Öl in Afghanistan ??????????? - 500 Beiträge pro Seite
eröffnet am 02.10.01 12:09:13 von
neuester Beitrag 03.10.01 13:42:29 von
neuester Beitrag 03.10.01 13:42:29 von
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Weiß jemand der Anwesenden, ob es größere Erdölvorkommen
auf afghanischem Terretorium gibt, auch wenn diese vielleicht noch nicht erschlossen sind ?
H.
auf afghanischem Terretorium gibt, auch wenn diese vielleicht noch nicht erschlossen sind ?
H.
ja es gibt sehr grosse erdölvorkommen in afghanistan und auch noch andere bodenschätze in relativ grossem ausmass.
In Afghanistan gibt es ein wenig Erdöl aber vielmehr Eisen-, Chrom- und Zinkerze sowie Blei, Kohle und Gold.
Quelle: Weltatlas
Quelle: Weltatlas
@ papi
Worauf begründen sich Deine Erkentnisse ?
H.
Worauf begründen sich Deine Erkentnisse ?
H.
Wenn es dort strategische Vorkommen gäbe , wären die Russen nie abgezogen !
@ MBS
Sicher, aber die sind nun schon mehr als ein Jahrzehnt von dannen, und in der Zwischenzeit wäre es doch möglich gewesen, neue Vorkommen zu entdecken, oder etwa nicht ?
H.
Sicher, aber die sind nun schon mehr als ein Jahrzehnt von dannen, und in der Zwischenzeit wäre es doch möglich gewesen, neue Vorkommen zu entdecken, oder etwa nicht ?
H.
Kampf ums Öl
Kaukasus und Zentralasien im Griff der Großmächte
Hinter den jüngsten Kriegsdrohungen des Iran gegenüber den Taliban steckt mehr als die Ermordung iranischer Diplomaten oder religiöse Streitigkeiten zwischen den unterschiedlichen Islam-Auslegungen. Hier treffen Wirtschaftsinteressen aufeinander - pakistanische und US-amerikanische Interessen auf der einen Seite gegen iranische und russische Interessen auf der anderen.
Im Kaspischen Meer sowie im Kaukasus und in Zentralasien werden umfangreiche Erdöl- und Erdgasvorkommen vermutet. Schätzungen gehen von 6 bis 10 Milliarden Tonnen Erdöl aus. Allein in Turkmenistan sollen die viertgrößten Erdgasreserven der Welt lagern. Aserbaidschans Hauptstadt Baku war schon vor der Entdeckung der Erdölvorkommen im Nahen Osten und in Sibirien eine Stadt der Ölförderung. Auch Kasachstan kann mit umfangreichen Vorkommen aufwarten.
Der Streit um die Vorräte an Erdöl und Erdgas am Kaspischen Meer geht nun in eine neue Runde. Am 6.Juli 1998 einigten sich Rußland und Kasachstan, den Nordteil des Kaspischen Meers unter sich aufzuteilen. Kurze Zeit später, am 29.Juli 1998, beauftragte die Regierung in Turkmenistan die US-Firma Enron Corp. mit der Erstellung einer Durchführbarkeitsstudie für eine Pipeline durch das Kaspische Meer. Damit soll Gas aus Turkmenistan nach Aserbaidschan und von da aus weiter in die Türkei transportiert werden. Das Ergebnis wird erst Mitte November vorliegen.
Kaukasus und Zentralasien im Griff der Großmächte
Hinter den jüngsten Kriegsdrohungen des Iran gegenüber den Taliban steckt mehr als die Ermordung iranischer Diplomaten oder religiöse Streitigkeiten zwischen den unterschiedlichen Islam-Auslegungen. Hier treffen Wirtschaftsinteressen aufeinander - pakistanische und US-amerikanische Interessen auf der einen Seite gegen iranische und russische Interessen auf der anderen.
Im Kaspischen Meer sowie im Kaukasus und in Zentralasien werden umfangreiche Erdöl- und Erdgasvorkommen vermutet. Schätzungen gehen von 6 bis 10 Milliarden Tonnen Erdöl aus. Allein in Turkmenistan sollen die viertgrößten Erdgasreserven der Welt lagern. Aserbaidschans Hauptstadt Baku war schon vor der Entdeckung der Erdölvorkommen im Nahen Osten und in Sibirien eine Stadt der Ölförderung. Auch Kasachstan kann mit umfangreichen Vorkommen aufwarten.
Der Streit um die Vorräte an Erdöl und Erdgas am Kaspischen Meer geht nun in eine neue Runde. Am 6.Juli 1998 einigten sich Rußland und Kasachstan, den Nordteil des Kaspischen Meers unter sich aufzuteilen. Kurze Zeit später, am 29.Juli 1998, beauftragte die Regierung in Turkmenistan die US-Firma Enron Corp. mit der Erstellung einer Durchführbarkeitsstudie für eine Pipeline durch das Kaspische Meer. Damit soll Gas aus Turkmenistan nach Aserbaidschan und von da aus weiter in die Türkei transportiert werden. Das Ergebnis wird erst Mitte November vorliegen.
Ganz in der Nähe befinden sich definitiv sehr große Erdölvorkommen. Turkmenistan !
Dann schließ doch mal mit den Talibanen ein Geschäft ab, bei der eine ausländische Firma (von Ungläubigen geführt!) das sagen haben sollen.
Jungs, soll ich Euch etwas verraten ?
Nachtigall ich hör Dir trapsen !
H.
Nachtigall ich hör Dir trapsen !
H.
Helen du hast doch völlig einen an der Waffel.
Ich weiss nicht warum du so eine Amerikahasserin bist.
Langsam glaube ich du hast kontakt zu Osama bin am Laden.
Du willst uns doch nicht sagen das die Amis Afganistan wegen des Öls angreifen.
Völlig Gagga.
Ich weiss nicht warum du so eine Amerikahasserin bist.
Langsam glaube ich du hast kontakt zu Osama bin am Laden.
Du willst uns doch nicht sagen das die Amis Afganistan wegen des Öls angreifen.
Völlig Gagga.
allgemein
Username: HelenDuval
Registriert seit: 29.09.2001
User ist momentan: Online seit 02.10.2001 12:38:06
Threads: 2
Postings: 94
Interessen keine Angaben
Wie ich solche Leute liebe
Username: HelenDuval
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Interessen keine Angaben
Wie ich solche Leute liebe
![:(](http://img.wallstreet-online.de/smilies/frown.gif)
@ cart
Nein, genausowenig wie es im Golfkrieg " Desert Storm "
um Öl ging
, sondern da ging es doch äh, äh laß mich nachdenken ! Richtig um Menschenrechte
?
Oder das Selbstbestimmungsrecht der Völker ?![:laugh:](//img.wallstreet-online.de/smilies/laugh.gif)
H.
Nein, genausowenig wie es im Golfkrieg " Desert Storm "
um Öl ging
![:laugh:](http://img.wallstreet-online.de/smilies/laugh.gif)
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Oder das Selbstbestimmungsrecht der Völker ?
![:laugh:](http://img.wallstreet-online.de/smilies/laugh.gif)
H.
![:laugh:](http://img.wallstreet-online.de/smilies/laugh.gif)
..lieber nix "verraten"...
Dummes Zeug liest man/n hier schon genug!
Dummes Zeug liest man/n hier schon genug!
Nur zur Erinnerung: der Krieg gegen den Irak erfolgte mit UNO-Mandat und unter Beteiligung von einer weltweiten Staatenkoalition. Die Aktion war durch die Verletzung der staatlichen Souveränität Kuweits durch den Irak vollkommen gedeckt. Mutmaßungen über zusätzliche Ziele von Koalitionspartnern kann man machen, die ändern aber nichts an der primären Motivation einzugreifen.
In jedem Fall gibt es in Afghanistan weniger Öl, als dummes Zeug in diesem Thread. ![:laugh:](//img.wallstreet-online.de/smilies/laugh.gif)
Gruß
JLL
![:laugh:](http://img.wallstreet-online.de/smilies/laugh.gif)
Gruß
JLL
@Helen
Und Mohammed Atta ist ein amerikanischer Patriot, der für die Ölreserven seines Landes gestorben ist.
Jetzt versteh ich...
Und Mohammed Atta ist ein amerikanischer Patriot, der für die Ölreserven seines Landes gestorben ist.
Jetzt versteh ich...
![:laugh:](http://img.wallstreet-online.de/smilies/laugh.gif)
@ Jll
Lies doch bitte ersteinmal posting # 7,
und überlege dann nocheinmal, ob Du solch einen
Blödsinn noch abladen mußt.
Es geht hier um Pipeline - Linien.
H.
Lies doch bitte ersteinmal posting # 7,
und überlege dann nocheinmal, ob Du solch einen
Blödsinn noch abladen mußt.
Es geht hier um Pipeline - Linien.
H.
@ puhvogel
Ja, puhvogel, manchmal ist die Veröffentlichung der user-Daten wirklich angebracht - und, wie in diesem Fall, entlarvend. Danke.
Ja, puhvogel, manchmal ist die Veröffentlichung der user-Daten wirklich angebracht - und, wie in diesem Fall, entlarvend. Danke.
Na, so uneigennützig haben die Amis nicht so lange Zeit in
Afghanistan stillgehalten. Die hatten schon knallharte ökonomische
Interessen. Bodenschätze in Afghanistan selbst interessierte sie nicht,
denn dort gibt es kaum was. Vielmehr ging es ihnen um die
Durchleitungsrechte für Öl und Gas aus Mittelasien. Die konnten
sie nur bekommen, wenn sie mit den Afghanis ins Geschäft kamen.
Die Taliban sind ihnen allerdings aus dem Ruder gelaufen, und
deshalb setzten die Amis auf eine langsame Aushölung ihrer
Macht. Das ist nun bekanntermaßen schief gegangen.
Zur Information: Bestimmt wurde die US-Afghanistan Politik von
einer formell unabhängigen Organisation mit allerdings großem,
parteienübergreifendem Einfluß, die vor allem von den Ölkonzernen
gesponsert wurden. Hier der Link:
http://www.afghanistanfoundation.org/whitepaper.htm
Seht euch mal das White Paper an, dann wißt ihr Bescheid.
Die selbe Konstellation gibt es im Kosovo/Mazedonien.
- Wie in Afghanistan geht es um Durchleitungsrechte.
- Unterstützt wird die muslimische UCK.
Afghanistan stillgehalten. Die hatten schon knallharte ökonomische
Interessen. Bodenschätze in Afghanistan selbst interessierte sie nicht,
denn dort gibt es kaum was. Vielmehr ging es ihnen um die
Durchleitungsrechte für Öl und Gas aus Mittelasien. Die konnten
sie nur bekommen, wenn sie mit den Afghanis ins Geschäft kamen.
Die Taliban sind ihnen allerdings aus dem Ruder gelaufen, und
deshalb setzten die Amis auf eine langsame Aushölung ihrer
Macht. Das ist nun bekanntermaßen schief gegangen.
Zur Information: Bestimmt wurde die US-Afghanistan Politik von
einer formell unabhängigen Organisation mit allerdings großem,
parteienübergreifendem Einfluß, die vor allem von den Ölkonzernen
gesponsert wurden. Hier der Link:
http://www.afghanistanfoundation.org/whitepaper.htm
Seht euch mal das White Paper an, dann wißt ihr Bescheid.
Die selbe Konstellation gibt es im Kosovo/Mazedonien.
- Wie in Afghanistan geht es um Durchleitungsrechte.
- Unterstützt wird die muslimische UCK.
@Helen
klar ich hab den letzten James Bond streifen auch gesehen.
klar ich hab den letzten James Bond streifen auch gesehen.
@ Karlchen
Ich glaube, ich hatte schon mal in einem anderen thread das zweifelhafte Vergnügen, auf Dich zu treffen.... und konnte mir den Hinweis auf die Berechtigung der Verkleinerungsform Deines Nicks nicht verkneifen...
Falls sich Dein "Wissen" vorwiegend aus Quellen wie der "afghanistanfoundation" speist, dann mußt Du zwnagsläufig so ein- oder blauäugig mutmaßen.
Ich glaube, ich hatte schon mal in einem anderen thread das zweifelhafte Vergnügen, auf Dich zu treffen.... und konnte mir den Hinweis auf die Berechtigung der Verkleinerungsform Deines Nicks nicht verkneifen...
Falls sich Dein "Wissen" vorwiegend aus Quellen wie der "afghanistanfoundation" speist, dann mußt Du zwnagsläufig so ein- oder blauäugig mutmaßen.
@ Denkmal
Und was hat dies mit dem Denkansatz und der Qualität der Argumente zu tun ?
Prima, die Nato hat soeben den Bündnisfall ausgerufen.
Dann kommen ja bald die ersten Söhne im Plastiksack nach Hause. Aber was solls, sie sind dann ja immerhin für die Durchleitungsrechte der US-Konzerne gestorben - nicht schlecht - Herr Specht !
H.
Und was hat dies mit dem Denkansatz und der Qualität der Argumente zu tun ?
Prima, die Nato hat soeben den Bündnisfall ausgerufen.
Dann kommen ja bald die ersten Söhne im Plastiksack nach Hause. Aber was solls, sie sind dann ja immerhin für die Durchleitungsrechte der US-Konzerne gestorben - nicht schlecht - Herr Specht !
H.
Och Helen, warum denn so aufgeregt?
Ich beziehe mich zunächst mal auf Deine Stimmungsmache in Posting #1. Das heißt es eindeutig:
"größere Erdölvorkommen auf afghanischem Terretorium"
Von Pipelines finde ich da kein Wort. Nachdem Dir aber jedes "Argument" recht ist, um über die bösen, bösen Amis herzuziehen, hast Du dann in #7 auch noch Pipelines ausgegraben. Na Klasse!
Naja, wir werden alle älter, aber Deine früheren Rollen haben mir besser gefallen, als die Polit-Agitatorin.![:laugh:](//img.wallstreet-online.de/smilies/laugh.gif)
Gruß
JLL
Ich beziehe mich zunächst mal auf Deine Stimmungsmache in Posting #1. Das heißt es eindeutig:
"größere Erdölvorkommen auf afghanischem Terretorium"
Von Pipelines finde ich da kein Wort. Nachdem Dir aber jedes "Argument" recht ist, um über die bösen, bösen Amis herzuziehen, hast Du dann in #7 auch noch Pipelines ausgegraben. Na Klasse!
Naja, wir werden alle älter, aber Deine früheren Rollen haben mir besser gefallen, als die Polit-Agitatorin.
![:laugh:](http://img.wallstreet-online.de/smilies/laugh.gif)
Gruß
JLL
@ JLL
Wenn Du schon ließt, dann bitte gründlich.
Ich schrieb in Frageform.
