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    Wie Frauen in Palästina leben - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 14.04.04 16:24:47 von
    neuester Beitrag 15.04.04 17:26:07 von
    Beiträge: 27
    ID: 847.096
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      schrieb am 14.04.04 16:24:47
      Beitrag Nr. 1 ()
      Krieg gegen Frauen

      Sie sind weniger wert als ein Schaf. In Palästina. Heute. Die Leidensgeschichte der Souad

      von Sibylle Berg

      Ich sehe meine Mutter vor mir. Ich höre die Schreie meiner Mutter und die von dem Baby, und dann nimmt meine Mutter das Schaffell und erstickt das Baby. Das Kind, das meine Mutter nach der Geburt erstickte, war ein Mädchen. Ich habe ihr ein erstes Mal dabei zugesehen, dann ein zweites Mal. Ich begann heimlich zu weinen, jedes Mal wenn mein Vater ein Schaf oder ein Huhn schlachtete, weil ich um mein Leben fürchtete."


      Dass Souad - so nennt sich die Autorin - nicht hysterisch-kindlichen Fantasien zum Opfer fällt, wird sich später zeigen. Doch bis es zu diesem "Später" kommt, begleiten wir die Palästinenserin, die heute Mitte 40 ist, durch eine Kindheit und Jugend voller Gewalt, Demütigung und Angst. Soaud wächst in einem Dorf auf, das geprägt ist von martialischen männlichen Machtstrukturen. Eine Frau, so lernt sie, ist weniger wert als ein Schaf, sie bringt kein Geld ein, und ihr einziger Zweck ist es, ungefähr mit 15 verheiratet zu werden.


      Für Analphabetinnen wie sie - und fast alle Frauen sind es - besteht die Welt aus Männern, denen man zu dienen hat, den Juden, die wie Schweine sind und die man hassen muss, und der Angst, die immer anwesend ist. Angst vor Misshandlungen, vor dem Tod.


      "Ich habe begriffen, dass die Gewalttätigkeit der Männer in unserem Dorf aus einer früheren Zeit stammte. Der Vater reicht sie an seinen Sohn weiter, der sie seinerseits weitergibt, so geht das immer weiter." - "Ich weiß nicht, ob ich ein menschliches Wesen bin, das denken und fühlen kann. Ich kenne nur die Angst und den Durst, das Leid und die Erniedrigung, wenn man wie ein Tier im Stall angebunden und so lange geschlagen wird, bis man seinen Rücken vor Schmerzen kaum noch spürt. Und die schreckliche Angst davor, erstickt, oder ein einem Brunnen ertränkt zu werden."


      Die Odyssee der jungen Frau erreicht ihren Höhepunkt, als ihr Bruder sie - nachdem sie dem Heiratsversprechen eines jungen Mannes geglaubt und mit ihm geschlafen hat - mit Benzin übergießt und verbrennt. Im Krankenhaus wartet Souad auf den Tod, ihre Familie ist enttäuscht, dass sie überlebt hat, ihre Mutter versucht, sie zu vergiften, die Krankenschwestern lassen sie in ihren schwärenden Wunden liegen. Und kein Arzt hilft ihr, es ist normal. Eine Frage der Ehre der Familien, da mischt man sich nicht ein. Mit Hilfe einer Mitarbeiterin der schweizerischen Organisation "Surgir", die sich unter anderem der Opfer des "Ehrenmordes" annimmt, gelingt ihr die Flucht in die Schweiz und nach Frankreich, wo sie nach vielen Jahren bereit ist, ihre Geschichte zu diktieren. Die Geschichte einer Überlebenden, einer der wenigen Zeuginnen, denn die meisten Frauen können nicht mehr reden.


      Die Geschichte von Souad ereignete sich nicht vor 200 Jahren und nicht bei dem letzten in fast bronzezeitlichen Strukturen lebenden Stamm irgendwo im Dschungel Brasiliens, sondern nicht weit von uns entfernt. Diese Geschichte ist für tausende Frauen in Palästina, Pakistan, der Türkei immer noch Realität. Sie ereignet sich im Nahen Osten, bei einem Volk, das gerade von deutschen Linken als unterdrückte Brudernation verehrt wird.


      Diese Geschichte, die just in diesem Moment nicht weit von uns wiederholt wird, zeigt: Der Krieg der Männer gegen die Frauen ist nicht vorbei. Interessant, dass dieser Aspekt bei der öffentlichen Diskussion um Religionsfreiheit, bei dem fast ängstlichen Bemühen gerade der Deutschen um politische Korrektheit, verschwiegen wird.

