Aktien
Prognosen ohne Wert - Seite 2
Es gibt aber auch gute Nachrichten für Aktionäre. Denn auch erfreuliche Abweichungen nach oben kletterten im vergangenen Jahr auf einen neuen Höchststand. Hier hat sich die Zahl im Vergleich zu 2016 mehr als verdoppelt, von 89 auf 199. Wermutstropfen für Anleger ist allerdings: positive Überraschungen wirken sich in der Regel nicht einmal halb so stark auf die Aktienentwicklung aus. Aufwärtskorrekturen führen im Schnitt nur zu einem Kursgewinn von drei Prozent binnen einer Handelswoche.
Mit besonders vielen Korrekturen nach oben haben 2017 im DAX gelistete Konzerne ihre Anteilseigner überrascht: 47 Prozent der Schwergewichte aus Deutschland erster Börsenliga erhöhten ihre Geschäftsprognose mindestens einmal, mehr als in allen anderen Segmenten. Und nur jeder zehnte der 30 Blue Chips enttäuschte Investoren mit Abwärtsrevisionen. Auch hier schneidet der DAX besser ab als die übrigen hiesigen Börsensegmente.
Die Ursache für steigende Tendenzen liegt vor allem im volkswirtschaftlichen Aufschwung: die Konjunktur hat sich in den vergangenen Monaten besser entwickelt als erwartet, sowohl in Europa als auch in anderen Regionen wie Asien und Nordamerika. Was Anleger in diesem Fall gefreut haben dürfte, wird für Analysten jedoch zum Problem: die Gewinnprognosen erweisen sich als extrem unsicher. Die Schätzfehler sind hoch.
Das hat laut Experten beispielsweise maßgeblich dazu beigetragen, dass sich der deutsche Leitindex DAX im vergangenen Jahr mit einem Plus von mehr als zwölf Prozent knapp sechsmal stärker entwickelte als es die meisten Strategen der Geldhäuser zuvor bei ihren Zwölf-Monats-Prognosen vorausgesagt hatten. Unterschätzt hatten die Marktbeobachter genauso wie die Firmen die Dynamik des Wachstums in den entwickelten Volkswirtschaften. Vor allen aus Furcht vor den zahlreichen politischen Krisen wurden sehr defensive Gewinnschätzungen zugrunde gelegt.
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Unsere Einschätzung: Die Studie von EY deutet darauf hin, dass sich Anleger wenig auf Prognosen verlassen sollten. Unternehmerische Geschäftsentwicklungen sind letztlich immer auch unsicher – im positiven wie im negativen Sinne. Auch politische Entscheidungen sind wenig berechenbar. Bestes Beispiel ist die US-Steuerreform, die Ende 2017 beschlossen wurde: während etwa Daimler und BMW daraufhin ihre Gewinnprognosen erheblich nach oben korrigierten, wiesen Konzerne wie die Deutsche Bank auf zusätzliche Belastungen in Höhe von rund 1,4 Milliarden Euro im vierten Quartal hin, was den Kurs abstürzen ließ.