken, sich wie ein Athlet unter die Eisenbrücke zu schwingen und sich dann Meter für Meter unter dem Stahlgerüst entlang zu hangeln. Dann sollte er sich Scotland Yard zufolge mit einem Arm festgehalten haben, während er mit dem anderen eine Schlinge um seinen Hals legte und sich fallen ließ: Selbstmord. In Rom beginnt jetzt ein Verfahren wegen Mordes an Calvi, denn es ist unmöglich, dass ein Mann sich, mit dem Gewicht von Steinen beschwert, mehr als 20 Meter unter einer Brücke entlang hangelt, ohne dass auch nur die geringste Spur an den frisch manikürten Fingernägeln übrig bleibt. Durch diese Erkenntnisse aufgeschreckt, ordnete die Gerichtsmedizin eine weitere Untersuchung an. Das Ergebnis ist klar: Calvi war schon tot, als man ihn aufhängte. Er hatte als Chef der Mailänder Bank Ambrosiano ausgezeichnete, aber gefährliche Kontakte gepflegt. Zusammen mit dem Bankier Michele Sindona bereitete er als Mitglied der Geheimloge P2 einen Staatsstreich in Italien vor. In der P2 war alles vertreten, was Rang und Namen hatte, auch der heutige Ministerpräsident Silvio Berlusconi.

      Für seine Bank-Geschäfte brauchte Calvi frisches Geld. Der Chef der Vatikan-Bank IOR (Istituto per le Opere di Religione, Institut für die Werke der Religion), Bischof Marcinkus, hatte genug davon. In einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt sagte der Chef der P2, Licio Gelli, vor einigen Jahren: "Calvi kam mit Bündeln von Banknoten aus dem Vatikan: Er riss immer die Banderole ab, auf der IOR stand." Dank der Summen aus dem Vatikan ließen sich Calvi und Sindona mit dem "Kassierer der Mafia", Pippo Calo, ein. Bis heute ist unklar, welche seltsamen Geschäfte damals liefen, sicher ist, dass Calvi 1982 starb. Michele Sindona floh, konnte aber später verhaftet werden. Es gab einen ungeheueren Verdacht: Hatte der Vatikan Geschäfte mit der Mafia gemacht? War deshalb die Banco Ambrosiano Pleite gegangen? Wollte Bischof Paul Marcinkus das vertuschen?

      Sindona kündigte an, auspacken zu wollen. Er kam in das Gefängnis von Padua, aber er konnte nicht mehr aussagen. In dem Hochsicherheitsgefängnis starb Sindona am 22. März 1986 an einem vergifteten Espresso. Der Mord blieb ungeklärt. Am 25. Februar 1987 tauchte am Grenzübergang zum Vatikan die Staatsanwaltschaft auf und präsentierte einen Haftbefehl gegen den Vatikan-Staatsangehörigen Marcinkus. Das war noch nie passiert. Der Vatikan lehnte die Auslieferung ab, Marcinkus blieb im Kirchenstaat. Die offizielle Begründung war nicht ohne Komik: Der Vatikan habe kein Auslieferungsabkommen mit dem Staat Italien. Das stimmt. Marcinkus verschwand: Der heute 80-Jährige lebt - geschützt durch einen Diplomatenpass des Vatikans - in einem Luxus-Altenheim in Arizona (USA) und hat die Pflicht, über den Fall Calvi zu schweigen. Am 7. April soll der mittlerweile inhaftierte Pippo Calo aussagen. Er behauptet zu wissen, wer Calvi ermorden ließ.


      QUELLE:
      www.abendblatt.de



      ;) ;) ;)
      Avatar
      schrieb am 05.03.03 20:16:09
      Beitrag Nr. 2 ()
      Passt doch:
      Banken/Kirche/Mafia

      Und da wundern wir uns noch ? :laugh:
      Avatar
      schrieb am 05.03.03 20:21:50
      Beitrag Nr. 3 ()
      Ich bin mal gespannt ob der von der Mafia noch zur Aussage kommt!

      Irgendwie kommen ja merkwürdigerweise viele Leute einfach so um.


      Das geht ja bis zum amerikanischen Präsidenten, wenn der was falsches denkt.


      G.W. Bush wird uns wohl noch lange erhalten bleiben :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 05.03.03 20:29:02
      Beitrag Nr. 4 ()
      Dunkle Ritter im weissen Gewand



      Sie sind die "Besten der Besten". Sie sitzen in Aufsichtsräten und Vorstandsetagen bei Industrie und Banken. Die Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem kämpfen für den Papst und die Ideale von gestern. In den Reihen des Kreuzritterordens agieren dubiose Gestalten und antidemokratische Gesinnungsträger.




      Von Egmont R. Koch und Oliver Schröm




      "Meine Rechte führt das Schwert der Wahrhaftigkeit gegen das Unrecht in dieser Welt." Aus dem Gebetbuch der Grabesritter




      Heinrich Maria Graf Henckel von Donnersmarck, der jetzt "Herr Augustinus" heißt, weiß, daß der Mantel mit dem fünffachen Jerusalemkreuz seine Nachteile hat. Dunkle Flecken zum Beispiel sind auf dem elfenbeinweissen Tuch sofort zu sehen.




      Als seine Brüder und Schwestern in ihren Ordensmänteln durch Köln ziehen, regnet es. Über den Domplatz bläst ein, scharfer Wind. Es ist kalt. Ausser den 500 Grabesrittem und Ordensdamen, die in Zweierreihen marschieren, ist an diesem frühen Sonntag des 3. Oktober 1993 noch niemand auf den Beinen.




      Die Männer und Fraün sind Mitglieder im Ritterorden vom Heilgen Grab zu Jerusalem, einem Eliteorden, der unter dem Schutz des Papstes steht. "Die Besten der Besten" nennen sie sich selbst. Zum Orden gehören sowohl Laien als auch Geistliche. Ihre Aufgabe: "Die Verteidigung der Rechte der katholischen Kirche im Heiligen Land." Ihr Privileg: "Vollkommener Ablass durch den Heiligen Stuhl." Ihr Leitspruch: "Deus lo vult" (Gott will es).




      An diesem stürmischen Morgen sind die Grabesritter auf dem Weg zur Kölner Minoritenkirche. Dort soll nach dem Sonntagsgottesdienst eine Kapitelsitzung stattfinden, die das Ende einer dreitägigen Versammlung krönt. Der Prozessionszug ist zwei, dreihundert Meter lang und windet sich durch die engen Gassen der Altstadt, vorbei an Benetton, Beate Uhse und Burger King Bastionen der Neuzeit, an denen Fraün und Männer vorbeischreiten, die in ihren wallenden Gewändern dem Mittelalter entsprungen zu sein scheinen. Die Männer marschieren vorneweg. Auf den Köpfen tragen sie Barette aus schwarzem Samt. An der rechten Seite der Mützen kleben die Kokarden. Die weissen Mäntel sind in Form eines Vollrades geschnitten und reichen bis weit unter die Knie. Wenn eine Böe bläst, plustern sie sich auf wie Pfaünräder.




      Die Fraün, die am Schluss des Zuges laufen müssen, tragen Mäntel aus schwarzem Seidensamt, und ihre Häupter sind mit schwarzen Schleiern bedeckt. Wie die Mäntel der Männer zieren auch ihre Gewänder fünf blutrote Kreuze, Symbol für die fünf Wunden Christi. Sie nennen es Jesuskreuz, Jerusalemkreuz oder auch Gottfriedvon BouillonKreuz.




      "Miles Christi" "Krieger Christi", so bezeichnen sich die Grabesritter in ihren Gebetbüchern. Sie sehen sich in der Tradition des Kreuzritters Gottfried von Bouillon, der am 15. Juli 1099 Jeru salem eroberte und unter dem Schlachtruf "Deus lo vult" ein Blutbad unter den Muslimen anrichtete. "lm Ritterorden vom Heiligen Grab", heißt es in einem Ordensstatut, "sollen die Ideale der Kreuzzüge in neuzeitlicher Form weiterleben." Während Gottfried von Bouillon noch mit dem Schwert für die Verteidigung des Heiligen Grabes kämpfte, zücken die Glaubenskrieger heute ihre Scheckbücher, um katholische Palästinenser in Isräl, der Westbank, im GazaStreifen und in ihrem Existenzkampf gegen Juden zu unterstützen. Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem hat seinen Hauptsitz in Rom. Die Geschäftsräume des Ordens befinden sich auf dem 44 Hektar grossen Gelände der Vatikanstadt, im Gebäudekomplex des Hotels "Columbus", einer noblen Herberge im mittelalterlichen Prunk. Sie gehört dem Orden.




      An der Spitze des Ordens steht der Kardinal Grossmeister. Zur Zeit ist es Kurierkardinal Giuseppe Caprio. Dem geistlichen Ordensführer steht das Grossmeisteramt, die oberste Ordensleitung, zur Seite. Weltweit gibt es 18 000 Grabesritter, organisiert in 39 Statthaltereien in 25 Ländern. Die deutsche Statthalterei hat 1000 Mitglieder, verteilt auf 5 regionale Provinzen, die wiederum in 35 Komtureien aufgegliedert sind.




      Das Mitgliederverzeichnis der deutschen Statthalterei ist geheim. Ein Hinweis für die Benutzer deshalb gleich auf der ersten Seite. "Diese Lieferung ist ein vollständiger Neudruck des Verzeich nisses. Bitte vernichten Sie alle früheren Lieferungen, ohne sie Dritten zugänglich zu machen." Ein Blick in das Buch macht deutlich: Im Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem versichert sich der Papst einflussreicher Leute Politiker, Militärs, hochgestellte Beamte, Banker, Industrielle, Richter, Staatsanwälte, Wissenschaftler, Zeitungsverleger und Femsehintendanten. Der frühere Bundeskanzler Konrad Adenaür gehörte zum Orden, heute laufen die ehemaligen Ministerpräsidenten Max Streibl und Hans Filbinger in der Ordenskluft herum. StrumpfFabrikant Albert Falke sowie Bernd Thiemann, Chef der skandalgeschüttelten Frankfurter DGBank, und Victor Freiherr von Baillou, ExVorstand im Pharmakonzern Merck, sind ebenso Ordensbrüder wie Karl Holz hammer, einst Intendant des ZDF, oder Hubert Rohde, ehemals Intendant des Saarländischen Rundfunks. Natürlich gehört auch ein gerüttelt Mass an katholischen Bischöfen zum illustren Reigen. Erzbischof Johannes Dyba darunter, der seinem Bistum in Fulda nicht nur durch das Glockenläuten gegen Abtreibung zu merkwürdigem Ruhm verhalf. Oder Johannes Joachim Degenhardt, Erzbischof von Paderborn, der sich als Verfolger des Kirchenkritikers Eugen Drewermann einen Namen gemacht hat. Es gibt keinen wichtigen Entscheidungsbereich, in dem nicht ein Glaubenskrieger sässe. Auch in der Commerzbank, der drittgrössten Privatbank Deutschlands: Vorstandsmitglied Kurt Hochheuser ist Grabesritter und gehört zur Komturei Düsseldorf, wie auch Heinz Kriwet, Vorstandsvorsitzender des Krisenkonzerns Thyssen AG. Heinz Kriwet verdient als ThyssenManager 1,7 Millionen Mark im Jahr. Dazu kommen noch 80 256 Mark, weil er bei Ordensbruder Hochheusers Commerzbank im Aufsichtsrat sitzt. Dort trifft er auch den Ordensbruder Erhard Bouillon, früher Vorstandsmitglied bei Höchst und nun Aufsichtsratsvorsitzender des Chemieriesen. Erhard Bouillon gehört allerdings zur Komturei Frankfurt. Dort jedoch, und im Aufsichtsrat der Nestl, AG, begegnet er wiederum seinem Ordensbruder Rudolf Bossle, früher im Vorstand von Nestl,. Als Bossle, "Mister Nescaf,", Anfang 1988 von seinem Vorstandsposten abtrat, schrieb die FAZ: "Die Anwesenheit von Bundeskanzler Helmut Kohl beim Abschiedsempfang war dessen `Dankeschön` an Bossle für die Hilfe bei vergangenen Wahlkämpfen."




      Heinrich Maria Graf Henckel von Donnersmarck, der jetzt einfach nur noch "Herr Augustinus" genannt wird, will im Zusammenhang mit dem Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem nichts von einem katholischen Machtkartell hören: "Unter einer Pressuregroup verstehe ich etwas anderes. Darunter verstehe ich Absprachen, darunter verstehe ich bewusste, gezielte, gemeinsame Aktivitäten. Ich habe davon im Orden nie irgend etwas bemerkt."




      Herr Augustinus ist seit 1967 Grabesritter, berufen vom damaligen Grossmeister persönlich, Kurienkardinal EugSne Tisserant, von dem später noch die Rede sein wird. Kardinal Tisserant weihte einst Herrn Augustinus zum Priester. Herr Augustinus nämlich gehört dem Prämonstratenserorden an und leitet das katholische Büro bei der Landesregierung von NordrheinWestfalen. Er ist Berater der mächtigsten deutschen Wirtschaftsführer, predigt christliche Ethik im harten Geschäft, schimpft über VWManager López und lobt Ordensbruder Kriwet in Interviews mit Wirtschaftsmagazinen. Herr Augustinus war ein Freund von Alfred Herrhausen, dem ermordeten Chef der Deutschen Bank.




      Herausragend ist auch seine Stellung im Ritterorden. Bei der Feier zum sechzigjährigen Jubiläum der deutschen Statthalterei gibt es nur einen Festredner: Herrn Augustinus. Und mit sonorer Stimme erinnert er die Schwestern und Brüder daran, wie schnell dunkle Flecken auf den hellen Mänteln zu sehen sind: Die "Leistungsbereitschaft der Besten" ist der Garant für eine makellose Vorbildfunktion. Und er findet es bezeichnend, daß die deutsche Statthalterei just 1933 gegründet wurde, "im Morgengraün des schrecklichen 1000jährigen Reichs, wider den Zeitgeist". Köln, 1933: Das Tragen von Titeln, Orden und Ehrenabzeichen, die nicht ihre waren, hatten die nationalsozialistischen Machthaber verboten. Am 8. Dezember marschierten trotzdem rund vierzig Grabesritter in ihren Mänteln und dem Ritterorden um den Hals zur Gründungssitzung des Ordens. Es geschah nichts. Franz von Papen, Hitlers Vizekanzler, war Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Der Führer erhielt ein nettes Grusstelegramm der Gründungsversammlung, die die damals 149 versprengten Ritter in Deutschland organisierte.




      Grabesritter Franz von Papen hatte Hitler zu internationaler Anerkennung verholfen. Er verhandelte federführend in Rom über das Reichskonkordat. Am 20. Juli 1933 besiegelten Franz von Papen und Kardinalstaatssekretär Pacelli mit ihren Unterschriften die Aussöhnung zwischen Nazi Deutschland und dem Heiligen Stuhl. In den Augen der Katholiken in der Welt machte das Hitler zum legitimen Staatsmann.




      Weitere führende Grabesritter in Deutschland suchten ebenfalls den Schulterschluss mit den Diktatoren. Allen voran der Kölner Kardinal Karl Josef Schulte, der nach dem Sieg über Frankreich die Kirchenglocken läuten ließ und eigens eine Erklärung herausgab, in der er "Gott für den grossartigen Sieg dankt, den die deutsche Wehrmacht errungen hat".




      Längst hatten zu diesem Zeitpunkt Radio Vatikan und L`Osservatore Romano, das Verlautbarungsorgan des Vatikans, berichtet, daß in Polen 214 Priester hingerichtet und weitere 1000 Welt und Ordenspriester in Konzentrationslager verschleppt worden waren. Militärpfarrer Lorenz Jäger, nach 1945 als Grossprior lange der führende geistliche Grabesritter in Deutschland, zeigte damals trotzdem viel Sympathie für den Ostfeldzug. Er mochte die "slawischen Untermenschen" nicht, die "durch ihre Gottfeindlichkeit und durch ihren Christenhass fast zu Tieren entartet sind".




      Köln, 1993: Hunderte von Männern strömen durch die gläsernen Eingangstüren des WallrafRichartzMuseums. Alle sind schon etwas reifer, alle tragen schwarze Anzüge oder einen Frack, alle haben einen Koffer in der Hand oder einen weissen Mantel über dem Arm. Alle gehen eine Etage höher. Es sind die Ritter vom Heiligen Grab. Ein Museumsraum im ersten Stock dient ihnen als Umkleidekabine. Sie wollen ihre Ordensmäntel anziehen, um danach Einzug in den Kölner Dom zu halten.




      James Dean blickt auf die Ritter herab. Ein riesiges PopartPortrait des Kinohelden hängt an der Wand und gibt dem Raum etwas Farbe. Ansonsten herrscht das Weiss der Ordensmäntel vor, denn in dem schmalen Museumsraum stehen mittlerweile die vielen Ritter Schulter an Schulter und unterhalten sich. Georg Marohl, Oberst a.D., sagt "Glückwunsch" zu Hans Peter Linss, dem früheren Vor standsvorsitzenden der Bayerischen Landesbank. HansPeter Linss wurde nämlich gerade in den Verwaltungsrat der Rothschild Europe BV, Paris, berufen, CarlFriedrich Beckmann, Diplomlandwirt, tritt hinzu und klopft kräftig Oberst Marohl auf die Schulter: "Na, Du alter Krieger!" Die Stimmung ist prima.




      Die Grabesritter treffen sich alle paar Wochen in ihren Komtureien, den kleinsten Verwaltungseinheiten im Orden. Dort findet auch Helmut Geiger, ehemaliger Präsident des Sparkassen und Gi roverbandes, Gesinnungsgenossen und "seine weltanschauliche Heimat". In der Abgeschiedenheit alter Klöster kommen die Glaubenskrieger mehrmals im Jahr zu sogenannten Provinztagen zusammen. Dort werden dann hochgeistige Vorträge über die katholische Lehre gehalten, so wie der Papst sie versteht konservativ und reaktionär. Eine Diskussion kommt dabei selten auf, denn ohnehin sind alle einer Meinung. Zur Investitur, die zweimal im Jahr stattfindet, kommen die Grabesritter aus ganz Deutschland zusammen, um in einer mittelalterlichen Zeremonie neü Mitglieder, die ganz auf ihrer fundamentalistischen Linie liegen, in den Orden aufzunehmen.




      In Köln sind es dieses Mal zwölf Kandidaten. Einer davon ist Friedrich Strauch, Geologieprofessor in Münster. Der Wissenschaftler hält Ritterorden für durchaus zeitgemäss: "Wir sprechen auch heute von Ritterlichkeit. Das heißt nicht, daß ich wehrhaft mit Feür und Schwert aggressiv irgendwo etwas zu zerstören versuche, sondern ich versuche im positiven Sinne Tugenden zum Tragen zu bringen." Eine Bewerbung um die Mitglied schaft im Orden ist nicht möglich. Die Glaubenskrieger suchen sich ihre künftigen Mitstreiter selber aus. Die Auserwählten müssen eine einjährige Prüfung bestehen, ihre kirchlichen, politischen und wirtschaftlichen Aktivitäten offenbaren und Mitgliedschaften in anderen Organisationen angeben. Die Gutachten, Zeugnisse und Empfehlungen gehen nach Rom zum Grossmeisteramt, der obersten Ordensleitung, und am Ende zeichnet der Papst die Listen ab. Ein Procedere, das nur "die Besten der Besten" überstehen. Friedrich Strauch gehört zu ihnen. Und er ist stolz. "Wir brauchen doch Eliten", sagt er. "Welche Chance haben wir denn heute überhaupt in unserem Lande, unser Volk sonst am Leben zu erhalten?"




      Stille Helfer und kalte Krieger



      Wolfratshausen bei München, 1951: Am 7. Oktober wurde beim Registergericht ein gemeinnütziger Verein angemeldet. Der Name: "Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte". Das Vereinsziel ist löblich: "Der Verein will in stiller tätiger Hilfe allen denjenigen helfen, die infolge der Verhältnisse der Kriegs und Nachkriegszeit durch Gefangennahme, Internierung oder ähnliche von ihnen persönlich nicht zu vertretende Umstände ihre Freiheit verloren haben." Der Vereinsvorstand: vorwiegend ehemalige Nazis und Mitglieder der WaffenSS. Im Vorstand auch Richard Graf Kers senbrock, Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem.




      Simon Wiesenthal vom Dokumentationszentrum jüdischer Verfolgter des Naziregimes in Wien wusste bald von den Aktivitäten der "Stillen Hilfe": Der Verein besorgte Informationen von untergetauchten NSTätern, damit die verhafteten Nazis bei ihren Verhandlungen ihre Verbrechen toten oder untergetauchten Mördern anlasten konnten. Graf Kerssenbrock engagierte sich gleichzeitig im Ritterorden: Nur christlich leben und spenden, schrieb er 1958 an seine Ordensbrüder, könne nicht die alleinige Pflicht des Ritterordens sein. "Als alter Soldat möchte ich den Orden eher als ein Tätigkeitsabzeichen`, wie etwa das Flugzeugführerabzeichen` oder das UBootabzeichen`, verstanden wissen." Bei Neuaufnahmen müsse darauf geachtet werden, schrieb der Graf weiter, daß die künftigen Ritter "an führender Stelle in der Politik oder in der Wirtschaft" tätig sind. Die Begründung: "Dem Diözesanbischof soll eine verlässliche und einflussreiche Truppe zur Seite stehen."




      Graf Kerssenbrock warb auch im Orden für die Stille Hilfe (die dem angeklagten SSHauptsturmführer Schwammberger am Rande des Prozesses 1991 ihre Hochachtung aussprach). Das Werben des Grafen hatte Erfolg. Sogar Wilhelm Cleven, Weihbischof in Köln, trat dem Verein bei und wurde später in den Vorstand gewählt. Im Ritter orden hatte Cleven in den sechziger Jahren das alleinige Sagen. Er war Grossprior und damit ranghöchster Geistlicher im Ritterorden, gleichzeitig Statthalter, ein Amt, das eigentlich Laien vorbehalten ist. Bei seinem Amtsantritt verkündete er: "Unser Orden hat eine Eliteaufgabe, darum muß er auch in seinen Mitgliedern eine Elite darstellen."




      Würzburg, 1955: Grabesritter Friedrich August Freiherr von der Heydte gründete die Abendländische Aktion. Ihr Credo: Abschaffung wesentlicher demokratischer Grundrechte. Mit von der Partie ist der Grossprior der deutschen Grabesritter, Kardinal Lorenz Jäger, der als Militärpfarrer während des Zweiten Weltkrieges gegen die "slawischen Untermenschen" gehetzt und für den Ostfeldzug geworben hatte. Nun gab Kardinal Jäger in der Abendländischen Aktion und im Ritterorden die Marschrichtung vor. "Die Spielregeln der Demokratie haben das Denken weithin verbogen", sagte er bei einer Investiturfeier. "Da braucht es eine religiöse Führerschaft, die sich den ewigen Wahrheiten verschrieben hat."




      Friedrich August Freiherr von der Heydte wurde 1958 Statthalter des Ordens. Als oberster deutscher Grabesritter betrachtete er den Orden als Stosstrupp des Vatikans im Kampf gegen den Bolschewismus, war gerngesehener Gast in Francos Spanien, Berater der griechischen Militäjunta und stieg 1968 zum Brigadegeneral der Reserve auf. Ende der Achtziger engagierte er sich für die "Patrioten für Deutschland". Jedoch das meiste Aufsehen erregte der Würzburger Juraprofessor Anfang der achtziger Jahre im Zusammenhang mit der Parteispendenaffäre: Sein Institut für Staatslehre und Politik e.V. (ISP) in Würzburg wurde als Geldwaschanlage für Parteispenden enttarnt.




      Bischof Anton Schlembach ist Grossprior des Ritterordens, damit höchster Geistlicher in der Hierarchie. Daß sein Vorgänger, Bischof Cleven, sowie andere Grabesritter in der Stillen Hilfe fe derführend Nazis vor Strafverfolgung zu bewahren versuchten, stört den Gottesmann nicht: "Nazi ist nicht gleich Nazi", sagt er.




      Von seinen Grabesrittem erwartet Schlembach Tapferkeit. Schließlich gehöre Tapferkeit zu den vier Kardinaltugenden, neben Mass, Klugheit und Gerechtigkeit. Ausserdem erwartet Schlembach noch, daß die Grabesritter in ihrem Privat und Berufsleben gegen den militanten Atheismus vorgehen und gegen den Kommunismus. "Wir wollen den politischen Bereich nicht aussparen", sagt Schlembach. "Wenn ein Ritter zum Beispiel in der Politik oder in der Gesetzgebung tätig ist, wenn er eine Funktion in einer Organisation hat, erwarte ich von ihm, daß er unsere Anliegen mit einbringt."




      Zu den prominentesten Politikern im Ritterorden gehören die ehemaligen Ministerpräsidenten Max Streibl, der nach seiner AmigoAffäre nun mit dem RepublikanerChef Franz Schönhuber Kaffee trinkt, und Hans Filbinger, früherer Marinerichter, der in seinem Weikersheimer Studienzentrum die deutschnationale Szene versammelt. Sein Studienzentrum, das über eine halbe Million Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt erhält, war daher auch schon Thema einer Fragestunde im Bundestag. Der Hintergrund: Beim letzten Jahreskongress des Weikersheimer Kreises soll in einer Arbeitsgruppe über die "AuschwitzLüge" philosophiert worden sein. Mit dabei in Weikersheim sind stets mehrere Grabesritter, wie der Kölner Historiker Peter Berglar, der das Studienzentrum als "ein Reanimationszentrum für das gesamte deutsche Volk" verstanden wissen will.




      In rechtsgerichteten Organisationen wie Stahlhelm Kampfbund für Europa, Konservative Aktion oder Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) sind die Ritter gern vertreten. Der IGFM werden enge Kontakte zur NPD nachgesagt. Ehrenvorsitzender der IGFM ist der Exgeneralbundesanwalt Ludwig Martin. Und mit Lothar Bossle und Josef Stimpfle, Altbischof von Augsburg, sassen gleich zwei Grabesritter im Kuratorium der IGFM.




      Lothar Bossle ist ein altbekannter Rechtsaussen. Der Würzburger Soziologieprofessor, "eine Zierde für Bayern", wie ihn Franz Josef Strauss lobte, gründete einst das Institut für Demokratiefor schung. In den achtziger Jahren forschte Bossle mehrmals auf Universitätskosten nach Demokratie in der berüchtigten Colonia Dignidad, die als Folterzentrum des chilenischen Geheimdienstes gilt.


      Der Ritterschlag



      Köln, 1993: Grossprior Bischof Schlembach besprengt das Schwert und die Sporen mit Weihwasser. Zwölf Kandidaten, darunter Friedrich Strauch, der Geologieprofessor aus Münster, sollen bei einer Investiturfeier im Kölner Dom zu Rittern geschlagen werden.




      Vor dem Altar steht ein mächtiger Stuhl. Schlembach lässt sich behutsam darin nieder. Auf seinen Wink kommt der Zeremonienmeister des Ritterordens herbei und ruft den Namen des Professors. Friedrich Strauch, im festlichen Habit, steht die Ergriffenheit im Gesicht. Langsam schreitet er zum Altar und geht auf den Stufen vor Schlembach in die Knie.