      Fundamentalismus ist STEINZEIT. Ist dumpfe Männerherrschaft und Männergewalt. Und wenn selbst fundamentalistische Islamisten Deutschland als "fast islamisches Land" bezeichnen, sollten gerade wir Frauen aufwachen und uns wehren. Haben wir in Jahrhunderten den christlichen Fundamentalismus überwunden, um unkommentiert den islamischen willkommen zu heißen? Warum interessieren uns die geschlagenen Töchter, die gesteinigten Frauen, die verhängten, die vergewaltigten Frauen in unsere Nachbarschaft nicht?


      Dass Männer sich dafür nicht interessieren, dass ihnen im besten Fall die Sensibilität für dieses Thema fehlt, ist selbstverständlich. Die Ehrenmorde sind in Palästina in den letzten Jahren um 34 Prozent angestiegen. Der Krieg ist nicht vorbei, und jeder, der uns etwas anders erzählt, lügt. "Bei lebendigem Leib" ist ein eindringliches Buch, bei dem jeder Leserin schlecht werden sollte - denn wir sind gemeint.

      Souad: Bei lebendigem Leib. Aus d. Französ. v. Anja Lazarowicz. Blanvalet, München. 285 S., 19,90 EUR.


      Die Welt. Artikel erschienen am 10. April 2004
      Avatar
      schrieb am 14.04.04 16:29:45
      Beitrag Nr. 2 ()
      Und, Spicault, wie lebt z.B. ne jüdisch-orthodoxe Frau?
      Avatar
      schrieb am 14.04.04 16:40:26
      Beitrag Nr. 3 ()
      Was moderne Frauen über ihren Status im Judentum wissen sollten
      von Dr. Theodor Much

      Für mich als religiösen, aber nichtorthodoxen (progressiven) Juden ist die völlige Gleichstellung der Frauen im Judentum eine Notwendigkeit und Selbstverständlichkeit. Es überrascht mich daher immer wieder, wie wenig (auch moderne) Juden und Jüdinen über die Benachteiligung der Frau im (orthodoxen) Judentum wissen und wie gleichgültig viele von ihnen dieses Thema läßt.

      Es erscheint mir daher dringend notwendig dieses heikle Thema nicht zu verschweigen, offen darüber zu berichten, aufzuklären, zumal die Konsequenzen bestimmter Ungerechtigkeiten für viele jüdische Frauen und deren Kinder (besonders in Israel, wo das Familien- und Eherecht allein dem ultraorthodoxen Rabbinat unterstellt ist) katastrophal sind.

      Die Grundlage der traditionellen jüdischen Sicht zur Stellung der Frauen in Familie und Gesellschaft entspringen einer patriarchalischen Kultur biblischer und talmudischer Zeiten.

      Damals wurde die Frau - wie u.a. aus dem Mischna Traktat Kidduschim 1.1. hervorgeht ("Die Frau wird erworben...") - als Eigentum des Mannes angesehen, derer vornehmste Pflicht es war Kinder zu gebären, sie zu erziehen, ihrem Mann beizustehen und ihn zu ergänzen.

      Daß die Halacha Männer und Frauen verschieden einstuft - und auch behandelt - wird von niemanden bestritten, inwieweit dieses Messen mit zweierlei Maß in der religiösen Gesetzgebung und Praxis ihre Berechtigung hat, darüber gehen die Meinungen in der jüdischen Welt stark auseinander.

      Befürworter dieser alten Praxis weisen darauf hin, "daß der Respekt vor Frauen im Judentum immer sehr ausgeprägt war (und immer noch ist)".

      Sie argumentieren, daß "Frauen und Männer vor Gott zwar gleichwertig seien , Frauen aber dennoch - gottgegeben - sich mental und auch physisch stark von Männern unterscheiden, bzw. in der Gesellschaft andere Aufgabenbereiche als Männer erfüllen" und "daher Gesetze notwendig wurden, die dem Schutz der Frau und ihrer Lebensqualität dienten".

      Es handelt sich - so sagen die Traditionalisten - " nur um eine scheinbare Benachteiligung der Frau, denn im eigenen Heim, sei die Frau eine Königin, stets vom Gatten geachtet, umsorgt, behütet und sogar sexuell verwöhnt, mit vielen Privilegien ausgestattet, wie z.B. dem Recht die Schabbatkerzen anzünden zu dürfen".