H.
Wenn Du schon ließt, dann bitte gründlich.
Ich schrieb in Frageform.
H.
Natürlich Helenchen, eine rethorische Frage, mehr nicht.
@DENKMALnach: Statt zu pöbeln - denk mal nach!
Nur die Afghanistan-Foundation? Du bist lustig. Wenn du dir
mal deren Geschichte, deren Organisationsstruktur und beteiligte
Personen sowie deren Veröffentlichungen ansiehst, dann wirst
Du schon bei Grundkenntnissen der politischen Gegebenheiten in
den USA wissen, um wen es sich handelt.
Natürlich ist das nicht meine einzige Quelle - aber die wichtigste,
weil im Original.
Nimm dir die Zeit und lies es dir mal genau durch.
Nur die Afghanistan-Foundation? Du bist lustig. Wenn du dir
mal deren Geschichte, deren Organisationsstruktur und beteiligte
Personen sowie deren Veröffentlichungen ansiehst, dann wirst
Du schon bei Grundkenntnissen der politischen Gegebenheiten in
den USA wissen, um wen es sich handelt.
Natürlich ist das nicht meine einzige Quelle - aber die wichtigste,
weil im Original.
Nimm dir die Zeit und lies es dir mal genau durch.
Auch mal ne rethorische Frage von mir:
Gesetzt den Fall, es gäbe dort Öl, wäre das ein Grund die Taliban-Verbrecherbande und den Massenmörder Bin Laden nicht zu richten?
Gruß
JLL
Gesetzt den Fall, es gäbe dort Öl, wäre das ein Grund die Taliban-Verbrecherbande und den Massenmörder Bin Laden nicht zu richten?
Gruß
JLL
@ JLL
Ich maße mir nicht an über ein Eingreifen der Völkergemeinschaft zu entscheiden, dafür gibt es die UNO.
Aber ich denke, das Öl, bzw. dessen Durchleitungsrechte
lassen doch andere Motive für das Engagement der USA erkennen.
H.
Ich maße mir nicht an über ein Eingreifen der Völkergemeinschaft zu entscheiden, dafür gibt es die UNO.
Aber ich denke, das Öl, bzw. dessen Durchleitungsrechte
lassen doch andere Motive für das Engagement der USA erkennen.
H.
Kalrchen,
da es keine nennenswerten Rohstoffvorkommen gibt, müssen also angebliche Durchleitungsrechte herhalten? Dir scheint es wichtig zu sein, die Auseinandersetzung auf ökonomische Elemente zu reduzieren.
Hast Du am 11.09. ein großes Schläfchen gehalten?
da es keine nennenswerten Rohstoffvorkommen gibt, müssen also angebliche Durchleitungsrechte herhalten? Dir scheint es wichtig zu sein, die Auseinandersetzung auf ökonomische Elemente zu reduzieren.
Hast Du am 11.09. ein großes Schläfchen gehalten?
Die USA haben in den letzten Wochen eine beispiellose Allianz geschmiedet, waren in einem Maße besonnen, wie es die vereinigten Gegner Amerikas es dem "schlichten Cowboy" niemals zugetraut hätten. Das wurmt diese Leute natürlich ungemein. Aber wahrscheinlich haben es auch die Russen und alle anderen in der Allianz auf das afghanische Geister-Öl abgesehen.
Im Übrigen: Wenn der NATO-Partner USA angegriffen wird, braucht er bestimmt nicht die Völkergemeinschaft in der UNO um Erlaubnis zu fragen, ob und wie er zurückschlagen darf.
Meine schlichte Sicht der Dinge.
Gruß
JLL
Im Übrigen: Wenn der NATO-Partner USA angegriffen wird, braucht er bestimmt nicht die Völkergemeinschaft in der UNO um Erlaubnis zu fragen, ob und wie er zurückschlagen darf.
Meine schlichte Sicht der Dinge.
Gruß
JLL
@ Carlo
Wer sagt Dir denn eigentlich, daß Bin Laden
oder die Taliban hinter dem Attentat stecken ?
Vielleicht unser VerteidigungsGraf, der schon den Huffeisenplan erfand, und ihn uns als Wahrheit verkaufte ?
Sorry, aber für den Pöbel scheint keine Erklärung
zu simple und fadenscheinig zu sein.
Strengt doch `mal Euer eigenes Gehirn an, und plappert nicht alles nach, was uns unsere fast food - Medien
vorsetzen.
H.
Wer sagt Dir denn eigentlich, daß Bin Laden
oder die Taliban hinter dem Attentat stecken ?
Vielleicht unser VerteidigungsGraf, der schon den Huffeisenplan erfand, und ihn uns als Wahrheit verkaufte ?
Sorry, aber für den Pöbel scheint keine Erklärung
zu simple und fadenscheinig zu sein.
Strengt doch `mal Euer eigenes Gehirn an, und plappert nicht alles nach, was uns unsere fast food - Medien
vorsetzen.
H.
Nach dieser Logik müßten wir auch Angst haben. Immerhin werden in Deutschland wichtige Industriegüter hergestellt, die für die USA von Interesse sein könnten. Wie kommt es dann, daß die USA keinen Krieg gegen uns machen?
Durchleitungsrechte für einzelne Unternehmen, die vielleicht auch Sitz in den USA haben, sind kein hinreichender Grund, einen milliardenteuren Krieg zu machen. Das Geld kommt nie wieder herein. Der einzige logische Grund, Truppen z.B. in Afghanistan einzusetzen ist, daß man sich von dort durch den internationalen Terrorismus stark genug bedroht fühlt.
Und es sind ja nicht nur die USA, die in diesem Fall ein Eingreifen gegen Afghanistan fordern oder billigen. Sollen alle diese Staaten, inklusive Deutschland, Rußland und die VR China allesamt Marionetten der USA sein? Das kann kein vernünftiger Mensch glauben.
Durchleitungsrechte für einzelne Unternehmen, die vielleicht auch Sitz in den USA haben, sind kein hinreichender Grund, einen milliardenteuren Krieg zu machen. Das Geld kommt nie wieder herein. Der einzige logische Grund, Truppen z.B. in Afghanistan einzusetzen ist, daß man sich von dort durch den internationalen Terrorismus stark genug bedroht fühlt.
Und es sind ja nicht nur die USA, die in diesem Fall ein Eingreifen gegen Afghanistan fordern oder billigen. Sollen alle diese Staaten, inklusive Deutschland, Rußland und die VR China allesamt Marionetten der USA sein? Das kann kein vernünftiger Mensch glauben.
Wow, Helen, die coole Denkerin, die als einzige nicht manipuliert wird.
Bitte, bitte Helen, erklär` mir die Welt.
Gruß
JLL
Bitte, bitte Helen, erklär` mir die Welt.
Gruß
JLL
@Carlo:???????????????
Mensch, Leute, ihr müßt aber nun auch mal lesen, was tatsächlich geschrieben
wurde.
Also: Was habe ich geschrieben?
"Die Taliban sind ihnen allerdings aus dem Ruder gelaufen, und
deshalb setzten die Amis auf eine langsame Aushölung ihrer
Macht. Das ist nun bekanntermaßen schief gegangen."
Was ist daran falsch? Am 11. Sept. hat sich gezeigt, daß die Amis
mit ihrer Strategie baden gegangen sind. Jetzt sieht die Welt anders
aus - und natürlich geht es nun im wesentlichen um die Bekämpfung
des Terrorismus. Vergessen werde sollte trotzdem aber nicht, daß
die Taliban und die anderen Gotteskrieger genährt wurden bis zum
Abzug der Russen von den Amis selbst. Früher hießen die in der
westlichen Presse übrigens "Freiheitskämpfer".
Mensch, Leute, ihr müßt aber nun auch mal lesen, was tatsächlich geschrieben
wurde.
Also: Was habe ich geschrieben?
"Die Taliban sind ihnen allerdings aus dem Ruder gelaufen, und
deshalb setzten die Amis auf eine langsame Aushölung ihrer
Macht. Das ist nun bekanntermaßen schief gegangen."
Was ist daran falsch? Am 11. Sept. hat sich gezeigt, daß die Amis
mit ihrer Strategie baden gegangen sind. Jetzt sieht die Welt anders
aus - und natürlich geht es nun im wesentlichen um die Bekämpfung
des Terrorismus. Vergessen werde sollte trotzdem aber nicht, daß
die Taliban und die anderen Gotteskrieger genährt wurden bis zum
Abzug der Russen von den Amis selbst. Früher hießen die in der
westlichen Presse übrigens "Freiheitskämpfer".
@ for
In der Tat weiß ich das Verhalten der Russen und Chinesen auch nocht nicht recht zu deuten.
Aber wir werden sehen, wann sie die Koalition verlassen.
Der Zeitpunkt und dessen Umstände ( hintergründig ) werden interessant.
Und zu den Kosten, wozu gibt es die dummen Deutschen ?
Das W:O-Board ist in dieser Hinsicht mehr als representativ !
Und zu deinen Eingangssätzen, wir wollen es doch bitte nicht übertreiben, auch wenn ich Hamburg eine gewisse Gefährdung zugestehen muß
.
H.
In der Tat weiß ich das Verhalten der Russen und Chinesen auch nocht nicht recht zu deuten.
Aber wir werden sehen, wann sie die Koalition verlassen.
Der Zeitpunkt und dessen Umstände ( hintergründig ) werden interessant.
Und zu den Kosten, wozu gibt es die dummen Deutschen ?
Das W:O-Board ist in dieser Hinsicht mehr als representativ !
Und zu deinen Eingangssätzen, wir wollen es doch bitte nicht übertreiben, auch wenn ich Hamburg eine gewisse Gefährdung zugestehen muß
![;)](http://img.wallstreet-online.de/smilies/wink.gif)
H.
Karlchen_I, da Du der letzte bist, der es noch nicht weiß: die Taliban existierten zu der Zeit nicht, als die USA Militärhilfe an afghanische Mudjaheddin gaben. Die Taliban traten erst 1994 in Erscheinung und verdanken ihre Existenz arabischem Geld und pakistanischer Unterstützung.
HelenDuval, zu Deinem Vorwurf, die USA würden die Militäreinsätze kein Geld kosten, lege doch bitte mal die Zahlen vor: Ausgaben, Einnahmen von Bündnispartnern, mutmaßliche Einnahmen durch Erreichen der Kriegsziele, etwa am Beispiel des Irak oder jetzt am Beispiel von Afghanistan.
@For4zim:
Hast recht, dieser Umstand ist aber nicht so wichtig. Die Opposition
gegen die Russen hat sich alsbald nach deren Abzug zerstritten, und
das Land weiter mit Krieg überzogen. Dabei handelte es sich nicht
nur um Afghanis, sondern auch die vielen Muslims, die in den
80er Jahren ins Land geholt worden. Natürlich sind diese
Freischärler nicht in ihre Heimat zurückgekehrt und haben eine
geregelte Arbeit begonnen. Aus dem weiteren Krieg sind die Taliban
als Sieger hervorgegangen. Aber die kleinen Truppen der noch
bestehenden Nordallianz sind kaum besser als die Taliban.
Hast recht, dieser Umstand ist aber nicht so wichtig. Die Opposition
gegen die Russen hat sich alsbald nach deren Abzug zerstritten, und
das Land weiter mit Krieg überzogen. Dabei handelte es sich nicht
nur um Afghanis, sondern auch die vielen Muslims, die in den
80er Jahren ins Land geholt worden. Natürlich sind diese
Freischärler nicht in ihre Heimat zurückgekehrt und haben eine
geregelte Arbeit begonnen. Aus dem weiteren Krieg sind die Taliban
als Sieger hervorgegangen. Aber die kleinen Truppen der noch
bestehenden Nordallianz sind kaum besser als die Taliban.
Ach laßt doch die Pornoqueen in Ruhe.Es hat doch eh keinen Sinn, Sie hat doch Politik und sonst noch was studiert....
@ for4zim
Falsch ! die Taliban wurden aktiv von den USA unterstützt um eine Gaspipeline durch Afghanistan zu bauen die in Pakistan endet !
Das Projekt scheiterte die USA wechselten die Strategie schon vor den Anschlägen !
1. Quelle :
Detlef Bimboes
Schlacht um das Kaspi-Öl
WUCHERNDE KONFLIKTEWegen seines Reichtums an Rohstoffen wird Mittelasien zwischen globalen und regionalen Mächten neu aufgeteilt - Tschetschenien nimmt dabei eine Schlüsselstellung ein
Als sich Ende 1991 die Sowjetunion auflöste, entstanden in der kaspischen Region acht selbständige Staaten: Kasachstan, Armenien, Aserbeidschan, Turkmenistan, Usbekistan, Georgien, Kirgysstan, Tadschikistan - allesamt autoritär geführt, mit Minderheitenproblemen und einem krassen Sozialgefälle belastet, doch zum Teil mit beträchtlichen Ölvorkommen ausgestattet. Für die OECD-Länder - allen voran die USA - bot sich mit den neuen Nationalstaaten eine willkommene Gelegenheit, mittelfristig die Abhängigkeit von den nicht unerschöpflichen Ölquellen am Persischen Golf zu verringern. Derartige Ambitionen wurden durch den Umstand begünstigt, dass die Völker am Kaspischen Meer selbst Anschluss an den »Westen« suchten, was sich mit Bestrebungen vorzugsweise der USA traf, einen strategisch-geographischen Keil zwischen Russland sowie die neuen ölreichen Länder zu treiben und den Einfluss der NATO bis an die Grenze Chinas und zum Himalaya auszudehnen.
Russland den Schneid abkaufen
An diesem Interessengefüge hat sich seither wenig geändert - allein die Rahmenbedingungen sind nicht mehr die gleichen -, man denke nur an den Sieg der islamistischen Taliban in Afghanistan (1996) oder die Osterweiterung des Nordatlantik-Paktes (1999). Nahziel der USA wie auch der Staaten Mittelasiens und des Kaukasus bleibt es, das Transportmonopol Russlands für Erdöl und Erdgas um jeden Preis zu brechen. Russland soll dauerhaft aus der gesamten Region des Nahen und Mittleren Ostens verdrängt werden. Allerdings kann dieses Monopol nur mit zusätzlichen Pipelines unterlaufen werden, weil die kaspische Region selbst keinen natürlichen Zugang zu den Weltmeeren besitzt. Alle betroffenen Staaten sind außerdem am Transfer von Öl und Gas über ihr eigenes Gebiet interessiert. Es geht schließlich um hohe Gebühreneinnahmen und den Gebrauch der Transitrechte als politisches Druckmittel. Bislang führen die in Betracht kommenden Routen durch ausgesprochene Krisenregionen wie Tschetschenien, Georgien und Armenien oder die Kurdengebiete in der Türkei.