      "Was wünschest du?" dröhnt durch den Dom die pfälzische Stimme Schlembachs.




      "lch bitte um die Investitur als Ritter des Heiligen Grabes."




      "Bedenke!" sagt die Stimme. "Ein Streiter Christi muß bedacht sein, nie seinen Namen zu beflecken. (...) Versprichst du also aufrichtig, die Satzung dieser heiligen Streiterschar zu beachten?"




      "Mit aufrichtigem Herzen erkläre und verspreche ich ( ... )", sagt Herr Strauch, "alles zu halten, was mir als Streiter Christi aufgetragen wird."




      "Sei also ein treür Streiter unseres Herrn Jesus Christus, ein Ritter Seines Heiligen Grabes", sagt Schlembach und legt seine rechte Hand auf das Haupt des Geologieprofessors.




      Der Zeremonienmeister reicht Bischof Schlembach das gezückte Schwert, der es dem bewegten Friedrich Strauch auf die Schulter schlägt.




      "Kraft des mir gegebenen Auftrages erhebe und proklamiere ich dich zum Ritter des Heiligen Grabes unseres Herm Jesus Christus."




      Dann legt der Bischof dem Professor das Ordenskreuz um den Hals. Friedrich Strauch wandert auf die andere Seite des Altars, wo der Statthalter unter dem Ordensbanner mit der Aufschrift "Deus lo vult" steht. Der Zeremoniar legt Geologieprofessor Strauch den Ordensmantel um, und der Statthalter gibt ihm einen Bruderkuss. Herr Strauch ist jetzt ein Ritter.


      Die Wirtschaftsritter



      Frankfurt, 1971: Hermann Josef Abs, der "führende Bankier der Welt" (David Rockefeller), wurde zum obersten Grabesritter in Deutschland, zum Statthalter, ernannt. Hermann J. Abs, der erst kürzlich verstorbene einstige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, war zu diesem Zeitpunkt auf dem Höhepunkt seiner Macht. Der Bundestag hatte eigens seinetwegen ein Gesetz, die sogenannte Lex Abs, verabschieden müssen, wonach eine Person nur noch in zwölf Aufsichtsräten sitzen darf. Hermann Josef Abs besass bis dahin dreissig Aufsichtsratsmandate.




      Bereits 1938 war Abs, damals 37 Jahre alt, in den Vorstand der Deutschen Bank gekommen und zuständig für die Arisierung jüdischer Vermögen. Sein erstes Aufsichtsratsmandat bekam er 1940 bei der I.G. Farben, wo er auch 1941 noch wirkte, als mit dem neün Werk in Buna die Interessensgemeinschaft Auschwitz gegründet wurde. Nach Kriegsende wurde Abs kurz verhaftet, verhandelte aber bereits 1951 im Auftrag Adenaürs in London über die deutschen Aus landsschulden und nahm auch auf die Gespräche in Den Haag Einfluss, wo mit Isräl und jüdischen Organisationen über eine "Wiedergutmachung" verhandelt wurde.




      Hermann Josef Abs sass in mehreren Gremien des Vatikans. Als er schließlich Statthalter in Deutschland wurde, mehrte das den Einfluss der Deutschen auf das Grossmeisteramt, die oberste Ordensleitung, und auch auf den Ordensgrossmeister selbst, damals der mächtige Kurienkardinal Tisserant. Abs forderte von Tisserant mehr Mitsprache der deutschen Ritter in Rom, denn "wir sollten nicht vergessen, daß Deutschland ein politisch zweigeteiltes Land ist und daß es weit gezogene Grenzen zu Gebieten des kommunistischen Ostens besitzt. Dies legt uns für die Haltung unse res Ordens Verpflichtungen auf." Kurz darauf wurde der deutsche Graf Peter WolffMetternich zur Gracht Vizegouverneur im Grossmeisteramt in Rom.




      Mit der Ära Abs kam die Macht des Geldes in den Ritterorden. Seit seiner Regentschaft sind Wirtschaftsführer die stärkste Berufsgruppe im Orden, Männer wie der öffentlichkeitsscheü Mil liardär August Brenninkmeyer aus der C&ADynastie, einem Familienunternehmen, das 1937 Hermann Göring in einem Brief zusicherte, "seit der Gründung niemals einen Nichtarier" beschäf tigt zu haben.




      Oder der konseqünte Wirtschaftssanierer Franz Josef Dazert, ehemaliger Vorstandsvorsit, zender der Salamander AG; oder der machtbewusste Hans Heinrich Fassbender, ehemaliger Vor standsvorsitzender der ARAG AG, Europas grösster Rechtsschutzversicherung (Prämienaufkommen des Konzerns 1991: 1,6 Milliarden Mark) und im Besitz des FassbenderClans.




      Aber vor allem Banker tummeln sich im Ritterorden. Bei der Bayerischen Hypotheken und Wechselbank zum Beispiel könnten Vorstands, Aufsichtsrats und Beiratssitzungen fast ausfallen, die Hauptpersonen treffen sich sowieso mindestens einmal im Monat in der Münchner Komturei des Ritterordens. Angeführt vom Vorstandsvorsitzenden Eberhard Martini und Vorstandsmitglied Hans Hubert Friedl sind insgesamt acht Banker der Bayerischen Hypo im Ritterorden vertreten.


      MilliardenCoup und Mafia



      München, 1972: Ein FBIAgent war seit Monaten der Mafia auf den Fersen. Die Spur führte nach München. Am 27. Februar wurde deshalb mit richterlicher Genehmigung die Suite 354 des "Palace Hotel" verwanzt. Das Ergebnis der Horchaktion: Ein gewisser Dr. Ledl, dem Dialekt nach Österreicher, bestellte bei amerikanischen Mafiosi gefälschte Wertpapiere im Nennwert von 950 000 000 Dollar. Sein Auftraggeber: ein Kurienkardinal des Vatikans. Sein Beleg: eine Bestellung auf dem Briefpapier eines vatikanischen Ministeriums, der "Kongregation für die Ordensleute", worauf die erwünschten Wertpapiere, Preis, Lieferfristen vermerkt waren sowie die Ga rantie, die Ware nicht vor dem 1. Juni 1972 weiterzuverkaufen. Unleserliche Unterschrift mit Datum: Rom, den 29. Juni 1971.




      Ein Wiener Vorort, 1993: Leopold Ledl hat sich zwischenzeitlich einen neün Namen zugelegt. Seine Villa gleicht einer Festung: Alarmanlage, schusssichere Fenster, und im Garten wachen hü nenhafte Killerhunde der MastinoNapolitanoRasse. Ledl ist vorsichtig. Verschiedene Gaunereien brachten ihm ein paar Jahre Gefängnis, ein paar Feinde, aber auch ein paar dicke Bankkonten ein. Daß er seine berufliche Karriere als Metzger begann, davon zeugt nur noch seine rechte Hand, an der drei Finger fehlen.




      Leopold Ledl erinnert sich, einst Vertraünsmann des Vatikans gewesen zu sein, Strohmann für schwunghaften Handel mit Antibabypillen sowie Drahtzieher des versuchten Milliardenschwindels. Heute nennt Ledl seinen Auftraggeber von da mals: Kurienkardinal EugSne Tisserant, einst Grossmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab.




      Rom, 1972: Kardinal Tisserant wollte die gefälschten Wertpapiere über die Vatikanbank IOR einschleusen und dann bei der italienischen Nationalbank Banca d`Italia und beim Banco di Roma als Sicherheit für legale Geschäfte deponieren. Bedenken wischte Kardinal Tisserant vom Tisch. Die Direktoren der Banken waren schließlich seine Glaubenskrieger, Ritter vom Heiligen Grab zu Je rusalem.




      Allerdings schon die Mustersendung im Wert von 14,5 Millionen Dollar flog auf. Das Schriftstück des Vatikans wurde später in Ledls Wohnung sichergestellt. Doch der Vatikan blockierte die Er mittlungen. Erst 1973, Tisserant war tot, empfing man drei FBIBeamte in Rom.




      Die Beamten hatten das Schriftstück dabei. Es war echt, die Priester bestätigten das. Dann erklärten sie den FBIBeamten, daß der Vatikan ein souveräner Staat sei und sie das Gespräch als "inoffiziell" betrachteten. Danach wünschten sie den Beamten einen guten Heimflug.




      Palermo, 1993: Das Hotel "La Torre" befindet sich etwas ausserhalb der Stadt. Die Hotelterrasse, mit Blick aufs Meer, wird plötzlich von acht schwerbewaffneten Männern eingenommen. Es sind die Bodyguards von Leoluca Orlando, Kopf der AntiMafiaPartei La Rete, für die er auch im römischen Parlament sitzt.




      Orlando war Mitte der achtziger Jahre für fünf Jahre Bürgermeister von Palermo. Jetzt wurde er wiedergewählt. Aber schon seit seiner ersten Amtsperiode ist er die Nummer eins auf der Todesliste der Cosa Nostra und lebt schwerbewacht an geheimgehaltenen Orten. Trotzdem entging er Weihnachten 1992 nur knapp einem Attentat. Orlando sieht müde aus, gehetzt, hat dunkle Ränder unter den Augen. Er setzt sich auf einen Stuhl, mit dem Rücken zum Meer. Sofort stellt sich einer der Bodyguards hinter ihn. "lch bin ein prak tizierender Katholik", sagt Orlando, "aber diesen Ritterorden muß die Kirche schließen."




      Orlando weiß, wovon er spricht: Sein Vater steht noch im Mitgliederverzeichnis der sizilianischen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, ist aber wegen der MafiaConnection des Ordens mittlerweile ausgetreten. "Die Kirche muß kämpfen. Aber nicht mehr der Kommunismus ist der Feind, sondern geheimbündlerische Logen und Orden wie die P 2, das Opus Dei oder der Ritterorden vorn Heiligen Grab Feinde also innerhalb der Kirche, oft als Bischöfe verkleidet."




      Zum Beispiel der Bischof von Montreale, Salvatore Cassisa, Grossprior der sizilianischen Grabesritter: Millionenbeträge aus windigen Grundstücksspekulationen mit Mafiosi wanderten auf sein Konto bei der Vatikanbank, so kann man es in der italienischen Presse lesen. Als 1993 ein Pater in Palermo von einem Mafiakommando erschossen wird, schreiben acht Priester an den Papst und weisen darauf hin, daß der Bischof Cassisa Mafiakontakte hat.




      Oder Graf Arturo Cassina, jahrzehntelang Statthalter der sizilianischen Grabesritter: grösster Grundbesitzer auf der Insel. Wo immer in Palermo gebaut wird, hat Cassina die Finger im Spiel und mit ihm, so heißt es, die Cosa Nostra. Orlando verweist auf das Schicksal seines Vorgängers: Giuseppe Insalaco. Der frühere Bürgermeister von Palermo führte Tagebuch. Aus einer Eintragung Mitte Januar 1988 geht hervor, daß er Graf Cassinas mafiosen Machenschaften auf der Spur war, die ihn zum Ritterorden führte. Insalaco vertraute sich nicht nur seinem Tagebuch, sondern auch dem Geheimdienstchef Siziliens, Bruno Contrada, an. Der sitzt mittlerweile wegen seiner Mafiaverbindungen im Gefängnis. Aber da von konnte Insalaco damals nichts wissen. Ebensowenig konnte er wissen, daß Contrada auch ein Grabesritter ist. Wenige Tage nach dieser Tagebucheintragung starb Insalaco im Kugelhagel der Mafiakiller.




      Im Heiligen Land



      Jerusalem, 1993: In der Grabeskirche geben sich die Anhänger der verschiedenen christlichen Konfessionen und Strömungen die Türklinke in die Hand. Ein Gottesdienst folgt dem anderen, der erste beginnt morgens um fünf. In der Stadt leben 10 000 Christen. Im gesamten Heiligen Land, das sich für die Christen aus Isräl, dem GazaStreifen, der Westbank und Jordanien zusammensetzt, sind es 65 000. Sie sind eine Minderheit. Doch im Namen des Papstes sollen sie die Fahnen der katholischen Kirche hochhalten. Das kostet Geld.




      "Über Geld rede ich nicht", sagt Michel Sabbah. Der schmächtige Mann mit der braunen Hornbrille ist Palästinenser und der Lateinische Patriarch von Jerusalem und damit nach dem Kar dinalgrossmeister der ranghöchste Grabesritter. Wieviel Geld überweisen ihm die "Krieger Christi"? "No comment!" sagt Sabbah. Dann erwähnt er zögerlich ein Altenheim, eine Schule, dafür würde das Geld verwendet. Das meiste zumindest. "Als Orden vom Heiligen Grab mischen wir uns nicht in die Politik ein", sagt Sabbah, "aber jeder Ritter tut in seinem eigenen Leben, je nach Stellung und Beruf, alles, was er kann, um eine positive Entwicklung zu erreichen." Im politischen Konflikt zwischen Isrälis und Palästinensern steht er auf der Seite der Araber: "Wir müssen das gleiche Leid ertragen. Und wenn man mit den gleichen Problemen zu kämpfen hat, schweißt das die Menschen eben zusammen."




      Die Hilfe der Grabesritter im Heiligen Land ist nicht nur soziales Engagement, sondern auch Wahrung christlicher Ansprüche. "lch kann mir vorstellen, daß die Isrälis nicht immer alles gerne sehen, was wir dort tun und was wir dort möchten", sagt Bischof Anton Schlembach, Grossprior der deutschen Grabesritter. "Aber Konflikten würden wir nicht aus dem Wege gehen, im Gegenteil, man muß unter Umständen auch mal etwas durchfechten." Und "Herr Augustinus", Heinrich Maria Graf Henckel von Donnersmarck, sagt kurz und bündig: "Der Orden ist kein Mädchenpensionat."




      Mitarbeit: Angela Klose und Maria Galluzzo Do., 24. März, in der ARD um 20.15 Uhr. "Das Geheimnis der Grabesritter" Ein Film von Egmont Koch und Oliver Schröm




      Mafia, P 2 und die Ritter



      In Italien hat mittlerweile der Kampf gegen Korruption einen Namen: Operation "Saubere Hände". Mutige Mailänder Staatsan wälte ermitteln gegen prominente Politiker und mächtige Staatsdiener. Zum Beispiel gegen die früheren Ministerpräsidenten Giulio Andreotti und Amado Forlani und gegen den ehemaligen SisdeGeheimdienstchef Siziliens, Bruno Contrada.




      Andreotti wird verdächtigt, mit der Mafia kooperiert und einen Mord in Auftrag gegeben zu haben, Forlani ist in einen Schmiergeldskandal verstrickt, und Contrada sitzt im Gefängnis, weil er ein Maulwurf der Mafia sein soll. Aber die drei haben auch noch andere Gemeinsamkeiten: Sie sind Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem.




      Das Grossmeisteramt, die oberste Ordensleitung in Rom, mußte mittlerweile die geheimen Mitgliederlisten an die Staatsanwaltschaft aushändigen. Die Ermittlungen laufen noch. Ein Blick in die Listen ergibt: Einfädler, Nutzniesser und Hintermänner nahezu aller grosser Finanzskandale und politischer Machenschaften der letzten 25 Jahre sind oder waren im Ritter orden vertreten. Die spektakulärsten Bankpleiten gehen zwar auf das Konto der Mafiafinanziers Michele Sindona und Roberto Calvi, Rechtsterrorismus und Putschversuche auf das von Licio Gelli, Faschist und Grossmeister der mittlerweile verbotenen Freimaurerloge Propaganda Dü (P 2) in der zweiten und dritten Linie jedoch wimmelt es von Grabesrittern.




      Michele Sindona wurde von Baron Massimo Spada, damals Vatikanbankchef und Grabesritter, in die Gesellschaft der Hochfinanz eingeführt. Später wurde Sindona Berater der Vatikanbank IOR, für ihn die ideale Geldwaschanlage, bis man ihn 1980 in den USA wegen betrügerischen Bankrotts zu 25 Jahren Gefängnis verurteilte. In Italien wurde auch gegen Sindona ermittelt. Baron Massimo Spada, Sindonas alter Mentor, Luigi Mennini, Generalsekretär des IOR, und Mario Barone, Direktor des Banco di Roma, wurden verhaftet. Alle drei sind Grabesritter. Als Sindona 1986 nach Italien ausgeliefert wurde, wollte er auspacken. Am 21. März 1986 lag er tot in seiner Gefängniszelle: Rattengift im Kaffee.




      1981 kamen die dunklen Machenschaften der geheimen Freimaurerloge Propaganda Dü (P 2) ans Licht: Logenmeister Licio Gelli hatte Wirtschaftsbosse, Kardinäle, Militärs und Politiker um sich geschart. Er wollte "einen unblutigen Staatsstreich mit Hilfe der Kirche". Dennoch wurde der Bombenanschlag von Bologna, bei dem 85 Menschen starben, der P 2 zugeschrieben. Über den Skandal stürzte die Regierung Forlani, die P 2 wurde verboten. Aber einige Logenmitglieder waren längst im Ritterorden organisiert, allen voran Gellis Adlatus Umberto Ortolani.




      Die Vatikanbank befindet sich in einer Festung. Auf den ersten Blick ist es eine Bank wie jede andere. Aber daß die Vatikanbank keine normale Bank ist, verrät schon ihr Name: Institut für religiöse Werke, kurz: IOR (Istituto per le Opere di Religione). Der exklusive Kundenkreis: Bürger des Vatikanstaats oder Diplomaten sowie Angehörige der Kurie und des italienischen Hochadels und Leiter religiöser Orden. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist die Leitung der Bank durchgehend in den Händen von Grabesrittern: zürst Baron Massiom Spada, der für das IOR in diversen Aufsichtsräten italienischer Banken (und dazwischen im Gefängnis) sass, dann Generalsekretär Luigi Mennini und Chefbuchhalter Pellegrino de Strobel.




      Wegen illegaler Geldtransfers kommt die Vatikanbank hin und wieder in die Schlagzeilen. Weil der Vatikan seit Abschluss der Lateranverträge mit Mußolini ein eigenständiger Staat ist, ist das IOR nicht an die italienischen Devisengesetze gebunden. Bankangestellte römischer Banken beispielsweise bringen Bar geldsummen zum IOR und deponieren es dort auf den Namen einer Person, die ein Konto unterhält. Das IOR wiederum überweist dann die Summe auf das Konto des ursprünglichen Besitzers, am liebsten bei einer Schweizer Bank.




      1982 war die Vatikanbank im Zusammenhang mit dem 1,4MilliardenDollarBankrott des Banco Ambrosiano in die Schlagzeilen geraten. Die Riesensumme war mit Hilfe von Garantiebriefen der IORBanker am internationalen Finanzmarkt zusammengerafft worden und anschließend in karibischen Briefka stenfirmen verschwunden. Eigentümer der Tarnfirmen war das IOR.




      Der Heilige Stuhl ließ verkünden: Das IOR sei unschuldig und Opfer finsterer Machenschaften geworden. Eine siebenköpfige interne Kommission, darunter Grabesritter Herman Josef Abs und Kurienkardinal Maximilien de Fürstenberg, damals Grossmeister des Ritteror dens, sollten die Affäre Ambrosiano/IOR untersuchen. Ein Jahr lang prüften Grabesritter Abs und de Fürstenberg das Geschäftsgebaren ihrer Ordensbrüder, der IORManager Mennini und de Strobel. Das Ergebnis stand am 1. Juni 1984 im L`Osservatore Romano, dem Verlautbarungsorgan des Vatikans: "Das IOR trägt keine Verantwortung an dem Zusammenbruch des Banco Ambrosiano."




      Aber die Mailänder Staatsanwaltschaft ermittelte weiter. Im Februar 1987 erließ sie Haftbefehl, unter anderem gegen die beiden IORManager Mennini und de Strobel. Der Vorwurf: Beihilfe zum betrügerischen Bankrott des Banco Ambrosiano. Die beiden entzogen sich der Haft, indem sie ihren Wohnsitz in den Vatikanstaat verlegten.




      L`Osservatore Romano hatte am 30. Juni 1989 eine neunzehn Zeilen lange Meldung veröffentlicht. Reform in der Vatikanbank: Fünf anerkannte Finanzexperten wurden in den neu eingerichteten Aufsichtsrat des IOR berufen die Konseqünz aus den "unglücklichen" Verwicklungen des IOR in den letzten Jahren, heißt es später. Zu dem erlauchten Kreis gehört auch der deutsche Theodor E. Pietzcker, ehemaliger Direktor der Deutschen Bank in Essen. Wie das? "Ich bin katholisch", sagt Theodor E. Pietzcker. Er ist aber auch Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem, wie auch ein weiteres Mitglied des IORAufsichtsrats. Und im IORKardinalsrat, der die Aufsichtsräte beruft, sitzen Grabesritter. "purer Zufall", sagt Theodor E. Pietzcker.




      Trotz Aufsichtsrat steckt die Vatikanbank wieder in einem Finanzskandal. 150 Millionen Mark an Schmiergeldern haben Manager des FerruzziKonzerns an Politiker der einstigen Regierungsparteien bezahlt. Mittendrin in der Bestechungsaffäre steht Grabesritter Arnaldo Forlani und die Vatikanbank samt Aufsichtsrat. Das IOR soll für eine Provision von zehn Millionen Mark die illegalen Gelder auf Konten in Luxemburg weitergeleitet haben. Die zwei Topmanager der beteiligten Firmen haben sich im vergangenen Sommer umgebracht.


      Quelle:
      www.zeit.de


      ;) ;) ;)
      Avatar
      schrieb am 05.03.03 20:33:59
      Beitrag Nr. 5 ()
      Mord im Vatikan

      Noch immer gibt es Zweifel am Tod zweier Schweizergardisten




      Die Schweizergardisten Cédric Tornay und
      Alois Estermann














      Die Vatikan-Connection - Giuseppe Ferraras Film über "Die Banker Gottes"

      Es ist der Abend des 4. Mai 1998, kurz nach 21 Uhr. Tatort: Vatikan. Unweit der Gemächer des Papstes werden drei Leichen gefunden. Ein Schweizergardist soll seinen Vorgesetzten und dessen Frau getötet haben. Danach begeht er angeblich Selbstmord. Das vermeintliche Motiv des 23-jährigen Cédric Tornay: Rache für eine verweigerte Auszeichnung durch seinen Kommandanten Alois Estermann. Soweit die Version, die der Vatikan nur wenige Stunden nach der Tat präsentierte. Zwei Tage später bekräftigt Vatikan-Sprecher Joaquin Navarro-Valls diese Lesart noch einmal: "Es war ein Anfall von Wahnsinn. Die Tat einer gestörten Persönlichkeit, die auffallen wollte, die unter ungenügender Anerkennung gelitten hat."





      "Die Drahtzieher sind unerkannt"



      Luc Brossollet








      Internetseite Vatikan

      Doch schon bald kommen Zweifel auf. Vier Gläser sollen auf dem Tisch gestanden haben - gab es einen vierten Mann? Wieso hat niemand Schüsse gehört? Es wurde sogar der Verdacht laut, dass der Vatikan vertuscht, Beweise gefälscht oder gar gelogen haben soll. In ihrem in Italien erschienenen Buch "Assassinati in Vaticano" ("Ermordet im Vatikan") behaupten die beiden französische Juristen Jacques Vergès und Luc Brossollet, der vermeintliche Mörder sei selbst ermordet worden. Im Auftrag der Mutter von Cédric Tornay sollen sie Licht ins Dunkel der Affäre bringen.

      Für Luc Brossollet handelt es sich eindeutig um ein Komplott. "Die Drahtzieher und Mörder sind bisher noch unerkannt", sagt er. Man müsse befürchten, dass sie immer noch frei herumlaufen, sich im Vatikan befinden würden. "Wir sind sicher, dass Cédric ermordet wurde und die Estermanns auch", meint Brossollet. "Der vermeintliche Mörder ist also selbst ein Opfer." Um die Unschuld Tornays zu belegen, haben die Anwälte zahlreiche Beweise vorgelegt. Unter anderem eine Kugel, die intakt ist, die keinerlei Schürf- und Druckstellen aufweist: "Sie muss, wenn sie die Mordkugel sein soll, Schockspuren tragen", erklärt Luc Brossollet. "Aber diese Kugel zumindest hat keinerlei schweres Hindernis durchlaufen."





      Ausgeschlagene Zähne



      Abschiedsbrief von Tornay








      Weltliteratur auf dem Index - Ein Blick in die geheimen Archive des Vatikans

      Die vatikanische Version des Selbstmords mit gesenktem Haupt haben Schweizer Experten inzwischen ebenso widerlegt wie den Schussverlauf. Hätte sich Tornay auf diese Weise erschossen, hätte die Kugel die beiden Halswirbelknochen in Splitter aufgelöst. Das war aber nicht der Fall. Eine zweite Autopsie zeigt: Tornays Kopf muss im Moment des Schusses nach hinten gelehnt gewesen sein. Und noch ein Indiz spricht laut Brossollet gegen den Selbstmord: "Das in der Lunge gefundene Blut stammt vom Bruch des Felsenbeins an der Schläfe", sagt er. Für Brossollet ein Beweis, dass Cédric zuerst niedergeschlagen und dann erschossen wurde, dass er bereits im Koma lag, als er geschossen haben soll. "Außerdem deuten ausgeschlagene Zähne darauf hin, dass die Waffe ihm mit Gewalt in den Mund gesteckt worden ist", sagt der Anwalt. "Es ist also mehr als sicher, dass die Theorie des Vatikans nicht der Wahrheit entspricht."

      Auch der Abschiedsbrief Cédric Tornays ist einem Gutachten zufolge eine Fälschung. Dafür sprechen viele Indizien. So hat Tornay nie von "Le pape", also vom Papst, sondern immer vom Heiligen Vater gesprochen. Außerdem verabschiedet er sich am Ende des Briefes von seinen Schwestern und seinem Vater, vergisst aber seine Verlobte und seine Halbbrüder. Und von deren Existenz, so Brossollet, habe niemand im Vatikan gewusst.





      Der Rest ist Schweigen



      Literaturagentin Monika Lustig



      Schwere Vorwürfe, denen der Vatikan entgegentreten müsste. Doch die einzige Reaktion bis heute ist ein Untersuchungsbericht neun Monate nach der Tat, der die erste These vom Selbstmord Tornays bestätigt. Der Rest ist Schweigen. Nach den öffentlichen Vorwürfen der Anwälte vor wenigen Tagen räumte man zwar ein, ungeklärten Fragen nachzugehen - doch bisher tat sich nichts. Auch Kulturzeit hat auf Interviewanfragen eine Absage erhalten.

      Sollte die vatikanische Theorie eines Rachemordes also eine Lüge sein? Soll von angeblichen Mafiakontakten der Schweizergardisten, illegalen Geld- und Waffengeschäften Estermanns und seiner Frau sowie deren Mitgliedschaft im Opus Dei abgelenkt werden? Geistliche, die anonym bleiben wollen, bestätigen dies in ihrem Buch "Bugie di sangue in Vaticano" ("Blutlügen im Vatikan"). Die Literaturagentin des Verlags, Monika Lustig, spricht stellvertretend: "Eine maßgebliche Rolle wird der seit Jahrzehnten schwelende und zum Teil ausgetragene Machtkampf zwischen Opus Dei und den Geheimlogen im Vatikan gespielt haben", mutmaßt sie. Estermann und Tornay hätten da im Wege gestanden. "Tornay, das hatte er seiner Mutter anvertraut, hatte zusammen mit zwei Kollegen aus der Schweizer Garde schon vor Zeiten eine Untersuchung über die Präsenz des Opus Dei im Vatikan begonnen."