      Gleichzeitig wird argumentiert, "daß Frauen zu ihrem eigenen Besten, von bestimmten schwer einzuhaltenden, weil zeitgebundenen positiven Mizwot (Pflichten wie das Beten zu vorgeschriebenen Zeiten, Anlegen von Gebetsriemen, dem täglichen Besuch der Synagoge und dem Talmud -Torah Studium), befreit wurden".

      Diese Argumentation sollte nicht belächelt werden, denn in der Tat war in biblischen und talmudischen Zeiten der Status der jüdischen Frau sehr viel besser als die Stellung ihrer nichtjüdischen Nachbarin. Während sich aber das einst so vorbildliche jüdische Gesetz zum Schutz der Frau seit dem 12. Jahrhundert kaum mehr weiterentwickelte (sich sogar teilweise verschlechterte, weil aus "Befreiungen" Verbote wurden), änderte sich die Stellung der Frau in der nichtjüdischen (westlichen) Welt ganz wesentlich, mit dem Ergebnis, daß heute die Diskriminierung von Frauen, zumindest in manchen Bereichen des traditionellen Judentums, stärker ist als selbst in der katholischen Kirche.

      Das traditionalistische Argument der "Befreiung" erscheint mir schon deswegen unglaubwürdig, weil auch solche Frauen von religiösen Pflichten "befreit" werden, die nicht - oder nicht mehr - die Bürde einer kinderreichen Familie tragen müssen und selbst den Wunsch hegen, sich aktiv am religiösen Leben zu beteiligen.

      Befürworter der alten Tradition verschweigen auch gerne die Tatsache, daß die Diskriminierung der Frau sich nicht nur auf religiöse, sondern auch auf soziale und familienrechtliche Bereiche erstreckt.

      Bezeichnenderweise sind die meisten (der im allgemeinen selbstsicheren und emanzipierten) jüdischen Frauen über ihren eigenen Status im jüdischen Gesetz wenig bis überhaupt nicht informiert. Nicht wenige von ihnen empfinden ihre "Sonderstellung" als "nicht unangenehm und durchaus berechtigt". Es kann aber auch nicht übersehen werden, daß immer mehr (auch orthodoxe) Frauen mit den bestehenden Zuständen nicht mehr einverstanden sind und ihre Stimme gegen sämtliche Diskriminierungen erheben.

      Wo liegen nun die gravierendsten Benachteiligungen der Frau im (ultra)orthodoxen Judentum?

      Es sind in erster Linie Fragen des religiösen und sozialen Status und des halachischen Ehe- und Scheidungsrechtes, welche mit den modernen Menschenrechten bzw. der Würde aller Menschen sich nicht mehr in Einklang bringen lassen, wie etwa:

      Religiöser Status:
      Wie schon einleitend dargestellt, wurden Frauen aus einst lobenswerten Gründen, von bestimmten zeitgebundenen positiven Mizwot entbunden. Von den negativen Geboten ("Du sollst nicht...") wurden sie allerdings nie "befreit".

      Aus dieser ursprünglichen "Befreiung" wurde im Lauf der Jahrhunderte Verbote, die bis zum heutigen Tag in wesentlichen Punkten gültig geblieben sind.

      Frauen werden in orthodoxen Synagogen nicht zum Minjan (die Mindestzahl von 10 Erwachsenen die dem Gottesdienst den Charakter eines öffentlichen Gemeindegebetes verleiht) gezählt; sie sitzen dort von den Männern separiert in den hinteren Reihen, hinter einem Vorhang oder einer Wand, manchmal auf einem Balkon. Begründet wird diese Separierung mit der "Ablenkungsgefahr" der Männer durch den "erregenden" Anblick von Frauen.

      Wer allerdings einen nichtorthodoxen (egalitären) Gottesdienst besucht, wird rasch feststellen können, daß dort - im Gegensatz zu vielen orthodoxen Synagogen - sehr diszipliniert und konzentriert (mit viel Kawana = Verinnerlichung) gebetet wird und von "Ablenkung" keine Rede sein kann.

      In orthodoxen Synagogen werden Frauen nicht zur Thoralesung aufgerufen, übrigens ganz im Gegensatz zur (theoretischen) Aussage im babylonischen Talmud (Traktat Megilla 23A) und der Ansicht der großen halachischen Autorität Rabbenu Yerucham (14. Jahrhundert). In der Praxis war man der Meinung, daß "ein solcher Aufruf die Gemeinde diskreditieren würde".