Von größtem strategischen Interesse für die USA ist daher die Planung einer Trasse von Baku über Armenien oder Georgien zum türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan. Inzwischen finanzieren die weltweit größten Ölkonzerne Chevron, Mobil und Shell eine Machbarkeitsstudie zu diesem Projekt. Eine entsprechende Übereinkunft wurde im Dezember 1998 in Washington im Beisein des US-Energieministers unterzeichnet. Die Trassenführung würde die Einflussmöglichkeiten Russlands spürbar einschränken, da dessen Pipelines für den Öltransport zum Schwarzen Meer nicht mehr gebraucht würden. Dem Westen könnte so eine eigene Versorgungsvariante offenstehen, deren militärische Sicherung dem NATO-Mitglied Türkei zu übertragen wäre, das im Gegenzug den Löwenanteil der Transportprofite einstreichen dürfte. Mittlerweile hat Aserbeidschan der NATO sogar direkt die Einrichtung von Militärbasen auf seinem Staatsgebiet angeboten.
Analoge Projektionen für eine Gaspipeline beziehen sich auf eine Route von Turkmenistan über Afghanistan nach Pakistan (mit der Option zum Ausbau nach Indien) - ein Vorhaben, das ebenfalls aus politischen Gründen von den USA, aber auch von Saudi-Arabien gestützt wird. Allerdings erlitt das Projekt Ende 1998 einen schweren Rückschlag, als das nordamerikanische Öl-Konzern Unocal das Konsortium verließ, dem - unter anderem - die saudische Deltaoil und die japanische Itochu angehören. Die Hoffnungen Turkmenistans richten sich nunmehr auf den denkbaren Bau einer Pipeline, die quer durch das Kaspische Meer über Aserbeidschan und die Türkei bis nach Europa laufen soll.
Wie die USA verfolgen auch Deutschland und die übrigen EU-Staaten dabei Interessen, die auf eine langfristig gesicherte Energieversorgung Westeuropas über die direkte Beteiligung an den großen Öl- und Gaskonsortien der Kaspi-Region gerichtet sind. Westeuropa bestreitet derzeit etwa 20 Prozent des Welterdölverbrauchs, besitzt aber nur zwei Prozent aller Vorräte. Beim Erdgas ist die Situation mit 3,1 Prozent der Weltressourcen nur geringfügig besser. Das Kaspi-Öl ist nichtsdestotrotz eher eine mittelfristige Option, da die EU-Staaten, die heute nahezu 80 Prozent ihres Erdölbedarfs importieren, über eine breit gefächerte, risikomindernde Importstruktur (Golfregion, Nord- und Westafrika, Russland) verfügen. Auch die Gasvorkommen der Kaspi-Region dürften auf längere Sicht bestenfalls als Reserve von Interesse sein. Das aktuelle EU-Exportvolumen von Erdgas aus Turkmenistan (es besitzt die größten Vorkommen) von circa 20 Milliarden Kubikmeter spielt für den europäischen Gasimport (215 Milliarden Kubikmeter bei einem Gesamtverbrauch von 500 Milliarden 1997) nur eine untergeordnete Rolle. Zudem sind dies Einfuhren teuer und politisch riskant. Ganz anders sieht die Situation angesichts geringerer Transportkosten für südosteuropäische Länder wie die Türkei, Bulgarien, Rumänien oder die Ukraine aus.
Iran und China pokern kräftig mit
Die profitablen Geschäfte der Zukunft wollen gut vorbereitet sein. Daher beteiligen sich transnationale Ölkonzerne wie Agip, British Gas, BP, Royal Dutch Shell, Statoil und Total an Exploration, Förderung und Pipeline-Ausbau in der Kaspi-Region. Sie betreiben allerdings nicht annähernd den Aufwand solch renommierter US-Gesellschaften wie Chevron, Exxon, Mobil Oil, Conoco, die bei den wichtigsten Konsortien in Kasachstan und Aserbeidschan inzwischen Anteile von 40 bis 50 Prozent halten. Allein 1996 flossen 2,5 Milliarden US-Dollar in die entsprechenden Öl- und Gasgebiete. Ein Jahr später waren es bereits fünf Milliarden.
Natürlich betrachtet Russland das Vordringen der Amerikaner in sein angestammtes Revier mit wachsendem Unbehagen. Bereits jetzt ist der Profit- und Prestigeverlust angesichts alternativer Transitrouten klar erkennbar. Um so mehr versuchen die halbstaatlichen Unternehmen Lukoil und Gazprom, wieder mehr als nur einen Fuß in die Tür zu setzen. Lukoil ist es nach mehreren Anläufen gelungen, sich in den wichtigsten Konsortien Aserbeidschans und Kasachstans zu etablieren, obwohl der Konzern vor allem am Absatz russischen Erdöls aus sibirischen Vorkommen interessiert ist und demnach eine rasante Entwicklung der Erdölwirtschaft in der Kaspi- Region eher bremst als forciert. Ähnliches gilt für Gazprom.
Beide Trusts befinden sich in einem Interessenwiderspruch. Einerseits wollen sie am Öl- und Gasgeschäft in der Region profitieren, andererseits fürchten sie die Konkurrenz. Sie sind daher nicht wie die westlichen Gesellschaften an einem massiven, sondern nur einem selektiven Engagement interessiert, das den Zielen Kontrolle und Dominanz untergeordnet bleibt.
Der Iran dagegen - selbst Anrainer des Kas pischen Meeres - sieht sich als natürliche islamische Vormacht der Region und bietet sein gut ausgebautes Pipelinenetz zur Vermarktung an. Die kürzeste und sicherste Route für eine Trasse führt tatsächlich von Baku nach Täbris im Iran und von dort weiter zum Persischen Golf. Ein Veto der USA blockiert bislang diese Möglichkeit. Die sich abzeichnende Öffnung Irans und das Ende seiner Isolation könnten allerdings alle amerikanischen Planspiele obsolet machen. Denn Erdöl- oder Gasleitungen aus Baku beziehungsweise Mittelasien durch den Iran sind wirtschaftlich weitaus günstiger als alle Westrouten. Daran lassen gerade die US-Konzerne keinen Zweifel.
Schließlich ist auch China mit von der Partie und will sich über eine Pipeline aus Kasachstan bei der gigantischen Vertragssumme von 9,5 Milliarden Dollar einen Teil der für die eigene wirtschaftliche Zukunft nötigen Energiereserven verschaffen. Die Volksrepublik China avanciert damit zum Rivalen sowohl Russlands als auch der westlichen transnationalen Konzerne.
Unter dem Eindruck dieser recht konfliktgeladenen Situation haben sich strategische Allianzen gebildet. Deren Frontlinien verlaufen mitten durch die Kaspi-Region. Auf der einen Seite stehen die USA, verbunden mit der Türkei sowie Aserbeidschan und Georgien, auf der anderen Seite Russland, Iran, Armenien und - mit Einschränkungen - Turkmenistan. Denkbar ist ferner, dass sich demnächst ein gedemütigtes Rußland in einer Allianz mit Indien und China versucht, um den USA besser Paroli bieten zu können. Das aber droht einen neuerlichen Ost-West-Konflikt mit rasant wachsender Aufrüstung auszulösen.
Ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor ist die zum Teil explosive Situation in den neuen mittelasiatischen Staaten. Hier eignen sich winzige Eliten, Clans und Oligarchien enorme Reichtümer an, während gleichzeitig das soziale Elend der breiten Bevölkerung wächst. Menschenrechtsverletzungen, religiöse und ethnische Spannungen sind an der Tagesordnung. Eine Situation, die sich durchaus mit der instabilen Lage am Golf in den achtziger Jahren vergleichen lässt.
Militärische Lösungsversuche der beschriebenen Konflikte können nur dann verhindert werden, wenn die EU ein Gegengewicht zu den USA bildet und auf der Basis einer Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) auch zu einer eigenen Russlandpolitik findet. Vor diesem Hintergrund ist es unabdingbar, die Rolle der OSZE in der Region zu stärken. Parallel dazu verdient der Energie-Charta-Vertrag (ECT) mehr Beachtung, der am 16. April 1998 in Kraft trat und bisher von 32 Staaten - darunter allen acht Staaten der Kaspi-Region - ratifiziert wurde, im Unterschied zu Russland und den USA. Der ECT schafft verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen in die Lagerstättenerkundung, in Förderprojekte und Pipelinenetze. Ferner bietet er in Streitfällen ein wirksames Schlichtungsverfahren an.
Schon etwas älter bietet aber einige Interessante Aspekte zum Thread !
Falsch ! die Taliban wurden aktiv von den USA unterstützt um eine Gaspipeline durch Afghanistan zu bauen die in Pakistan endet !
Das Projekt scheiterte die USA wechselten die Strategie schon vor den Anschlägen !
1. Quelle :
Detlef Bimboes
Schlacht um das Kaspi-Öl
WUCHERNDE KONFLIKTEWegen seines Reichtums an Rohstoffen wird Mittelasien zwischen globalen und regionalen Mächten neu aufgeteilt - Tschetschenien nimmt dabei eine Schlüsselstellung ein
Als sich Ende 1991 die Sowjetunion auflöste, entstanden in der kaspischen Region acht selbständige Staaten: Kasachstan, Armenien, Aserbeidschan, Turkmenistan, Usbekistan, Georgien, Kirgysstan, Tadschikistan - allesamt autoritär geführt, mit Minderheitenproblemen und einem krassen Sozialgefälle belastet, doch zum Teil mit beträchtlichen Ölvorkommen ausgestattet. Für die OECD-Länder - allen voran die USA - bot sich mit den neuen Nationalstaaten eine willkommene Gelegenheit, mittelfristig die Abhängigkeit von den nicht unerschöpflichen Ölquellen am Persischen Golf zu verringern. Derartige Ambitionen wurden durch den Umstand begünstigt, dass die Völker am Kaspischen Meer selbst Anschluss an den »Westen« suchten, was sich mit Bestrebungen vorzugsweise der USA traf, einen strategisch-geographischen Keil zwischen Russland sowie die neuen ölreichen Länder zu treiben und den Einfluss der NATO bis an die Grenze Chinas und zum Himalaya auszudehnen.
Russland den Schneid abkaufen
An diesem Interessengefüge hat sich seither wenig geändert - allein die Rahmenbedingungen sind nicht mehr die gleichen -, man denke nur an den Sieg der islamistischen Taliban in Afghanistan (1996) oder die Osterweiterung des Nordatlantik-Paktes (1999). Nahziel der USA wie auch der Staaten Mittelasiens und des Kaukasus bleibt es, das Transportmonopol Russlands für Erdöl und Erdgas um jeden Preis zu brechen. Russland soll dauerhaft aus der gesamten Region des Nahen und Mittleren Ostens verdrängt werden. Allerdings kann dieses Monopol nur mit zusätzlichen Pipelines unterlaufen werden, weil die kaspische Region selbst keinen natürlichen Zugang zu den Weltmeeren besitzt. Alle betroffenen Staaten sind außerdem am Transfer von Öl und Gas über ihr eigenes Gebiet interessiert. Es geht schließlich um hohe Gebühreneinnahmen und den Gebrauch der Transitrechte als politisches Druckmittel. Bislang führen die in Betracht kommenden Routen durch ausgesprochene Krisenregionen wie Tschetschenien, Georgien und Armenien oder die Kurdengebiete in der Türkei.
Von größtem strategischen Interesse für die USA ist daher die Planung einer Trasse von Baku über Armenien oder Georgien zum türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan. Inzwischen finanzieren die weltweit größten Ölkonzerne Chevron, Mobil und Shell eine Machbarkeitsstudie zu diesem Projekt. Eine entsprechende Übereinkunft wurde im Dezember 1998 in Washington im Beisein des US-Energieministers unterzeichnet. Die Trassenführung würde die Einflussmöglichkeiten Russlands spürbar einschränken, da dessen Pipelines für den Öltransport zum Schwarzen Meer nicht mehr gebraucht würden. Dem Westen könnte so eine eigene Versorgungsvariante offenstehen, deren militärische Sicherung dem NATO-Mitglied Türkei zu übertragen wäre, das im Gegenzug den Löwenanteil der Transportprofite einstreichen dürfte. Mittlerweile hat Aserbeidschan der NATO sogar direkt die Einrichtung von Militärbasen auf seinem Staatsgebiet angeboten.
Analoge Projektionen für eine Gaspipeline beziehen sich auf eine Route von Turkmenistan über Afghanistan nach Pakistan (mit der Option zum Ausbau nach Indien) - ein Vorhaben, das ebenfalls aus politischen Gründen von den USA, aber auch von Saudi-Arabien gestützt wird. Allerdings erlitt das Projekt Ende 1998 einen schweren Rückschlag, als das nordamerikanische Öl-Konzern Unocal das Konsortium verließ, dem - unter anderem - die saudische Deltaoil und die japanische Itochu angehören. Die Hoffnungen Turkmenistans richten sich nunmehr auf den denkbaren Bau einer Pipeline, die quer durch das Kaspische Meer über Aserbeidschan und die Türkei bis nach Europa laufen soll.
Wie die USA verfolgen auch Deutschland und die übrigen EU-Staaten dabei Interessen, die auf eine langfristig gesicherte Energieversorgung Westeuropas über die direkte Beteiligung an den großen Öl- und Gaskonsortien der Kaspi-Region gerichtet sind. Westeuropa bestreitet derzeit etwa 20 Prozent des Welterdölverbrauchs, besitzt aber nur zwei Prozent aller Vorräte. Beim Erdgas ist die Situation mit 3,1 Prozent der Weltressourcen nur geringfügig besser. Das Kaspi-Öl ist nichtsdestotrotz eher eine mittelfristige Option, da die EU-Staaten, die heute nahezu 80 Prozent ihres Erdölbedarfs importieren, über eine breit gefächerte, risikomindernde Importstruktur (Golfregion, Nord- und Westafrika, Russland) verfügen. Auch die Gasvorkommen der Kaspi-Region dürften auf längere Sicht bestenfalls als Reserve von Interesse sein. Das aktuelle EU-Exportvolumen von Erdgas aus Turkmenistan (es besitzt die größten Vorkommen) von circa 20 Milliarden Kubikmeter spielt für den europäischen Gasimport (215 Milliarden Kubikmeter bei einem Gesamtverbrauch von 500 Milliarden 1997) nur eine untergeordnete Rolle. Zudem sind dies Einfuhren teuer und politisch riskant. Ganz anders sieht die Situation angesichts geringerer Transportkosten für südosteuropäische Länder wie die Türkei, Bulgarien, Rumänien oder die Ukraine aus.