      Machtstreben und Erpressung



      Foto von Cédric Tornay








      Vatikan-Bücher bei KAOS Edizioni

      Wurde das dem jungen Schweizergardisten zum Verhängnis? Ist der Opus Dei-nahe Estermann den zahlreichen Geheimlogen zu schnell zu mächtig geworden? Es bleibt bei Spekulationen, endgültige Beweise gibt es nicht. Doch ein Insiderbericht des inzwischen verstorbenen Prälaten Luigi Marinelli über Machtstreben und Erpressung im Umfeld des Heiligen Stuhls bringt totalitäre Umgangsformen und mafiose Machenschaften im Vatikan an den Tag. Marinelli war Mitautor des Enthüllungsbuchs "Via col vento in Vaticano" - wörtlich übersetzt "Vom Winde verweht im Vatikan", auf Deutsch erschienen unter dem Titel "Wir klagen an: zwanzig römische Prälaten über die dunklen Seiten des Vatikans". Sein Urteil ist hart: "Karrieristen und Freimaurer, wo man nur hinschaut im Vatikan. Das dürfen wir nicht länger hinnehmen."

      Der Vatikan schweigt. Und das hat Tradition. Selbst das Attentat auf Papst Johannes Paul II. 1981 und nicht zuletzt der spektakuläre Mord am Bankier Gottes, Roberto Calvi, wurden nie endgültig aufgeklärt. Der Vatikan wirkt wie sein eigener Souverän, der seine eigenen Gesetze macht. Kontroll- und Beschwerdeinstanzen scheinen nicht zu existieren, Mitbestimmung ist nicht vorgesehen, nur Gnade und Gehorsam.

      Von einem weltlichen Rechtsstaat ist der Vatikan weit entfernt, findet auch Luc Brossollet: "Das Justizsystem des Vatikans ist alles andere als demokratisch. Man macht und erlässt Gesetze im Namen Gottes und eben nicht im Namen des Volkes. Und um das zu machen, bedient man sich eines alten Codes, dem faschistischen Code aus der Zeit Mussolinis, der immer noch in Kraft ist." Er fordert den Vatikan auf, den Fall neu aufzurollen und eine unabhängige Untersuchung des Mordfalles Estermann außerhalb des Vatikans zu veranlassen. Denn bisher gab es weder einen Prozess im Mordfall Estermann noch hat man die italienischen Behörden eingeschaltet. Weigert sich der Vatikan weiterhin, wollen sich die Mutter des Schweizergardisten und die Anwälte an die Schweizer Justiz wenden.




      http://www.miprox.de/Sonstiges/Mord_im_Vatikan.html


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      schrieb am 05.03.03 20:39:15
      Beitrag Nr. 6 ()
      Das hat es, es ist bestimmt schon zehn Jahre her, eine interessante Dokumentation im WDR-Fernsehen gegeben.

      Danach hätte Calvi, ca. 70-jährig, um an die Stelle zu gelangen, an der er erhängt aufgefunden wurde, einen 4-meter-Sprung aus dem Stand gemacht haben müssen.

      Mit jeweils einem Ziegelstein in jeder Jackentasche.
      Avatar
      schrieb am 05.03.03 20:53:57
      Beitrag Nr. 7 ()
      Unerreichbar für weltliche Richter

      Der Haftbefehl gegen Erzbischof Marcinkus lenkt den Blick wieder auf die Verwicklung der Vatikanbank in einen fünf Jahre alten Finanzskandal

      SZ 27. Feb. 1987

      Rom, 26. Feb.

      Wer hinter jener vatikanischen Behörde, welche sich Instituto per le Opere di Religione nennt, ein frommes Amt vermutet, liegt völlig falsch: Bei dem in internationalen Finanzkreisen vornehmlich als IOR bekannten Institut handelt es sich um die von Papst Pius XII, im Jahre 1942 gegründete amtliche Bank des Vatikanstaats, die in den letzten Jahren sowohl durch gewagte Kreditgeschäfte im Ausland als auch durch ungewöhnliche interne Geschäftspraktiken, welche schweizerischen und deutschen Bankfachleuten die Haare zu Berge stehen ließen, ins Gerede gekommen ist. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft von Mailand gegen den seit 16 Jahren amtierenden Verwaltungsratsvorsitzenden der IOR, den Herrn Erzbischof Paul Marcinkus, einen gebürtigen Amerikaner mit vatikanischem Diplomatenpaß, sogar einen regelrechten Haftbefehl erlassen wegen Beihilfe zu betrügerischem Bankrott.
      ........

      Am Rande des Bankrotts

      Die italienischen Strafverfolgungsbehörden sind nunmehr offenkundig zu dem Schluß gekommen, dass Marcinkus und seine engsten Mitarbeiter in der Direktion der Bank von den größtenteils illegalen Devisengeschäften des Mailänder Geschäftsfreundes und Partners Calvi genau Bescheid wußten und dass sie ihm mit sogenannten Patronatsbriefen sogar behilflich waren, sich bei überseeischen Banken fortlaufend neuen Kredit zu verschaffen. Als man nach Calvis Tod - den nach Ansicht vieler die sizilianische Mafia verursacht haben soll, mit der Calvi ebenfalls enge Geschäftsbeziehungen unterhielt - zum Kassensturz schritt, meldeten 250 in aller Welt Ansprüche von 1,3 Milliarden Dollar an.
      Die Vatikanbank stritt jede Verantwortlichkeit für die Schulden des Geschäftsfreundes Calvi ab.
      .........
      Die Kirche geglich 242 Millionen Dollar - obwohl der Vatikanstaat schon damals tief in den roten Zahlen steckte.


      Ich erspare mir jetzt, den ganzen Text abzutippe.: Für Interessierte: Ausgabe Süddeutsche Zeitung vom 27.2.87 - Korrespondent Klaus Arnsperger
      Avatar
      schrieb am 05.03.03 20:58:28
      Beitrag Nr. 8 ()
      Soll natürlich heißen: meldeten 250 Banken in aller Welt
      und Die Kirche beglich 242 Millionen Dollar
      Avatar
      schrieb am 05.03.03 21:23:33
      Beitrag Nr. 9 ()
      Nazis, CIA und der Vatikan:

      Das Fundament einer neuen Weltordnung

      Am 10. August 1944 trafen sich im Straßburger Hotel ªMaison Rouge´ klammheimlich führende Vertreter des Dritten Reiches, Vertreter der deutschen Industrie, des Geheimdienstes SD und des Rüstungsministeriums, um endgültig Pläne in die Tat umzusetzen, die vermutlich ebenfalls seit 1943 existierten. Während Goebbels noch immer Endsiegparolen ausgab und Hitler nach wie vor und erst recht an das tausendjährige Reich, an ein auf seine Weise entrümpeltes und vereintes Europa glaubte, wurde in der Maison Rouge ein weitsichtiger Entschluß gefaßt, nämlich ein Gutteil des Reichskapitals in neutralen Ländern zu verstecken, weniger wohl zur Beseitigung des Geldüberhanges nach der Niederlage, sondern ªdamit nach der Niederlage wieder ein starkes deutsches Reich entstehen´ könne, wie es im sogenannten Straßburger Protokoll heißt. Ein halbes Jahr vor Kriegsende, damals also noch unter der Kontrolle von Nazi-Größen, wurde dann tatsächlich bereits damit begonnen, enorme Summen ausser Landes zu schleusen. Die Schätzungen (etwa der russischen Prawda) gingen bis zu fünf Milliarden Dollar allein in Schweizer Banken eingelagerten deutschen Volks- und Reichsvermögens,1007 sieht man von den Kriegsgewinnen diverser Banken ab, die über die Bank von Hermann Abs nach Argentinien transferiert und später von Tarnorganisationen wie der World Commerce Corporation sozusagen unter dem Schutz eines euro-amerikanischen Geheimdienst-Konsortiums in irgendeiner Weise reinvestiert worden waren.

      Einige Vorarbeiten für die später mehr oder weniger gerüchteweise unter dem Namen ªODESSA´ bekannt gewordenen Operationen hatte sicherlich auch der im Zusammenhang mit den Aktivitäten Allen W. Dulles` schon erwähnte Schweizer Francois Genoud im Verein mit einer unter Einfluß Martin Bormanns eingerichteten und bis Ende der vierziger Jahre existierenden Firma Gebr. Diethelm geleistet. Genoud verfügte bereits 1943 über die für eine derartige Operation notwendigen Verbindungen zur Bankenwelt, aber auch ins aufnahmebereite Ausland. So hatte Genoud schon 1936 die Basis für seine vielfältigen Beziehungen zum Nahen Osten und zur Arabischen Welt gelegt, als er im Zuge einer ausgiebigen Nahostreise die Bekanntschaft des Großmuftis von Jerusalem und Hitler-Verehrers Al-Husseini gemacht hatte. Unmittelbar nach Kriegsende war Genoud wesentlich daran beteiligt, die Operation des nach wie vor bestehenden Nazi-Netzwerkes nach Lateinamerika, insbesondere nach Argentinien auszudehnen, wobei auch Hans-Ulrich Rudel eine Rolle spielte und die Operationsbasis für Klaus Barbie ebenso geschaffen wurde wie für den späteren Großmeister der Propaganda due, Licio Gelli.

      Ebenfalls eine nicht unwesentliche Rolle spielte dabei auch der verhinderte Gralssucher und Mussolini-Befreier Otto Skorzeny, der aller Wahrscheinlichkeit nach schon während des Krieges als Einflußagent vor allem der britischen Dienste tätig war, und dem nach dem Krieg die Aufgabe zugewiesen wurde, die Übergabe diverser SS- und Abwehrnetzwerke in die Hände der angloamerikanischen Dienste OSS bzw. CIA und SIS zu organisieren. Wie Genoud hatte auch Skorzeny, der mit einer Nichte von Hjalmar Schacht verheiratet war, die in den siebziger und achtziger Jahren zusammen mit Genoud in verschiedene Finanzschiebereien verwickelt war, zahlreiche Verbindungen in den Nahen Osten. Seine Nachkriegsoperationen erstreckten sich beispielsweise auf König Faruks Ägypten, König Senussis Libyen und durch Kontakte mit der Familie Khalil auf Kuwait. Dank dieser Verbindungen, vor allem zur Familie Khalil, war Skorzeny in der Lage, eine Reihe von Projekten im Nahen Osten zu finanzieren. So etwa wirkten ein Sohn der Familie Khalil und Skorzeny nach dem Krieg gemeinsam an dem ägyptischen Raketenbauprogramm mit. Der 1975 verstorbene ehemalige Generalmajor der Waffen-SS, der nach dem Krieg von Spanien aus operierte, war unter anderem der Begründer der Organisation ªCedade´ (Circulo Espanol de Amigos de Europa = Kreis der Freunde Europas), die eine wesentliche Rolle im Netzwerk einer der wichtigsten Nazi-Nachkriegs-organisationen spielte, der ªNeuen Europäischen Ordnung´, die nach wie vor eine wichtige Kontaktstelle innerhalb der Schwarzen Internationalen ist.1008 Zusammen mit einem Mitarbeiter namens Wermuth baute Skorzeny ein internationales Netz logistischer und finanzieller Beziehungen aus, das vielfach mit Genouds Aktivitäten zusammenfiel. Mit seiner Madrider Firma ADSAP war Skorzeny zum Beispiel in zahlreiche Waffen- und Drogenschmuggel-Operationen nach Wien und Paris beteiligt, über die in den sechziger Jahren die Finanzierung sowohl der französischen OAS als auch der algerischen FLN abgewickelt wurde. Genouds wie Skorzenys Operationen überlappten sich teilweise mit den Aktivitäten der Nazi-Terror-lnternationale mit den Schlüsselpersonen Stefano della Chiaie, Klaus Barbie, Joachim Fiebelkorn und den türkischen ªGrauen Wölfen´, ebenso wie mit den Aktivitäten der Moslembrüder und palästinensischen Organisationen. Doch das gehört schon fast zur Gegenwart. Zunächst galt es, nicht nur jene gewaltigen Summen in Sicherheit zu bringen, sondern auch Tausende von SS- und NS-Führern ins sichere Ausland zu evakuieren, vorzugsweise nach Marokko, Spanien und Lateinamerika, und den Nazi-Apparat international zu regruppieren.

      Ob auch von diesem Geld tatsächlich etwas in das Wirtschaftswunderland Deutschland zurückgeflossen ist, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Sicher indessen ist, daß im Laufe von eineinhalb Jahren mit einem Teil des ins Ausland transferierten Kapitals mindestens 750 getarnte Firmen in der Schweiz, in Portugal, Spanien, Argentinien und in der Türkei erworben wurden. Ein Teil des Nazi-Geldes wurde für Tausende NS-Exilanten zum Grundstock ihrer zweiten Existenz, ein Gutteil davon floß in die Kassen des Vatikans, in die Taschen lateinamerikanischer Diktatoren, allen voran der Argentinier Peron, und vor allem auch in die Taschen eines Mannes namens Licio Gelli, den man bald darauf ªIl Burratinaio´ nennen sollte, den ªMann, der die Puppen tanzen läßt´, dem Juan Peron nach seiner Rückkehr an die Macht im Beisein von Italiens Ministerpräsident Andreotti auf den Knien dankte, der Mann, der Zugang zu allem und jedem im Vatikan haben wird, der Mann, der für die CIA arbeitete, der beim Antrittsball Reagans als Ehrengast glänzte: Licio Gelli, Malteserritter, Papstmacher, Großmeister der Freimaurerloge Propaganda due.

      Abgesehen von den von Genoud und anderen Organisationen wie möglicherweise ªODESSA´ getroffenen organisatorischen Vorbereitungen, waren es vor allem der Vatikan und einzelne Fraktionen der angloamerikanischen Geheimdienste, die es Tausenden Nazis ermöglichten, sich über die von den angloamerikanischen Geheimdienstlern ªRatlines´ genannte ªKlosterroute´ zwischen Österreich, Italien, Lateinamerika, Kanada, Australien und den USA in Sicherheit zu bringen, während die Behörden von Westdeutschland, Italien, Österreich, Frankreich, der USA und der Sowjetunion zumindest offiziell damit beschäftigt waren, nach Nazi-Verbrechern zu fahnden.1009

      Die alte Mär, wonach es die geheimnisvollen SS-Organisationen ODESSA und DIE SPINNE gewesen seien, die die Massenflucht der Volksgenossen organisiert hätten, entspringt indessen eher den romantisierenden Vorstellungen von Romanautoren oder diente gezielter Desinformation.1010 Auch die vielfach vertretene Meinung, die aus den Tagen der mißglückten Friedensinitiativen herrührenden engen Kontakte zwischen SS und dem Vatikan seien der Grund gewesen, ist nur die halbe Wahrheit.

      Ein Teil der Wahrheit aber ist es sicher, daß der Vatikan entweder von sich aus im Kalten Krieg mitmischen wollte oder, was auf jeden Fall später der Fall war, von den Briten und den Amerikanern benutzt wurde. Und Tatsache ist auch, daß der spätere Papst, der vatikanische Unter-Staatssekretär Montini, bereits während des Krieges von Papst Pius XII. damit beauftragt worden war, einen spezifischen vatikanischen Nachrichtendienst aufzubauen, vorgeblich, um sich um Vermißte, Flüchtlinge, und Kriegsgefangene zu kümmern, in Wirklichkeit aber, um sich für die aktive Teilnahme am unvermeidlichen Endkampf gegen den Bolschewismus vorzubereiten und eine katholische Armee für den bevorstehenden Endkonflikt zu rekrutieren.1011

      Tatsache ist auch, daß sich bei Kriegsende zuallererst und in erster Linie der Vatikan um ehemalige Nazis sorgte. Und daß die Nazis nur aus humanitären und seelsorgerischen Gründen vatikanischer Hilfe und vatikanischer Reisedokumente teilhaftig geworden wären, ist bestenfalls eine Sonntagspredigt mit Märcheneinlage. ªDie Beweise bestätigen, daß eine kleine Clique von Vatikan-Angehörigen die Massenevakuierung faschistischer Flüchtlinge [...] organisierte. Unter der Leitung von Papst Pius Xll. überwachten vatikanische Würdenträger wie Monsignore Montini [...] eine der größten Justizbehinderungen in der modernen Geschichte.´1012 Bei der kleinen Clique handelt es sich zunächst um den aus Osterreich stammenden Bischof Alois Hudal, dem Rektor des Pontificio Santa Maria dell Anima, eines der drei Priesterseminare in Rom. Er war den Nazis kein Unbekannter. Er hatte öffentlich Hitler unterstützt und sich sogar in einem Buch mit den Vorzügen des Nationalsozialismus befaßt. Er organisierte die ersten Ratlines, die Nazi-Verbrecher über Österreich nach Genua und von dort in die Freiheit lateinamerikanischer oder arabischer Länder führten, versehen mit italienischen Identitätsausweisen, gefälschten Geburtsurkunden und Visa sowie Internationalen Rot-Kreuz-Pässen: beispielsweise Franz Stangl den Kommandanten von Treblinka, Gustav Wagner, Kommandant von Sobibor, Alois Brunner, Adolf Eichmann, Richard Klement, um nur einige zu nennen.1013 Auch Walter Rauff, der unmittelbar nach Kriegsende von der britisch-amerikanischen Special Counter Intelligence Einheit (SCI-Z) rekrutierte SS-Kontakt zu Dulles, war unter Hudals Klienten, der es ihm insofern dankte, daß er sich selbst an der Organisation der Rattenpfade beteiligte und einen Teil der dafür notwendigen Finanzen beisteuerte. ªAbgesehen von Rauffs Kontakten zu den Amerikanem und dem Vatikan auf hoher Ebene, dürfte sein Hauptanteil an Hudals Schmuggelsystem finanzieller Natur gewesen sein. Der Mann, der einst das Programm mit den mobilen Gaskammer-Lastwagen überwachte, wurde nun zum Geldwäscher, gemeinsam mit seinem früheren SS-Kollegen Frederico Schwendt. Schwendt gilt als einer der größten Geldfälscher der Geschichte: Während des Krieges hatte er Millionen von falschen Banknoten im Rahmen einer SS-Operation mit dem Codenamen >Wendig< produziert.´1014 Die ursprüngliche Absicht dieser Operation war vielleicht tatsächlich die Unterminierung und wenn möglich die Zerstörung der ökonomischen Strukturen der alliierten Staaten gewesen, doch schon als sich der Ausgang des Krieges abzeichnete, wusch Schwendt das Falschgeld über verschiedene Banken in saubere westliche Banknoten: Das war das Grundkapital für dieses erste, noch relativ unprofessionelle Fluchthilfe-Netzwerk. Über den Einsatz dieses Vermögens gibt es verschiedene Versionen. Nazi-Jäger Wiesenthal meint, daß Schwendt die Gewinne direkt an Rauff weitergegeben habe,1015 während sich der einstige NS-Jugendführer Alfred Jarschel daran erinnert, der zunächst in Mailand untergetauchte Rauff sei von Bischof Hudal im Juli 1945 gebeten worden, sich mit dem neuernannten Bischof Siri in Genua in Verbindung zu setzen. Von dessen Privatsekretär habe Rauff eine beträchtliche Summe sowie einen mit einem

      syrischen Visum versehenen Rot-Kreuz-Paß bekommen. Worauf Rauff nach Mailand zurückgekehrt sei, um das Fluchthilfe-Netzwerk aufzubauen.1016 Auch hier dürfte die Wahrheit irgendwo dazwischen liegen: ªAller Wahrscheinlichkeit nach verwendete Rauff Siris Geld, um die Gewinne aus den Geldwäsche-Operationen Schwendts zu erhöhen.´1017 Sicher jedenfalls scheint zu sein, daß in den nächsten Jahren zahlreiche der am meisten gesuchten Kriegsverbrecher über Rauffs Basis in Mailand zu Hudals Pontificio Santa Maria dell Anima und von dort zu Erzbischof Siri nach Genua gelangten. Dort wurden sie dann nach Lateinamerika verschifft.

      Als 1947 Hudals Aktivitäten ruchbar wurden und zu einem Presseskandal auszuarten drohten, wurde er still und unauffällig aus dem Verkehr gezogen. Er war auch schon längst überflüssig geworden. Denn da war die Szene für eine weitaus professionellere und weitaus geheimere Operation aufbereitet, um Kriegsverbrecher und Quislingen aus sämtlichen europäuschen Ländern nicht bloß zu helfen, sondern um sie für einen neuen Krieg zu rekrutieren. ªOb nun Hudal eigenmächtig gearbeitet hatte oder nicht, seine Nachfolger waren eindeutig von höheren vatikanischen Stellen autorisiert´1018 Wie Hudal selbst, konnten sich auch seine Nachfolger dank vatikanischer Intervention alliierte Ausweise für ihre Klienten bedienen, sofern es ihnen nicht gelang, eine päpstliche Unterschrift unter einen vatikanischen Reisepaß zu bekomrnen, wie dies bei Martin Bormann der Fall war.

      Hier zeigte sich, daß der Vatikan vor allem auch dann sehr aktiv wird, wenn Geld ins Spiel der christlichen Nächstenliebe kommt. Im Fall des wohl berühmtesten Flüchtlings unter dem Schutz und Schirm des Vatikans und des damaligen Papstes, nämlich Bormanns, wurde eine erkleckliche Summe an einen Franziskanermönch deutscher Herkunft bezahlt, der an der Organisation der Klosterroute wesentlich beteiligt war. Inwieweit bei Bormann der Umstand eine Rolle spielte, daß er sich mit dem späteren Papst Pius XII. während dessen Tätigkeit als Nuntius in Deutschland recht gut angefreundet hatte, mag dahingestellt bleiben.1019 Jedenfalls präsentierte im Mai 1948, als schon längst Briten und Amerikaner die vatikanischen Ratlines übernommen hatten und in Flüchtlings- und Kriegsgefangenenlagern ehemalige Nazis für ihre Zwecke rekrutierten, der als Jesuitenpater verkleidete Bormann vatikanische Papiere, die ihn als staatenlose Person auswiesen. Sie hatten die Nummer 073.909 und trugen die Unterschrift des Papstes persönlich. Eine beinahe makabre Kuriosität am Rande: Jesuitenpater Bormann hieß nunmehr ªEliezer Goldstein´ und stammte aus Polen ...

      Damit gelangte Bormann heil nach Brasilien, und später konnten auch fünf seiner Kinder mit vatikanischer Hilfe Europa verlassen, nachdem sie einige Zeit im Kloster der Palottiner in Rom untergebracht waren.

      Ein weiterer Fall vatikanischer Nächstenliebe besonderer Art ist der des stellvertretenden Kommandanten der pronazistischen Miliz von Lyon, Paul Touvier. Nach dem Krieg wurde zweimal gegen ihn verhandelt, und zweimal wurde er zum Tode verurteilt, allerdings in Abwesenheit, denn Touvier war zunächst einmal für fünfundzwanzig Jahre aufgrund eines besonderen Geschäftes mit dem Vatikan entkommen: Nachdem er sich nach Kriegsende bereit erklärt hatte, die gesamten noch verbliebenen, aus der Plünderung jüdischen Eigentums während der Besatzungszeit stammenden Geldmittel der Miliz dem Vatikan zu übergeben, wurde ihm dessen Schutz zugesagt. Und manchmal hält der Vatikan auch, was er verspricht:

      Touvier besaß Identitätsausweise auf den Namen Paul Perthet, die darin angegebene Adresse war die des Erzbischofs von Lyon. Häufig trug Touvier/Perthet selbst eine Priestersoutane, und es gab mindestens ein Dutzend Geistliche, die sich um das Wohl des Nazis kümmerten, während die Resistance vergeblich nach ihm fahndete. 1962 tauchte er dann mit einem Gnadengesuch an den französischen Präsidenten Pompidou aus dem Untergrund des erzbischöflichen Palais wieder auf, unterstützt vom zuständigen französischen Kardinal, der sich überdies auch eifrig um für Touviers Rehabilitierung nützliche Information bemühte. Kaum wurde dieser Kardinal auf einen wichtigen Posten im Vatikan befördert, wurde Touvier auch tatsächlich begnadigt. Allerdings konnte Touvier seine Begnadigung nicht recht genießen, da Mitglieder der Resistance nach wie vor danach trachteten, die einst verfügten Todesurteile in die Tat umzusetzen. 1972 tauchte Touvier zunächst wieder unter. Dies waren nur zwei Einzelfälle, sieht man von Bormanns Verbindungen zu den finanziellen Transaktionen des Wirtschaftswunder-Bankiers Hermann Josef Abs während des Krieges ab.

      Anders verhält es sich bei dem ªPoglavnik´ (ªFührer´) der faschistischen kroatischen Ustascha und des Nazi-Marionetten-Regimes, Dr. Ante Pavelic, der vor dem Krieg für den britischen Geheimdienst gearbeitet hatte 1020 und nun von dem bereits weitgespannten britisch-amerikanischen Intermarium-Netz aufgefangen wurde. Seine Flucht wurde von Pater Krunoslav Draganovic organisiert, einem prominenten Mitglied von Intermarium 1021 zweifellos einer der Schlüsselfiguren in diesem dunklen Kapitel der Nachkriegszeit. ªDraganovic Ratlines waren eine ausgeklügelte und professionelle Operation. Sie war außergewöhnlich gut organisiert und konnte Hunderte Flüchtlinge gleichzeitig betreuen. Einer von Draganovic wichtigsten Mitarbeitern schätzt, daß mehr als 30.000 Personen von Österreich über Rom und von dort über Genua in ihre neue Heimat in Südamerika und Australien geschleust wurden. Die meisten dieser Personen hatten eine überaus dunkle Vergangenheit. Sie waren kein Teil irgendeiner

      exotischen SS-Bruderschaft: Tatsächlich waren fast alle an der Organisation dieser Ratlines Beteiligten katholische kroatische Priester.´1022 Während die Mehrheit der Intermarium-Führer führende Ex-Faschisten waren, die für den britischen oder französischen Geheimdienst und teilweise für Turkul oder direkt für die Sowjets gearbeitet hatten.1023

      Der rumänische Nazi-Außenminister Gregorij Gafencu, der polnische Botschafter beim Vatikan, Casimir Papee, Monsignor Bucko, der spirituelle Führer der ukrainischen Widerstandsbewegung, oder der frühere slowakische Außen- und Innenminister und gesuchte Kriegsverbrecher Ferdinand Durcansky waren seit Vorkriegszeiten britische Intermarium-Agenten, wieder Führer der ukrainischen Nationalisten, Stephan Bandera oder der Führer der Galizischen SS, General Shandruck, auch. 1024 Und die meisten, die über die Ratlines in Sicherheit gebracht wurden, waren auch keine Deutschen. ªDie meisten Nazi-Massenmörder waren nicht unbedingt Deutsche. Am Ende des Zweiten Weltkrieges gab es Zehntausende aus Zentral- und Osteuropa, die genauso schuldig waren wie ihre deutschen Schutzherren. Sie waren die Führer von Nazi-Marionetten-Regimes Verwaltungsbeamte, Polizeichefs und Mitglieder lokaler Polizeieinheiten, die desgleichen am Holocaust beteiligt waren. Viele von ihnen waren auf der Schwarzen Liste der Alliierten, entweder weil sie persönlich an Kriegsverbrechen beteiligt waren, oder weil sie Mitglieder von Einheiten waren, die das blutige Werk der Nazis vollbrachten.´1025 Einer von diesen war zweifellos Pavelic. Seine Ustascha stand bekanntlich im Bezug auf die von ihnen an Serben, Muselmanen und Zigeuner verübten Greueltaten den Deutschen wahrhaftig in nichts nach, ja sie trieben es vielfach in einem geradezu psychopathischen Sadismus so weit, daß es selbst manchem deutschen Besatzer zuviel wurde. ªBei diesen Greueltaten war freilich auch ein Teil des katholischen Klerus Kroatiens zur Stelle -galt es doch, die Unterwanderung durch gottlose Bolschewiken abzukehren und die heidnischen Serben dem rechten Glauben zuzuführen: So wurden allein in der Kirche von Galina 1200 Serben ermordet, die man dorthin gebracht hatte, um sie zum Katholizismus zu bekehren.´1026 Mehrere Bischöfe saßen in der Tat im Ustascha-Parlament, Kleriker fungierten als Polizeichefs und als Offiziere in Pavelic` Leibwache, wie beispielsweise der Jesuit Dragutin Kamber, der in dem Netzwerk der Nazi-Rettung neben Pater Dominik Mandic und einem Priester namens Petranovic dann eine der Hauptrollen spielte Er war Polizeichef von Doboj (Bosnien) und höchstpersönlich für den Mord an Hunderten orthodoxer Serben verantwortlich.1027 Draganovic selbst war zwar kein Massenmörder, immerhin aber auch ein gesuchter Kriegsverbrecher und einer der Hauptverantwortlichen für die Zwangsbekehrung der Serben. Darüber hinaus war er während des Krieges als Ustascha-Repräsentant nach Rom entsandt, wo er Zeit hatte, die Flucht seines Meisters Pavelic und seiner Landsleute vor jenen Leuten vorzubereiten, die nach dem Krieg nicht verstehen sollten, was Gottes eigentlicher Wille war.