      Es ist auch nicht allgemein bekannt, daß laut Schulchan Aruch (Orach Chayim 88:1) "rituell unreine Personen" das Schemagebet rezitieren dürfen (was Moses Isserles dazu bewog zu erklären, daß seiner Ansicht nach - und er beruft sich u.a. auf Raschi - "sogar menstruierende Frauen die Synagoge betreten- und beten können, ja selbst die Thora berühren und den göttlichen Namen aussprechen dürfen").

      Die "Befreiung" gilt weiteres für die Kiddusch-Zeremonie (Heiligung des Schabbat, mit vorangehendem Segen über Brot und Wein) und der Rezitation des Kaddisch-Gebetes (dem Gebet der Trauernden, das den Hinterbliebenen Trost spenden sollte)

      Auch eine der Bar Mitwa Zeremonie entsprechende Feier, die Bat Mitzwa, wurde Mädchen lange Zeit vorenthalten. Erst in den letzten Jahren werden auch in einigen orthodoxen Synagogen (in Anlehnung an Reform-Traditionen) solche Feiern für Mädchen eingeführt.

      Familien- und Eherecht:
      Als klar definierte Pflichten des Manns, "der sich eine Frau nimmt", galten und gelten in einer Ehe: Die Sorgepflicht für Frau und Kinder, die Ehefrau zu ehren, sie nie zu kränken oder zu schlagen, ihr treu zu bleiben und ihr Recht auf sexuelle Erfüllung zu gewährleisten.

      Ein Ehevertrag (Ketuba) garantiert der Frau, die aber den Ehevertrag nicht unterschreiben darf, auch ihre finanzielle Sicherheit im Falle des Ablebens des Ehemannes und bei einer Scheidung.

      Trägt aber die Frau die Schuld an der Scheidung, dann kann sie die im Vertrag festgelegten finanziellen Rechte ("als Strafe") verlieren.

      Den für die Scheidung notwendigen Scheidungsbrief (Get) kann aber nur der Mann übergeben.

      In der Praxis gibt es immer wieder Fälle, in denen Männer - trotz Strafandrohung seitens der Rabbiner - die Getübergabe verweigern und hartnäckig bleiben, manchmal auch nur um die Frau finanziell zu erpressen.

      Erfolgt nun in solch einer Situation lediglich eine zivilrechtliche Scheidung, dann kann nach Trennung der Partner, wohl der Mann wieder (wenn auch nur zivilrechtlich) heiraten und eine Familie gründen (diese Heirat wäre zwar gegen das religiöse Gesetz, aber für die Kinder aus seiner neuen Ehe ohne negative Konsequenzen); die Frau hingegen, die in einer neuen Verbindung lebt, sollte keine Kinder mehr bekommen, weil diese nach den religionsgesetzlichen Bestimmungen, Bastarde (Mamserim) wären.

      Ein Mamser (Pl.: Mamserim) ist ein Kind aus einer inzestuösen oder ehebrecherischen Beziehung, dem es verboten ist jüdische Partner zu heiraten, ausgenommen Menschen die ebenfalls Mamserim sind oder Proselyten. Die Mamserut-Bestimmungen gelten über 10 Generationen, was bedeutet, daß Kinder von Mamserim ebenfalls als solche gelten.

      So wurde im Laufe der Zeit aus einem Gesetz, das ursprünglich zur Bekämpfung der Unmoral gedacht war, eine höchst unmoralische Bestimmung, die im völligen Gegensatz zu diversen biblischen Aussagen ("Kinder sollen nicht für ihre Eltern und Eltern nicht wegen ihrer Kinder bestraft werden": 5 Mose, 24.16; bzw. "Jeder Mensch ist für seine Vergehen verantwortlich, nicht für die Fehltritte anderer": Ezechiel 18.20) steht.

      Aus diesen Gründen und auch weil das Mamserut-Gebot die Gleichwertigkeit von Proselyten (Baba Metzia 4.10) verletzt, unschuldige Menschen stigmatisiert, wird der Begriff der Mamserut im nichtorthodoxen Judentum strikt abgelehnt.

      Gleiches gilt für die verlassene Ehefrau (Aguna, angekettete Frau), deren Ehemann verschwunden ist. Auch sie kann, weil ohne Scheidungsbrief (mit Rücksicht auf zukünftige Kinder) nicht mehr heiraten, selbst wenn das Verschwinden des Ehemannes schon Jahrzehnte zurückliegt.