Iran und China pokern kräftig mit
Die profitablen Geschäfte der Zukunft wollen gut vorbereitet sein. Daher beteiligen sich transnationale Ölkonzerne wie Agip, British Gas, BP, Royal Dutch Shell, Statoil und Total an Exploration, Förderung und Pipeline-Ausbau in der Kaspi-Region. Sie betreiben allerdings nicht annähernd den Aufwand solch renommierter US-Gesellschaften wie Chevron, Exxon, Mobil Oil, Conoco, die bei den wichtigsten Konsortien in Kasachstan und Aserbeidschan inzwischen Anteile von 40 bis 50 Prozent halten. Allein 1996 flossen 2,5 Milliarden US-Dollar in die entsprechenden Öl- und Gasgebiete. Ein Jahr später waren es bereits fünf Milliarden.
Natürlich betrachtet Russland das Vordringen der Amerikaner in sein angestammtes Revier mit wachsendem Unbehagen. Bereits jetzt ist der Profit- und Prestigeverlust angesichts alternativer Transitrouten klar erkennbar. Um so mehr versuchen die halbstaatlichen Unternehmen Lukoil und Gazprom, wieder mehr als nur einen Fuß in die Tür zu setzen. Lukoil ist es nach mehreren Anläufen gelungen, sich in den wichtigsten Konsortien Aserbeidschans und Kasachstans zu etablieren, obwohl der Konzern vor allem am Absatz russischen Erdöls aus sibirischen Vorkommen interessiert ist und demnach eine rasante Entwicklung der Erdölwirtschaft in der Kaspi- Region eher bremst als forciert. Ähnliches gilt für Gazprom.
Beide Trusts befinden sich in einem Interessenwiderspruch. Einerseits wollen sie am Öl- und Gasgeschäft in der Region profitieren, andererseits fürchten sie die Konkurrenz. Sie sind daher nicht wie die westlichen Gesellschaften an einem massiven, sondern nur einem selektiven Engagement interessiert, das den Zielen Kontrolle und Dominanz untergeordnet bleibt.
Der Iran dagegen - selbst Anrainer des Kas pischen Meeres - sieht sich als natürliche islamische Vormacht der Region und bietet sein gut ausgebautes Pipelinenetz zur Vermarktung an. Die kürzeste und sicherste Route für eine Trasse führt tatsächlich von Baku nach Täbris im Iran und von dort weiter zum Persischen Golf. Ein Veto der USA blockiert bislang diese Möglichkeit. Die sich abzeichnende Öffnung Irans und das Ende seiner Isolation könnten allerdings alle amerikanischen Planspiele obsolet machen. Denn Erdöl- oder Gasleitungen aus Baku beziehungsweise Mittelasien durch den Iran sind wirtschaftlich weitaus günstiger als alle Westrouten. Daran lassen gerade die US-Konzerne keinen Zweifel.
Schließlich ist auch China mit von der Partie und will sich über eine Pipeline aus Kasachstan bei der gigantischen Vertragssumme von 9,5 Milliarden Dollar einen Teil der für die eigene wirtschaftliche Zukunft nötigen Energiereserven verschaffen. Die Volksrepublik China avanciert damit zum Rivalen sowohl Russlands als auch der westlichen transnationalen Konzerne.
Unter dem Eindruck dieser recht konfliktgeladenen Situation haben sich strategische Allianzen gebildet. Deren Frontlinien verlaufen mitten durch die Kaspi-Region. Auf der einen Seite stehen die USA, verbunden mit der Türkei sowie Aserbeidschan und Georgien, auf der anderen Seite Russland, Iran, Armenien und - mit Einschränkungen - Turkmenistan. Denkbar ist ferner, dass sich demnächst ein gedemütigtes Rußland in einer Allianz mit Indien und China versucht, um den USA besser Paroli bieten zu können. Das aber droht einen neuerlichen Ost-West-Konflikt mit rasant wachsender Aufrüstung auszulösen.
Ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor ist die zum Teil explosive Situation in den neuen mittelasiatischen Staaten. Hier eignen sich winzige Eliten, Clans und Oligarchien enorme Reichtümer an, während gleichzeitig das soziale Elend der breiten Bevölkerung wächst. Menschenrechtsverletzungen, religiöse und ethnische Spannungen sind an der Tagesordnung. Eine Situation, die sich durchaus mit der instabilen Lage am Golf in den achtziger Jahren vergleichen lässt.
Militärische Lösungsversuche der beschriebenen Konflikte können nur dann verhindert werden, wenn die EU ein Gegengewicht zu den USA bildet und auf der Basis einer Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) auch zu einer eigenen Russlandpolitik findet. Vor diesem Hintergrund ist es unabdingbar, die Rolle der OSZE in der Region zu stärken. Parallel dazu verdient der Energie-Charta-Vertrag (ECT) mehr Beachtung, der am 16. April 1998 in Kraft trat und bisher von 32 Staaten - darunter allen acht Staaten der Kaspi-Region - ratifiziert wurde, im Unterschied zu Russland und den USA. Der ECT schafft verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen in die Lagerstättenerkundung, in Förderprojekte und Pipelinenetze. Ferner bietet er in Streitfällen ein wirksames Schlichtungsverfahren an.
Schon etwas älter bietet aber einige Interessante Aspekte zum Thread !
@ MBS
Danke für Deinen sachlichen Beitrag !
Soetwas bereichert jeden Thread.
H.
Danke für Deinen sachlichen Beitrag !
Soetwas bereichert jeden Thread.
H.
Erdöl: Neue Landkarten
Der Kampf gegen den radikal-islamischen Terror ist auch mit der Sicherstellung der Ölversorgung verbunden. Denn: Die Sorge um Alternativen zum Öl von der arabischen Halbinsel ist heute berechtigter denn je. Welche Rolle das Erdöl in der gegenwärtigen Krise spielt und wie die neue Landkarte der Öl- und Krisenregion aussieht, die in den USA entworfen wird.
Afghanistan ist kein blinder Fleck für die US-Energiewirtschaft. 1997 verhandelte Marty Miller, Vizepräsident des amerikanischen Unocal-Konzerns, mit den Taliban in Kabul über den Bau einer Pipeline aus dem zentralasiatischen Turkmenistan durch Afghanistan an die pakistanische Küste. Und in Washington verbreiteten Ölmanager die Kunde, gerade die fundamentalistischen Taliban seien gut fürs US-Geschäft.
Ein Fehlurteil. Doch die Sorge um Alternativen zum Öl von der arabischen Halbinsel oder aus den eigenen Ölfeldern war berechtigt – und ist es heute noch mehr. Die USA produzieren selbst nur ungefähr die Hälfte ihres Energiebedarfs; Amerikas Alliierte in Westeuropa noch viel weniger. An die Zuverlässigkeit der Öllieferungen aus dem Irak oder dem Iran – wenn man sie überhaupt haben will – glaubt niemand, und das Land mit den weltweit größten Ölvorkommen, Saudi-Arabien, steht vor einer gewaltigen sozialen und politischen Krise.
Seit Anfang der Neunzigerjahre, als die Sowjetunion zerfallen war und in den neuen Staaten Zentralasiens weitere Öl- und Gasreserven entdeckt wurden, ist Zentralasien ins Blickfeld Energiepolitiker und -unternehmer geraten. Die US-Regierung, amerikanische Öl- und Baukonzerne und die Russen begannen das Spiel um Einfluss, Energie und Geldquellen mit westeuropäischen Ölfirmen, der Türkei und dem Iran als weniger mächtigen Kombattanten.
Bill Clinton setzte auf Ausschaltung der potenziell unzuverlässigen russischen Konkurrenz und der politisch verhassten Iraner. Turkmenen, Kasachen und Aserbaidschaner sollten ihr Öl und Gas auf keinen Fall durch iranisches Territorium an den Indischen Ozean pumpen und nach Möglichkeit auch nicht durch russisches Gebiet Richtung Westeuropa. In Zusammenarbeit mit Konzernen wie Bechtel und GE Capital – auch der britisch-holländische Riese Royal Dutch Shell war dabei – favorisierten die USA den Bau von Öl- und Gasleitungen vom Kaspischen Meer durch Aserbaidschan und Georgien in das Natoland Türkei.
Das Projekt, technisch schwierig und politisch delikat – die Pipeline würde durch das türkische Kurdengebiet führen –, ist ohne massive US-Unterstützung kaum zu verwirklichen. Daran schien es nach dem Machtwechsel in Washington zu fehlen: Präsident George W. Bush und sein Vize Dick Cheney, beides ehemalige Manager der Öl- und Pipelineindustrie, zeigten sich interessierter an der Erschließung von Energiereserven in Nordamerika. Noch im August warf Jan Kalicki, unter Clinton Koordinator der US-Regierung für die Energie- und Handelskooperation mit den zentralasiatischen Republiken, der Bush-Regierung Passivität gegenüber den kaspischen Energieschätzen vor: „Es wäre ein schlimmer Fehler, wenn die Vereinigten Staaten ihre bisherigen Erfolge und künftigen Möglichkeiten in der Region durch Untätigkeit und Lässigkeit verspielen würden“, schrieb er in der Zeitschrift „Foreign Affairs“.
Das war vor den Terroranschlägen vom 11. September. Von Untätigkeit der US-Regierung in Zentralasien ist jetzt keine Rede mehr. Nur haben sich die Spielregeln geändert: Während es den Clinton-Leuten vor allem darum ging, die russischen Energiekonzerne aus der Region herauszudrängen, scheint Bush die Kooperation mit Präsident Wladimir Putin im Kampf gegen die radikal-islamische Bedrohung mit wirtschaftlichen Konzessionen erkaufen zu wollen. Das Arrangement, meint der deutsche Nahostexperte Udo Steinbach, würde darauf heraus laufen, „die Energieversorgung des Westens zu sichern und Russland an den Erlösen maßgeblich zu beteiligen“.
Bush wird so zwei Ziele zugleich erreichen:
• die Terroristen bekämpfen: In den USA setzt sich die Überzeugung durch, dass dazu der Schulterschluss mit Moskau unabdingbar ist. Putin, der alte KGB-Agent, ist nach der Formulierung des New Yorker Kolumnisten Thomas Friedman der Mann, „der die Handynummer eines früheren Kollegen hat, der einen Geheimdienstmann im Nahen Osten kennt, der einen afghanischen Agenten anrufen kann, der weiß, wo sich Bin Laden aufhält“.
• die Ölversorgung der westlichen Welt langfristig sichern: Die möglichen Energievorkommen in der kaspischen Region – Kalicki zufolge 85 Milliarden Fass Erdöl und 11 Billionen Kubikmeter Erdgas – sollen nicht nur die Nordsee als sichere Alternative zum arabischen Öl ablösen (in der Nordsee vermutet man nur noch 27 Milliarden Fass Öl und fünf Billionen Kubikmeter Gas). Kaspien soll auch dann zur Verfügung stehen, wenn die arabische Halbinsel mit ihren Ölreserven (531 Milliarden Barrel Öl, 41 Billionen Kubikmeter Gas) wegen Unruhen ausfällt. Dafür spricht gerade im Zeichen der radikal-islamischen Bedrohung viel.
Denn aus Saudi-Arabien kommen nicht nur viele von Bin Ladens Spießgesellen und der Oberterrorist persönlich. Der abnehmende Ölreichtum hat zu empfindlichen Wohlstandsverlusten der schnell wachsenden Bevölkerung und entsprechender Unzufriedenheit geführt. Aber nicht nur arme Saudis hegen revolutionäre Gefühle. Viele Männer, die durch Ölgeschäfte oder Kapitalanlagen im Westen steinreich geworden sind, machen, wie Steinbach beobachtet, „einerseits mit dem Westen Geschäfte und unterstützen andererseits finanziell Kreise, die behaupten, für den Islam zu kämpfen und zum Teil natürlich auch bereit sind, gewalttätig zu werden“.
Weil die arabische Halbinsel bedroht ist, ist Zentralasien so wichtig geworden. Wenn der Westen dort seine Energieversorgung sichern will, muss er mit vielen Partnern zusammenspielen. Wichtiger noch als die Einmannherrscher in Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan sind die Russen mit ihrem Einfluss auf die Region; ähnlich wichtig ist auch China.
Mit einer unauffälligen Strategie wirtschaftlicher Einbindung und politischer Nichteinmischung hat China in den vergangenen Jahren seine Interessen in Zentralasien vorangetrieben. China möchte zur Schutzmacht der Region und zur ostasiatischen Energiedrehscheibe werden, von der vor allem Südkorea und Japan abhängig wären. Auch darum beginnt das Land Ende des Jahres den Bau einer 2500 Kilometer langen Pipeline aus der Westprovinz Xinjiang nach Schanghai; die Leitung könnte zum Kaspischen Meer verlängert werden.
Für die Chinesen sind die Amerikaner also Konkurrenten in Zentralasien. Sie sind aber auch Verbündete im Kampf gegen den radikalen Islamismus, der schnell die muslimischen Uiguren in Xinjiang erfassen könnte. Ähnlich wie Moskau wird Peking versuchen, durch Hilfsangebote an Washington im Kampf gegen die Terroristen die Amerikaner zu wirtschaftlichen Zugeständnissen zu bewegen.
In Washington werden derweil neue Landkarten der Öl- und Krisenregion entworfen, in denen sogar das lange als völlig unrealistisch abgetane Pipelineprojekt vom Kaspischen Meer quer durch Afghanistan an den Indischen Ozean wieder vorkommt. Wendy Chamberlin, US-Botschafterin in Islamabad, hat dem pakistanischen Militärmachthaber Pervez Musharraf diese Ölleitung fest versprochen – als Lockmittel für seinen Frontwechsel. Das bitterarme Pakistan würde dann neben Russland zum wirtschaftlichen Gewinner des Konflikts.
Die Sache hat einen Schönheitsfehler: Es wird lange dauern, länger, als die Massen in den pakistanischen Millionenstädten warten wollen. In der Zwischenzeit brauchen Pakistan und andere islamische Länder der Region finanzielle Hilfe, wenn sie dem Westen die Treue halten sollen.
Früher hat diese Aufgabe stellvertretend für die Amerikaner das ölreiche Saudi-Arabien wahrgenommen – wobei saudisches Geld allerdings auch radikale Gruppen wie die Taliban oder die palästinensische Hamas hoch päppelte. Jetzt braucht das von der Krise geschüttelte Saudi-Arabien seine Erdölerlöse für sich selber.
In Berlin ist es kein Geheimnis, dass die Amerikaner für eine Art Asienstabilitätspakt mit dem Geld der Europäer rechnen. Von einem zweistelligen deutschen Milliardenbetrag ist die Rede – beim Golfkrieg 1990 lag der deutsche Beitrag bei 17 Milliarden Mark. Damit sollen Pakistan und andere unsichere Kantonisten aufseiten des Westens gehalten werden, irgendwann auch das zerstörte Afghanistan. Und dann könnte aus der Pipeline durch Afghanistan doch noch was werden.