      Organisatorisches Zentrum der vatikanischen Ratlines in Rom war das Institut der Bruderschaft von San Girolamo in Rom, deren Sekretär Draganovic war.1028 Dort und in Castell Gandolfo, wo sich auch der Sommersitz des Papstes befindet, hatte sich bald die gesamte Ustascha-Führung praktisch vor den Nasen der offiziellen Behörden und der Alliierten auf extraterritorialem Vatikan-Gebiet zusammengefunden.

      Geschützt und gedeckt von den Briten und mit Hilfe von Draganovic gelang es Pavelic schließlich, von Österreich nach Rom und von dort nach Argentinien zu entkommen, wo er sich eines freundlichen Empfangs durch den Gelli-Freund Peron sicher sein konnte. Vor Argentinien aus versuchte Pavelic mit Unterstützung des britischen Geheimdienstes, des Vatikans und nicht zuletzt der damaligen österreichischen Regierung, die Ustascha zu reorganisieren und eine Untergrundarmee aufzubauen, die als neue Kreuzzügler ªKrizari´ den Kampf gegen das Tito-Regime führen sollte. ªBereits 1944 hatte Pavelic begonnen, mit Hilfe katholischer Priester Gold und Devisen in die Schweiz zu transferieren. Ein Teil des von der Ustascha zusammengeplünderten Schatzes wurde von dem britischen Leutnant Colonel Johnson zur Finanzierung der Krizari nach Italien gebracht. Ein anderer Teil ging über Dragonovic nach Rom und wurde ebenfalls zur Finanzierung des Terroristen-Netzwerkes verwendet.´1029

      Dies war allerdings nur ein Teil des finanziellen Netzes, mit dem die mit Hilfe des britischen SIS reorganisierte Ustascha operierte. Über hohe kirchliche Würdenträger erhielt das Krizari-Kommando direkt vatikanisches Kapital. Etliches davon wurde dazu verwendet, um die italienische Regierung unter Alcide de Gasperi dazu zu ªbewegen´, die für den Anti-Tito-Kreuzzug notwendigen Waffen zur Verfügung zu stellen. Neben Triest war vor allem Österreich der Ausgangspunkt der meisten Aktionen. Die Hauptbasis in Österreich war Troifach, von wo aus unter der direkten Leitung von Ante Pavelic und Pater Draganovic die Terror- und Spionageoperationen gegen Jugoslawien organisiert wurden.

      Es ging dabei nicht um den Kampf gegen das Tito-Regime sondern nach wie vor um den Kampf gegen die serbische Orthodoxie. Da erhielt die Welt schon wieder eine Probe für den nächsten Akt des Welttheaters. Unmittelbar nach Kriegsende hatten Ustascha-Emissäre die päpstliche Mission in Salzburg in der amerikanischen Besatzungszone kontaktiert und angefragt, ob der Papst bereit sei, entweder die Schaffung eines unabhängigen kroatischen Staates zu unterstützen, oder eine Donau-Adria-Union, innerhalb derer sich Kroatien eine Entwicklungsmöglichkeit böte.1030 Wie die italienische Regierung unter de Gasperi, die nicht nur ihren Sicherheits- und Geheimdienstapparat für die Ratlines zur Verfügung stellte (der in diese Operationen sowieso von allem Anfang an eingebunden war), sondern zwecks Verwirklichung der Intermarium-Pläne im Verein mit Vatikan, Großbritannien und USA auch ausländische Regierungen zu unterwandern versuchte, 1031 unterstützte, wie erwähnt, auch die österreichische Nachkriegsregierung voll diese Pläne und natürlich auch die Aktionen der Krizari. Die österreichische Intermarium-Verbindung war mit großer Sicherheit der spätere UN-Generalsekretär und österreichische Bundespräsident Kurt Waldheim.1032 Wobei es schon fast nicht mehr verwundert, daß es Allen Dulles` Schwiegersohn, der damals für den amerikanischen OSS tätige spätere Verleger Fritz Molden war, der der österreichischen Regierung einen vor allem hinsichtlich seiner Kriegsvergangenheit getürkten Lebenslauf Waldheims untergejubelt hatte.1033 Eine andere Intermarium-Anlaufstelle während der Ustascha-Kreuzzüge gegen Tito war der Salzburger Erzbischof Rohracher.1034 Vor allem war er es schließlich, der sich bei den alliierten Autoritäten in Österreich für die Ustascha einsetzte und diese für das Angebot der Ustascha-Führung zu erwärmen suchte, sich in ihrem antikommunistischen Kreuzzug voll der anglo-amerikanischen Führung zu unterstellen. Da brauchten sie nicht lange zu warten. Allen voran die Briten nahmen diese Offerte augenblicklich ohne zu zögem und dankend an. Denn sie hatten schließlich die besten Erfahrungen in derlei Kooperationen mit vom Vatikan abgesegneten Operationen, vor allem mit Intermarium: Diese Organisation war ªvoll mit Priestern, Mönchen, Brüdern und Schwestern einer ganzen Reihe von Orden, einschließlich Jesuiten, Benediktiner, Franziskaner. Sie betätigten die Druckerpresse für die falschen Identitätsaüsweise, koordinierten das Netzwerk von Klöstern, die als sogenannte >sichere Häuser< dienten, sie wuschen Geld und, vielleicht das wichtigste, sie organisierten eine überaus effiziente Propaganda-Karnpagne, die Hand in Hand mit den britischen Interessen ging. Von den Krizari bis zur OUN [Anm: Organisation Ukrainischer Nationalisten], von der Baltischen See bis zum Schwarzen Meer, organisierten katholische Geistliche ein für den britischen Nachrichtendienst lebenswichtiges Spionage-Netzwerk.´1035 Darüber hinaus waren sie dank ihrer Intermarium-Agenten wie Draganovic ohnedies schon längst im Zentrum des Zyklons.

      Denn Pavelics Krizari waren tatsächlich nur ein Teil viel weiter gesteckter Umtriebe, die der Vatikan gemeinsam mit den westlichen Nachrichtendiensten in der Nachkriegszeit in Szene setzte und die, kombiniert mit den Aktivitäten etwa Allen Dulles` wohl einige Rückschlüsse zulassen. ªWährend Angleton und Dulles über den Vatikan Millionen Dollars nach Italien schleusten, um einen Sieg der Kommunisten bei den Wahlen zu vereiteln, verhalf der Vatikan Zehntausenden von Nazis zur Flucht in den Westen, wo sie als >Freedomfighters< ausgebildet werden sollten.´1036 Eine Hand wäscht eben die andere, sieht man einmal davon ab, daß die Absichten der treibenden Kräfte im Vatikan und diejenigen Dulles` ja sowieso nahezu deckungsgleich waren, vielleicht sogar dank des ClA-Mannes in Rom und unbedingten Dulles-Anhängers, James Jesus Angleton und dessen enger Beziehungen zu Monsignore Montini. Dieses ganze Geschehen war jedenfalls das Ergebnis eines bemerkenswerten Deals zwischen Allen Dulles und dem Vatikan, der durch Angleton zustande gekommen war; oder vielmehr auch dank der Informationen über die päpstlichen Absichten und politischen Vorstellungen, die dessen Unterstaatssekretär Montini brühwarm an die Amerikaner weiterzuleiten pflegte, wie vor noch nicht allzulanger Zeit deklassifizierte ClC-Dokumente beweisen.1037

      Der Handel war für alle Seiten zufriedenstellend: Über die von Dulles und seine Freunde kontrollierte Special Projects Division des State Departments begannen die ersten von vielen Millionen Dollar an die italienischen Christdemokraten wie überhaupt nach Italien zu fließen, vordergründig, um die Möglichkeit eines kommunistischen Erfolges bei den Wahlen im Jahr 1948 im Keim zu ersticken, die den Vatikan naturgemäß um Privilegien und politischen Einfluß neben allen möglichen anderen Folgen für das Seelenheil der Italiener fürchten ließ.

      Dafür bekamen nun Angleton und Dulles die vatikanischen Ratlines für ihre eigenen Zwecke. Denn Dulles brauchte unbedingt dieses Evakuierungsnetzwerk, um die von der DDU in Bayern versteckten Kriegsverbrecher und vor allem die wachsende Anzahl von Turkuls Nazi-Agenten in den österreichischen Flüchtlingslagern in Sicherheit bringen zu können, ohne beim CIC in Frankfurt oder bei den ªLiberalen´ im OSS bzw. nach 1947 bei den ªLiberals´ der CIA anzuecken. Der Handel galt, auch Pater Draganovic war einverstanden, wenn auch nicht selbstlos: Wenn er half, die Nazis der Amerikaner in Sicherheit zu bringen, dann müßten auch die Amerikaner ihm behilflich sein, seine Nazis in sichere und freundliche Gefilde zu bringen. Indirekt dank des Schlächters von Lyon, K]aus Barbie, konnte sich Dulles die für Massen-Evakuierungs-Operationen dieser Art ungemein wichtige Quelle sichern, nämlich die vatikanische Haupt-Quelle fur die Rot-Kreuz-Pässe, die den damit ausgestatteten ªFreedomfighters´ endlich die notwendige Bewegungsfreiheit verschafften: Dulles` alter und dankbarer Freund Poncet, wie bereits früher erwähnt, de Gaulles Intermarium-Verbindung zum Vatikan, Hochkommissar in Deutschland, französischer Repräsentant beim IRK und später dessen Präsident und vor allem: Barbies und der Gestapo heimlicher Informant zur rechtzeitigen Säuberung der Resistance von für die künftige Friedensordnung schädlichen Kommunisten. 1949 wurde der erste Nazi-Freedomfighter von dem OPC-Mann Carmel Offie in den USA empfangen. Sein Job war es, für diesen und weitere ªantikommunistische Emigranten´ unter anderem Jobs bei Radio Liberty und The Voice of America zu beschaffen.1038

      Zirka 10.000 solcher Freiheitskämpfer aus dem Dritten Reich sollten ihm bald nachfolgen.

      In der Tat: Andere ªKatholische Armeen´ standen nun bereit um gegen die kommunistischen Regierungen in Zentral-und Osteuropa zu kämpfen. ªIn der Tschechoslowakei, Polen, in den Baltischen Staaten und in der Ukraine operierten geheime Nazi-Gruppen in enger Verbindung mit den Krizari.´1039 Eines dieser Netzwerke war der Antikommunistische Block der Nationen, den der britische Doppelagent Kim Philby bereits 1946 reorganisiert hatte und in dem nun alle vereint waren: Intermarium, das britische Prometheus-Netz mit den ukrainischen Nationalisten Stepan Banderas einschließlich der Belorussischen SS-Division Belarus und der Galizischen SS unter General Pavel Shandruck, die durch die persönliche lntervention des Papstes für den neuen Kreuzzug gerettet worden war.1040 Als ªFreiheitskämpfer´ bereit stand nun auch Prinz Turkuls von Allen Dulles` über das American Committee for the Liberation of the Peoples of Russia (Radio Liberty) mit Millionen von Dollar finanzierte Netz von Agenten,1041 die wie Philbys Leute allen Herren dienten.

      Dahinter steckte System. Während CIC und Teile der CIA Philbys ABN-Nazis ganz im Sinne des Kalten-Kriegs-Schemas als potentielle Sowjetspione auszuschalten versuchten, brachte sie Dulles über die DDU und die Organisation Gehlen wieder in die amerikanischen Dienste zurück. Mehr noch: Daß Philbys Leute verdächtig waren, ermöglichte Dulles, sich ungehindert des Turkul-Netzes zu bedienen. Wie die durch das Windsor-Geheimnis geschützte Cambridge-Connection im britischen Geheimdienst, sorgten Angleton & Co dafür, daß jeder Hinweis auf eine mögliche Infiltrierung von Turkuls Organisation aus den CIA-Akten verschwand. Informationen, die vom üblichen Standpunkt wichtig im lnteresse der so häufig zitierten Sicherheitsinteressen der USA waren, erreichten wohl ªhöherer Endzwecke´ wegen niemals die Schreibtische der verantwortlichen CIA-Analytiker, deren Job es war, in der Sowjetunion das zu sehen, was jeder sehen sollte: eine angeblich tödliche Bedrohung. Philby akzeptierte der ªhöheren Interessen´ wegen sein ªAgentenopfer´, ebenso wie vor ihm KLATT verstanden hatte, daß er von Turkul denunziert werden mußte. Andere, wie Stepan Bandera beispielsweise, wurden im Dienste an der Sache auch physisch liquidiert.

      Nun, die ªBefreiungsaktionen´ sowohl der Krizari wie jene von Allen W. Dulles` ªFreedomfighters´ endeten dank Anatol Turkuls Umsicht stets in einem kalkulierten Desaster, derweil die ultrageheime Organisation GLADIO mit Leuten wie dem späteren P2-Chef Licio Gelli im Westen dafür sorgte, daß die Dinge ªrechtens´ liefen.1042 Die kommunistischen Regierungen waren stets vorbereitet. Und die solcherart provozierten Aktionen gaben Stalin und Genossen vor allem die Möglichkeit, mit echten Oppositionellen aufzuräumen und tatsächlichen Widerstand im Keim zu ersticken.

      Der Vatikan ist in dieser Angelegenheit durchaus nicht unschuldig und auch nicht aus naivem Glauben hineingeschlittert. Montini und auch Pius XII. waren viel zu erfahrene Diplomaten, um sich der Konsequenzen ihrer Handlungen nicht bewußt zu sein. Der Vatikan wird sich von der künftigen Geschichtsschreibung zumindest den Vorwurf nicht ersparen können, als Erfüllungsgehilfe der Weltordnungsbande seine religiöse Autorität mißbraucht zu haben. Aber vielleicht ist gerade das die Rolle, die der Vatikan seit Jahrhunderten zu spielen hat. In diesem Fall hat er sie gut gespielt: ªAbgesehen von einigen Erfolgen in der italienischen Politik, spielte die vatikanische Diplomatie eine signifikante Rolle bei der Diskreditierung der legitimen antikommunistischen Bewegungen in Zentral- und Osteuropa. Intermarium war ein Akt des Krieges, und die menschlichen Verluste, die durch den Vatikan während des Kalten Krieges verursacht wurden, waren weit größer als die der Canaris-Gruppen im Zweiten Weltkrieg. Durch die Wiederholung des Irrtums mit dem Schwarzen Orchester halfen sie ungewollt den Kommunisten, die Kontrolle zu behalten.´1043

      ªAls die faschistischen Rekruten hinter den Eisernen Vorhang zurückgeschickt wurden, lief alles schief. Die Waffen, die über den Vatikan in den Osten geschleust wurden, wurden prompt entdeckt und beschlagnahmt. Das NaziProjekt endete mit dem Verrat von Tausenden von unschuldigen Antikommunisten.´1044

      Der Vatikan und Dulles` Friedenskämpfer hatten ganze Arbeit geleistet. 1959 waren auch die gutgläubigen Reste des amerikanischen Geheimdienstes und der anderen westlichen Dienste hinter dem Eisernen Vorhang eliminiert. Der Ostblock und der Westblock waren fest etabliert und mehr oder weniger unter Kontrolle. (Und was in diesem Kontrollsystem gegenseitiger Bedrohung für Westeuropa der sowjetische Hammer, das war für Moskau u.a. die Viererbande im fernen Peking; dies nur nebenbei, denn das gehörte zu einer ªWeltgeschichte´ des 20. Jahrhunderts.)

      Das alles ist indessen keineswegs Vergangenheit, es spielt in vielfacher Hinsicht in die Gegenwart herein und wird es wohl auch künftig tun. Die damals entwickelten Strukturen existieren noch heute, die Ratlines, Networks und Geldwäscher-Kanäle von damals sind nach wie vor aktiv und werden - den neuen Verhältnissen angepaßt- auch genutzt.

      Wie noch zu sehen sein wird, und wie auch Penny Lemoux in ihrem Buch In Banks we Trust feststellt, waren dieselben Leute, die etwa an Angletons und Dulles` Geldwäsche-System beteiligt waren, auch in die Ereignisse im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch diverser Vatikan-Banken involviert.1045 Das war freilich auch keine isolierte Affäre.

      Die Ereignisse von damals ziehen noch viel weitere Kreise auf verschiedenen Ebenen des aktuellen Zeitgeschehens. Einige Beispiele mögen dies im Einzelfall verdeutlichen, und vor allem einen Eindruck davon geben, wie die Dinge zusarnmenhängen:

      Der Kreuzzug der Krizari von damals beispielsweise fand zweifellos bis in die Jugoslawienkrise der postkommunistischen Ära hinein seine Fortsetzung, wo sich die kroatischen Ustascha-Einheiten mit neonazistischen Söldnern aus ganz Europa ungeniert zu ihrer faschistischen Vergangenheit bekennen konnten, während sie ihr Unwesen trieben. Es herrscht deswegen weder in den Medien noch sonstwo besondere Aufregung - man hielt das bestenfalls für exotisch. Es hat auch niemals sonderlich Aufregung verursacht, als der für hunderttausende Morde im kroatischen Vernichtungslager Lasanovic verantwortliche ehemalige Chef des 3. Polizeidezemates des Ustascha-Regimes in Kroatien, Vjekoslaw Luburic, unter dem Codenamen Max sein Unwesen in Europa trieb. Von Spanien aus, wo er es dank Heirat zum Chef des spanischen Verlagshauses Drina gebracht hatte, organisierte er im Zuge diverser Führungskämpfe zahlreiche Bombenanschläge und Attentate auch gegen ehemalige Ustascha-Kumpane in Westdeutschland, die dann von deutschen Politikern dem titoistischen Sicherheitsdienst zugeschrieben wurden.

      Ein anderes Beispiel mag veranschaulichen, wie sehr die Vergangenheit auch ihre Schatten auf das zerfallene Jugoslawien geworfen hat, und es zeigt deutlich auf, wie die Kräfte aus dem ªReich´ ihren Einfluß auch ªdanach´ auf höherer diplomatischer Ebene zu nutzen imstande gewesen sind. Nicht alle Leute aus der Pavelic-Ära mußten sich mit dem Gewehr in der Hand an dem britisch-vatikanischen Kreuzzug gegen den übrigens ab 1944 sowohl vom britischen Special Operations Service (SOE) als auch von Churchill selbst gegen General Mihailovic unterstützten Tito beteiligen.1046 Viele von ihnen brachten es mit geringfügigen Kurskorrekturen zu angesehenen und gar einflußreichen Positionen in Westeuropa, was angesichts der bereits erläuterten Zusammenhänge nicht verwunderlich ist. Auf eine derartige Metamorphose stieß Bernt Engelmann bei Recherchen über den deutschen Multimillionär Georg von Walburg zu Zeil und Trauchenburg und dessen Anhang, worauf Engelmann (und zwar ohne deshalb ein gerichtliches Verfahren an den Hals zu bekommen) niederschrieb, was man sich vorher nur hinter vorgehaltener Hand erzählt hatte:1047 ªAlfons Dalma zum Beispiel, heute Chefredakteur des österreichischen Rundfunks [Anm. d. Verf.:der langjährige politische >Chefkommentator der Nation< verlor diesen Job 1974 im Zuge einer ORF-Reform], zuvor politischer Berater des Franz Josef Strauß und Mitherausgeber des Bayernkurier, noch früher (unter seinem richtigen Namen Stefan Tomicic) Ideologe der militanten antisemitischen und klerikal-faschistischen Ustascha-Bewegung Kroatiens, bezog jahrelang monatlich 2000 DM Salär aus fürstlichen Kassen, abgerechnet über die Tageszeitung Der Allgäuer.´1048 Daß Tomicic/Dalma, unter seinem ªPoglavnik´ Pavelic einst auch Presseattache an der Ustascha-Botschaft in Hitlers Reich, im Zuge der Jugoslawienkrise im Sommer 1991 offizieller Reise-Begleiter des österreichischen Außenministers Alois Mock bei dessen diplomatischen Sondierungen war, zeigt, daß die Gegenwart in der Tat nicht von der Vergangenheit zu trennen ist.

      Dies zeigt sich auch auf einem anderen Schauplatz: Eine bedeutsame Rolle bei der Fluchthilfe für die Nazis teils in Zusammenarbeit mit vatikanischen Agenten, teils im Dienste des OSS bzw. der CIA spielte niemand geringerer als Licio Gelli, der Mann, der wenig später zwischen Lateinamerika und Europa wahrhaftig die Puppen tanzen lassen sollte. Gelli selbst ist ein Paradebeispiel dafür, daß in der Zwielichtzone der höheren und allerhöchsten Politik eben nicht nur Gut und Böse an sich zwei sehr relative Begriffe sind, sondern auch Freunde und Feinde sich nicht nur begrifflich sondern auch praktisch überlappen.

      Seine Karriere startete der 1919 in der mittelitalienischen Stadt Pistoia geborene Gelli als siebzehnjähriger fanatischer Antikommunist. Gemeinsam mit seinem Bruder kämpfte er in den Reihen der italienischen Schwarzhemd-Divisionen in Spanien Seite an Seite mit General Francos Truppen gegen die Kommunisten. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges kämpfte er in Albanien, trat später in die Waffen-SS ein und brachte es dabei bis zum Obersturmbannführer. Als ªVerbindungsoffizier´ der Nazis gehörte es zu seinen Aufgaben, italienische Partisanen aufzuspüren und an seine deutschen Befehlshaber zu verraten. Schon da zeigte sich, daß Gelli bei allem antikommunistischen Fanatismus einen kühlen Kopf mit Sinn auch für das Materielle hatte: So stahl er ganz nebenbei einen beträchtlichen Teil des in der italienischen Stadt Cattaro versteckten jugoslawischen Staatsschatzes und schaffte ihn fort. Sein Antikommunismus indessen verringerte sich stückchenweise mit dem für die Achsenmächte negativen Fortgang der Ereignisse: Gelli begann vorsorglich mit den größtenteils kommunistischen Partisanen zusammenzuarbeiten, indem er sie vor den Deutschen warnte, ehe er sie an diese verriet.

      Als der Krieg zu Ende war, rettete sich Gelli mit dem Versprechen, auch weiterhin für die Kommunisten zu spionieren, das Leben. Eine antifaschistische Spruchkammer in Florenz erklärte auf eine diskrete Intervention der Kommunisten hin diverse Zeugenaussagen, Gelli habe während des Krieges italienische Patrioten gefoltert oder gar ermordet, für nicht ausreichend glaubwürdig. Solcherart entlastet, machte er sich sofort daran, die Flucht untergetauchter Nazis gegen 40 Prozent von deren Barschaft zu organisieren, gemeinsam übrigens mit Pater Draganovic.1049

      Gelli war es, der mit Draganovic im Auftrag von Allen Dulles DDU und der CIC 1951 Barbies Ausschleusung organisierte, wobei zur Ehrenrettung des Counter Intelligence Corps der US Army gesagt werden muß, daß die allgemein verbreitete Ansicht, Barbie hätte dem CIC bis 1951 als Informant gedient, nur teilweise stimmt. Das CIC war von Dulles und den DDU-Leuten hereingelegt worden.1050 Danach jedenfalls machte der ehemalige Gestapo-Chef in Lateinamerika, vor allem in Bolivien Karriere, wo er als Sicherheitsberater einem Oberst Gomez seine Erfahrungen zur Verfügung stellte und eine private Kampftruppe mit dem vielsagenden Namen ªBräute des Todes´ auf die Beine stellte, die auf Bestellung mit dem Segen der bolivianischen Regierung politische Morde ausführte. Es ist anzunehmen, daß dabei Barbies Beziehungen zu den Verteidigern der Freiheit und der Demokratie und Kämpfern gegen den Kommunismus in Lateinamerika, den ªRambos´ von der CIA, auch nicht abgebrochen sind.1051

      Zwischendurch machte sich Barbies Truppe um die ªRationalisierung´ der bolivianischen Kokainindustrie verdient, vor allem durch die Ausschaltung der Kleinhändler, so daß die großen Haie des Geschäftes, die sich der Protektion der Junta erfreuten, ungestört abkassieren konnten. 1965 stieg Barbie dann auch in das internationale Waffengeschäft ein, nicht nur für Bolivien, auch für andere südamerikanische Regierungen und für- Israel.1052

      In dieser Eigenschaft wurde er zum Geschäftspartner jenes Mannes, der ihm nach dem Krieg im Auftrag des amerikanischen Geheimdienstes zur Flucht verholfen hane: Licio Gelli, dessen Netze inzwischen schon die gesamte Machtstruktur des ªExerzierfelds der braunen Internationale´,1053 nämlich Italiens umschlangen und der in seiner Eigenschaft als offizieller Wirtschaftsberater der argentinischen Regierung ebenfalls mit Waffengeschäften großen Stils beschäftigt war, wenn er nicht zwischendurch für den italienischen, amerikanischen oder sowjetischen Geheimdienst spionierte oder mit Erzbischöfen und Kardinälen speiste und über vatikanische Geschäfte sprach.