      In einer ähnlichen Situation ist auch eine kinderlose Witwe, deren Schwager sich weigert die (demütigende) Zeremonie der Chaliza (die Auslösung von der Verpflichtung zur Schwagerehe (5 Moses 25.5-9) auf sich zu nehmen; auch sie kann (wiederum wegen der Mamserut-Bestimmung) nicht mehr heiraten.

      Eine weitere Benachteiligung für Frauen entsteht aus einem uralten Gesetz, das bestimmten Frauen verbietet einen Kohen (Nachkomme des Hohepriesters Aaron) zu heiraten.

      In längst vergangenen Zeiten wurden Juden nach ihrer Abstammung in drei Gruppen unterteilt: Priester, Leviten und Israeliten. Nach traditioneller Auffassung ist jeder Jude mit dem Nachnamen Kohen / Kohn / Katz

      ein Nachfahre der Familie Aarons und daher ein Nachkomme eines Priesters. Da es Priestern - deren Hauptfunktion im Tempel zu Jerusalem die Tieropferung war - verboten war geschiedene Frauen, Proselytinen und Prostituierte zu heiraten, gilt die gleiche Bestimmung auch heute noch im orthodoxen Judentum, ein Verbot das schon oft zu tragischen Situationen führte.

      Das nichtorthodoxe Judentum stellt sich gegen diese Bestimmung u.a.aus folgenden Gründen:

      a. Weil es seit bald 2000 Jahren im Judentum keine Priester mehr gibt und ein Abstammunsnachweis nach so langer Zeit nicht mehr möglich ist (schon im 2. Jahrhundert n.d.Z. war ein Stammbaumnachweis nicht mehr möglich, selbst Maimonides spricht von "vermeintlichen Priestern")

      b. Die Gleichstellung von Geschiedenen und Proselytinen mit Prostituierten die Würde von Frauen und Proselyten verletzt

      c. Das nichtorthodoxe Judentum nicht mehr um den Wiederaufbau des Tempels und der Wiedereinführung der alten Bräuche (wie z.B. Wiedereinführung der Priesterschaft und der Tieropfer) betet

      d. Die Priesterkaste (Sadduzäer) im Judentum stets umstritten war, u.a. weil sie die mündliche Thora (die später als Talmud niedergeschrieben wurde) ablehnten .

      3. Weitere Benachteiligungen:
      Im allgemeinen hatten Frauen, in einer von Männern dominierten Welt früher nie die Möglichkeit zu einem gründlichen Talmud-Torah Studium, geschweige denn zur Ausbildung in geistlichen Berufen (in diesem Punkt gibt es seit einigen Jahren auch in der orthodoxen Welt langsam aber sicher ein Umdenken).

      Die Tatsache, daß Frauen - ebenso wie Minderjährige - nicht direkt vor einem rabbinischen Gericht als Zeugen aussagen dürfen oder nicht Richterin werden können, ist in einem Jahrhundert in dem eine Frau - Golda Meir - schon den Posten eines Ministerpräsidenten in Israel innehatte, für aufgeklärte Menschen unerträglich, selbst wenn es mancherorts einige Bestrebungen gibt dieses Gesetz zu umgehen, indem man z.B. die rabbinische Versammelung vertagt, um die Aussage der Frau, die dann herein gerufen wird, später - wenn das Gericht wieder tagt - zu berücksichtigen.

      Es blieb und bleibt daher dem nichtorthodoxen Judentum überlassen, unzeitgemäße, überholte, Frauen- und Kinder diskriminierende Gesetze entweder zu ändern oder ganz außer Kraft zu setzen (in dem z.B. ein nichtorthodoxes Beit Din, Kraft seiner Autorität, dann wenn ein Mann die Übergabe eines Scheidungsbriefes an seine Frau verweigert, ein Get der betroffenen Frau direkt aushändigt).

      Sowohl im konservativen als auch im progressiven Judentum ist die religiöse und soziale Gleichstellung der Frau längst erreicht.

      Die Separierung in der Synagoge wurde abgeschafft, Frauen nehmen gleichberechtigt am Gottesdienst teil und sie bekleiden, ohne jegliche Einschränkung, selbst höchste Ämter - bis hin zur Rabbinerin - im Rahmen der Gemeinde. Auch im Ehe- und Scheidungsrecht gilt hier die völlige Gleichstellung der Geschlechter.

      Während die moderate Orthodoxie immer wieder, wenn auch ohne großen Erfolge, versucht das Los vieler Frauen (besonders die der Agunot) in einigen kritischen Punkten zu verbessern, ohne dabei die völlige Gleichstellung der Frau auch nur zu erwägen, betrachtet die Ultraorthodoxie jede Veränderung des Status quo als Sakrileg.