HANS JAKOB GINSBURG, FRANK SIEREN/PEKING, FRIEDRICH THELEN
(wiwo.de)
Der Kampf gegen den radikal-islamischen Terror ist auch mit der Sicherstellung der Ölversorgung verbunden. Denn: Die Sorge um Alternativen zum Öl von der arabischen Halbinsel ist heute berechtigter denn je. Welche Rolle das Erdöl in der gegenwärtigen Krise spielt und wie die neue Landkarte der Öl- und Krisenregion aussieht, die in den USA entworfen wird.
Afghanistan ist kein blinder Fleck für die US-Energiewirtschaft. 1997 verhandelte Marty Miller, Vizepräsident des amerikanischen Unocal-Konzerns, mit den Taliban in Kabul über den Bau einer Pipeline aus dem zentralasiatischen Turkmenistan durch Afghanistan an die pakistanische Küste. Und in Washington verbreiteten Ölmanager die Kunde, gerade die fundamentalistischen Taliban seien gut fürs US-Geschäft.
Ein Fehlurteil. Doch die Sorge um Alternativen zum Öl von der arabischen Halbinsel oder aus den eigenen Ölfeldern war berechtigt – und ist es heute noch mehr. Die USA produzieren selbst nur ungefähr die Hälfte ihres Energiebedarfs; Amerikas Alliierte in Westeuropa noch viel weniger. An die Zuverlässigkeit der Öllieferungen aus dem Irak oder dem Iran – wenn man sie überhaupt haben will – glaubt niemand, und das Land mit den weltweit größten Ölvorkommen, Saudi-Arabien, steht vor einer gewaltigen sozialen und politischen Krise.
Seit Anfang der Neunzigerjahre, als die Sowjetunion zerfallen war und in den neuen Staaten Zentralasiens weitere Öl- und Gasreserven entdeckt wurden, ist Zentralasien ins Blickfeld Energiepolitiker und -unternehmer geraten. Die US-Regierung, amerikanische Öl- und Baukonzerne und die Russen begannen das Spiel um Einfluss, Energie und Geldquellen mit westeuropäischen Ölfirmen, der Türkei und dem Iran als weniger mächtigen Kombattanten.
Bill Clinton setzte auf Ausschaltung der potenziell unzuverlässigen russischen Konkurrenz und der politisch verhassten Iraner. Turkmenen, Kasachen und Aserbaidschaner sollten ihr Öl und Gas auf keinen Fall durch iranisches Territorium an den Indischen Ozean pumpen und nach Möglichkeit auch nicht durch russisches Gebiet Richtung Westeuropa. In Zusammenarbeit mit Konzernen wie Bechtel und GE Capital – auch der britisch-holländische Riese Royal Dutch Shell war dabei – favorisierten die USA den Bau von Öl- und Gasleitungen vom Kaspischen Meer durch Aserbaidschan und Georgien in das Natoland Türkei.
Das Projekt, technisch schwierig und politisch delikat – die Pipeline würde durch das türkische Kurdengebiet führen –, ist ohne massive US-Unterstützung kaum zu verwirklichen. Daran schien es nach dem Machtwechsel in Washington zu fehlen: Präsident George W. Bush und sein Vize Dick Cheney, beides ehemalige Manager der Öl- und Pipelineindustrie, zeigten sich interessierter an der Erschließung von Energiereserven in Nordamerika. Noch im August warf Jan Kalicki, unter Clinton Koordinator der US-Regierung für die Energie- und Handelskooperation mit den zentralasiatischen Republiken, der Bush-Regierung Passivität gegenüber den kaspischen Energieschätzen vor: „Es wäre ein schlimmer Fehler, wenn die Vereinigten Staaten ihre bisherigen Erfolge und künftigen Möglichkeiten in der Region durch Untätigkeit und Lässigkeit verspielen würden“, schrieb er in der Zeitschrift „Foreign Affairs“.
Das war vor den Terroranschlägen vom 11. September. Von Untätigkeit der US-Regierung in Zentralasien ist jetzt keine Rede mehr. Nur haben sich die Spielregeln geändert: Während es den Clinton-Leuten vor allem darum ging, die russischen Energiekonzerne aus der Region herauszudrängen, scheint Bush die Kooperation mit Präsident Wladimir Putin im Kampf gegen die radikal-islamische Bedrohung mit wirtschaftlichen Konzessionen erkaufen zu wollen. Das Arrangement, meint der deutsche Nahostexperte Udo Steinbach, würde darauf heraus laufen, „die Energieversorgung des Westens zu sichern und Russland an den Erlösen maßgeblich zu beteiligen“.
Bush wird so zwei Ziele zugleich erreichen:
• die Terroristen bekämpfen: In den USA setzt sich die Überzeugung durch, dass dazu der Schulterschluss mit Moskau unabdingbar ist. Putin, der alte KGB-Agent, ist nach der Formulierung des New Yorker Kolumnisten Thomas Friedman der Mann, „der die Handynummer eines früheren Kollegen hat, der einen Geheimdienstmann im Nahen Osten kennt, der einen afghanischen Agenten anrufen kann, der weiß, wo sich Bin Laden aufhält“.
• die Ölversorgung der westlichen Welt langfristig sichern: Die möglichen Energievorkommen in der kaspischen Region – Kalicki zufolge 85 Milliarden Fass Erdöl und 11 Billionen Kubikmeter Erdgas – sollen nicht nur die Nordsee als sichere Alternative zum arabischen Öl ablösen (in der Nordsee vermutet man nur noch 27 Milliarden Fass Öl und fünf Billionen Kubikmeter Gas). Kaspien soll auch dann zur Verfügung stehen, wenn die arabische Halbinsel mit ihren Ölreserven (531 Milliarden Barrel Öl, 41 Billionen Kubikmeter Gas) wegen Unruhen ausfällt. Dafür spricht gerade im Zeichen der radikal-islamischen Bedrohung viel.
Denn aus Saudi-Arabien kommen nicht nur viele von Bin Ladens Spießgesellen und der Oberterrorist persönlich. Der abnehmende Ölreichtum hat zu empfindlichen Wohlstandsverlusten der schnell wachsenden Bevölkerung und entsprechender Unzufriedenheit geführt. Aber nicht nur arme Saudis hegen revolutionäre Gefühle. Viele Männer, die durch Ölgeschäfte oder Kapitalanlagen im Westen steinreich geworden sind, machen, wie Steinbach beobachtet, „einerseits mit dem Westen Geschäfte und unterstützen andererseits finanziell Kreise, die behaupten, für den Islam zu kämpfen und zum Teil natürlich auch bereit sind, gewalttätig zu werden“.
Weil die arabische Halbinsel bedroht ist, ist Zentralasien so wichtig geworden. Wenn der Westen dort seine Energieversorgung sichern will, muss er mit vielen Partnern zusammenspielen. Wichtiger noch als die Einmannherrscher in Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan sind die Russen mit ihrem Einfluss auf die Region; ähnlich wichtig ist auch China.
Mit einer unauffälligen Strategie wirtschaftlicher Einbindung und politischer Nichteinmischung hat China in den vergangenen Jahren seine Interessen in Zentralasien vorangetrieben. China möchte zur Schutzmacht der Region und zur ostasiatischen Energiedrehscheibe werden, von der vor allem Südkorea und Japan abhängig wären. Auch darum beginnt das Land Ende des Jahres den Bau einer 2500 Kilometer langen Pipeline aus der Westprovinz Xinjiang nach Schanghai; die Leitung könnte zum Kaspischen Meer verlängert werden.
Für die Chinesen sind die Amerikaner also Konkurrenten in Zentralasien. Sie sind aber auch Verbündete im Kampf gegen den radikalen Islamismus, der schnell die muslimischen Uiguren in Xinjiang erfassen könnte. Ähnlich wie Moskau wird Peking versuchen, durch Hilfsangebote an Washington im Kampf gegen die Terroristen die Amerikaner zu wirtschaftlichen Zugeständnissen zu bewegen.
In Washington werden derweil neue Landkarten der Öl- und Krisenregion entworfen, in denen sogar das lange als völlig unrealistisch abgetane Pipelineprojekt vom Kaspischen Meer quer durch Afghanistan an den Indischen Ozean wieder vorkommt. Wendy Chamberlin, US-Botschafterin in Islamabad, hat dem pakistanischen Militärmachthaber Pervez Musharraf diese Ölleitung fest versprochen – als Lockmittel für seinen Frontwechsel. Das bitterarme Pakistan würde dann neben Russland zum wirtschaftlichen Gewinner des Konflikts.
Die Sache hat einen Schönheitsfehler: Es wird lange dauern, länger, als die Massen in den pakistanischen Millionenstädten warten wollen. In der Zwischenzeit brauchen Pakistan und andere islamische Länder der Region finanzielle Hilfe, wenn sie dem Westen die Treue halten sollen.
Früher hat diese Aufgabe stellvertretend für die Amerikaner das ölreiche Saudi-Arabien wahrgenommen – wobei saudisches Geld allerdings auch radikale Gruppen wie die Taliban oder die palästinensische Hamas hoch päppelte. Jetzt braucht das von der Krise geschüttelte Saudi-Arabien seine Erdölerlöse für sich selber.
In Berlin ist es kein Geheimnis, dass die Amerikaner für eine Art Asienstabilitätspakt mit dem Geld der Europäer rechnen. Von einem zweistelligen deutschen Milliardenbetrag ist die Rede – beim Golfkrieg 1990 lag der deutsche Beitrag bei 17 Milliarden Mark. Damit sollen Pakistan und andere unsichere Kantonisten aufseiten des Westens gehalten werden, irgendwann auch das zerstörte Afghanistan. Und dann könnte aus der Pipeline durch Afghanistan doch noch was werden.
HANS JAKOB GINSBURG, FRANK SIEREN/PEKING, FRIEDRICH THELEN
(wiwo.de)
Ein sehr sesenswerter Artikel aus der FAZ.
Tut Euch den Gefallen, und lest ihn ganz.
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Wut ist der Schlüssel
Nach den skrupellosen Selbstmordanschlägen auf das Pentagon und das
WorldTrade Center erklärte ein amerikanischer Nachrichtensprecher: "Selten
zeigensich Gut und Böse so deutlich wie am letzten Dienstag. Leute, die wir
nichtkennen, haben Leute, die wir kennen, hingemetzelt. Und sie haben es
vollerVerachtung und Schadenfreude getan." Dann brach der Mann in Tränen
aus.
Hier haben wir das Problem: Amerika führt einen Krieg gegen Leute, die es
nichtkennt (weil sie nicht oft im Fernsehen zu sehen sind). Noch bevor
dieamerikanische Regierung den Feind richtig identifiziert, geschweige
dennangefangen hat, sein Denken zu verstehen, hat sie, mit großem Tamtam
undpeinlicher Rhetorik, eine "internationale Allianz gegen den
Terror"zusammengeschustert, die Streitkräfte und die Medien mobilisiert und
auf denKampf eingeschworen. Allerdings wird Amerika, sobald es in den Krieg
gezogenist, kaum zurückkehren können, ohne eine Schlacht geschlagen zu
haben. Wenn esden Feind nicht findet, wird es, der aufgebrachten Bevölkerung
daheim zuliebe,einen Feind konstruieren müssen. Kriege entwickeln ihre
eigene Dynamik, Logikund Begründung, und wir werden auch diesmal aus dem
Blick verlieren, warum erüberhaupt geführt wird.
Wir erleben hier, wie das mächtigste Land der Welt in seiner Wut
reflexartignach einem alten Instinkt greift, um einen neuartigen Krieg zu
führen. Nun, daAmerika sich selbst verteidigen muß, sehen die schnittigen
Kriegsschiffe, dieCruise Missiles und F-16-Kampfjets auf einmal ziemlich alt
und schwerfällig aus.Amerikas nukleares Arsenal taugt nicht zur
Abschreckung. Teppichklingen,Taschenmesser und kalte Wut sind die Waffen,
mit denen die Kriege des neuenJahrhunderts geführt werden. Wut ist der
Schlüssel. Ihn bekommt man unbemerktdurch den Zoll, durch jede
Gepäckkontrolle.
Gegen wen kämpft Amerika? In seiner Rede vor dem Kongreß bezeichnete
PräsidentBush die Feinde Amerikas als "Feinde der Freiheit". "Die Bürger
Amerikas fragen,warum sie uns hassen", sagte er. "Sie hassen unsere
Freiheiten - unsereReligionsfreiheit, unsere Redefreiheit, unsere Freiheit
zu wählen, uns zuversammeln und nicht immer einer Meinung zu sein."
Zweierlei wird unsabverlangt. Zum einen sollen wir glauben, daß der Feind
der ist, der von dieserRegierung als Feind deklariert wird, obwohl sie keine
konkreten Beweise vorlegenkann. Und zum anderen sollen wir glauben, daß die
Motive des Feindes genau soaussehen, wie sie von der Regierung dargestellt
werden, obwohl es auch dafürkeine Beweise gibt.
Aus strategischen, militärischen und ökonomischen Gründen muß die
amerikanischeÖffentlichkeit unbedingt davon überzeugt werden, daß Freiheit
und Demokratie undder American way of life bedroht sind. In der
gegenwärtigen Atmosphäre vonTrauer, Empörung und Wut ist derlei leicht zu
vermitteln. Wenn das tatsächlichstimmt, stellt sich jedoch die Frage, warum
die Anschläge den Symbolen derwirtschaftlichen und militärischen Macht
Amerikas galten. Warum nicht derFreiheitsstatue? Könnte es sein, daß die
finstere Wut, die zu den Anschlägenführte, nichts mit Freiheit und
Demokratie zu tun hat, sondern damit, daßamerikanische Regierungen genau das
Gegenteil unterstützt haben - militärischenund wirtschaftlichen Terrorismus,
Konterrevolution, Militärdiktaturen, religiöseBigotterie und unvorstellbaren
Genozid (außerhalb Amerikas)?
Für die trauernden Amerikaner ist es gewiß schwer, mit Tränen in den Augen
aufdie Welt zu schauen und eine Haltung zu bemerken, die ihnen vielleicht
alsGleichgültigkeit erscheint. Doch es handelt sich nicht um
Gleichgültigkeit. Esist eine Ahnung, ein Nicht-Überraschtsein. Es ist eine
alte Erkenntnis, daß jedeSaat irgendwann auch aufgeht. Die Amerikaner
sollten wissen, daß der Haß nichtihnen gilt, sondern der Politik ihrer
Regierung. Ihnen kann unmöglich entgangensein, daß ihre außergewöhnlichen
Musiker, ihre Schriftsteller, Schauspieler,ihre phänomenalen Sportler und
ihre Filme überall auf der Welt beliebt sind. Wiralle waren bewegt von dem
Mut und der Würde der Feuerwehrleute, derRettungskräfte und der gewöhnlichen
Büroangestellten in den Tagen und Wochennach den Anschlägen.