      Mit Gelli schließt sich ein Kreis, der wiederum nahtlos in einen größeren übergeht. Daß Gelli beste Beziehungen zum Weißen Haus hatte, kommt auch nicht von ungefähr:

      ªAls Dulles nach dem Weltkrieg sein Netzwerk aus faschistischen >Freedomfighters< etablierte, war er auch besonders damit beschäftigt, aufstrebenden jungen Amerikanern unter die Arme zu greifen und in seinem Sinne zu fördern. Eine seiner ersten Entdeckungen war ein Mann namens Ronald Reagan. Während der fünfziger Jahre war Reagan folgerichtig der öffentliche Sprecher der Dullesschen Tarnorganisation Crusade for Freedom.´1054

      Als Gouverneur von Kalifornien wußte Reagan wohl zu wenig über die massenmörderische Vergangenheit der kroatischen Ustascha-Bewegung, so daß er ausgerechnet den 10. April zum Feiertag für die kroatische Volksgruppe erklärte, jenen Tag, an dem Hitler sein Marionettenregime unter Pavelic eingesetzt hatte. Präsident Bush, der eigentlich über die Ustascha hätte Bescheid wissen müssen, da kroatische Terroristen während seiner Zeit als CIA-Chef ein amerikanisches Flugzeug entführt hatten, hatte desgleichen keine Bedenken, als sein Wahlkampfstab während der Wahlkampagne von 1988 einen Kalender produzierte, in dem ebenfalls der 10. April als Kroatischer Unabhängigkeitstag angeführt war. Nicht nur das:

      Bekannte kroatische Faschisten arbeiteten an seinem ªEthnic-Outrich-Program´ mit. Diesbezügliche Hemmungen hatte auch sein Vorgänger Reagan nicht gehabt, der sich ungeniert ehemalige Faschisten ins Weiße Haus einlud, von denen das State Department zugeben mußte, daß es sich um notorische Kriegsverbrecher aus den Networks des britischen Doppelspions Philby handelte.

      Ein weiterer früherer Schützling von Dulles war, wie Aarons und Loftus berichteten, William Casey, der sich nach dem Krieg als Geheimdienstler in London betätigte, zu jener Zeit also, als die vatikanisch-britisch-amerikanische Connection ihre Aktivitäten aufnahm. Dulles rekrutierte Casey, um das International Rescue Committee zu überwachen, das die illegale Einwanderung der von den Briten geretteten Nazis nach Amerika während der fünfziger Jahre organisierte. Casey war das amerikanische Ende des vatikanischen Rattenpfades, und dort lernte er auch, wie das Spiel gespielt werden muß. 1980, unter Reagans Präsidentschaft, wurde er folgerichtig Chef der CIA und spielte später bei der Irangate-Affäre konsequenterweise eine Hauptrolle. Ohne Zweifel die wichtigste Anwerbung Dulles` war ein junger Navy-Offizier namens Richard Nixon, der aus dem Nachkriegsdunkel gefischt wurde, um sich mit Unterstützung rechtsgerichteter Kreise um einen Sitz im Kongreß zu bemühen. ªUm zu verstehen, welche rechten Kräfte das waren, sollte festgehalten werden, daß nach seiner Wahl seine frühere kalifornische Anwaltsfirma einen prominenten faschistischen Finanzier namens Malaxa in dessen Bemühungen vertrat, die amerikanische Staatsbürgerschaft zu erwerben. Gegen Malaxa wurde später wegen diverser Kriegsverbrechen ermittelt [...] Nixons antikommunistische Bekenntnisse waren 1951 so fest etabliert, daß er den Auftrag bekam, Senator Joe McCarthy zu steuern - ihn nämlich daran zu hindern, kommunistische Agenten innerhalb von Dulles` Geheimdienstladen zu vermuten.´1055

      Als dann Nixon im Jahr 1953 Eisenhowers Vize wurde, waren die Freunde alle beisammen: Allen Dulles wurde bekanntlich CIA-Chef, John Foster Dulles wurde Außenminister. Nimmt es da noch wunder, daß Nixon wärmstens das ªFreedomfighter´- Konzept seines Förderers unterstützte und vor allem auch dank der durch McCarthys Hetze hervorgerufenen allgemeinen antikommunistischen Stimmung nun auch keine Hemmungen zu haben brauchte, prominente faschistische Flüchtlinge als potentielle Befreier der hinter dem Eisernen Vorhang gefangenen Nationen im Weißen Haus zu empfangen? Denn wer gegen die Kommunisten war, der mußte einfach ein guter Mensch sein, auch wenn er als Nazi einmal Leute umgebracht hatte, die vermutlich sowieso irgendeine Art von Kommunisten waren. Diese psychopathische Hexenjagd war, selbst wenn sie nur zufällig zur rechten Zeit veranstaltet worden wäre, das ideale Klima, um Türkuls janusgesichtige Nazi-Doppelagenten in den Dienst der ªfreien Welt´ zu stellen.

      ªUm 1959 war es den Nachrichtenchefs der NATO auf peinliche Weise klar geworden, daß sämtliche der faschistischen Emigrantengruppen einschließlich Turkuls NTS hoffnungslos von Kommunisten unterwandert waren. Dulles war bestürzt, aber Nixon war verzweifelt.´1056

      Das ist auf jeden Fall vorstellbar. Nixon war gerade dabei, seine eigene Präsidentschaftskampagne für 1960 zu starten. Da fehlte es gerade noch, zugeben zu müssen, daß die Regierung über den Nazi-Transfer von den Sowjets zum Narren gemacht worden war. (Darüber, eventuell zugeben zu müssen, man hätte über die Doppelfunktion dieser Netzwerke Bescheid gewußt, brauchte man sich wohl keine Gedanken zu machen, denn das hätte ohnedies niemand so bald für möglich gehalten.) Doch man hatte ja Freunde. Innerhalb der CIA und des Pentagon kam es plötzlich und zufällig und auch nicht zum erstenmal zu einer ªgeradezu orgienhaften Vernichtung geheimer Akten. Nur das State Department wußte was los war und transferierte seine Akten an andere Dienststellen´.1057

      Daß Nixon voll über die Nazi-Bewegung Bescheid wußte, fanden Aarons und Loftus in offiziellen parlamentarischen Dokumenten in Australien bestätigt: Während der Nixon-Regierung bat die australische Regierung das State Department um Rat, wie das Problem der in Australien wohnenden Ustascha-Faschisten zu handhaben sei. In einem ausführlichen Gespräch teilte ein Sprecher seinem australischen Partner mit, daß die Nixon-Regierung insgeheim über diese kroatischen Extremisten Bescheid wisse, aber nichts gegen sie unternehmen wolle: Sie seien wichtig, um die Stimmen dieser ethnischen Gruppe in fünf Schlüsselstaaten zu bekommen.´1058

      Als 1970 der Kongreß Anklagen der jüdischen Gemeinde zu überprüfen begann, daß in den USA gesuchte Kriegsverbrecher lebten, wurde das State Department immerhin nervös. Die heikelsten Kriegsverbrecher wurden nun vom State Department zum Pentagon transferiert, für das sie nunmehr als Berater für ªspecial operations´ tätig wurden. Derlei Aktionen gab es auch später immer wieder. Nixons Erbe: der permanente Zwang, das Dulles-Geheimnis zu vertuschen. Als Reagan Präsident wurde, fand man für die noch aktiven, in amerikanischen Diensten stehenden Ex-Nazis neue Aufgaben: Diesmal nicht als antikommunistische Experten, sondern als ªAnti-Terror-Berater´ für die Special Operations Division, einer verdeckten Operationseinheit, die sozusagen Feuer mit Feuer vergelten sollte.

      Es hat sich seit Dulles` Zeiten nichts geändert. Die SOD-Leute führten einen unerklärten Krieg, einen Krieg ohne Grenzen, finanziert und ausgefochten ohne Wissen des Kongresses. Und wiederum wußte man selbst innerhalb der CIA nicht, daß ihr eigener Chef, William Casey dahintersteckte: Er selbst hat etliche Nazis angeheuert, die nun für die SOD und fürdie private World Anticommunist League des General Singlaub arbeiteten. Vorzugsweise in Lateinamerika, wo die berüchtigten Todesschwadronen ªvon asiatischen und europäischen Faschisten trainiert wurden´.1059

      Der inzwischen verstorbene Casey hatte die Ratlines und Dulles System des Kalten Krieges bis ins Detail wiederbelebt: ªEr, der Superstratege, der Bush und Reagan 1980 an die Macht brachte, durfte später mit der Rückendeckung seiner Gefolgsleute in der Administration ein weltweites Netzwerk aufbauen, um den sowjetischen Einfluß zu bekämpfen, wo immer er entdeckt wurde.´ 1060 Und dies unabhängig davon, ob es sich nun um wirklichen sowjetischen Einfluß oder um einen bloßen Vorwand handelte. Jürgen Roth zitiert die in New York ansässige Wochenschrift The Nation, die das 1987 von Reagan zur politischen Konzeption erhobene System der verdeckten, sozusagen privatisierten Kriegsführung als ªein permanent sich neubildendes Netz von ausländischen Regierungen, politischen Parteien und privaten Institutionen, deren Zweck es ist, eine weltweite Konterrevolution zu unterstützen, ohne dabei den Launen lokaler Wahlen oder öffentlicher Kritik der öffentlichen Meinung in irgendeinem Land ausgesetzt zu sein´.1061 Wie das System funktionierte, zeigte sich deutlich, als 1982 die Waffenpipeline aus der Bundesrepublik in den Iran installiert wurde, mit der die Reagan-Bush-Administration einen Teil ihrer Schulden bei den Ayatollahs abzahlte, die daraus erwachsen waren, daß diese 1979 so lange mit der Freilassung der amerikanischen Geiseln gewartet hatten, bis sichergestellt war, daß Reagan und der Ex-CIA-Chef Bush ins Weiße Haus kamen und Carter auf seine Erdnußfarm zurück mußte. Damals wurden die NATO-Bestände in bundesrepublikanischen und südbelgischen Lagern geplündert. HAWK-Ersatzteile, die beispielsweise 20.000 Dollar kosteten, wurden an die Iraner um 200.000 Dollar verkauft. Jürgen Roth zitiert einen daran beteiligten amerikanischen Geheimdienstler, der sich die Quittungen über die damaligen Finanztransaktionen als Lebensversicherung besorgt hatte: ªBundesdeutsche Politiker sind nicht nur über diese Geschäfte eingeweiht gewesen. Sie haben über eine Tarnfirma in Zürich erheblich mitverdient. Profite daraus sind schwarz in bestimmte Parteikassen geflossen.´1062

      Die Todesschwadronen der World Anticommunist League des Generals Singlaub waren eben nur ein Teil und ein neuer Anfang eines alten Spiels.1984 wurde die National Security Decision Directive NSDD 138 offiziell installiert. Bushs nationaler Sicherheitsberater, Donald Gregg, baute das Team auf, das gemeinsam mit dem britischen Geheimdienst wie zu alten Nachkriegszeiten aktiv werden sollte. Durch Caseys Einwirken wurde für diese Gruppe seitens des Nationalen Sicherheitsrates ein Mann abgestellt, der im Laufe der Ereignisse für die Öffentlichkeit die Hauptrolle im Irangate-Skandal übernehmen sollte - Oliver North.

      Später zeigte sich, ªdaß General Singlaub ein enormes Netzwerk intergouvernmentaler Geldgeber aufgebaut hatte, um die geheimen Operationen ohne Wissen des Kongresses zu finanzieren´.1063 Und dies nicht nur in Nicaragua, sondem auch im Nahen Osten und in Afrika.

      Über Irangate selbst muß hier im Detail nichts gesagt werden. Was uns vor allem interessiert, sind die unmittelbaren Zusammenhänge zwischen den Nazi- Netzwerken von einst und den von Casey, North und ihren Auftraggebem im Weißen Haus diesen nachgebildeten Strukturen: Derjenige, der im Zuge des ersten großen Waffendeals zwischen Iran und Israel 1981 mit dem iranischen Unterhändler, Khomeinis Schwiegersohn Sadegh Tabatabai für Israel beziehungsweise für die USA verhandelte, war niemand anderer als Stefano della Chiae, Rechtsextremist, Waffenhändler, Terrorist und einer der Vollstrecker der italienischen Freimaurerloge Propaganda due.1064 Daß sich andererseits Oliver North für seine Ratlines und vor allem für sein Waffenschiebungs- und Geldwäschesystem eines palästinensischen Terroristen, nämlich des vom spanischen Marbella aus operierenden, mit dem syrischen Geheimdienst-Chef verschwägerten Chef-Geldwäschers und Chef-Geldbeschaffers der PLO, Monzar Al-Kassar, bediente, war wohl nur eine Frage des Gleichgewichts und ist ein weiterer Hinweis darauf, daß vorgebliche Feinde durchaus auch heimliche Freunde sein können. Auch hier eine bemerkenswene Parallele zu den Zeiten, da Dulles, Angleton, Wiesner und Casey agierten: ªEs ist bestätigt, daß Monzar Waffen aus kommunistischen Ländenn an die Contras lieferte und es besteht der Verdacht, daß er andererseits wieder die Kommunisten mit Informationen über die Contras versah.´1065

      Viele Dinge ändern sich, viele Dinge bleiben gleich. Und es ist kaum übertrieben, wenn Aarons und Loftus in ihrer Untersuchung über die Ratlines schließen: ªDer Weg gescheiterter Operationen und geheimer Destruktion führt unerbittlich zurück nach Rom.´1066 Das gilt nicht nur für die Beihilfe zur Rettung und Rekonstruktion der Nazi-Netzwerke. In der Tat: CIA, Nazis, Vatikan, lateinamerikanische Diktaturen, Todesschwadrone, Terrorismus, Rauschgift- und Waffenhandel, Börsenspekulationen, Eurodollars, Ostkredite und Mafia, Subversion und verdeckte Aktionen - das sind sozusagen die Markierungspunkte genau jenes Betätigungsfeldes von Gelli und seinen Logenbrüdern innerhalb und außerhalb Italiens, in dessen Rahmen sich später auch die ªvatikanisch inspirierte Wirtschaftskriminalität´1067 über die ganze Welt ausbreiten sollte, die wiederum auch nur Teil eines größeren Systems ist.



      Anmerkungen:

      1007 Vgl. Bremer, Georg, ªSeid umschlungen Millionen - Wie Fluchtgeld in saubere Schweizer Fränkli verwandelt wird´, in: Die Zeit, Nr. 18, Dossier v.27. April 1984.

      1008 Vgl. Gutierrez, Ignacio, ªArriba und Heil Hitler´, in: Die Zeit, Dossier v. 31.10.1980; vgl. auch Purtscheller, Wolfgang, Aufbruch der Völkischen - Das braune Netzwerk, Wien 1992, S. 30ff. insbes. S. 33f.: Zu Skorzenys erfolgreichen Unternehmungen trug wesentlich auch der Umstand bei, daß seiner spanischen Firma ungeachtet seiner Kriegsverbrechen und ungeachtet des Umstandes, daß zumindest damals in Österreich ein Haftbefehl gegen ihn vorlag, die Generalrepräsentanz der verstaatlichten österreichischen VoEST (vormals Hermann-Göring-Werke) für die iberische Halbinsel und Lateinamerika übertragen worden war. Skorzeny war übrigens eine der treibenden Kräfte hinter der ªOrganisation ehemaliger SS-Angehöriger´, allgemein als ODESSA bekannt. Heute dient Skorzenys spanische CEDADE auch als Regenerationsort für wegen Wiederbetätigung verurteilte Neonazis wie etwa die Österreicher Walter Ochsenberger und Gerd Honsik.

      1009 Lo Bello, Nino, Vatikan im Zwielicht - Die unheiligen Geschäfte des Kirchenstaates, München 1983, S. 67.

      1010 Die Schlepperorganisation DIE SPINNE wurde sozusagen im österreichischen Internierungslager Glasenbach erfunden. Einer der Gründer dieser Fluchthilfestruktur war nicht von ungefähr der Schriftsteller Erich Kernmayer, der In seinen Büchern, die er mit dem Pseudonym Erich Knud Kern signierte, das NS-Regime und die SS geradezu als eine Art europäische Verteidigungsallianz gegen den gleichmacherischen Bolschewismus verklärte. Kernmayer-Titel, deren Auflagen in die Hunderttausende gingen, und sozusagen zur Basisliteratur der neofaschistischen Szene wurden: Insel der Tapferkeit, Das Buch der Tapferkeit, Buch der Tapferkeit: Soldatenschicksale unseres Jahrhunderts, Adolf Hitler und das Deutsche Reich: Der Staatsmann, Adolf Hitler und das Deutsche Reich: Der Feldherr usw.



      1011 Aarons/Loftus, a.a.O., S. 18.

      1012 Ebd., S. XII.

      1013 Ebd., S. 28ff.

      1014 Ebd., S. 39f., u.a. Zit.: Departrnent of State,

      Report from Vinvent La Vsta to Herbert J. Cummings, 15. May 1947, USNA (US National Archive), RG 59, FW 800.0128/5 - 1547.

      1015 Ebd., Zit.: Interview with Simon Wiesenthal, Vienna 21. February 1985. Vgl. Brockdorf, Werner (Alfred Jarschel), Flucht vor Nürnberg, a.a.O., S. 55ff. S. 81.

      1016 Ebd., vgl. Brockdorff, a.a.O., S. 79. 1017 Ebd.

      1018 Ebd., S. 47ff.

      1019 Lo Bello, a.a.O., S. 70.

      1020 Aarons/Loftus, a.a.O., S. 71, 72. Der britische Geheimdienst hatte engste Beziehungen zu Pavelic1 Terroristennetz unterhalten, vor allem nach der Ermordung des jugoslawischen Königs Alexander in Marseille im Jahr 1934.

      1021 Ebd., S.56ff. u.a. Zit.: Gowen CIC report of 23 June 1947, Vajta file, obtained under the US FOIA, pp. 49-51; and CIC memos of 21. August, 4. and 5. October, and In December 1946, Intermarium file, obtained under US FOIA, pp. 1-6.

      1022 Ebd., S. 87. 1023 Ebd., S. 59. 1024 Ebd., S. 58f., 180, 200. 1025 Ebd., S. 88.

      1026 Ebd., S. 72; zu Ante Pavelic vgl. Lrnberger, Harald, Die Terror-Multis, Wien, München 1976, S. 128ff.

      1027 Deschner, Karlheinz, Kirche und Faschismus, Rastatt 1993, S. 110. Deschner gibt in seinem Buch in der Tat erschöpfend Auskunft über die grauenhaften Umtriebe der Ustascha im Verein mit dem katholischen Klerus, insbes. auf S. 101ff. sowie 106ff. Im Mai 1941 reiste Pavelic mitsamt seinen Ministern und etlichen Geistlichen, darunter der Generalvikar des Erzbischofs Stepinac, Bischof Salis-Sewis nach Rom, wo er auch in ªbesonders feierlicher Privataudienz von Pius XlI. empfangen und gesegnetª wurde. ªDer Papst entließ ihn und seine Suite mit den besten Wünschen für >weitere Arbeit<. Darauf wurden im >Unabhängigen Kroatien< 299 serbisch-orthodoxe Kirchen ausgeraubt und vernichtet, weitere Kirchen in katholische umgewandelt, in Schlachthäuser, Warenhäuser, öffentliche Toiletten und Ställe. In Gegenden, wo die Serbisch-Orthodoxen die Bevölkerungsmehrheit bildeten, hat man ihre Kirchen meist total zerstört, wo die Orthodoxen in der Minderheit waren, wurden ihre Kirchen für katholische Zwecke umgewandelt. Alles zeigt, daß eine wohlgeplante Politik befolgt worden ist. Der ganze Besitz der serbisch-orthodoxen Kirche ging in den Besitz der katholischen über. [...] In Zagreb, wo der Primas der kroatischen Katholiken, Erzbischof Stepinac, und der apostolische Nuntius Marcone residierten, schlug und quälte man den orthodoxen Metropoliten Dositej derart, daß er wahnsinnig wurde. Andere orthodoxe Patriarchen und Bischöfe schleppte man nach Dachau oder in italienische Konzentrationslager, wo sie bis zum Ende des Krieges blieben. [...] Bischof Platon und seinem Begleiter, dem Priester Dusan Subotic, stach man, während auf ihrer Brust ein Feuer brannte, die Augen aus, schnitt ihnen die Ohren ab und gab ihnen endlich den Todesstoß. Überall forderte der katholische Klerus die Orthodoxen zur Konversion auf. >Wenn ihr zur katholischen Kirche übergetreten seid<, versprach der Bischof Aksamovic von Djakovo, >werdet ihr in euren Häusern in Ruhe gelassen werden.< Viele wurden so katholisch, noch mehr aber wurden massakriert: erschossen, erstochen, zerstückelt, lebendig begraben oder gekreuzigt. Als Pavelic am 26. Juni 1941 den katholischen Episkopat in Audienz empfing und Erzbischof Stepinac sagte: >Wir bezeugen von ganzem Herzen Ehrerbietung und versprechen ergebene und treue Mitarbeit für die strahlendste Zukunft unseres Vaterlandes<, hatte man innerhalb von sechs Wochen bereits drei orthodoxe Bischöfe, mehr als hundert orthodoxe Priester und Ordensleute sowie 180.000 Serben und Juden ermordet.´

      1028 Aarons/Loftus, a.a.O., S. 79.

      1029 Ebd., S. 132; vgl. auch S. 128ff. und 132 über die Rolle des Nazi-Quislings und spirituellen Führers der slowenischen Ustascha-Einheiten, Bischof Gregory Rozman bei der Geldwäsche von Ustascha-Vermögen in Bem. Über Vermittlung des amerikanischen Kardinals Spellman und Erzbischof Rohracher in Salzburg durfte er 1948 ungehindert in die USA einreisen und sich in Cleveland, Ohio, niederlassen. U.a. Zit.: Harrington CIC memo of 9. March 1948, ªActivity of Bishops Rozman and Saric´, released under US FOIA; Airgram from Berne to State Department, USNA, Myron Taylor Papers, Box 21.

      1030 Ebd., S. 51, 125.

      1031 Ebd., S. 267f.

      1032 Ebd., S. 266. Damit wird im Zusammenhang mit der Waldheim-Affäre einiges klar. Waldheim behauptete stets, daß er nicht in die blutigen Kozara-Massaker von 1942 verwickelt war, da er zu dieser Zeit im Stab des deutschen Quartiermeisters in Westjugoslawien Dienst getan habe. Immerhin aber könnte er durchaus Gelegenheit gehabt haben, Pater Draganovic kennenzulernen, der zur Zeit der Kozara-Offensive in West-Bosnien auf Requisitionstour war. Auf welche Weise Waldheim Ante Pavelic dermaßen beeindruckt haben konnte, daß dieser ihm die silberne Medaille mit Eichenlaub für seine Dienste in dieser Gegend verlieh, bleibt wohl ein Rätsel, bis entsprechende Dokumente freigegeben werden. Für welche Verdienste Waldheim nun genau im Juli 1994 eine der höchsten päpstlichen Auszeichnungen, nämlich den Pius-Orden verliehen bekam, bleibe dahingestellt.

      Möglicherweise war es eine späte Belohnung für die Tätigkeit im Rahmen der Intermarium-Operationen des Vatikans.

      1033 Ebd. Wie Waldheims früherer Vorgesetzter im österreichischen Außenministerium, Karl Gruber zugegeben hat, hätten die alliierten Nachrichtendienste Waldheim vermutlich von jeder Betätigung im österreichischen Außenministerium zunächst disqualifiziert. Doch dank eines von Molden der Regierung zugespielten gewaschenen Lebenslaufes war Waldheim schließlich sauber genug, um in das diplomatische Corps einzutreten: zu jener Zeit also, da die österreichische Regierung die Umtriebe des Terroristen-Netzes der Krizari auf ihrem Territorium forderte. Draganovic wurde bemerkenswerterweise österreichischer Staatsbürger, ehe er hinter den Eisernen Vorhang in Titos Reich zurückkehrte, den Titoismus über den grünen Klee lobte und wegen seiner Ustascha- und Krizari-Vergangenheit völlig ungeschoren blieb. Im Zusamrnenhang mit Waldheim, Gruber und Molden u.a. Zit.: London Observer Service, Interview with Karl Graber, reported in QuincyPatriotLedger, 29. April 1986. Der Verleger Fritz Molden produzierte sich übrigens Ende der fünfziger Jahre ebenso wie der damalige Express-Chefredakteur und spätere ORF-Generalintendant Gerd Bacher als finanzieller und medialer Förderer jener rechtsextremen Südtiroler, die als sogenannte ªBumser´ in die Zeitgeschichte eingegangen sind. (Vgl. Purtscheller, Aufbruch der Völkischen, a.a.O., S. 46f.)

      1034 Aarons/Loftus, a.a.O., S. 126, 132 1035 Ebd., a.aO., S. 203f.

      1036 Ebd., S. XIIff.

      1037 Ebd., S.236, Zit.: INSCOM-DOSSIER, Subject: ªGiovanni Montini´, Memo of July 1946 Unattributed, US Army Investigate Records Repository, Ft. George V. Meade, Md., declassified under US FOIA.

      1038 Ebd., S. 269.

      1039 Ebd.,S.138;vgl.auchS.173ff.189ff.207ff. 1040 Ebd., S. 203, Zit.: Simpson, Christopher, Blowback, New York, 1988, 180f. Im Laufe der Nachkriegszeit entstand dank entsprechender Propaganda und Verschleierungstaktik der Beteiligten die Ansicht, die Mitglieder der Galizischen SS seien so etwas wie Opfer der nazistischen Unterdrückung gewesen. Tatsache indessen ist, daß gerade zahlreiche Mitglieder dieser SS-Einheit für ihre Brutalität während der grausamen Exekutions-Aktionen in der Ukraine bekannt waren. Viele von ihnen waren als Mitglieder der mobilen SS-Mordeinheiten an Massakern wie jenem von Babi Yar beteiligt(vgl.S.180,189,192). 1041 Ebd., S. 259, 260f.

      1042 Vgl. O`Shaughnessy, Hugh, ªEurope1s best kept secret´, in: The Observer v. 7. Juni 1992, S. 53, wo P2-Logenchef Gelli als Schlüsselfigur auch dieser NATO-Geheimorganisation identifiziert wird. Außerdem wird James Jesus Angleton als die treibende Kraft beim rechtsradikalen und terroristischen Niedergang dieser aus ursprünglich ganz und gar edlen und unschuldigen Gründen zur Verteidigung des Westens vor den Russen installierte Untergrund-Organisation genannt.

      1043 Aarons/Loftus, a.a.O., S.285.

      1044 Ebd., S. XIII.

      1045 Ebd.; vgl. Lernoux, Penny, In banks we trust, New York 1984, insbes. S. 181ff.; über Zusammenhänge zwischen den finanziellen Transaktionen der Loge P2 und dem amerikanischen Wahlbetrug von 1980 bzw. personelle Verbindungen zwischen Licio Gelli und George Bush vgl. Roth, Mitternachtsregierung, a.a.O., S.132ff.

      Siehe zum Thema Vatikan-Banken auch die Zusamrnenfassung bei Malachi, Martin, Das letzte Konklave, Wien, Hamburg 1978, S. 40 bis 48.

      1046 Görlitz, Geldgeber, a.a.O., S. 213f., insbes. S. 220f.

      1047 Ebd., S. 129.

      1048 Ebd.; vgl. E
      Avatar
      schrieb am 05.03.03 22:13:34
      Beitrag Nr. 10 ()
      Gut das es die Möglichkeiten der molekulargenetischen Untersuchungen gibt.
      Avatar
      schrieb am 24.07.03 00:50:45
      Beitrag Nr. 11 ()
      Vatikan-Bankier wurde ermordet



      Ermordet im Auftrag der Mafia: Roberto Calvi


      Ein italienischer Bankier, der vor mehr als 21 Jahren für den Vatikan gearbeitet hat, ist Medienberichten zufolge ermordet worden. Die Mafia soll dafür den Auftrag erteilt haben.