      Dr. Theodor Much (Präsident der Or Chadasch Bewegung für progressives Judentum in Österreich)


      Der Autor dieses Artikels, ist auch Autor verschiedener Bücher über das Judentum: Judentum, wie es wirklich ist Wien 1997 Die bedeutendsten Prinzipien und Traditionen, die verschiedenen Strömungen, die häufigsten Antijudaismen.Ein profunde und übersichtliche Darstellung des Judentums.
      Avatar
      schrieb am 14.04.04 16:59:28
      Beitrag Nr. 4 ()
      ich kann immer wieder herzhaft über "religionen" lachen die wie zb christentum (priestertum für männer etc) oder islam (kopftuch,stellung) zwischen mann und frau unterschiede machen.


      alles schöne folklore,aber göttlichkeit im eigentlichen sinne hat so ein schwachsinn wohl nichts zu tun.ich bin für die abschaffung religiöser symbole und das ernstnehmen solcher bräuche,nicht weil sie politisch sind oder so,
      sonder weil schlicht niemand drüber nachdenkt und sie letzlich nichts sind als primitive männer oder frauenfantasien bzw. das nachplappern oder nachahmen von vorschriften die sich irgendwann mal ein MENSCH
      vor langer zeit ausgedacht hat,weil er meinte es besser zu wissen....
      Avatar
      schrieb am 14.04.04 17:29:19
      Beitrag Nr. 5 ()
      Und in den USA ist ein Schwarzer kaum mehr wert als ein Schaf! :rolleyes:

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      schrieb am 14.04.04 17:32:53
      Beitrag Nr. 6 ()
      Und erst recht die Millionen Latino-Frauen, die schamlos in den USA als Sklaven ausgenutzt werden.

      Wenn die nicht spuren, werden Sie an die Einwanderungsbehörde verpfiffen.:D
      Avatar
      schrieb am 14.04.04 18:26:09
      Beitrag Nr. 7 ()
      datterich

      schöner Artikel.
      Avatar
      schrieb am 14.04.04 18:29:05
      Beitrag Nr. 8 ()
      Es ist doch bemerkenswert, wie krampfhaft nicht auf den eigentlichen Eröffnungsartikel eingegangen wird. Es kann wohl nicht sein, was nicht sein darf, wenn es nicht ins Weltbild paßt? ;)
      Avatar
      schrieb am 14.04.04 18:50:54
      Beitrag Nr. 9 ()
      #8: verstehe ich nicht ganz .. wir haben #1 um weiterer Fälle ergänzt. natürlich haben es palästinensische frauen doppelt schwer, weil sie ja meist auch noch in gettos leben ... :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 14.04.04 19:02:20
      Beitrag Nr. 10 ()
      # 1 sehr guter Beitrag

      interessant auch die Reaktionen darauf.

      # 3 zeigt klar, daß "Frauendiskriminierung" kein islamisches "Privileg" darstellt. Jedoch hat Israel, und die ganz überwiegende Mehrheit der Juden Zugang zu einer humanen Einstellung im Geschlechterverhältnis gefunden.

      Und da liegt der entscheidende Unterschied:

      um 34% haben laut # 1 die Ehrenmorde zugenommen.

      Mit welch sadistischer Brutalität hier die "Ehre" verteidigt wird, sollte eigentlich Entsetzen hervorrufen im Westen. Man könnte auch fragen, für was für ein Verständnis von "Freiheit" und "Selbstbestimmung" viele Palästinenser eigentlich eintreten, wenn derartige Praktiken existieren.

      # 3 zeigt, daß es in Israel sehr wohl Kritik an der eigenen Tradition gibt. Jüdische Frauen haben i.d.R. die selben Freiheiten im Alltag, wie überall sonst im Westen.
      Sie reisen z.B. auch mal als Rucksacktouristin um die Welt. Ich hab aber NIE NIE NIE eine islamische Frauen getroffen, die das getan hätten !!!!!!!!!!

      #5 und # 6
      wenn man sich nicht mit einem Sachverhalt, der dermaßen wiederwärtig ist, wie der in # 1 beschriebene, auseinander setzen will, greift man gern zu Vergleichen, die entweder bagatellisieren, oder die moralische Legitimität über das Thema zu sprechen aberkennen sollen.