Amerikas Trauer ist immens und immens öffentlich. Es wäre grotesk, von
denAmerikanern zu erwarten, daß sie ihren Schmerz relativieren oder mäßigen.
Aberes wäre schade, wenn sie, statt zu versuchen, die Ereignisse des 11.
Septemberzu begreifen, das Mitgefühl der gesamten Welt beanspruchten und nur
die eigenenToten rächen wollten. Denn dann wäre es an uns, unangenehme
Fragen zu stellenund harte Worte zu sagen. Und weil wir zu einem unpassenden
Zeitpunkt vonunseren Schmerzen sprechen, wird man uns tadeln, ignorieren und
am Endevielleicht zum Schweigen bringen. Doch die Zeichen stehen auf Krieg.
Was gesagtwerden muß, sollte rasch gesagt werden.
Bevor Amerika das Steuer der "internationalen Allianz gegen den
Terror"übernimmt, bevor es andere Länder auffordert (und zwingt), sich an
seinernachgerade göttlichen Mission - der ursprüngliche Name der Operation
lautete"Grenzenlose Gerechtigkeit" - aktiv zu beteiligen, sollten vielleicht
ein paarDinge geklärt werden. Führt Amerika Krieg gegen den Terror in
Amerika oder gegenden Terror ganz allgemein? Was genau wird gerächt? Der
tragische Verlust vonfast siebentausend Menschenleben, die Vernichtung von
vierhundertfünfzigtausendQuadratmetern Bürofläche in Manhattan, die
Zerstörung eines Flügels desPentagon, der Verlust von Hunderttausenden von
Arbeitsplätzen, der Bankrotteiniger Fluggesellschaften und der Absturz der
New Yorker Börse? Oder geht es ummehr?
Als Madeleine Albright, die ehemalige Außenministerin der Vereinigten
Staaten,im Jahr 1996 gefragt wurde, was sie dazu sage, daß 500 000 irakische
Kinderinfolge des amerikanischen Wirtschaftsembargos gestorben seien, sprach
sie voneiner sehr schweren Entscheidung, doch der Preis sei, alles in allem,
nicht zuhoch gewesen. Die Sanktionen gegen den Irak sind übrigens noch immer
in Kraft,und noch immer sterben Kinder. Genau darum geht es: um die
willkürlicheUnterscheidung zwischen Zivilisation und Barbarei, zwischen
"Ermordungunschuldiger Menschen" oder "Krieg der Kulturen" und
"Kollateralschäden". DieSophisterei und eigenwillige Algebra grenzenloser
Gerechtigkeit: Wie viele toteIraker sind notwendig, damit es besser zugeht
auf der Welt? Wie viele toteAfghanen für jeden toten Amerikaner? Wie viele
tote Frauen und Kinder für einentoten Mann? Wie viele tote Mudschahedin für
einen toten Investmentbanker?
Eine Koalition der Supermächte der Welt schließt nun einen Ring um
Afghanistan,eines der ärmsten und am stärksten verwüsteten Länder der Welt,
dessenTaliban-Regierung Usama Bin Ladin Unterschlupf gewährt. Das einzige,
was inAfghanistan überhaupt noch zerstört werden könnte, sind die Menschen.
(Daruntereine halbe Million verkrüppelte Waisenkinder. Es wird berichtet,
daß es zuwildem Gedrängel der Humpelnden kommt, wenn über entlegenen,
unzugänglichenDörfern Prothesen abgeworfen werden.) Die afghanische
Wirtschaft ist ruiniert.Aus Bauernhöfen sind Massengräber geworden. Das Land
ist übersät mit Landminen -nach jüngsten Schätzungen zehn Millionen. Eine
Million Menschen sind aus Furchtvor einem amerikanischen Angriff zur
pakistanischen Grenze geflohen. Es gibtkeine Nahrungsmittel mehr,
Hilfsorganisationen mußten das Land verlassen, undnach Berichten der BBC
steht eine der schlimmsten humanitären Katastrophen derjüngsten Zeit bevor.
An der heutigen Lage in Afghanistan war Amerika übrigens in nicht geringem
Maßebeteiligt (falls das ein Trost ist). Im Jahr 1979, nach der
sowjetischenInvasion, begannen die CIA und der pakistanische
Militärgeheimdienst ISI diegrößte verdeckte Operation in der Geschichte der
CIA. Beabsichtigt war, denafghanischen Widerstand zu steuern und das
islamische Element so weit zustärken, daß sich die muslimischen
Sowjetrepubliken gegen das kommunistischeRegime erheben und es am Ende
destabilisieren würden. Diese Operation sollte dasVietnam der Sowjetunion
sein. Im Laufe der Jahre rekrutierte und unterstütztedie CIA fast 100 000
radikale Mudschahedin aus vierzig islamischen Ländern fürden amerikanischen
Stellvertreterkrieg. Diese Leute wußten nicht, daß sie ihrenDschihad für
Uncle Sam führten. (Welche Ironie, daß die Amerikaner ebensowenigwußten, daß
sie ihre späteren Feinde finanzierten!)
Nach zehn Jahren erbitterten Kampfes zogen sich die Russen 1989 zurück
undhinterließen ein verwüstetes Land. Der Bürgerkrieg in Afghanistan tobte
weiter.Der Dschihad griff über nach Tschetschenien, in das Kosovo und
schließlich nachKaschmir. Die CIA lieferte weiterhin Geld und Waffen, doch
die laufenden Kostenwaren so enorm, daß immer mehr Geld benötigt wurde. Auf
Befehl der Mudschahedinmußten die Bauern Opium (als "Revolutionssteuer")
anbauen. Der ISI richtete inAfghanistan Hunderte von Heroinlabors ein, und
zwei Jahre nach dem Eintreffender CIA war das pakistanisch-afghanistanische
Grenzgebiet der weltweit größteHeroinproduzent geworden. Die jährlichen
Gewinne, zwischen einhundert undzweihundert Milliarden Dollar, flossen
zurück in die Ausbildung und Bewaffnungvon Militanten.
Im Jahr 1995 kämpften sich die Taliban, seinerzeit eine marginale Sekte
vongefährlichen Fundamentalisten, in Afghanistan an die Macht. Finanziert
wurdensie vom ISI, dem alten Freund der CIA, und sie genossen die
Unterstützung vielerParteien in Pakistan. Die Taliban errichteten ein
Terrorregime, dessen erstesOpfer die eigene Bevölkerung war, vor allem
Frauen. Angesichts derMenschenrechtsverletzungen der Taliban spricht wenig
dafür, daß sich das Regimedurch Kriegsdrohungen einschüchtern ließe oder
einlenken wird, um die Gefahr fürdie Zivilbevölkerung abzuwenden. Kann es
nach allem, was passiert ist, etwasIronischeres geben, als daß Rußland und
Amerika mit vereinten Kräften darangehenwollen, Afghanistan abermals zu
zerstören?
Auch Pakistan, Amerikas treuer Verbündeter, hat enorm gelitten.
Dieamerikanischen Regierungen haben noch stets Militärdiktatoren
unterstützt, diekein Interesse an demokratischen Verhältnissen im Land
hatten. Vor demAuftauchen der CIA gab es einen kleinen ländlichen Markt für
Opium. Zwischen1979 und 1985 stieg die Zahl der Heroinsüchtigen von Null auf
anderthalbMillionen an. In Zeltlagern entlang der Grenze leben drei
Millionen afghanischeFlüchtlinge. Die pakistanische Wirtschaft liegt
darnieder. Gewaltsame sozialeKonflikte, globalisierungsbedingte
Transformationsprozesse und Drogenbossezerreißen das Land. Die Madrasas und
Ausbildungslager für Terroristen,ursprünglich eingerichtet zum Kampf gegen
die Sowjets, brachten Fundamentalistenhervor, die in Pakistan großen
Rückhalt haben. Die Taliban, von derpakistanischen Regierung seit Jahren
unterstützt und finanziert, haben in denpakistanischen Parteien materielle
und strategische Verbündete. Auf einmalbittet (bittet?) Amerika die
pakistanische Regierung, den Schoßhund, den es inseinem Hinterhof jahrelang
großgezogen hat, abzustechen. Präsident Musharraf,der den Amerikanern
Unterstützung versprochen hat, könnte sich bald mit
einerbürgerkriegsähnlichen Situation konfrontiert sehen.
Indien kann von Glück reden, daß es, dank seiner geographischen Lage und
derWeitsicht früherer Politiker, bislang nicht in dieses Great Game
hineingezogenwurde. Unsere Demokratie hätte das höchstwahrscheinlich nicht
überlebt. Heutemüssen wir entsetzt mit ansehen, wie die indische Regierung
die Amerikanerinständig darum bittet, ihre Operationsbasis in Indien statt
in Pakistan zuerrichten. Jedes Land der Dritten Welt mit einer schwachen
Wirtschaft und einemunruhigen sozialen Fundament müßte wissen, daß eine
Einladung an eine Supermachtwie die Vereinigten Staaten (ganz gleich, ob die
Amerikaner für länger bleibenoder nur kurz vorbeischauen wollen) fast so
ist, als würde ein Autofahrer darumbitten, ihm einen Stein in die
Windschutzscheibe zu werfen.
In dem Medienspektakel nach dem 11. September hielt es keiner der
großenFernsehsender für nötig, ein Wort über die Geschichte des
amerikanischenEngagements in Afghanistan zu verlieren. Für all jene, die von
diesen Dingennichts wissen, hätte die Berichterstattung über die Anschläge
informativ undaufrüttelnd sein können, wenn Zyniker sie vielleicht auch
übertrieben gefundenhätten. Für uns aber, die wir die jüngste Geschichte
Afghanistans kennen, sinddie amerikanische Berichterstattung und das Gerede
von der "internationalenAllianz gegen den Terror" einfach eine Beleidigung.
Amerikas "freie Presse" istdafür genauso verantwortlich wie der "freie
Markt".
Die bevorstehende Operation wird angeblich zur Aufrechterhaltung
amerikanischerWerte durchgeführt. Doch sie wird noch mehr Zorn und Angst in
der ganzen Welterzeugen, und am Ende dürften diese Werte völlig
diskreditiert sein. Für diegewöhnlichen Amerikaner bedeutet das, daß sie in
einem Klima schrecklicherUngewißheit leben werden. Schon warnt CNN vor der
Möglichkeit eines biologischenKrieges (Pocken, Beulenpest, Milzbrand), der
mit harmlosen Sprühflugzeugengeführt werden kann.
Die Regierung Amerikas, und wohl Regierungen überall auf der Welt, werden
dieKriegsatmosphäre als Vorwand benutzen, um Meinungsfreiheit und
andereBürgerrechte einzuschränken, Arbeiter zu entlassen, ethnische und
religiöseMinderheiten zu schikanieren, Haushaltseinsparungen vorzunehmen und
viel Geld indie Militärindustrie zu stecken. Und wozu? Präsident Bush kann
die Weltebensowenig "von Übeltätern befreien", wie er sie mit Heiligen
bevölkern kann.Es ist absurd, wenn die US-Regierung auch nur mit dem
Gedanken spielt, derTerrorismus ließe sich mit noch mehr Gewalt und
Unterdrückung ausmerzen. DerTerrorismus ist ein Symptom, nicht die
Krankheit. Der Terrorismus ist in keinemLand zu Hause. Er ist ein
supranationales, weltweit tätiges Unternehmen wie Cokeoder Pepsi oder Nike.
Beim geringsten Anzeichen von Schwierigkeiten brechenTerroristen die Zelte
ab und ziehen, genau wie die Multis, auf der Suche nachbesseren
Möglichkeiten mit ihren "Fabriken" von Land zu Land.
Der Terrorismus als Phänomen wird wohl nie verschwinden. Will man ihm aber
Fortsetzung auf Seite 51
Einhalt gebieten, muß Amerika zunächst einmal erkennen, daß es nicht allein
aufder Welt ist, sondern zusammen mit anderen Nationen, mit anderen
Menschen, die,auch wenn sie nicht im Fernsehen gezeigt werden, lieben und tr
auern undGeschichten und Lieder und Kummer haben und weiß Gott auch Rechte.
Doch als derVerteidigungsminister Donald Rumsfeld gefragt wurde, was er als
einen Sieg imneuen amerikanischen Krieg bezeichnen würde, meinte er, ein
Sieg wäre, wenn erdie Welt davon überzeugen könne, daß es den Amerikanern
möglich sein müsse, anihrem way of life festzuhalten.
Die Anschläge vom 11. September waren die monströse Visitenkarte einer aus
denFugen geratenen Welt. Die Botschaft könnte, wer weiß, von Usama Bin
Ladinstammen und von seinen Kurieren übermittelt worden sein, aber sie
könntedurchaus unterzeichnet sein von den Geistern der Opfer von Amerikas
altenKriegen.
Die Millionen Toten in Korea, Vietnam und Kambodscha, die 17 500 Toten,
alsIsrael (mit Unterstützung Amerikas) 1982 im Libanon einmarschierte, die
200 000Iraker, die bei der Operation Wüstensturm starben, die Tausenden
Palästinenser,die im Kampf gegen die israelische Besetzung des
Westjordanlands den Tod fanden.Und die Millionen, die in Jugoslawien,
Somalia, Haiti, Chile, Nikaragua, ElSalvador, Panama, in der Dominikanischen
Republik starben, ermordet von all denTerroristen, Diktatoren und
Massenmördern, die amerikanische Regierungenunterstützt, ausgebildet,
finanziert und mit Waffen versorgt haben. Und dieseAufzählung ist keineswegs
vollständig. Für ein Land, das an so vielen Kriegenund Konflikten beteiligt
war, hat Amerika außerordentlich viel Glück gehabt. DieAnschläge vom 11.
September waren erst der zweite Angriff auf amerikanischemTerritorium
innerhalb eines Jahrhunderts. Der erste war Pearl Harbor. DieRevanche dafür
endete, nach einem langen Umweg, mit Hiroshima und Nagasaki.Heute wartet die
Welt mit angehaltenem Atem auf den Schrecken, der unsbevorsteht.