      Der für den Vatikan arbeitende italienische Bankier Roberto Calvi ist nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft ermordet worden. Das haben am Mittwoch mehrere Medien berichtet. Calvi war 1982 unter einer Londoner Brücke erhängt aufgefunden worden. Zunächst wurde Selbstmord vermutet.
      Als Präsident der Banco Ambrosiano stand er damals im Mittelpunkt des größten italienischen Bankenskandals seit dem Zweiten Weltkrieg. Der Vatikan hielt einen erheblichen Anteil an der Bank, die nach dem Verschwinden von 1,14 Milliarden Euro zusammenbrach.



      Zu viel gewusst

      Nach einem Bericht des Senders RAI geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass die Mafia die Ermordung Calvis in Auftrag gab. Er habe anscheinend zu viel Geld der Organisation verloren und zu viel über ihre Machenschaften gewusst.

      Laut der Nachrichtenagentur Ansa wurden vier Verdächtige, darunter ein mutmaßliches Mafia-Mitglied, über das Ermittlungsergebnis der Staatsanwälte informiert. Eine Anklage habe es jedoch noch nicht gegeben. Die Anwälte hätten 20 Tage Zeit, um sich zu den neuen Erkenntnissen zu äußern.

      Von Justizbeamten war am Mittwoch keine Stellungnahme einzuholen. (nz)


      Quelle:
      http://www.netzeitung.de/ausland/248366.html


      ;) ;) ;)
      Avatar
      schrieb am 24.07.03 17:28:06
      Beitrag Nr. 12 ()
      Nicht das KGB, die Mafia wollte Papst töten

      Italiener schreibt Schlüsselroman über das Attentat auf den Heiligen Vater - "Der Sturz des Sperbers"

      Von AUGUST GRAF KAGENECK


      Paris - Nicht, wie bisher angenommen, der sowjetische Geheimdienst KGB, sondern die sizilianische Cosa Nostra leitete die Hand des Türken Ali Akça, als dieser am 13. Mai 1981 auf dem Petersplatz in Rom auf Papst Paul Johannes II. schoß und diesen schwer verletzte. Das Attentat war ein Racheakt für die Weigerung des Vatikans, den Mafia-Bossen von Palermo den Betrag von 400 Millionen Dollar zurückzuzahlen, die diese dem Heiligen Stuhl zur Begleichung seiner hohen Schulden zur Verfügung gestellt hatten. Das behauptet der 63jährige italienische Schriftsteller Lucio Attinelli in seinem Schlüsselroman "Der Sturz des Sperbers", der am 1. März im renommierten Pariser Verlagshaus Robert Laffont erscheint.
      In einem Gespräch mit der WELT versicherte Attinelli, die in seinem Buch aufgeführten Fakten entsprächen der strikten Wahrheit und basierten auf jahrelangen Recherchen in seiner sizilianischen Heimat, in den USA, Europa und der ehemaligen Sowjetunion. Nur die Namen der hauptsächlich handelnden Personen habe er geändert. Der "Sturz des Sperbers" - so der Deckname der Nummer zwei der Cagula, des höchsten Organs der Mafia, Totò LaRosa - ist der letzte von vier Romanen des ehemaligen Leiters der Öffentlichkeitsarbeit der Unesco in Paris, die alle seine Heimat Sizilien zum Inhalt haben. Attinelli lebt heute in Spanien und in New York.

      Nach Attinelli sind alle großen ungeklärten Vorkommnisse der vergangenen Jahre in Italien untereinander verbunden und Ausfluß eines gnadenlosen Kampfs um die höchste Macht im Mafia-Imperium zwischen den beiden Spitzengangstern Jo Licata aus Palermo und Totò LaRosa aus dem benachbarten Dorf Corleone. Während LaRosa den gewaltsamen Kampf gegen Gegner und Verräter verfolgt habe, sei Licata, ein in den USA ausgebildeter, hochgebildeter Akademiker, stets für eine unblutige Mafia-"Weltregierung" durch Einsatz immenser Geldmittel eingetreten. Der Kampf zwischen den beiden Männern sei erst 1996 durch die Verhaftung LaRosas zugunsten seines Rivalen entschieden worden. Attinelli deutet an, daß sich hinter seinem Romanhelden der im vorigen Sommer verhaftete Totò Riina verbergen könne.


      Höhepunkt des Kampfs zwischen den beiden Männern sei die Vatikan-Affäre gewesen. Nach dem Mord an Aldo Moro, der Ausschaltung Giulio Andreottis, dem Selbstmord des Vatikan-Bankiers Michele Sidona und des dem Vatikan nahestehenden Bankkaufmanns Roberto Calvi, Chef der Bank Ambrosiano, sowie der Flucht des Papst-Vertrauten Monsignore Paul Marcinkus nach dem Zusammenbruch des von ihm geleiteten "Instituts für die Werke der Religion" - Vorkommnisse, die alle untereinander in Zusammenhang stünden - seien die finanziellen Verhältnisse des Vatikans so zerrüttet gewesen, daß nach Ansicht des Sancto Officio nur noch eine Kreditaufnahme bei der Mafia die Lage hätte wiederherstellen können. Diese sei, angesichts des immensen liquiden Vermögens der Mafia - Attinelli gibt es mit jährlich 600 Milliarden Dollar, 20 Prozent des Welthandelsumsatzes, an -, ohne Umschweife gewährt worden, und zwar in Höhe von 400 Millionen Dollar, "vermutlich sogar mehr", so Attinelli zur WELT.


      Während aber Totò LaRosa auf eine Rückzahlung des Geldes bestanden hätte, sei sein Rivale Licata für ein zinsloses Darlehen für unbefristete Zeit eingetreten, um sich den Vatikan langfristig gefügig zu machen. Der weltweite Einfluß der katholischen Kirche sei für die "friedliche" Durchsetzung der Ziele einer erneuerten, gewaltlosen Mafia, der Eroberung einer "Weltregierung" durch Einsatz "gewaschener" Gelder aus dem weltweiten Drogen-, Waffen- und Mädchenhandel, wichtiger als die schnelle Rückgewinnung geliehenen Geldes. Dies die aufsehenerregende These des Schriftstellers Lucio Attinelli. Nun muß er noch den Beweis für seine kühne Behauptung antreten.




      Quelle:
      http://www.welt.de/daten/1997/02/26/0226vm86284.htx?


      ;) ;) ;)
      Avatar
      schrieb am 26.07.03 11:20:43
      Beitrag Nr. 13 ()
      Aus "Im Namen des Staates" von Andreas von Bülow:

      --------------------------------------------------------------------------------

      Bereits in seiner Zeit als hoher Würdenträger und Kardinal der
      Diözese Venetien hatte Albino Luciani, der spätere Papst, mitansehen
      müssen, wie es dem in vielerlei kriminelle Machenschaften verstrickten
      Bankier Calvi, der später in London erhängt aufgefunden
      werden sollte, gelungen war, sich unter Mithilfe des für die Vatikan-Bank
      zuständigen Bischofs Marcinkus die Aktien der Banca Cattolica
      Venetia zu verschaffen. Eigentümer der Bank waren an sich die
      venetischen Diözesen. Zur Absicherung der für Kirchen- und
      Gemeindebauten vergebenen Darlehen hatten die Gemeinden jedoch
      jeweils ihre Geschäftsanteile bei der Vatikan-Bank hinterlegen müssen.
      Somit im Besitz der Anteilsscheine, konnte Marcinkus nach
      außen unanfechtbar über das Vermögen der Gemeinden verfugen.
      Weder wurden die Gemeinden als Eigentümer der Bank vom Verkauf
      benachrichtigt noch der zuständige Kardinal Albino Luciani.
      Die Empörung war gewaltig, zumal auch die bisherigen Vorzugszinsen
      für Priester und Gemeinden vom neuen Eigentümer kräftig
      erhöht wurden. Der Kardinal sprach im Vatikan vor und protestierte,
      dennoch war an der Transaktion nichts mehr zu ändern.
      Mit dem Erwerb der Bank war es Calvi gelungen, in die Finanzsphäre
      des Vatikans einzubrechen, die ihm zusätzliches Renommee,
      vor allem aber religiös verbrämte Seriosität verschaffte. Seit dieser
      Zeit konnte der spätere Papst aus eigener böser Erfahrung die
      Finanztransaktionen des Vatikans mit Skepsis und Unbehagen verfolgen.
      Auf Pecorellis Liste fand der Papst den Namen seines persönlichen
      Sekretärs, Kardinal Jean Villot, ebenso wieder wie den des für
      die Finanzen der Vatikan-Bank zuständigen Bischofs Marcinkus aus
      Chicago. Alle vom neuen Pontifex maximus für die Ablösung vorgesehenen
      Funktionsträger des Vatikans gehörten der Loge P2 an. Von
      daher war intrakurialer wie extrakurialer Widerstand vorprogrammiert.
      Doch der eigentliche, das Mittel des Mordes offensichtlich
      nicht scheuende Widerstand erwuchs aus der personellen Verflechtung
      der Finanzverantwortlichen des Vatikans mit weltweit agierenden
      Wirtschaftskriminellen, deren Verbindungen zu Politik und
      Geheimdiensten und den aus einer schonungslosen Revision der Ver-hältnisse
      zu erwartenden weltweiten Enthüllungen.
      Die drei Figuren, die außerhalb des Vatikans die Fäden in der
      Hand hielten, waren die mit verschiedenen Zweit- und Dritt-Staats-angehörigkeiten
      und -pässen ausgestatteten Italiener Sindona, Calvi
      und Gelli.

      Michele Sindona

      Der Sizilianer Michele Sindona betrieb vor der Landung der Amerikaner
      in Sizilien im Zweiten Weltkrieg Schwarzmarktgeschäfte mit
      Lebensmitteln, deren Produktpalette er nach der Landung mit zahlreichen
      Artikeln aus amerikanischen Heeresbeständen wesentlich
      ausweiten konnte. Die Tätigkeit führte ihn in das innere Beziehungsgeflecht
      der sizilianischen Mafia, der vor allem daran gelegen war,
      die Bareinnahmen aus kriminellen Geschäften durch Geldwäsche
      unantastbar zu machen und auf die so unverfänglichen Bankkonten
      jederzeit ungehindert Zugriff zu haben 734 .
      Später fand Sindona, ausgestattet mit einem Empfehlungsschreiben
      des Erzbischofs von Messina, in Mailand Beschäftigung, wo er
      sich darauf spezialisierte, amerikanischen Nachkriegsinvestoren an
      den italienischen Steuer- und Devisengesetzen vorbei Geldanlagen
      zu vermitteln. So kam die Verbindung zu den Mafiafamilien Gambino
      und Inzerillo zustande, deren Clanmitglieder in New York und
      Palermo ihrem Verbrecherhandwerk nachgingen. Das Hauptgeschäft
      war schon damals Heroin, das diese Familien in 30 Schiffen, teils als
      Rohmasse zur Veredelung, teils als Endprodukt nach Sizilien brachten.
      Von dort wurde die verkaufsfertige Ware, in Koffern verpackt,
      als Fluggepäck aufgegeben und in New York für 50 000 Dollar je Koffer
      am Flughafen abgeholt. Jährlich fielen Gewinne von 600 Millionen
      US-Dollar an, die gewaschen und angelegt werden mußten.
      Michele Sindona kaufte daher 1959, anderthalb Jahre nach einer Gipfelkonferenz
      der Mafiaclans von Palermo im November 1957, mit
      Geldern der Mafia eine Mailänder Bank auf, die Banca Privata
      Finanziaria, die zuvor einem faschistischen Ideologen des Mussolini-
      Regimes gehört hatte und für Spezialtransaktionen genutzt wor-
      den war. Die Bank wird allerdings nicht direkt, sondern über den
      Umweg einer Holding, der Fasco AG in Liechtenstein, gekauft. Kurz
      darauf übernahm Sindona auch die Banco di Messina, die mit ihren
      Dienstleistungen kundennah den Geldwaschbedürfnissen der Mafiaclans
      Siziliens entgegenkommen konnte. In Mailand machte sich
      Sindona bei Kardinal Giovanni Battista Montini, dem nachmaligen
      Papst Paul VI., beliebt, indem er die Kosten eines neuerbauten kirchlichen
      Altersheimes übernahm. Wie der ehemalige Mitarbeiter der
      CIA, Victor Marchetti, später feststellte, handelte es sich bei Sindonas
      Spende in Wahrheit um Gelder der CIA, die einflußreichen Italienern
      zukommen sollten, die in der Lage waren, die Wahlerfolge
      der Kommunistischen Partei Italiens in Grenzen zu halten. Die CIA
      bediente sich der Dienste Michele Sindonas im übrigen auch, um
      Gelder zur Unterstützung rechtsgerichteter Gruppen in Italien verdeckt
      einzuschleusen.
      Das Wohlwollen des örtlichen Kardinals begleitete Sindona beim
      Ausbau seiner Kirchenkontakte. So kam er persönlich wie geschäftlich
      mit dem Geschäftsführer des Instituts für die religiösen Werke
      des Vatikans (IOR) in Verbindung, dem Kern der Vatikan-Bank.
      Massimo Spada, der Geschäftsführer des IOR (der Vatikan-Bank)
      wiederum saß im Aufsichtsrat von 24 italienischen Großunternehmen.
      Enge Kontakte konnte Sindona auch mit Luigi Mennini, einem
      Spitzenmann der Vatikan-Bank, anbahnen. Schließlich hielt er Verbindung
      zu Pater Macchi, dem Sekretär des Kardinals. Freundschaftlich
      verbunden war Sindona mit dem Sektionsleiter des Vatikans für
      besondere Finanzfragen, Monsignore Sergio Guerri. Die Sektion
      geht auf das Konkordat des Pacelli-Papstes Pius XII. mit dem italienischen
      Diktator Mussolini aus dem Jahre 1929 zurück. In diesem
      Konkordat überschrieb die Republik Italien dem Vatikan einen Geldbetrag
      von 750 Millionen Lire sowie Staatspapiere im Werte von
      einer Milliarde Lire, nach heutiger Kaufkraft rund 500 Millionen
      Dollar. Die Verwaltung der Gelder wurde Bernardino Nogera übertragen.
      Im Sektionsvorstand saß der Bruder des Papstes, Francesco
      Pacelli. Die Gelder sollten ohne Rücksicht auf religiöse oder doktrinäre
      Gesichtspunkte angelegt werden und wurden im wesentlichen
      für Spekulation mit Devisen, Edelmetallen und Anlagen im Warenterminhandel
      verwendet. Zur Abwicklung konnten die vatikaneige-nen
      Banken Banco di Roma, Banco di Santo Spiritu und die Cassa
      di Risparmio di Roma eingesetzt werden. Als die Banco di Roma
      zahlungsunfähig zu werden drohte, schoß Mussolini nochmals nach,
      indem er die Bank für 630 Millionen Lire in die staatseigene Holding
      I.R.I. übernahm.
      Mit der engen Verbindung zur Vatikan-Bank, dem IOR, hatte Sindona
      nun Zugang zu einem weltumspannenden Bankennetz gewon-nen,
      das die Rothschild-Banken in Paris und London, den Credit
      Suisse in der Schweiz, die Hambros Bank in London, die Morgan
      Bank und die Chase Manhattan Bank in New York, die First National
      und die Continental Bank of Illinois sowie die Bankers Trust Company
      New York umfaßte. Sindona gelang es, an seiner Banca Privata
      in Mailand mit je 22 Prozent die Hambros Bank in London, die seit
      alters über enge Beziehungen zum Vatikan verfügte, sowie die Continental
      Bank of Illinois zu beteiligen, die seit jeher die Geldanlagen
      des Vatikans in den USA besorgte und auf das engste mit dem Erzbischof
      von Chicago, John Cody, verbunden war.

      Roberto Calvi

      Ein weiterer Pfeiler in dem Geflecht von Bankenwelt, organisierter
      Kriminalität, Geheimdiensten und der Kirche war der Mailänder
      Bankier Roberto Calvi, der sich einst brüstete, zusammen mit
      Michele Sindona die Mailänder Börse zu beherrschen. Doch ihr
      Arm reichte weiter, im Verein mit dem Dritten im Bunde, Licio Gelli,
      und dessen P2 genannter geheimer Freimaurerloge konnte das Trio
      einen gewaltigen Einfluß auf das wirtschaftliche und politische
      Geschehen Italiens ausüben. Roberto Calvi war mit Sindonas Hilfe
      Teileigentümer der Banco Ambrosiano in Mailand geworden 735 .
      Unter Mithilfe von Sindona kaufte Calvi, wie bereits dargelegt, die
      der Diözese Venetien und deren Gemeinden gehörende Banca Catto-lica
      von Bischof Marcinkus.
      Weitere strategische Schritte zum weltweiten Geldwäsche- und
      Transaktionsimperium war die Gründung von Zweigbanken in
      Steuer- und Fluchtgeldparadiesen außerhalb Italiens. In Nassau auf
      den Bahamas gründete Calvi die Banco Ambrosiano Overseas, in
      Buenos Aires die Banco Ambrosiano del Sud, in Peru die Banco
      Ambrosiano Andino und schließlich in Luxemburg die Banco
      Ambrosiano Holdings. Den für die Vatikan-Bank zuständigen
      Bischof Marcinkus setzte Calvi gar in der Ambrosiano-Bank auf
      den Bahamas zum Direktor ein 736 . Von daher fanden in Nassau lau-fend
      Sitzungen des Vorstandes unter Teilnahme von Marcinkus statt.
      Demzufolge verbrachte der Bischof auch zahlreiche Urlaube auf den
      Inseln. Der Vatikan-Bank bot Calvi für Geldeinlagen stets ein Pro-zent
      höhere Habenzinsen als seinen übrigen Kunden, so daß sich
      die Geldanlage bei der Ambrosiano-Bank auch aus der Sicht der
      Finanzstrategen des Vatikans stets rechnete und somit auch rechtfer-tigen
      ließ 737 . Roberto Calvi war ebenso wie Michele Sindona mehr
      oder weniger als Folge der Wahl des früheren Kardinals von Mailand
      zum Papst Paul VI. zu Ratgebern des Vatikans bei Geldanlagen
      geworden.
      Calvi war zudem Kämmerer der Loge P2 und wurde von deren
      Großmeister Gelli regelmäßig zur Zahlung größerer Summen an
      das Netzwerk der Loge aufgefordert. Wie Sindona und Gelli stand
      Calvi politisch nicht nur stark rechts, er war überzeugter Anhänger
      des Faschismus. Zusammen mit seinem Bruder hatte er für den Mili-tärputsch
      General Francos gegen die spanische Republik gekämpft.
      Zunächst Mitglied der Schwarzhemden, schloß er sich später der
      Waffen-SS an, in deren Reihen er in Rußland gegen die Rote Armee
      kämpfte.
      Im Bankgeschäft spielte Calvi mit Michele Sindona zusammen,
      dessen Funktionen als Vertrauensbanker der Mafia er im Begriffe
      war zu übernehmen. Er war Spezialist für alle denkbaren Arten des
      rechtswidrigen Kapitaltransfers, der Steuerhinterziehung, der Bör-senmanipulation,
      der Bestechung und nicht zuletzt, falls erforder-lich,
      raffinierter Mordarrangements.

      Licio Gelli

      Als Dritter im Bunde ist nochmals auf Licio Gelli einzugehen, der
      wie die Spinne im Netz die weltweit agierende Loge P2 führte. In Ita-lien
      hatte er den Spitznamen »Burattinaio«, der Mann, der die Pup-pen
      tanzen läßt. In seinem Panzerschrank fand die Polizei die Liste
      der 962 Mitglieder der Loge P2 738 , dazu geheime Regierungsdoku-mente
      und Dossiers über zahlreiche Persönlichkeiten des öffentli-chen
      Lebens. Gelli war Offizier des italienischen Geheimdienstes
      SID und Mitarbeiter der CIA. Der italienische Innenminister Scalfaro
      hielt ihn, solange er nicht hinter Schloß und Riegel gebracht sei, für
      eine Gefahr für die italienische Demokratie. Auch Gelli kommt aus
      dem rechtsradikalen, faschistischen Lager 739 .1954 setzte er sich nach
      Südamerika ab. Dort schloß er sich einer rechtsradikalen Grup-pierung
      an, die den argentinischen General und Staatschef Juan
      Perön unterstützte 740 . Als dessen Macht schwächer wurde, unter-stützte
      er einen erfolgreichen Militärputsch und baute von Argenti-nien
      aus sein Netzwerk auf, das vor allem Paraguay, Brasilien, Boli-vien,
      Kolumbien, Venezuela und Nicaragua umspannte (vgl S.
      233 f.). Bei seinen Aktivitäten bereitete es ihm kaum Schwierigkei-ten,
      mal ein Empfehlungsschreiben der italienischen Kommunisti-schen
      Partei vorzuweisen oder ein Telefonbuch mit Nummern und
      Namen der CIA zur Erhöhung der Glaub- und Förderungswürdigkeit
      einzusetzen.
      1972 ernannte ihn die argentinische Regierung zu ihrem Wirt-schaftsberater
      und sandte ihn zur Vertretung argentinischer Wirt-schaftsinteressen
      nach Italien. Im Schwerpunkt widmete er sich
      dem Waffenhandel. Die von ihm nach den italienischen Bestimmun-gen
      rechtswidrig, weil geheim gegründete Loge Propaganda Due,
      genoß von der Startphase an die massive Unterstützung der CIA-Ver-tretung
      in Italien 741 . Aktive Ableger der Loge wurden in der Folgezeit in
      Venezuela, Paraguay, Bolivien, Frankreich, Spanien, Portugal und
      Nicaragua gegründet, mit einigen Mitgliedern auch in der Schweiz
      und den USA. Die Loge war ebenso mit den Spitzen der Mafia in Ita-lien,
      Kuba und den USA wie mit den Militärregierungen Lateiname-rikas
      und zahlreichen neofaschistischen Gruppen verzahnt. Hinzu
      kam die alte Verbindung zur CIA und dem Vatikan. Zu seinen Freun-den
      zählte er die Gruppe um Stefane Delle Chiaie, Pierluigi Foghera
      und Joachim Fiebelkorn, die als »Bräute des Todes« vor allem in
      Südamerika ihre Mordtaten gegen tatsächlich oder vermeintlich
      linksgerichtete Kräfte begingen. Mit von der Partie war dort die
      Gruppe um Barbie, den Gestapochef von Lyon und späteren CIC-Mitarbeiter,
      den Gelli mit Hilfe eines kroatischen Priesters nach
      Kriegsende über die sogenannte Rattenlinie der Nazi- und SS-Grö-
      ßen nach Südamerika geschmuggelt hatte. Barbie widmete sich der
      Aufgabe, gegen beträchtliche Konkurrenz eine Kokain-Großindu-strie
      aufzubauen, um durch weltweite Transaktionen höchste Ge-winne
      ziehen zu können 742 .
      Gelli erhielt von Zeit zu Zeit Audienzen bei Papst Paul VI. und
      speiste nicht selten mit dem für die Finanzen des Vatikans zuständi-gen
      Bischof Marcinkus.