      Zugegeben. Im Westen liegt vieles im Argen. Aber man spricht darüber. Und man hat hier viele Mißstände angegangen in den letzten Jahrzehnten (wenngleich Mr. Bush das Rad der Zeit gerne wieder zurück drehen möchte).

      Doch genau diese Selbstkritik ist der Hauptunterschied zwischen dem Westen und den islamischen Ländern.

      Entsprechend hoch ist die Dunkelziffer solcher Verbrechen. Wer sowas als Einzelfall abtut, verkennt die innere Struktur dieser Gesellschaften, die mit der Mechanik von Zahnrädern jedes Abweichen von der Norm mit exzessiver Grausamkeit wie in # 1 beschrieben, zu vernichten suchen.

      Durch das willentliche Wegsehen macht sich der Westen indirekt mit schuldig an diesen Verbrechen - anstatt man Solidarität mit den Opfern zeigt.


      # 4 whitehawk

      du bringst es auf den Punkt. Dieser falsche Respekt, diese Tabuzone in der sich sonnen kann, was sich Religion nennt, ist vollkommen irrational. Es ist nur menschengemacht, und gehört darum offen hinterfragt und kritisiert.
      Daß man Religionen, bzw. ein "Recht auf Irrationalität" einräumt, schafft die Grundlage für unlösbare Konflikte, wie den in Palästina, dessen Hauptantrieb religöser Fanatismus auf beiden Seiten ist.
      Avatar
      schrieb am 14.04.04 19:10:37
      Beitrag Nr. 11 ()
      Denali,

      da hast du natürlich recht.

      Meine Reaktion galt aber ausschliesslich dem Thread-Bombardement von Spicault, der meint, hier wieder US-Oberaufsicht spielen zu müssen.
      Avatar
      schrieb am 14.04.04 19:18:36
      Beitrag Nr. 12 ()
      Sehr guter Beitrag # 3
      Was ich schon immer wissen wollte
      Antwort etvtl. als Mail

      Frage warum ist Verhütung den orthodoxen Juden verboten, oder ist es Ihnen verboten.
      Wenn NEIN WIE verhüten sie
      Avatar
      schrieb am 14.04.04 19:20:28
      Beitrag Nr. 13 ()
      Na, noch mal die Kurve gekriegt, kabbes. ;) spicaults oberlehrerhaftes Benehmen geht mir auch manchmal auf den Geist. Allerdings gibt es auch eine Menge selbstberufene Aufklärer, die stets und ausschließlich das Böse in den USA sehen.

      Manchen mag es sogar unmöglich sein, über Greueltaten von irgendwem auf der Welt zu sprechen, ohne anzubringen, dass die Amerikaner keine Engel sind.
      Avatar
      schrieb am 14.04.04 19:29:05
      Beitrag Nr. 14 ()
      #10 Es gibt keinen grund überall die gleichzeitige erkenntnis was wir für richtig halten vorauszusetzen.Ist doch die Pille und Kondom zur empfängnisverhütung nach lehre eigentlich verboten,obwohl Seuchen und Hungersnot im gewaltigen ausmaß in Christlichen ländern herrschen.Die frau war auch bis vor kurzem auch noch bei uns untertan,und sogar das wahlrecht verwehrt.Graduell verschieden geht es auch in Islamischen ländern zu,es braucht eben alles seine zeit ,und ist auch von der bildung abhängig.
      Avatar
      schrieb am 14.04.04 19:32:29
      Beitrag Nr. 15 ()
      mausschubser,

      da war ja gar keine kurve ;)

      spicault macht hier etwas, was ich an den amis überhaupt nicht leiden kann:

      ob es palästinenserinnen besser geht oder nicht, ist ihm doch völlig wurscht. er präsentiert dieses thema nur, um zu zeigen, dass palästinsenser erbärmlich sind. und wir sollen uns den rest denken: hey, dann können ja die israelis mit ihrem handeln nur im recht sein.
      Avatar
      schrieb am 14.04.04 19:42:46
      Beitrag Nr. 16 ()
      Um auch mal eines klarzustellen : ich bin kein Amihasser, nur die Politik der Reps ist menschenverachtend.

      Spicault versucht diese Politik seit Kriegsausbruch als das einzig Wahre zu verkaufen und Artikel wie das Eingangsposting propagandistisch dafür zu nutzen.
      Avatar
      schrieb am 15.04.04 03:26:50
      Beitrag Nr. 17 ()
      wER MIT rELIGION NEUE fREIHEIT SUCHT, WIRD AUF ALTE SCHRANKEN TREFFEN.........:cool: :cool: :cool:
      Avatar
      schrieb am 15.04.04 15:13:10
      Beitrag Nr. 18 ()
      Kann es sein, dass " Kabbes" " dieschnautzelangsamvollhat" ?
      Oder Schnautze den " Kabbeslangsamvollhat" ?