Unlängst sagte jemand, daß, wenn es Usama Bin Ladin nicht gäbe, die
Amerikanerihn erfinden müßten. In gewissem Sinne haben sie ihn tatsächlich
erfunden. Ergehörte zu den Kämpfern, die 1979 nach Afghanistan gingen, als
die CIA mit denOperationen begann. Usama Bin Ladin zeichnet sich dadurch
aus, daß er von derCIA hervorgebracht wurde und vom FBI gesucht wird. Binnen
zweier Wochenavancierte er vom Verdächtigen zum Hauptverdächtigen, und
inzwischen will manihn, trotz des Mangels an Beweisen, "tot oder lebendig"
haben.
Nach allem, was über seinen Aufenthaltsort bekannt ist, könnte es
durchausmöglich sein, daß er die Anschläge nicht persönlich geplant hat und
an derAusführung auch nicht beteiligt war - daß er vielmehr der führende
Kopf ist, derVorstandsvorsitzende des Unternehmens. Die Reaktion der Taliban
auf dieamerikanische Forderung, Bin Ladin auszuliefern, war ungewöhnlich
realistisch:Legt Beweise vor, dann händigen wir ihn euch aus. Präsident Bush
erklärte seineForderung für nicht verhandelbar. (Da gerade über die
Auslieferung vonVorstandsvorsitzenden gesprochen wird - dürfte Indien ganz
nebenbei um dieAuslieferung von Warren Anderson bitten? Der Mann war als
Chef von Union Carbideverantwortlich für die Katastrophe von Bhopal, bei der
sechzehntausend Menschenumkamen. Wir haben die nötigen Beweise
zusammengetragen, alle Dokumente liegenvor. Also gebt ihn uns bitte!)
Wer ist Usama Bin Ladin aber wirklich? Ich möchte es anders formulieren: Was
istUsama Bin Ladin? Er ist das amerikanische Familiengeheimnis. Er ist der
dunkleDoppelgänger des amerikanischen Präsidenten. Der brutale Zwilling
allesangeblich Schönen und Zivilisierten. Er ist aus der Rippe einer Welt
gemacht,die durch die amerikanische Außenpolitik verwüstet wurde, durch
ihreKanonenbootdiplomatie, ihr Atomwaffenarsenal, ihre unbekümmerte Politik
derunumschränkten Vorherrschaft, ihre kühle Mißachtung aller
nichtamerikanischenMenschenleben, ihre barbarischen Militärinterventionen,
ihre Unterstützung fürdespotische und diktatorische Regimes, ihre
wirtschaftlichen Bestrebungen, diesich gnadenlos wie ein Heuschreckenschwarm
durch die Wirtschaft armer Ländergefressen haben. Ihre marodierenden Multis,
die sich die Luft aneignen, die wireinatmen, die Erde, auf der wir stehen,
das Wasser, das wir trinken, unsereGedanken.
Nun, da das Familiengeheimnis gelüftet ist, werden die Zwillinge allmählich
einsund sogar austauschbar. Ihre Gewehre und Bomben, ihr Geld und ihre
Drogen habensich eine Zeitlang im Kreis bewegt. (Die Stinger-Raketen, die
die amerikanischenHubschrauber begrüßen werden, wurden von der CIA
geliefert. Das Heroin, das vonamerikanischen Rauschgiftsüchtigen verwendet
wird, stammt aus Afghanistan. DieRegierung Bush ließ der afghanischen
Regierung unlängst 43 Millionen Dollar zurDrogenbekämpfung zukommen.)
Inzwischen werden sich die beiden auch in derSprache immer ähnlicher. Jeder
bezeichnet den anderen als "Kopf der Schlange".Beide berufen sich auf Gott
und greifen gern auf die Erlösungsrhetorik von Gutund Böse zurück. Beide
sind in eindeutige politische Verbrechen verstrickt.Beide sind gefährlich
bewaffnet - der eine mit dem nuklearen Arsenal des obszönMächtigen, der
andere mit der glühenden, zerstörerischen Macht des absolutHoffnungslosen.
Feuerball und Eispickel. Keule und Axt. Man sollte nur nichtvergessen, daß
der eine so wenig akzeptabel ist wie der andere.
Präsident Bushs Ultimatum an die Völker der Welt - "Entweder ihr seid für
uns,oder ihr seid für die Terroristen" - offenbart eine unglaubliche
Arroganz. KeinVolk will diese Wahl treffen, kein Volk braucht diese Wahl zu
treffen und keinessollte gezwungen werden, sie zu treffen.
Aus dem Englischen von Matthias Fienbork.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.09.2001, Nr. 226 / Seite 49
Tut Euch den Gefallen, und lest ihn ganz.
-------------------------------------------------
Wut ist der Schlüssel
Nach den skrupellosen Selbstmordanschlägen auf das Pentagon und das
WorldTrade Center erklärte ein amerikanischer Nachrichtensprecher: "Selten
zeigensich Gut und Böse so deutlich wie am letzten Dienstag. Leute, die wir
nichtkennen, haben Leute, die wir kennen, hingemetzelt. Und sie haben es
vollerVerachtung und Schadenfreude getan." Dann brach der Mann in Tränen
aus.
Hier haben wir das Problem: Amerika führt einen Krieg gegen Leute, die es
nichtkennt (weil sie nicht oft im Fernsehen zu sehen sind). Noch bevor
dieamerikanische Regierung den Feind richtig identifiziert, geschweige
dennangefangen hat, sein Denken zu verstehen, hat sie, mit großem Tamtam
undpeinlicher Rhetorik, eine "internationale Allianz gegen den
Terror"zusammengeschustert, die Streitkräfte und die Medien mobilisiert und
auf denKampf eingeschworen. Allerdings wird Amerika, sobald es in den Krieg
gezogenist, kaum zurückkehren können, ohne eine Schlacht geschlagen zu
haben. Wenn esden Feind nicht findet, wird es, der aufgebrachten Bevölkerung
daheim zuliebe,einen Feind konstruieren müssen. Kriege entwickeln ihre
eigene Dynamik, Logikund Begründung, und wir werden auch diesmal aus dem
Blick verlieren, warum erüberhaupt geführt wird.
Wir erleben hier, wie das mächtigste Land der Welt in seiner Wut
reflexartignach einem alten Instinkt greift, um einen neuartigen Krieg zu
führen. Nun, daAmerika sich selbst verteidigen muß, sehen die schnittigen
Kriegsschiffe, dieCruise Missiles und F-16-Kampfjets auf einmal ziemlich alt
und schwerfällig aus.Amerikas nukleares Arsenal taugt nicht zur
Abschreckung. Teppichklingen,Taschenmesser und kalte Wut sind die Waffen,
mit denen die Kriege des neuenJahrhunderts geführt werden. Wut ist der
Schlüssel. Ihn bekommt man unbemerktdurch den Zoll, durch jede
Gepäckkontrolle.
Gegen wen kämpft Amerika? In seiner Rede vor dem Kongreß bezeichnete
PräsidentBush die Feinde Amerikas als "Feinde der Freiheit". "Die Bürger
Amerikas fragen,warum sie uns hassen", sagte er. "Sie hassen unsere
Freiheiten - unsereReligionsfreiheit, unsere Redefreiheit, unsere Freiheit
zu wählen, uns zuversammeln und nicht immer einer Meinung zu sein."
Zweierlei wird unsabverlangt. Zum einen sollen wir glauben, daß der Feind
der ist, der von dieserRegierung als Feind deklariert wird, obwohl sie keine
konkreten Beweise vorlegenkann. Und zum anderen sollen wir glauben, daß die
Motive des Feindes genau soaussehen, wie sie von der Regierung dargestellt
werden, obwohl es auch dafürkeine Beweise gibt.
Aus strategischen, militärischen und ökonomischen Gründen muß die
amerikanischeÖffentlichkeit unbedingt davon überzeugt werden, daß Freiheit
und Demokratie undder American way of life bedroht sind. In der
gegenwärtigen Atmosphäre vonTrauer, Empörung und Wut ist derlei leicht zu
vermitteln. Wenn das tatsächlichstimmt, stellt sich jedoch die Frage, warum
die Anschläge den Symbolen derwirtschaftlichen und militärischen Macht
Amerikas galten. Warum nicht derFreiheitsstatue? Könnte es sein, daß die
finstere Wut, die zu den Anschlägenführte, nichts mit Freiheit und
Demokratie zu tun hat, sondern damit, daßamerikanische Regierungen genau das
Gegenteil unterstützt haben - militärischenund wirtschaftlichen Terrorismus,
Konterrevolution, Militärdiktaturen, religiöseBigotterie und unvorstellbaren
Genozid (außerhalb Amerikas)?
Für die trauernden Amerikaner ist es gewiß schwer, mit Tränen in den Augen
aufdie Welt zu schauen und eine Haltung zu bemerken, die ihnen vielleicht
alsGleichgültigkeit erscheint. Doch es handelt sich nicht um
Gleichgültigkeit. Esist eine Ahnung, ein Nicht-Überraschtsein. Es ist eine
alte Erkenntnis, daß jedeSaat irgendwann auch aufgeht. Die Amerikaner
sollten wissen, daß der Haß nichtihnen gilt, sondern der Politik ihrer
Regierung. Ihnen kann unmöglich entgangensein, daß ihre außergewöhnlichen
Musiker, ihre Schriftsteller, Schauspieler,ihre phänomenalen Sportler und
ihre Filme überall auf der Welt beliebt sind. Wiralle waren bewegt von dem
Mut und der Würde der Feuerwehrleute, derRettungskräfte und der gewöhnlichen
Büroangestellten in den Tagen und Wochennach den Anschlägen.
Amerikas Trauer ist immens und immens öffentlich. Es wäre grotesk, von
denAmerikanern zu erwarten, daß sie ihren Schmerz relativieren oder mäßigen.
Aberes wäre schade, wenn sie, statt zu versuchen, die Ereignisse des 11.
Septemberzu begreifen, das Mitgefühl der gesamten Welt beanspruchten und nur
die eigenenToten rächen wollten. Denn dann wäre es an uns, unangenehme
Fragen zu stellenund harte Worte zu sagen. Und weil wir zu einem unpassenden
Zeitpunkt vonunseren Schmerzen sprechen, wird man uns tadeln, ignorieren und
am Endevielleicht zum Schweigen bringen. Doch die Zeichen stehen auf Krieg.
Was gesagtwerden muß, sollte rasch gesagt werden.
Bevor Amerika das Steuer der "internationalen Allianz gegen den
Terror"übernimmt, bevor es andere Länder auffordert (und zwingt), sich an
seinernachgerade göttlichen Mission - der ursprüngliche Name der Operation
lautete"Grenzenlose Gerechtigkeit" - aktiv zu beteiligen, sollten vielleicht
ein paarDinge geklärt werden. Führt Amerika Krieg gegen den Terror in
Amerika oder gegenden Terror ganz allgemein? Was genau wird gerächt? Der
tragische Verlust vonfast siebentausend Menschenleben, die Vernichtung von
vierhundertfünfzigtausendQuadratmetern Bürofläche in Manhattan, die
Zerstörung eines Flügels desPentagon, der Verlust von Hunderttausenden von
Arbeitsplätzen, der Bankrotteiniger Fluggesellschaften und der Absturz der
New Yorker Börse? Oder geht es ummehr?
Als Madeleine Albright, die ehemalige Außenministerin der Vereinigten
Staaten,im Jahr 1996 gefragt wurde, was sie dazu sage, daß 500 000 irakische
Kinderinfolge des amerikanischen Wirtschaftsembargos gestorben seien, sprach
sie voneiner sehr schweren Entscheidung, doch der Preis sei, alles in allem,
nicht zuhoch gewesen. Die Sanktionen gegen den Irak sind übrigens noch immer
in Kraft,und noch immer sterben Kinder. Genau darum geht es: um die
willkürlicheUnterscheidung zwischen Zivilisation und Barbarei, zwischen
"Ermordungunschuldiger Menschen" oder "Krieg der Kulturen" und
"Kollateralschäden". DieSophisterei und eigenwillige Algebra grenzenloser
Gerechtigkeit: Wie viele toteIraker sind notwendig, damit es besser zugeht
auf der Welt? Wie viele toteAfghanen für jeden toten Amerikaner? Wie viele
tote Frauen und Kinder für einentoten Mann? Wie viele tote Mudschahedin für
einen toten Investmentbanker?
Eine Koalition der Supermächte der Welt schließt nun einen Ring um
Afghanistan,eines der ärmsten und am stärksten verwüsteten Länder der Welt,
dessenTaliban-Regierung Usama Bin Ladin Unterschlupf gewährt. Das einzige,
was inAfghanistan überhaupt noch zerstört werden könnte, sind die Menschen.
(Daruntereine halbe Million verkrüppelte Waisenkinder. Es wird berichtet,
daß es zuwildem Gedrängel der Humpelnden kommt, wenn über entlegenen,
unzugänglichenDörfern Prothesen abgeworfen werden.) Die afghanische
Wirtschaft ist ruiniert.Aus Bauernhöfen sind Massengräber geworden. Das Land
ist übersät mit Landminen -nach jüngsten Schätzungen zehn Millionen. Eine
Million Menschen sind aus Furchtvor einem amerikanischen Angriff zur
pakistanischen Grenze geflohen. Es gibtkeine Nahrungsmittel mehr,
Hilfsorganisationen mußten das Land verlassen, undnach Berichten der BBC
steht eine der schlimmsten humanitären Katastrophen derjüngsten Zeit bevor.
An der heutigen Lage in Afghanistan war Amerika übrigens in nicht geringem
Maßebeteiligt (falls das ein Trost ist). Im Jahr 1979, nach der
sowjetischenInvasion, begannen die CIA und der pakistanische
Militärgeheimdienst ISI diegrößte verdeckte Operation in der Geschichte der
CIA. Beabsichtigt war, denafghanischen Widerstand zu steuern und das
islamische Element so weit zustärken, daß sich die muslimischen
Sowjetrepubliken gegen das kommunistischeRegime erheben und es am Ende
destabilisieren würden. Diese Operation sollte dasVietnam der Sowjetunion
sein. Im Laufe der Jahre rekrutierte und unterstütztedie CIA fast 100 000
radikale Mudschahedin aus vierzig islamischen Ländern fürden amerikanischen
Stellvertreterkrieg. Diese Leute wußten nicht, daß sie ihrenDschihad für
Uncle Sam führten. (Welche Ironie, daß die Amerikaner ebensowenigwußten, daß
sie ihre späteren Feinde finanzierten!)