      Synergieeffekte: Geistliche Finanzen
      und kriminelle Transaktionen

      Dank den guten Verbindungen zwischen Vatikan-Bank und dem Drei-gespann
      Gelli, Sindona, Calvi konnten nun die geistlich-finanziellen
      mit den kriminellen Elementen zu Synergieeffekten gekoppelt wer-den.
      Die als international über jeden Zweifel erhabene, hochreputier-liche,
      jedoch außerhalb der nationalen italienischen Bankenaufsicht
      stehende Vatikan-Bank wurde zeitweilig Drehscheibe nicht kontrol-lierter,
      dem Bankaufsichts- und Strafverfolgungssystem Italiens auf-grund
      der Extraterritorialität des Vatikans entzogener krimineller
      Geschäfte 743 . Zusätzlich von Vorteil war dabei der Status der Vatikan-Bank
      als international anerkannte Nationalbank, vergleichbar der
      Federal Reserve in den USA oder der Deutschen Bundesbank. Als
      Zentralbank wird sie zwangsläufig in alle internationalen Bemü-hungen
      zur Eindämmung krimineller Handlungen einbezogen, wird
      entsprechend informiert, zu Tagungen eingeladen und erhält Zugang
      zu den Datenbanken. Marcinkus steht mit dieser Bank dem kriminel-len
      Netzwerk zur Verfügung, Gelli und Calvi sorgen für die Abdek-kung
      durch die italienischen Geheimdienste und die CIA. Kardinal
      Villot schirmt die Bank gegenüber dem Papst und dessen unmittelba-rer
      Umgebung, aber auch nach außen ab, indem er den Nachstellun-gen
      der italienischen Notenbank, des Finanzministeriums sowie aus-ländischer
      Strafverfolgungsbehörden im Namen der Souveränität des
      Vatikans entgegentritt. Und so beginnen die dunklen Geschäfte um
      den Globus zu laufen, die die Strafverfolgungsbehörden der USA, Ita-liens,
      der Schweiz, aber auch die Währungsüberwachungsbehörden
      und die Finanzministerien allenfalls rudimentär ermitteln konnten.
      Italienische Staatsanwälte, Richter und Konkursverwalter, die dem
      Team allzu gefahrlich wurden, sind entweder umgelegt oder massiv
      eingeschüchtert worden. Die weltlichen Beteiligten werden samt und
      sonders wegen Mordes verfolgt, können sich jedoch stets aufs neue
      mit ihren meist auf Aliasnamen ausgestellten Diplomatenpässen
      zahlreicher Länder der Verfolgung entziehen. Die Bestechung von
      Politikern und Beamten in welchem Land auch immer bringt die
      Strafverfolgung an den Rand des Scheiterns.
      Die Geschäfte, die »gedreht« wurden, können nur in den bekannt-gewordenen
      Fällen exemplarisch dargelegt werden. So scheute Gelli
      keine Mühe, zum Beispiel laufend Koffer mit Bargeld aus dem natio-nal-
      italienischen Teil der Stadt Rom in den Vatikanstaat zu transpor-tieren
      und dort die Bankenverbindungen mit kriminell erworbenem
      Bargeld zur Geldwäsche zu füttern. Insgesamt dürfte nur ein Bruch-teil
      der kriminellen Handlungen an das Licht der Öffentlichkeit ge-kommen
      sein, und das nur dort, wo es hartnäckigen Strafverfolgern
      gelang, Täter und Spuren über Kontinente hinweg zu verfolgen und
      sich durch das Dickicht von Banken, Zweigbanken, Scheingeschäf-ten,
      Scheinfirmen, gefälschten Dokumenten, aussageunwilligen
      oder vor der Aussage per Mord beseitigten oder durch Bedrohung
      schweigsam gemachten Zeugen hindurchzuarbeiten.
      So gelang es Gelli im Zusammenwirken mit Sindona und der Vati-kan-
      Bank, ein Geschäft mit steuerbefreitem Heizöl zu organisieren.
      Ein italienischer Ölmagnat und P2-Mitglied wird veranlaßt, dem als
      Heizöl deklarierten Dieselölkraftstoff gesetzwidrig den vorgeschrie-benen
      Farbstoff nicht beizumischen und den gewaltigen Preisunter-schied
      in die eigenen Kassen zu lenken. Der Chef der italienischen
      Finanzpolizei, General Raffaele Giudice, ebenfalls bei der P2 regi-striert,
      sorgt für die Unterlassung der Einfärbung und die Fälschung
      der Papiere. Der Gewinn beträgt zweieinhalb Milliarden Dollar, die
      über die Vatikan-Bank auf Geheimkonten bei der Finabank einge-hen.
      General Giudice war zuvor auf Empfehlung des Kardinalvikars
      Polerti von Ministerpräsident Andreotti für dieses Amt bestimmt
      worden.
      Ein weiteres Geschäftsfeld galt der Kapitalflucht aus Italien. Um
      den rechtswidrigen Kapitalexport zu ermöglichen, werden bei Ex-und
      Importgeschäften überhöhte oder kostenwidrig niedrige Preise
      vereinbart. Die Differenz wird unter Umgehung der Devisengesetze
      des Landes Italien auf ausländischen Bankkonten eingezahlt. Ent-sprechend
      fließen beim Einkauf ausländischer Ware überhöhte Lira-beträge
      aus dem Land und werden im Ausland in Schweizer Franken,
      Dollar oder D-Mark umgetauscht und auf Konten in der Schweiz
      oder Luxemburg angelegt. Bei der Ausfuhr werden die Waren gegen-über
      der italienischen Devisenaufsicht und Steuerverwaltung schein-bar
      unter Wert verkauft. Entsprechend niedrig fallen die Steuern in
      Italien aus, dafür sind die schwarzen Devisen im Ausland um so
      höher. Die illegalen Gelder wandern in die Fluchtgeldparadiese und
      werden von dort zur Geldanlage weltweit eingesetzt.
      Neben der Geldwäsche machen sich Calvi und Sindona, stets
      unter Gewährung von Provision für die Vatikan-Bank, als Mittler
      und Geldgeber an die betrügerische Aussaugung von Banken und
      Geldanlegern. Dies geschieht über das künstliche Hochtreiben und
      Manipulieren von Aktienkursen und Immobilien. Im Kettenverkauf
      von Bank zu Bank, zum Teil über Strohmänner, um die letztliche
      Identität von Verkäufer und Käufer bei diesen Geschäften zu ver-schleiern,
      werden die Börsenwerte und Immobilienpreise auf das
      Mehrfache des Marktwertes getrieben. Nicht selten wird bei der Be-gleichung
      der kontinuierlich und spekulativ steigenden Kaufpreise
      zugleich das Bargeld aus Geldwäscheoperationen zum Einsatz ge-bracht.
      Die Operationen werden in der Regel nie mit Eigenkapital
      finanziert. Mindestens 95 Prozent des erforderlichen Kapitals stam-men
      aus anvertrauten Fremdgeldern. Findet man einen letzten Käu-fer,
      der über den aufgeblähten Preis schließlich in die Pleite stolpert,
      so bleiben die Manipulateure von den Folgen verschont.
      Als die Aktien-, Unternehmensbeteiligungs- und Immobilienblase
      schließlich bei Sindona und Calvi selbst platzt, scheint ihnen dies
      keinen oder nur einen geringfügigen Verlust beigefügt zu haben, haf-tete
      doch zum Beispiel die Banco Ambrosiano Overseas auf den
      Bahamas nur mit dem eingezahlten Eigenkapital von nicht mehr als
      5000 Dollar. Folglich traf der Verlust diejenigen Banken, die ihr
      Geld der windigen Konstruktion auf den Bahamas anvertraut hatten.
      Und dort wiederum ließen sich die naiven globalen Geldanleger ganz
      offensichtlich mit Hilfe des blendenden Aushängeschildes eines
      Chefs der Vatikan-Bank im Vorstand über die geringe Eigenkapital-und
      damit Haftungsdecke der Bank hinwegtäuschen. Der Vatikan-Bankier
      Marcinkus war folglich für die Ganoven-Banker Calvi und
      Sindona Gold wert. Dafür lohnte sich der Aufwand eines ordentli-chen
      Gehaltes auf einem Privatkonto des Geistlichen ebenso wie die
      Beteiligung der Vatikan-Bank an der Banco Ambrosiano selbst in
      Höhe von zunächst zwei, später acht Prozent. Einer solchen Kon-struktion
      Geld anvertraut zu haben konnte weltweit gegenüber Ban-kenaufsicht
      und Aufsichtsgremien nicht als leichtfertig und verant-wortungslos
      bezeichnet werden.

      Zusammenbruch des
      Sindona-Imperiums

      Als das Finanzimperium Sindonas Mitte der siebziger Jahre zusam-menbrach,
      war ein Schaden von mehreren Milliarden Dollar entstan-den.
      Das Fiasko zog eine Reihe von Banken Europas und der USA
      mit in den Abgrund. In Deutschland waren dies die Bankhäuser
      Wolff aus Hamburg und Herstatt aus Köln.
      Sindona hatte sich 1970 mit großen Fremdgeldbeträgen, teils kri-minellen
      teils geistlichen Ursprungs, an die Übernahme der amerika-nischen
      Franklin Bank herangewagt, die in der US-Rangfolge an 20.
      Stelle stand. Die Bank war bereits vor dem Kauf konkursverdächtig.
      Sindona kaufte die Bank zu einem überhöhten Preis wohl in der
      Annahme, daß das Jonglieren mit Geldmassen über Ketten von Ban-ken
      hinweg nicht viel mehr benötige als eine gute Adresse und ein
      ordentliches Telexgerät. Als kurz nach der Übernahme das letzte
      Halbjahresergebnis ein Absacken des Umsatzes um 28 Prozent an-zeigte,
      verließ sich Sindona auf seine Verbindungen in alle Finanz-zentren
      der Welt und meinte, wer mit Sindona Geschäfte tätige, der
      werde dies auch mit der Franklin Bank tun. Doch hier liefen die
      Dinge nicht mehr wie gewünscht. Die amerikanische Bankenaufsicht
      ging der Sache auf den Grund. Eine Sonderkommission des Finanz-und
      Justizministeriums, des FBI und der Börsenaufsicht leitete ein
      formelles Untersuchungsverfahren ein, als die zahlungsunfähige
      Bank zur Absicherung ihrer Kunden die amerikanische Bankeneinla-gensicherung
      mit zunächst zwei Milliarden Dollar in Anspruch neh-men
      mußte. Das Geld war, nachdem die Bank dann später in Konkurs
      gegangen war, unwiederbringlich verloren. Doch darüber später.
      Ein weiteres Geschäft bezog sich auf die Fälschung von Wertpa-pieren,
      die bei der New Yorker Mafia in Auftrag gegeben worden
      war. Es handelte sich um ein Paket von Aktien im Börsenwert von
      rund einer Milliarde Dollar. Auftraggeber, so später das FBI, soll eine
      hochgestellte Persönlichkeit im Vatikan mit Entscheidungsbefugnis
      in Finanzangelegenheiten gewesen sein. Mit dem Aktienpaket sollte
      der italienische Mischkonzern Bastogi aufgekauft werden. Die Vati-kan-
      Bank sollte für die gefälschten Papiere einen Kaufpreis von 625
      Millionen Dollar entrichten, von dem 150 Millionen Sindona als Pro-vision
      zustehen sollten. Den Fälschern der Mafia sollten folglich 475
      Millionen Dollar verbleiben. Die Vatikan-Bank hätte ein Aktienpa-ket
      im Werte von einer Milliarde Dollar in Händen gehalten 744 . Um
      die Gutgläubigkeit des Marktes hinsichtlich der Echtheit der Papiere
      zu testen, wurden Papiere im Werte von eineinhalb Millionen Dollar
      der Zürcher Handelsbank und der Banco di Roma zur Überprüfung
      gegeben. Von beiden Banken kam die Bestätigung der Echtheit.
      Doch beide Banken reichten die Wertpapiere weiter an die Bankers
      Association in New York, die die Papiere für gefälscht erklärte und
      die Strafverfolgungsbehörde einschaltete. Eine Abordnung amerika-nischer
      Justiz- und FBI-Beamter erschien im Vatikan, um den Sach-verhalt
      aufzuklären. Bei der Ermittlung hatten zwei notorische Be-trüger
      geholfen, deren Aussagen, Behauptungen und Hinweise die
      Abordnung aus den USA überprüfen wollte. Nach der Vernehmung
      äußerten die amerikanischen Beamten, die Herren, die ihnen unter
      Leitung von Marcinkus gegenüber gesessen und verhandelt hätten,
      hätten den Eindruck einer verschworenen Gemeinschaft erweckt.
      Weder seien sie bereit gewesen, die Liste der gefälschten Papiere her-auszugeben,
      noch sei man geneigt gewesen, eigene Nachforschun-gen
      anzustellen. Die Bankvertreter hätten die Vorwürfe für so lächer-lich
      gehalten, daß man deretwegen das Bankgeheimnis nicht
      verletzen könne und wolle.

      Die Finabank Lausanne

      Dem Ausschleusen von Fluchtkapital aus Italien diente vor allem die
      Banque de Financement Lausanne, kurz Finabank genannt, an der
      der Vatikan mit 29 Prozent beteiligt war. Gleichfalls beteiligt an den
      Geschäften waren die Banca Privata Finanziaria (BPF) in Mailand im
      Zusammenspiel mit der Continental Bank Illinois und der Hambros
      Bank in London. Nach Aussagen des Zeugen Bordoni liefen über die
      Konten der Vatikan-Bank gigantische Spekulationsgeschäfte, die
      letztlich in kollossalen Verlusten endeten. Hier war es insbesondere
      die Scheinfirma Liberfinco (Liberian Financial Company), die zu
      Verlusten von zunächst 35 Millionen Dollar, nach späteren Fest-stellungen
      der schweizerischen Bankenaufsicht von 45 Millionen
      Dollar führten. Die Schweizer Aufsichtsbeamten stellten die Teilha-ber
      Sindona, die Vatikan-Bank, die Hambros Bank in London und
      die Continental Bank of Illinois vor die Entscheidung, die Liberfinco
      entweder selbst zu liquidieren, oder die Finabank amtlicherseits für
      bankrott erklären zu lassen. Sindona schoß mit geliehenem Geld in
      die Finabank nach, so daß wenigstens auf Zeit der Fortbestand gesi-chert
      war.
      Carlo Bordoni, der bei der amerikanischen Bankenaufsicht über
      die Spekulationsgeschäfte ausgepackt hatte, war bei der Mailänder
      Niederlassung der First National City Bank of New York beschäftigt
      gewesen, bevor er von Sindona abgeworben und mit der Geschäfts-führung
      einer Maklerfirma namens Moneyrex betraut wurde, die
      sich ausschließlich der Vermittlung von Devisengeschäften widmete.
      Als er sich aus dem Sindona-Unternehmen später wieder verabschie-den
      wollte, erpreßte Sindona den Banker zum Bleiben mit der Dro-hung,
      er werde der italienischen Bankenaufsicht von den 45 Millio-nen
      Dollar Mitteilung machen, die sich auf Geheimkonten in der
      Schweiz befänden.

      Für die CIA hilfreich in
      Griechenland und Italien

      Für die CIA war Sindona in vielfältiger Weise tätig. So verwaltete
      und verteilte er nicht nur in der Umbruchszeit nach dem Zweiten
      Weltkrieg Gelder an rechtsradikale Gruppen, sondern auch in der
      Folgezeit unter anderem in Griechenland. Im Auftrag der CIA zeich-nete
      Sindona eine jugoslawische Staatsanleihe in Höhe von zwei
      Millionen Dollar. Die Staatspapiere wurden an Persönlichkeiten im
      Jugoslawien Marschall Titos weiterverteilt, deren Kontakt und Ein-fluß
      für die CIA bedeutsam war.
      Auch in anderer Weise half Sindona der CIA. Den umstrittenen
      Betrieb einer in Italien erscheinenden amerikanischen Tageszeitung,
      des bislang von der CIA finanzierten Daily American, kaufte Sin-dona
      der Agency ab. Die CIA konnte das Unternehmen in »bewährte
      Hände« geben und sich damit zugleich vor den immer bedrohlicher
      werdenden Auseinandersetzungen in der amerikanischen Öffentlich-keit
      über Sinn, Unsinn und Rechtswidrigkeit des Engagements der
      CIA in allen nur denkbaren Staaten der Welt in Sicherheit bringen.
      In Italien erwarb Sindona, ohne daß allerdings ein CIA-Auftrag
      nachweisbar wäre, die Verlagsgruppe, die den Corriere de la Sera
      herausgibt (vgl. S. 309), die größte und einflußreichste Tageszeitung
      Italiens. Er ließ den politischen Parteien Italiens - den Christdemo-kraten,
      den Sozialisten und teilweise sogar den Kommunisten -beachtliche
      Gelder zukommen. Den Parteien wurden bei seiner Fina-bank
      Konten eingerichtet. Nachdem die illegalen Kapitaltransaktio-nen
      ins Ausland die Lira schwer geschädigt hatten, beteiligte er sich
      an Spekulationen zu ihrer Stützung und wurde dafür von Minister-präsident
      Andreotti in einer Rede in New York zum Retter der italie-nischen
      Währung erklärt.

      US-Botschafter in Rom:
      Sindona Mann des Jahres 1973

      Der amerikanische Botschafter in Rom überreicht Sindona im Jahre
      1973 die Ehrung als Mann des Jahres. Dabei gibt es eine Akte über
      Sindona, die ihn in enge Verbindung mit den 253 Familienmitglie-dern
      und über 1147 Mitarbeitern der Gambino-Familie bringt. Zu
      fünf Mafiafamilien in New York, den Colombos, den Bonannos, den
      Gambinos, den Luccheses und den Genoveses, pflege er beste Bezie-hungen.
      Zusammen mit diesen Familien handele Sindona mit Heroin,
      Kokain, Marihuana, Prostitution, Glücksspiel, Pornographie, be-treibe
      Kreditwucher, Schutzgelderpressung, Unterwanderung der
      Gewerkschaften, Großbetrügereien, Unterschlagung und Veruntreu-ung
      von Bankeinlagen und Pensionskassen. Diese Erkenntnisse fan-den
      sich interessanterweise nicht in den Computern des FBI oder von
      Interpol, sondern in den Unterlagen der CIA, die Sindona als Werk-zeug
      für vielfältige Aktivitäten eingesetzt hatte 745 . Das Finanzimpe-rium
      Sindonas brach 1974 nahezu zeitgleich mit dem Rücktritt des
      mit Sindona eng befreundeten amerikanischen Präsidenten Nixon
      aus Anlaß der Watergate-Affäre zusammen 746 .

      Turboeffekte: Geheimdienst
      und organisierte Kriminalität

      Der organisierten Kriminalität steht zur Beseitigung und Abstrafung
      geschwätziger Partner, zur Ermordung hartnäckiger Strafermittler
      oder unerschrockener Richter ein ungehemmtes Machtpotential zur
      Verfügung. Der 33-Tage-Papst mag ein Beispiel unter vielen sein.
      Das Schicksal des Bankiers Calvi ist ein weiteres. So bedrohte die
      mafiose SuperStruktur einen Staatsanwalt in New York, auf dessen
      Tod die Ganovenwelt 5 000 Dollar ausgelobt hatte. Der Mord fand
      zu diesem Preis offenbar keinen Täter. Als Sindona selbst keinen
      Ausweg mehr sah und sowohl in den USA als auch in Italien mit
      lebenslänglicher Haft zu rechnen hatte, war er bereit, vor einem
      Gericht seiner italienischen Heimat auszupacken. Doch wenige
      Tage vor seiner Vernehmung durch Vertreter der amerikanischen
      Justiz brach er trotz lückenloser Videoüberwachung und trotz
      Ernährung mit eigens hergestellten und für den Transport plombier-ter
      Speisen nach einem Schluck aus der Kaffeetasse mit dem Aus-spruch,
      »Man hat mich vergiftet«, tödlich zusammen 747 . Sein Partner
      Calvi wurde in London an der Blackfriars-Brücke erhängt
      aufgefunden, acht Tage nachdem ihn der Autor des Buches über
      die Hintergründe des frühen Papsttodes angerufen und um Informa-tionen
      gebeten hatte. Nur wenige Stunden vor dem Tod des Bankers
      wiederum war dessen Sekretärin aus dem vierten Stock der Zentrale
      der Ambrosiano-Bank in Mailand gestürzt. Das gleiche Schicksal
      ereilte einen weiteren leitenden Mitarbeiter. Der Mailänder Richter,
      der das Zusammenspiel von Vatikan-Bank und Banco Ambrosiano
      beim Waschen von Mafiageldern durchleuchtet hatte und uner-schrocken
      der Finanzierung der Loge P2 und anderen Aktivitäten
      nachgegangen war, wurde bei der morgendlichen Fahrt ins Gericht
      von Kugeln durchsiebt. Die Ermittlungen gehen von fünf gedunge-nen
      und auf das Opfer angesetzten Mördern aus. Die Verantwortung
      für die Tat übernahm eine angeblich linke terroristische Vereini-gung.
      In Wirklichkeit war es eine mafiose Auftragsarbeit zur Aus-schaltung
      einer für die Unterwelt gefährlichen, nicht korrumpierba-ren
      Persönlichkeit.
      Nach dem Konkurs des Sindona-Finanzimperiums wurde der
      Wirtschaftsanwalt Ambrosoli Giogio als Konkursverwalter der
      Banca Privata Italiana eingesetzt. Nach vier Jahren Arbeit hatte er
      den Fall Sindona auf 100000 Blatt Papier einschließlich zahlreicher
      Fotokopien dokumentiert und war nun von dem New Yorker Richter
      zur Endvernehmung geladen. Doch dieser Auftritt wurde verhindert.
      Der Anwalt wurde vor den Augen seiner Frau beim Verlassen des
      Hauses erschossen. Die Mörder entkamen in die Schweiz, wo sie sich
      von einem der Konten Sindonas bei der Banca del Gottardo, einer
      Bank aus dem Calvi-Imperium, 100000 Dollar abholten.
      Dem Journalisten Pecorelli, der dem frisch gewählten Papst die
      Liste der im Vatikan tätigen Mitglieder der Loge P2 übermittelt hatte,
      bot Gelli nach dem Tod des Papstes Schweigegeld an. Doch Pecorelli
      versuchte den Preis des Schweigens in die Höhe zu treiben und
      drohte mit Enthüllung 748 . Gelli lud daraufhin den Journalisten zu
      einem guten Essen ein. Doch die Mahlzeit fand nicht statt, da der
      Journalist auf der Fahrt zum Treff auf dem Vordersitz seines Wagens
      erschossen wurde. Die Tötungsart weist auf die sizilianische sasso in
      bocca (Stein im Mund) hin, die für Menschen bestimmt ist, die
      zuviel reden. 1983 wird der Täter, der ebenfalls der Loge P2 ange-hört,
      wegen Mordes an dem italienischen Geheimdienstoffizier
      Antonio Viezzer verhaftet 749 .
      Carboni, Doyen der römischen Unterwelt, hatte, wie ein abgehör-tes
      Telefonat ergab, den Auftrag, auch den Stellvertreter Calvis bei
      der Banco Ambrosiano umzulegen, der sich offensichtlich entschlos-sen
      hatte, bei der Aufklärung der Hintergründe des zusammengebro-chenen
      Geldinstituts mit einer Gruppe geschädigter Aktionäre
      zusammenzuarbeiten. Die geprellten Ambrosiano-Aktionäre hatten
      sich schriftlich, in polnischer Sprache, an Papst Johannes Paul II.
      gewandt und ihn darauf hingewiesen, daß die Vatikan-Bank IOR
      (Istituto per le Opere Religiöse) nicht nur Aktionär der Banco
      Ambrosiano sei. Sie sei zudem mit Roberto Calvi eng verbunden.
      Calvi sitze als Erbe Sindonas an einer der wichtigsten Schaltstellen
      zwischen einem Freimaurertum der verkommensten Art (P2) und
      Kreisen der Mafia. Dies geschehe unter Einbeziehung von Personen
      wie beispielsweise Ortolani, der vom Vatikan großzügig gepäppelt
      und umhegt werde und zwischen dem Vatikan und mächtigen Grup-pen
      der internationalen Unterwelt Verbindung halte. Geschäftspart-ner
      Calvis zu sein bedeute zugleich Geschäftspartner Gellis und
      Ortolanis zu sein, unter deren gebieterischem Einfluß Calvi stehe.
      Der Vatikan sei somit, ob es ihm gefalle oder nicht, aufgrund seiner
      Verbindung mit Calvi ein aktiver Partner von Gelli und Ortolani. Der
      Brief schloß mit der Bitte um Rat und Hilfe, blieb jedoch trotz unmit-telbarer
      Zustellung ohne Antwort.
      Daß sich das Netzwerk von Mafia, Geheimdiensten und Vatikan-Finanzen
      auch im Waffenhandel verdingte, versteht sich am Rande.
      Sowohl Gelli als auch Calvi waren unter Einschaltung von Vatikan-abhängigen
      Firmen bei der Beschaffung von französischen Exocet-Raketen
      für die argentinische Regierung im Falklandkrieg beteiligt.
      Als Calvi in London erhängt aufgefunden wurde, war er gerade
      damit beschäftigt, weitere Exocets an die argentinischen Streitkräfte
      zu vermitteln. Die letzten Exocets trafen allerdings zu spät ein, um
      das Kriegsglück noch für die Argentinier zu wenden. Hierfür wurde
      von argentinischer Seite insbesondere Calvi verantwortlich gemacht.
      Zu der Gruppe derer, die an einer möglichst umgehenden Beseiti-gung
      des Papstes seinerzeit großes Interesse hatten, zählt Yallop im
      übrigen auch den inzwischen verstorbenen Kardinal von Chicago,
      John Cody. Cody leitete die reiche Diözese Chicago, deren Geldan-lagen
      er der Continental Bank of Illinois anvertraut hatte. Im Auf-sichtsrat
      dieser Bank saß David Kennedy, der spätere Finanzminister
      des amerikanischen Präsidenten Richard Nixon, auf den das Finanz-genie
      Sindona einen nachhaltigen Eindruck gemacht hatte. Kardinal
      Cody hatte als Oberhirte der stark polnisch bestimmten Diözese Chi-cago
      engste Verbindungen zu polnischen Kardinalen und zudem
      beste Beziehungen in den Vatikan hinein. Nach Yallop soll er sich
      dank regelmäßigen Bargeldgeschenken an führende Vertreter des
      Vatikan-Klerus dort einer außerordentlichen Beliebtheit erfreut
      haben. Mit seinem eigenen Klerus ging er weniger pfleglieh um. So
      wurden binnen eines Jahrzehnts rund 30 Prozent aller Priester der
      Diözese Chicago zur Niederlegung ihres Amtes gedrängt. Die Über-wachung
      der Priesterschaft mit Hilfe von Dossiers war eine Speziali-tät
      des Kardinals.
      Die Bestandteile des hier wie auch an anderer Stelle immer wieder
      aufscheinenden Netzwerkes sind einigermaßen phantastisch. Alte
      Faschisten, Angehörige der Mafia, Drogenhändler, Geldwäscher,
      allesamt verquickt mit terroristischen, wenn auch stets antikommuni-stischen
      Militärregimen Süd- und Mittelamerikas. In diesem un-durchsichtigen
      Gewebe tauchen im Wechsel von Schuß und Faden
      an entscheidenden Stellen Geheimdienste auf-vor allem die Meister-regie
      der CIA mit rechts- oder linksradikalen Terrorgruppen, die wie-derum
      in großem Umfang geheimdienstunterwandert sind- sowie ein
      halbkriminelles Bankensystem unter Mitwirkung der Finanzabtei-lung
      des Vatikans. Das Ganze, so abenteuerlich es klingen mag, war
      offensichtlich kein Zufall, sondern hatte Methode und kehrt über die
      Jahrzehnte hinweg in der einen oder anderen Form und Kombination
      wieder. Dabei wechselten die Institutionen, vielleicht auch hier und
      da die Methoden. Doch das Zusammenspiel der beteiligten Kräfte
      blieb sich gleich. Das Zusammengehen von Geheimdiensten mit der
      organisierten Kriminalität, insbesondere des Drogenhandels, aber
      auch jeder sonstigen Form des kriminellen Gelderwerbes, diente als
      Schmier- und Finanzierungsmittel mancher hochverdeckt gehaltenen
      geheimdienstlichen Aktivität. Dabei korrumpierte die Methode
      zwangsläufig die Angehörigen und Mitspieler der Geheimdienste in
      höchstem Maße selbst.
      An den Untersuchungen über den unerwarteten Tod des Papstes ist
      neben der Verschränkung von Kriminalität, Finanzwelt und Terror
      die Instrumentalisierung einer Freimaurerloge von Interesse, die
      systematische Durchdringung der obersten Exekutivorgane eines
      Staates, insbesondere des inneren, äußeren und militärischen Ge-heimdienstes,
      der Polizei und der Finanzverwaltung, die Steuerung
      dieser Einrichtungen zur verdeckten Förderung von Links- und
      Rechtsterrorismus und die Verbindung zur NATO-Einrichtung Gla-dio.
      Hinzu kommt der tiefe Einblick in die Verkettung dieses staats-durchdringenden,
      teils staatsparallelen Netzes mit dem der italie-nisch-
      amerikanischen Mafia, deren Beteiligung am Drogenhandel
      und deren Bankenverbindungen zum Waschen krimineller Gelder
      unter Einbeziehung der genialen Waschanlage mit dem Aushänge-schild
      des Vatikans, hinter dem keine Geldaufsichtsbehörde der Welt
      kriminelle Machenschaften je vermutet hätte. Über ihren Großmei-ster
      Gelli verband die Loge P2 das gesamte auf Italien abgestützte,
      stark mafiadurchsetzte System mit dem Gladio-System der NATO
      und den Bedürfnissen des amerikanischen Geheimdienstes CIA nicht
      nur in Italien und Europa, sondern zugleich in Lateinamerika, wo es
      galt, der Linkstendenz verdächtige Regierungen durch staatsterrori-stische
      Militärregime zu ersetzen 750 . In der jeweiligen Vorbereitung
      auf den Putsch wie in der Ausbeutung der gewonnenen Machtposi-tion
      kommt es durchweg zu einer breit angelegten Beteiligung am
      internationalen Drogenhandel in die USA und nach Westeuropa.