      Vielleicht sind die beiden ja bloß siamesische Zwillinge?
      Oder da schreibt einer unter dem Motto:
      Doppelt hält besser.
      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 15.04.04 15:15:35
      Beitrag Nr. 19 ()
      datterich,

      warum sollten Menschen in einer Frage nicht dieselbe Meinung haben?

      Gibt ja auch genug, die mit Spicault konform gehen.

      grüße
      Avatar
      schrieb am 15.04.04 15:21:11
      Beitrag Nr. 20 ()
      "in einer Frage?????
      :D
      Avatar
      schrieb am 15.04.04 15:41:06
      Beitrag Nr. 21 ()
      ich verstehe dein problem nicht, datte :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 15.04.04 15:48:10
      Beitrag Nr. 22 ()
      Ich hab kein Problem.
      Nur würde ich meine Zweit-ID geschickter handhaben.
      ;)
      Avatar
      schrieb am 15.04.04 15:51:15
      Beitrag Nr. 23 ()
      also ich finde schnauzes id cool .. leider bin ich nicht drauf gekommen .. ich finde es nicht überraschend, dass 2 leute die selbe abneigung gegen spicault haben.

      spicault und der highländer sind ja auch nur mit mühe auseinander zu halten :laugh:
      Avatar
      schrieb am 15.04.04 15:54:49
      Beitrag Nr. 24 ()
      I swear on the Constitution of the United States, not to be Kabbes !
      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 15.04.04 15:57:08
      Beitrag Nr. 25 ()
      :laugh: :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 15.04.04 15:58:11
      Beitrag Nr. 26 ()
      # 24

      Na, klar.
      Du bist derdieschnautzelangsamvollhat ! :cool:
      Avatar
      schrieb am 15.04.04 17:26:07
      Beitrag Nr. 27 ()
      #11 und #15 Kabbes
      #16 derdieschnautz.......

      "spicault macht hier etwas, was ich an den amis überhaupt nicht leiden kann:

      ob es palästinenserinnen besser geht oder nicht, ist ihm doch völlig wurscht. er präsentiert dieses thema nur, um zu zeigen, dass palästinsenser erbärmlich sind."

      Erstens: Ich bin kein Ami.

      Zweitens: Das Pauschalurteil hat Kabbes gefällt ("etwas .. was ich an den Amis nicht leiden kann") - ich nicht.

      Drittens: Wie es den Pälätinenserinnen geht kümmert mich schon, wie es mich kümmert, wie es den Frauen in Afghanistan (die dank der Befreiung durch die Amerikaner jetzt Recht auf Ausbildung und Beruf haben, und ihre Menschenwürde zurückgewonnen haben) oder im Irak gehen. Die Versuche datterichs und derdieschnautz... eine Parallele zwischen der Lage von palästinenschen Frauen und der von jüdischen Frauen zu ziehen ist erbärmlich und bedarf keines Kommentars. Und der Versuch Kabbes, die horrende Lage der Palästinenserinnen durch die Tatsache zu erklären, daß sie in "Ghettos" (gemeint ist vermeintlich die "refugee camps" (noch eine Fehlbezeichnung) bestehend aus mehrstöckigen Miethäusern, die sie seit Jahrzenten bewohnen) ist lächerlich.

      Viertens: Hoffentlich meint es Kabbes nicht ernst, wenn er von mir als eine Art "US-Oberaufsicht" spricht. Ansonsten könnte man denken, daß er unter Verfolgungswahn leidet.

      Funftens: Ich habe die Artikel von meistens amerikanischen Zeitschriften hier gepostet, weil ich denke, daß die Europeaer, im besonderen die Deutschen, sowas brauchen. Die europaeische Medien sind durch Antiamerikanismus geprägt und bieten eine einseitige und mangelhafte Berichterstattung.

      Sechstens: Weil ich über die letzten Wochen sehr beschäftigt gewesen bin, habe ich keine Zeit gehabt, meine eigene Beiträge zu schreiben und hier zu posten. Deswegen habe ich mich auf das Posten von einigen Zeitschriftartikeln beschränkt. Es ist eher unwahrscheinlich, daß sich diese Situation kurz- oder mittelfristig ändert.


      Guten Abend, Gute Nacht........


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