Nach zehn Jahren erbitterten Kampfes zogen sich die Russen 1989 zurück
undhinterließen ein verwüstetes Land. Der Bürgerkrieg in Afghanistan tobte
weiter.Der Dschihad griff über nach Tschetschenien, in das Kosovo und
schließlich nachKaschmir. Die CIA lieferte weiterhin Geld und Waffen, doch
die laufenden Kostenwaren so enorm, daß immer mehr Geld benötigt wurde. Auf
Befehl der Mudschahedinmußten die Bauern Opium (als "Revolutionssteuer")
anbauen. Der ISI richtete inAfghanistan Hunderte von Heroinlabors ein, und
zwei Jahre nach dem Eintreffender CIA war das pakistanisch-afghanistanische
Grenzgebiet der weltweit größteHeroinproduzent geworden. Die jährlichen
Gewinne, zwischen einhundert undzweihundert Milliarden Dollar, flossen
zurück in die Ausbildung und Bewaffnungvon Militanten.
Im Jahr 1995 kämpften sich die Taliban, seinerzeit eine marginale Sekte
vongefährlichen Fundamentalisten, in Afghanistan an die Macht. Finanziert
wurdensie vom ISI, dem alten Freund der CIA, und sie genossen die
Unterstützung vielerParteien in Pakistan. Die Taliban errichteten ein
Terrorregime, dessen erstesOpfer die eigene Bevölkerung war, vor allem
Frauen. Angesichts derMenschenrechtsverletzungen der Taliban spricht wenig
dafür, daß sich das Regimedurch Kriegsdrohungen einschüchtern ließe oder
einlenken wird, um die Gefahr fürdie Zivilbevölkerung abzuwenden. Kann es
nach allem, was passiert ist, etwasIronischeres geben, als daß Rußland und
Amerika mit vereinten Kräften darangehenwollen, Afghanistan abermals zu
zerstören?
Auch Pakistan, Amerikas treuer Verbündeter, hat enorm gelitten.
Dieamerikanischen Regierungen haben noch stets Militärdiktatoren
unterstützt, diekein Interesse an demokratischen Verhältnissen im Land
hatten. Vor demAuftauchen der CIA gab es einen kleinen ländlichen Markt für
Opium. Zwischen1979 und 1985 stieg die Zahl der Heroinsüchtigen von Null auf
anderthalbMillionen an. In Zeltlagern entlang der Grenze leben drei
Millionen afghanischeFlüchtlinge. Die pakistanische Wirtschaft liegt
darnieder. Gewaltsame sozialeKonflikte, globalisierungsbedingte
Transformationsprozesse und Drogenbossezerreißen das Land. Die Madrasas und
Ausbildungslager für Terroristen,ursprünglich eingerichtet zum Kampf gegen
die Sowjets, brachten Fundamentalistenhervor, die in Pakistan großen
Rückhalt haben. Die Taliban, von derpakistanischen Regierung seit Jahren
unterstützt und finanziert, haben in denpakistanischen Parteien materielle
und strategische Verbündete. Auf einmalbittet (bittet?) Amerika die
pakistanische Regierung, den Schoßhund, den es inseinem Hinterhof jahrelang
großgezogen hat, abzustechen. Präsident Musharraf,der den Amerikanern
Unterstützung versprochen hat, könnte sich bald mit
einerbürgerkriegsähnlichen Situation konfrontiert sehen.
Indien kann von Glück reden, daß es, dank seiner geographischen Lage und
derWeitsicht früherer Politiker, bislang nicht in dieses Great Game
hineingezogenwurde. Unsere Demokratie hätte das höchstwahrscheinlich nicht
überlebt. Heutemüssen wir entsetzt mit ansehen, wie die indische Regierung
die Amerikanerinständig darum bittet, ihre Operationsbasis in Indien statt
in Pakistan zuerrichten. Jedes Land der Dritten Welt mit einer schwachen
Wirtschaft und einemunruhigen sozialen Fundament müßte wissen, daß eine
Einladung an eine Supermachtwie die Vereinigten Staaten (ganz gleich, ob die
Amerikaner für länger bleibenoder nur kurz vorbeischauen wollen) fast so
ist, als würde ein Autofahrer darumbitten, ihm einen Stein in die
Windschutzscheibe zu werfen.
In dem Medienspektakel nach dem 11. September hielt es keiner der
großenFernsehsender für nötig, ein Wort über die Geschichte des
amerikanischenEngagements in Afghanistan zu verlieren. Für all jene, die von
diesen Dingennichts wissen, hätte die Berichterstattung über die Anschläge
informativ undaufrüttelnd sein können, wenn Zyniker sie vielleicht auch
übertrieben gefundenhätten. Für uns aber, die wir die jüngste Geschichte
Afghanistans kennen, sinddie amerikanische Berichterstattung und das Gerede
von der "internationalenAllianz gegen den Terror" einfach eine Beleidigung.
Amerikas "freie Presse" istdafür genauso verantwortlich wie der "freie
Markt".
Die bevorstehende Operation wird angeblich zur Aufrechterhaltung
amerikanischerWerte durchgeführt. Doch sie wird noch mehr Zorn und Angst in
der ganzen Welterzeugen, und am Ende dürften diese Werte völlig
diskreditiert sein. Für diegewöhnlichen Amerikaner bedeutet das, daß sie in
einem Klima schrecklicherUngewißheit leben werden. Schon warnt CNN vor der
Möglichkeit eines biologischenKrieges (Pocken, Beulenpest, Milzbrand), der
mit harmlosen Sprühflugzeugengeführt werden kann.
Die Regierung Amerikas, und wohl Regierungen überall auf der Welt, werden
dieKriegsatmosphäre als Vorwand benutzen, um Meinungsfreiheit und
andereBürgerrechte einzuschränken, Arbeiter zu entlassen, ethnische und
religiöseMinderheiten zu schikanieren, Haushaltseinsparungen vorzunehmen und
viel Geld indie Militärindustrie zu stecken. Und wozu? Präsident Bush kann
die Weltebensowenig "von Übeltätern befreien", wie er sie mit Heiligen
bevölkern kann.Es ist absurd, wenn die US-Regierung auch nur mit dem
Gedanken spielt, derTerrorismus ließe sich mit noch mehr Gewalt und
Unterdrückung ausmerzen. DerTerrorismus ist ein Symptom, nicht die
Krankheit. Der Terrorismus ist in keinemLand zu Hause. Er ist ein
supranationales, weltweit tätiges Unternehmen wie Cokeoder Pepsi oder Nike.
Beim geringsten Anzeichen von Schwierigkeiten brechenTerroristen die Zelte
ab und ziehen, genau wie die Multis, auf der Suche nachbesseren
Möglichkeiten mit ihren "Fabriken" von Land zu Land.
Der Terrorismus als Phänomen wird wohl nie verschwinden. Will man ihm aber
Fortsetzung auf Seite 51
Einhalt gebieten, muß Amerika zunächst einmal erkennen, daß es nicht allein
aufder Welt ist, sondern zusammen mit anderen Nationen, mit anderen
Menschen, die,auch wenn sie nicht im Fernsehen gezeigt werden, lieben und tr
auern undGeschichten und Lieder und Kummer haben und weiß Gott auch Rechte.
Doch als derVerteidigungsminister Donald Rumsfeld gefragt wurde, was er als
einen Sieg imneuen amerikanischen Krieg bezeichnen würde, meinte er, ein
Sieg wäre, wenn erdie Welt davon überzeugen könne, daß es den Amerikanern
möglich sein müsse, anihrem way of life festzuhalten.
Die Anschläge vom 11. September waren die monströse Visitenkarte einer aus
denFugen geratenen Welt. Die Botschaft könnte, wer weiß, von Usama Bin
Ladinstammen und von seinen Kurieren übermittelt worden sein, aber sie
könntedurchaus unterzeichnet sein von den Geistern der Opfer von Amerikas
altenKriegen.
Die Millionen Toten in Korea, Vietnam und Kambodscha, die 17 500 Toten,
alsIsrael (mit Unterstützung Amerikas) 1982 im Libanon einmarschierte, die
200 000Iraker, die bei der Operation Wüstensturm starben, die Tausenden
Palästinenser,die im Kampf gegen die israelische Besetzung des
Westjordanlands den Tod fanden.Und die Millionen, die in Jugoslawien,
Somalia, Haiti, Chile, Nikaragua, ElSalvador, Panama, in der Dominikanischen
Republik starben, ermordet von all denTerroristen, Diktatoren und
Massenmördern, die amerikanische Regierungenunterstützt, ausgebildet,
finanziert und mit Waffen versorgt haben. Und dieseAufzählung ist keineswegs
vollständig. Für ein Land, das an so vielen Kriegenund Konflikten beteiligt
war, hat Amerika außerordentlich viel Glück gehabt. DieAnschläge vom 11.
September waren erst der zweite Angriff auf amerikanischemTerritorium
innerhalb eines Jahrhunderts. Der erste war Pearl Harbor. DieRevanche dafür
endete, nach einem langen Umweg, mit Hiroshima und Nagasaki.Heute wartet die
Welt mit angehaltenem Atem auf den Schrecken, der unsbevorsteht.
Unlängst sagte jemand, daß, wenn es Usama Bin Ladin nicht gäbe, die
Amerikanerihn erfinden müßten. In gewissem Sinne haben sie ihn tatsächlich
erfunden. Ergehörte zu den Kämpfern, die 1979 nach Afghanistan gingen, als
die CIA mit denOperationen begann. Usama Bin Ladin zeichnet sich dadurch
aus, daß er von derCIA hervorgebracht wurde und vom FBI gesucht wird. Binnen
zweier Wochenavancierte er vom Verdächtigen zum Hauptverdächtigen, und
inzwischen will manihn, trotz des Mangels an Beweisen, "tot oder lebendig"
haben.
Nach allem, was über seinen Aufenthaltsort bekannt ist, könnte es
durchausmöglich sein, daß er die Anschläge nicht persönlich geplant hat und
an derAusführung auch nicht beteiligt war - daß er vielmehr der führende
Kopf ist, derVorstandsvorsitzende des Unternehmens. Die Reaktion der Taliban
auf dieamerikanische Forderung, Bin Ladin auszuliefern, war ungewöhnlich
realistisch:Legt Beweise vor, dann händigen wir ihn euch aus. Präsident Bush
erklärte seineForderung für nicht verhandelbar. (Da gerade über die
Auslieferung vonVorstandsvorsitzenden gesprochen wird - dürfte Indien ganz
nebenbei um dieAuslieferung von Warren Anderson bitten? Der Mann war als
Chef von Union Carbideverantwortlich für die Katastrophe von Bhopal, bei der
sechzehntausend Menschenumkamen. Wir haben die nötigen Beweise
zusammengetragen, alle Dokumente liegenvor. Also gebt ihn uns bitte!)
Wer ist Usama Bin Ladin aber wirklich? Ich möchte es anders formulieren: Was
istUsama Bin Ladin? Er ist das amerikanische Familiengeheimnis. Er ist der
dunkleDoppelgänger des amerikanischen Präsidenten. Der brutale Zwilling
allesangeblich Schönen und Zivilisierten. Er ist aus der Rippe einer Welt
gemacht,die durch die amerikanische Außenpolitik verwüstet wurde, durch
ihreKanonenbootdiplomatie, ihr Atomwaffenarsenal, ihre unbekümmerte Politik
derunumschränkten Vorherrschaft, ihre kühle Mißachtung aller
nichtamerikanischenMenschenleben, ihre barbarischen Militärinterventionen,
ihre Unterstützung fürdespotische und diktatorische Regimes, ihre
wirtschaftlichen Bestrebungen, diesich gnadenlos wie ein Heuschreckenschwarm
durch die Wirtschaft armer Ländergefressen haben. Ihre marodierenden Multis,
die sich die Luft aneignen, die wireinatmen, die Erde, auf der wir stehen,
das Wasser, das wir trinken, unsereGedanken.
Nun, da das Familiengeheimnis gelüftet ist, werden die Zwillinge allmählich
einsund sogar austauschbar. Ihre Gewehre und Bomben, ihr Geld und ihre
Drogen habensich eine Zeitlang im Kreis bewegt. (Die Stinger-Raketen, die
die amerikanischenHubschrauber begrüßen werden, wurden von der CIA
geliefert. Das Heroin, das vonamerikanischen Rauschgiftsüchtigen verwendet
wird, stammt aus Afghanistan. DieRegierung Bush ließ der afghanischen
Regierung unlängst 43 Millionen Dollar zurDrogenbekämpfung zukommen.)
Inzwischen werden sich die beiden auch in derSprache immer ähnlicher. Jeder
bezeichnet den anderen als "Kopf der Schlange".Beide berufen sich auf Gott
und greifen gern auf die Erlösungsrhetorik von Gutund Böse zurück. Beide
sind in eindeutige politische Verbrechen verstrickt.Beide sind gefährlich
bewaffnet - der eine mit dem nuklearen Arsenal des obszönMächtigen, der
andere mit der glühenden, zerstörerischen Macht des absolutHoffnungslosen.
Feuerball und Eispickel. Keule und Axt. Man sollte nur nichtvergessen, daß
der eine so wenig akzeptabel ist wie der andere.
Präsident Bushs Ultimatum an die Völker der Welt - "Entweder ihr seid für
uns,oder ihr seid für die Terroristen" - offenbart eine unglaubliche
Arroganz. KeinVolk will diese Wahl treffen, kein Volk braucht diese Wahl zu
treffen und keinessollte gezwungen werden, sie zu treffen.
Aus dem Englischen von Matthias Fienbork.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.09.2001, Nr. 226 / Seite 49
Der Antiamerikanismus von einigen Boardteilnehmern hier
ist für mich nicht zu begreifen.
Wer ist Opfer und wer Täter?
Wird den USA hier jetzt vorgeworfen an den Anschlägen
in N.Y. und Washington selbst schuld zu sein?
Das wäre ja so als wenn ein 14 jähriges Mädchen vergewaltigt würde
und das ihm dann zur Last gelegt würde!
Es hätte ja keinen Mini Rock anziehen müssen !!!
ist für mich nicht zu begreifen.
Wer ist Opfer und wer Täter?
Wird den USA hier jetzt vorgeworfen an den Anschlägen
in N.Y. und Washington selbst schuld zu sein?
Das wäre ja so als wenn ein 14 jähriges Mädchen vergewaltigt würde
und das ihm dann zur Last gelegt würde!
Es hätte ja keinen Mini Rock anziehen müssen !!!
@ Eifel
das hat nichts mit Antiamerikanismus zu tun,
sondern nur mit eigenständigem Denken.
Wen das überfordert, der soll es bleiben lassen.
H.
P.S. Hast Du auf mein letztes posting bei burakyi
nicht geantwortet.
das hat nichts mit Antiamerikanismus zu tun,
sondern nur mit eigenständigem Denken.
Wen das überfordert, der soll es bleiben lassen.
H.
P.S. Hast Du auf mein letztes posting bei burakyi
nicht geantwortet.
@ helen...
auf Beleidigungen antworte ich nicht
auf Beleidigungen antworte ich nicht
Meinte eigentlich postin # 20.
H.
H.
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