      734. Eine Darstellung des kontinenteweiten Skandalsystems aus der Sicht
      des in den USA wie Italien zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteil
      ten Michele Sindona findet sich in Tosches, Geschäfte mit dem Vatikan
      - Die Affäre Sindona
      735. Yallop, Im Namen Gottes, S. 198 ff.
      736. Zur Rolle der Vatikan-Bank IOR beim Devisenschmuggel und der Ein
      schätzung der Person Marcinkus vgl. Tosches, Geschäfte mit dem Vati
      kan, S. 140 ff.
      737. Nach Bensky finanzierte die Bank das Netzwerk rechtsradikaler inter
      nationaler Terroristen und deren politischer Hintermänner. Vgl. Larry
      Bensky, The Vatican Bag, The Nation, 2. 6. 1984, S. 679
      738. Der parlamentarische Untersuchungsausschuß zur Loge P2 hat die
      Liste für authentisch gehalten. Vgl. Philip Willan, Puppetmasters,
      S. 12
      739. Yallop, David A., Im Namen Gottes, S. 159
      740. Unmittelbar nach der Machtübernahme Peröns in Argentinien organi
      sierten Gestapoagenten aus Deutschland die Verfolgung, Folterung
      und Einsperrung von Gewerkschaftern, Führern politischer Parteien
      und Menschen mit jüdischen, polnischen oder russischen Namen in
      neu errichtete Konzentrationslager. John White, The Nation,
      3.3.1945. Zum Transfer und Einfluß der Nazieliten vgl. auch Stanley
      Ross, Perön: South American Hitler, The Nation, 16.2.1946
      741. Propaganda Due (P2) war von der Freimaurerhierarchie nicht aner
      kannt. Vgl. Tosches, Geschäfte mit dem Vatikan, S. 185 f.
      742. Fiebelkorn wurde wegen Drogenhandels an die westdeutsche Justiz
      ausgeliefert. Zu seiner Verteidigung verwies er darauf, daß die Zusam
      menarbeit mit den Drogengeneralen Teil seines Dienstauftrages der US
      Drug Enforcement Agency gewesen sei. Vgl. Kai Hermann: Klaus Bar
      bie: A Killer`s Career, CAIB 25, S. 17
      743. Nach italienischem Recht verbotene Schwarzgeldgeschäfte über hohe
      Dollarbeträge konnten schon in den späten vierziger Jahren über den
      Vatikan vorgenommen werden. Vgl. Donald Downes, What Do We
      Want in Italy, The Nation, 12.1.1948
      744. Yallop, Im Namen Gottes, S. 66
      745. Die Frage der italienischen Polizei nach Hinweisen zum Verkehr mit
      Drogen zwjschen den USA und möglichen anderen europäischen Län
      dern wurde von Interpol negativ beantwortet. Krüger, The Great Heroin
      Coup, S.225
      746. Philip Willan, Puppetmasters, S. 103
      747. Die amtliche Todesursache lautet auf Selbstmord, Philip Willan,
      a.a.O., S. 104, nimmt Mord auf Veranlassung der italienischen oder
      amerikanischen Geheimdienste an.
      748. Zum Hintergrund Pecorellis und seiner Erpressungen und Erpressungs
      versuche vgl. Philip Willan, a. a. O., S. 84 ff.
      749. Yallop, Im Namen Gottes, S. 376
      750. Auf die enge Verbindung Gellis und der P2 mit der amerikanischen
      Mafia stieß auch Richard Brenneke, Philip Willan, Puppetmasters,
      S. 78



      ;) ;) ;)
      Avatar
      schrieb am 04.10.03 12:23:49
      Beitrag Nr. 14 ()
      Im Mordfall Calvi noch viele Fragen offen
      1982 starb »Gottes Bankier« / Italien: Hauptverfahren / Großbritannien: Ermittlungen / Vatikan: Schweigen

      Von Ingolf Bossenz

      Vor über 21 Jahren wurde der dem Vatikan nahe stehende italienische Bankier Roberto Calvi ermordet.

      Jetzt will die Staatsanwaltschaft in Rom das Hauptverfahren gegen fünf Personen eröffnen, die die Tat begangen haben sollen.


      Am Morgen des 18. Juni 1982 baumelte am nördlichen Bogen der Blackfriars Bridge in London ein Erhängter über den trüben Fluten der Themse: Roberto Calvi (62), genannt »Bankier Gottes«. Während die britischen Behörden den Fall des aus Italien geflüchteten Bankrotteurs als Selbstmord zu den Akten legten, ermittelte die italienische Justiz weiter.

      Mehrfache Exhumierungen und Untersuchungen der Leiche erhärteten die Mordthese. Vor knapp einem Jahr stellten Experten bei einer weiteren Untersuchung der sterblichen Überreste des Bankiers »eindeutig« fest, dass er nicht Selbstmord verübt haben konnte.


      Zu den nunmehr vom Hauptverfahren der römischen Staatsanwaltschaft Betroffenen gehört laut italienischen Zeitungen auch der ehemalige Kassierer der Mafia, Pippo Calò. Wie bislang bekannt wurde, soll Calò gemeinsam mit dem Mafioso Flavio Carboni das Opfer nach London gelockt und die Killer vor Ort angeleitet haben.

      Der Anklagebehörde zufolge wurde Calvi auf Anweisung der sizilianischen Verbrecherorganisation ermordet, da er sich Mafia-Gelder angeeignet hatte. Zugleich leitete die Justiz Ermittlungen gegen zehn weitere Verdächtige ein.
      Damit beginnt ein neues Kapitel in einem Fall, in den zusammen mit illustren Figuren der organisierten Kriminalität auch höchste Kreise des römischen Kirchenstaates verstrickt waren.


      Als Chef der Banco Ambrosiano, der größten italienischen Privatbank, hatte Calvi seinerzeit durch kriminelle Finanzgeschäfte, für die er die Verfilzung mit der Vatikanbank nutzte, den gewaltigsten Bankencrash der europäischen Nachkriegsgeschichte verursacht. Für den britischen Enthüllungsautor David A. Yallop (»Im Namen Gottes?«) war er gar einer der Hauptverdächtigen an der angeblichen Ermordung des »33-Tage-Papstes« Johannes Paul I. 1978. Das Tatmotiv: Eine mögliche Ablösung des US-amerikanischen Kardinals Paul Marcinkus als Chef des Istituto per le Opere di Religione (Institut für religiöse Werke – IOR), wie die 1942 gegründete Vatikanbank offiziell heißt.


      Der umtriebige Marcinkus band das päpstliche Finanzunternehmen in den
      70er Jahren durch Beteiligung an Banken des in Mafia-Diensten stehenden sizilianischen Steueranwalts Michele Sindona in den größten Geldwäschering Europas ein. Da das IOR weder Bilanzen noch Rechenschaftsberichte veröffentlichte, seine ausgewählten Kunden aber von der durch den Vatikan-Status bedingten Steuerfreiheit profitierten, musste der »ehrenwerten Gesellschaft« diese Verquickung als wahres Himmelsgeschenk vorkommen.


      Nachdem Sindonas Betrügereien Mitte der 70er Jahre aufgeflogen waren und das IOR Verluste von bis zu 50 Millionen Dollar hinnehmen musste, avancierte Sindonas langjähriger Freund Calvi zum engsten Vertrauensmann von Vatikanbankchef Marcinkus. Die zentrale Rolle, die die Banco Ambrosiano bereits im Imperium von Sindona (er wurde 1986 im Gefängnis vergiftet) spielte, war weiter bestimmend für die vatikanischen Geldgeschäfte.


      Da auch Calvi auf dieser Symbiose seine Transaktionen aufgebaut hatte, wäre die Panik, in die er laut Yallop nach dem Tod von Papst Paul VI. geraten sein soll, durchaus erklärlich. Hatte selbiger doch sowohl Marcinkus (dessen Karriere als Leibwächter von Paul VI. begann) als auch Sindona voll vertraut. Sein Nachfolger auf dem Stuhl Petri, der als Papst Johannes Paul I. nach 33-tägiger Amtszeit das Zeitliche segnende Albino Luciani, galt als ein den weltlichen Vorgängen gegenüber misstrauischer Kirchenmann, dessen Drang nach Integrität so manchem Kurialen weltfremd erschien. Durch sein – unter welchen Umständen auch immer – schnelles Ableben blieben die finanzpolitischen Konstellationen hinter den Leoninischen Mauern unangetastet. Und dem nun zum Pontifex maximus gewählten Karol Wojtyla kamen die Geldkanäle, die ihm als nominellem Eigentümer der Vatikanbank zur Verfügung standen, beim Aufbau der polnischen Solidarnosc-Bewegung zweifellos zupass. Diese »Fünfte Kollonne«
      wurde durch die Vatikanbank über Calvis Banco Ambrosiano finanziert.


      Während der »Bankier Gottes« die Konten der Banco Ambrosiano zu Gunsten der päpstlichen Kassen plünderte, wuchs hinter dem Vorhang kurialer Reputation seine Tollkühnheit. Gemeinsam mit seinen Helfern, die ebenso über beste Kontakte zu Kurienkreisen wie zur organisierten Kriminalität verfügten, gründete er ein internationales Netz von Banken, die ausschließlich auf dem Papier seiner Bücher existierten. 1981 verfing sich Calvi in den Maschen dieses Netzes.

      Wegen Devisenvergehen wurde der bis dato mächtigste Banker Italiens zu vier Jahren Haft und 27 Millionen Dollar Geldstrafe verurteilt. Im Mai 1982 folgte der endgültige Zusammenbruch der Banco Ambrosiano unter einer Schuldenlast von 1,5 Milliarden Dollar. Calvi, der in Berufung gegangen und auf Kaution frei war, sah seine Hoffnung, dem Vatikan überlassenes Geld zurückzubekommen, zerschlagen. Marcinkus, Freund aus fetten Zeiten, hatte sich in den Kirchenstaat zurückgezogen, wo er für die italienische Justiz unerreichbar war und bis 1989 IOR-Chef blieb. Die Reise nach London, die Calvi dann am 16. Juni 1982 antrat, sah er offenbar als letzte Chance.

      Der gängigen Darstellung zufolge wollte er dort mit Hilfe ihm gewogener Personen seine Anteile an der von ihm ruinierten Bank verkaufen, um damit das riesige Bilanzloch zu stopfen. Aber deren Aktien waren längst suspendiert.
      Nach jahrelanger Untätigkeit in diesem Fall nahm jetzt auch die Londoner Polizei Ermittlungen auf, um festzustellen, ob britische Staatsbürger an der Ermordung Calvis beteiligt waren. Die englische Justiz war nach dem Tod des Bankiers zunächst davon ausgegangen, dass es sich um Selbstmord handelte.


      Bleibt der Vatikan. Dessen Behörden lassen weiter keine Aktivitäten zur Erhellung dieses trüben Falles erkennen.

      (ND 04.10.03)


      ;) ;) ;)
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      schrieb am 04.10.03 21:40:59
      Beitrag Nr. 15 ()
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      schrieb am 04.10.03 22:24:19
      Beitrag Nr. 16 ()
      #15

      Wie es der Zufall so will,unterhielt ich mich diese Woche mit einem älteren Herrn.

      Sein Vater war ursprünglich Jesuit und erhielt 1935 von seinem Prior den Auftrag in die SS einzutreten.
      Er "brachte" es bis zum SS-Obersturmbannführer,1945 wurde er hingerichtet.

      Das ist beileibe kein Einzelfall.Angeblich existieren sogar Bilder auf denen er mit Hitler zu sehen ist.

      Interessant ist in diesem Zusammenhang der Amtseid der Jesuiten.

      siehe:
      http://www.fossilizedcustoms.com/jesuitDeut
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      schrieb am 04.10.03 22:29:06
      Beitrag Nr. 17 ()
      Avatar
      schrieb am 04.10.03 22:36:21
      Beitrag Nr. 18 ()
      Besonders der zweite Eid hat es in sich.

      "Der aussergewöhnliche Einführungseid der Jesuiten"
      Avatar
      schrieb am 31.10.03 22:12:38
      Beitrag Nr. 19 ()
      So 2.11 03 22:15 N24


      Doku: Mafia - Uncle Sam als Pate


      Die Landung der Alliierten 1943 in Sizilien brachte Italien
      nicht nur die Befreiung von Mussolinis Faschismus, sondern auch ein
      Wiederaufleben der Mafia. Mussolini hatte die Mafia fast systematisch
      ausgerottet, doch die Amerikaner nutzten ihre Kontakte zur Unterwelt
      während des Krieges, um an Informationen über das Land zu kommen.
      Nach ihrer Landung verschafften sie Mafia-Paten als Ausgleich
      wichtige Posten und gaben ihnen dadurch ihre alte Macht zurück ...





      ;) ;) ;)
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      schrieb am 08.11.03 13:46:18
      Beitrag Nr. 20 ()
      # 5


      Mord und Lügen: Der vertuschte Vatikan-Skandal
      Valeska von Roques über den wahren Fall eines Schweizer Gardisten, der angeblich seinen Chef ermordet haben soll.

      Lenins klassische Frage: "Wie viele Divisionen hat der Papst?" ist schnell beantwortet. Es sind zwei: die Schweizergarde und der päpstliche Sicherheitsdienst. Seit 500 Jahren schwören handverlesene junge Schweizer, mit ihrem Leben für den Papst einzutreten. Sie sind Bestandteil der päpstlichen Folklore, nicht von allen Fraktionen im Vatikan geliebt.

      In den Abendstunden des 4. Mai 1998 wird der gerade ernannte Kommandant der päpstlichen Schweizergarde, Alois Estermann, in seiner Wohnung erschossen aufgefunden. Neben ihm liegen seine venezolanische Ehefrau und der 23 Jahre alte Gardist Cédric Tornay. Alle drei weisen Schusswunden auf. Wenige Stunden später verbreitete der Pressesprecher des Heiligen Stuhls die offizielle Version des Tathergangs: Der junge Gardist habe in einem "Anfall von Wahnsinn" seinen Vorgesetzten und dessen Frau umgebracht und danach seinem eigenen Leben mit einem Schuss in den Mund ein Ende bereitet. Er sei wegen der Verweigerung einer päpstlichen Treuemedaille frustriert gewesen.

      An dieser Stelle schreckt Valeska von Roques, damals Korrespondentin für den "Spiegel" in Rom, empor. Sie kennt in Rom Gott und die Welt, ist als studierte evangelische Theologin auch mit dem blutigen Teil der bald zweitausendjährigen Kirchengeschichte vertraut. Als investigative Journalistin wittert sie den Skandal und will an die Quellen. Der Vatikan mauert, allerdings schlecht. Man kommt ihm auf die Schliche.

      Ein Abschiedsbrief des angeblichen Täters entpuppt sich als Fälschung. Der Autopsiebericht - nicht etwa von Gerichtsmedizinern des weltlichen Italien, sondern von zwei greisen Medizinalchargen des Vatikans erstellt - kann nicht stimmen und wird später von einem der besten forensischen Ärzte der Welt in Lausanne widerlegt. Die Mutter des angeblichen Selbstmörders hat das in hartnäckiger Wahrheitssuche veranlasst.

      Die Autorin rollt den Fall minutiös neu auf. Die ihr zur Verfügung stehenden Quellen sind lückenhaft. Aber sehr schnell wird klar: Die offizielle Version ist ein Lüge. Damit steht noch nicht fest, was tatsächlich geschah. Die Wahrheit ist schwerer zu ermitteln, als die Irreführung zu widerlegen. Aber wir haben es nicht mit einem ausgedachten Kriminalroman zu tun, in dem der Autor die Schlüssigkeit der Geschichte selbst verantwortet. Kriminalistische Kleinarbeit ist ohne die staatlichen Machtmittel für die Ermittlungen praktisch nicht möglich.

      So füllt sich das Buch "Mord im Vatikan" mit kirchengeschichtlichen Rückblicken, mit der Abwehr einer infamen Schwulengeschichte, die den Fall auf die Ebene eines Strichjungen-Falls herabziehen sollte, mit gut gezeichneten Persönlichkeitsprofilen der Ermordeten und deren Familien. Dadurch gewinnt das Buch eine Dimension, die der Fall für sich genommen nicht hergäbe. Wir lesen eine Generalabrechnung mit der gegen die europäische Aufklärung kämpfenden, in Geldaffären und andere Unappetitlichkeiten verstrickten katholischen Kirche in ihrer Machtzentrale.

      Wie die Autorin Valeska von Roques die Vatikan-Version der Morde demontiert, ist schlüssig. Ihre eigene Verschwörungs-Version behauptet sie vorsichtig und greift den anwaltlichen Ermittlungen der französischen Staranwälte Vergès und Brosselet nicht vor. Vergès war der Verteidiger des "Schlächters von Lyon", Klaus Barbie. Die Mutter von Cédric Tornay hat ihn beauftragt, das vatikanische Lügengewebe zu zerreißen. Wir werden von diesem "Mord im Vatikan" nicht zum letzten Mal gehört haben. (Harald Loch)



      Valeska von Roques: Mord im Vatikan. Ermittlungen gegen die katholische Kirche. Hoffmann und Campe, 271 Seiten, 17,90 Euro.


      Quelle:
      http://www.abendblatt.de/daten/2003/11/08/227417.html

      ;) ;) ;)
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      schrieb am 11.12.03 12:08:05
      Beitrag Nr. 21 ()
      Geheimloge im Fall Calvi unter Verdacht


      Neue Spur 21 Jahre nach Tod des Bankiers


      Vom 11.12.2003

      ROM (kna) Die Ermittlungen zum Tod des italienischen Bankiers Roberto Calvi 1982 in London sind offenbar vorangekommen. Wie die Zeitung "La Repubblica" berichtete, weitet die italienische Justiz ihre Nachforschungen auf den früheren Vorsteher der Geheimloge P2, Licio Gelli, aus.

      Gelli hat Zeugen zufolge, deren Namen geheim gehalten werden, unmittelbar vor dessen Tod mit Calvi zu Abend gegessen zu haben. Anschließend sei der Bankier in einem Boot zu der Themsebrücke gebracht worden, unter der er wenig später erhängt aufgefunden wurde.

      In London wurde die Britin Odette Morris verhört. Sie hatte vor 21 Jahren dem sardischen Geschäftsmann Flavio Carboni, einem möglichen Komplizen der mutmaßlichen Mörder Calvis, ein Alibi verschafft. Morris wurde festgenommen und gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt. Wie "La Repubblica" weiter berichtet, entdeckten die Ermittler in London auch Reste des Bootes, mit dem Calvi seinerzeit auf der Themse befördert wurde.

      Calvi wurde am 18. Juni 1982 tot unter der Blackfriars´ Bridge gefunden. Als Todesursache stellte die Polizei damals Selbstmord fest. Calvi leitete die Mailänder "Banco Ambrosiano" von 1975 bis zu ihrem Bankrott 1981. Den finanziellen Untergang der Bank, an der auch der Vatikan beteiligt war, versuchte Calvi mit dubiosen Geldgeschäften zu verhindern. Dabei wusch er offenbar unter anderem Geld für die Mafia und die Freimaurerloge P2.


      Quelle:
      http://www.main-spitze.de/panorama/objekt.php3?
      artikel_id=1310341" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.main-spitze.de/panorama/objekt.php3?
      artikel_id=1310341

      ;) ;) ;)
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      schrieb am 19.02.04 16:34:06
      Beitrag Nr. 22 ()
      zu#9

      München/dpa) - Der Vatikan-Experte Peter Godman durfte 1996 als
      einer der ersten Historiker noch vor der offiziellen Öffnung Einsicht
      in die Geheimarchive der Römischen Kurie nehmen. Seine Erkenntnisse
      bündelt der aus Neuseeland stammende und in Rom lehrende Historiker
      in seinem am Donnerstag erschienenen Buch «Der Vatikan und Hitler - Die geheimen Archive».




      Godmans These: Der Vatikan war am Vorabend des Zweiten Weltkrieges nicht der monolithische Block, als den ihn seine
      Kritiker - voran der US-Historiker Daniel Goldhagen - der Einfachheit
      halber hinstellen wollten. Und: Der Vatikan ließ sich vor allem nicht
      nur auf den damaligen Papst Pius XII. (1939-58) reduzieren.

      Sicherlich konnte Godman in die Vatikan-Archive und hatte das
      Material zur Verfügung, das Generationen von Historikern vor ihm
      immer begehrten. Und sicherlich konnte er daher auch besser
      nachzeichnen, was und vor allem wer Pius XII. zu seiner - gelinde
      gesagt - äußerst zurückhaltenden Position gegenüber den Nazis
      veranlasst hatte. Ob dies allerdings zwangsläufig das Urteil über
      «Hitlers Papst» milder ausfallen lassen muss, als das des von Godman
      heftig gescholtenen Goldhagen, kann bezweifelt werden. Denn die
      Fragen der 68er Generation an ihre Väter «Wo seid ihr gewesen? Was
      habt ihr dagegen gemacht?» gelten allemal auch für den Papst.

      Pius wusste früh, mit wem er es zu tun hatte. Als päpstlicher
      Nuntius in Berlin verfasste er am 14. November 1923, damals noch
      unter seinem bürgerlichen Namen Eugenio Pacelli, einen Bericht über
      Hitlers fünf Tage zuvor fehlgeschlagenen Putschversuch in München.
      «Am 24. April 1924 vermeldete er "eine vulgäre und brutale Kampagne"
      in der populären Presse, die Hitler-Anhänger gegen Katholiken und
      Juden führten.» Das Bestreben des Heiligen Stuhls richtete sich nach
      diesen Ereignissen darauf, die eigene Klientel aus der Schusslinie zu
      bringen. Pacelli schloss 1933 mit der Nazi-Regierung ein Konkordat,
      «das für mehr als zehn Jahre einen Schatten auf die Politik des
      Vatikans werfen sollte».

      Godman hat einen wichtigen Beitrag zur Diskussion über das
      Verhältnis des Vatikans zu den Nazis vorgelegt, der sicherlich die
      Kenntnisse über die Vorgänge vertiefen hilft. Er gibt dem Leser damit
      eine wichtige Handreichung, kann ihm aber letztlich die moralische
      Bewertung auch nicht abnehmen.



      Peter Godman: Der Vatikan und Hitler. Die geheimen Archive
      Droemer Verlag, München
      370 Seiten, 19,90 Euro
      ISBN 3-426-27308-X

      Quelle:
      http://www.glaubeaktuell.net/portal/journal/journal.php?IDD=…

      ;) ;) ;)
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      schrieb am 07.05.04 10:58:41
      Beitrag Nr. 23 ()
      zu #21


      Vatikan-Mord soll vor Schweizer Gericht kommen

      Bern. SDA/BaZ. Die Anwälte der Familie von Cédric Tornay wollen den Fall um den misteriösen Tod des jungen Schweizergardisten im Mai 1998 vor ein Schweizer Gericht ziehen. Kurz vor dem Papstbesuch beantragen sie, das unaufgeklärte Dossier wieder zu öffnen.

      «Wir werden den Antrag in den nächsten 15 Tagen bei der Schweizer Justiz hinterlegen», sagte der Anwalt Luc Brossolet gegenüber der Nachrichtenagentur sda. «Wir möchten, dass die Schweiz die Umstände des Todes von Cédric Tornay noch einmal untersucht». Sie seien im Gegensatz zum Vatikan überzeugt, dass er nicht Suizid begangen habe.

      Bereits im Mai vergangenen Jahres hatten die Anwälte der Familie Tornay gegenüber der sda erklärt, dass sie den Fall vor die Schweizer Justiz ziehen wollten. Der Prozess habe einige Zeit gedauert, sagte Brossolet. «Wir haben entschieden jetzt zu handeln, weil der Dialog mit dem Heiligen Stuhl verstummt ist und wir keinen Zugang zu dem Dossier erhalten.»

      Der Besuch des Papstes am 5. und 6. Juni in der Schweiz habe jedoch nichts mit der Wahl des Datums der Hinterlegung zu tun, sagte Brossolet. Und er fügte an, dass der Papst von seinen Beratern sowieso nicht persönlich über die Demarchen der Mutter von Cédric Tornay informiert werde.

      Der 43-jährige Luzerner Alois Estermann war am 4. Mai 1998 nur wenige Stunden nach seiner Ernennung zum Kommandanten der Schweizergarde in seiner Wohnung erschossen worden. Estermanns Ehefrau, die Venezolanerin Gladys Meza Romero, wurde ebenfalls getötet.

      In der Wohnung lag noch eine dritte Leiche: jene des 23-jährigen Schweizergardisten Cédric Tornay. Für den Vatikan war der Fall klar: Tornay habe die beiden in einer Wahnsinnstat ermordet und sich danach selbst gerichtet. Der Fall wurde nach neun Monaten zu den Akten gelegt.

      Doch Tornays Mutter Muguette Baudat glaubt nicht, dass ihr Sohn sich umgebracht hat. Sie ersuchte 2001 den Vatikan, das Dossier noch einmal zu öffnen. Doch dieser winkte ab: Tornay sei der Mörder und da er tot sei, bestehe kein Anlass für eine Wiederaufnahme.

      Quelle:
      http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=A0D32971-D528-47E0…

      ;) ;) ;)
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      schrieb am 07.05.04 13:35:24
      Beitrag Nr. 24 ()




      Der 23-jährige Cedric Tornay (links) soll seinen Vorgesetzten Alois Estermann (rechts) und seine Frau erschossen haben. Die vielen Fragen in dem Fall lässt der Vatikan unbeantwortet.


      ja,ja...der Vatican.Schweigen und aussitzen.:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 29.05.04 20:04:38
      Beitrag Nr. 25 ()
      Italien stellt Rechtshilfegesuch an Schweiz

      Bern. SDA/BaZ. 22 Jahre nach dem Tod des für den Vatikan tätigen italienischen Bankiers Roberto Calvi laufen die Ermittlungen über den Fall wieder auf Hochtouren. Die Staatsanwaltschaft von Rom hat bei der Schweiz ein Rechtshilfegesuch eingereicht.
      Darin ersuche sie um die Möglichkeit, «verschiedene Personen» zu befragen, bestätigte der Sprecher des Bundesamtes für Justiz, Folco Galli, am Mittwoch den Vorabdruck eines Berichts, der am Donnerstag im Magazins «Facts» erscheint. Das Gesuch sei zum Vollzug an die Bezirksanwaltschaft des Kantons Zürich weitergeleitet worden.

      Selbstmord vermutet

      Calvi wurde am 17. Juni 1982 unter einer Londoner Brücke erhängt aufgefunden. Zunächst wurde im Fall Calvi Selbstmord vermutet. Als Präsident der Banco Ambrosiano stand er damals im Mittelpunkt des grössten italienischen Bankenskandals seit dem Zweiten Weltkrieg.

      Mehrere Prozesse über die Bankenpleite endeten mit hohen Haftstrafen. Die Verwicklungen mit dem Vatikan konnten dabei nie genau geklärt werden. Die Ambrosiano-Bank wurde nach den undurchsichtigen Geschäften ihres Chefs mit Schulden in Höhe von über 500 Millionen Euro liquidiert.

      In der Schweiz in Haft

      Im Dezember letzten Jahres nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen von Rom hat Ermittlungen gegen Licio Gelli wegen des Mordes an Calvi auf. Der ehemalige Chef der verbotenen Freimaurerloge «Propaganda Due» (P2) wurde von vier Zeugen, darunter drei Briten, belastet.

      Der damals 79-jährige Licio Gelli hatte sich kurz zuvor aus dem Staub gemacht, um sich einer Strafe wegen betrügerischen Bankrotts zu entziehen. Dies, nachdem das Oberste Gericht in Rom ein Urteil von zwölf Jahren Haft gegen den ehemaligen Grossmeister der Freimaurerloge P2 bestätigt hatte.

      In den 80er Jahren verbrachte er einige Jahre im Genfer Gefängnis Champ-Dollon. Nach einer Flucht stellte er sich 1987 den Schweizer Behörden und wurde ein Jahr später an Italien ausgeliefert. Momentan befindet er sich unter Hausarrest.

      http://www.baz.ch/news/index.cfm?keyID=17CD2E0A-DF54-4CBB-95…

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