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    3SAT Börsenspiel wadde hadde dudde da? ODER Weshalb das Volk Freitag Abend immer verrückt spielt. - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 21.02.00 14:13:27 von
    neuester Beitrag 21.02.00 14:52:06 von
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      schrieb am 21.02.00 14:13:27
      Beitrag Nr. 1 ()
      Folgendes habe ich dem GSC-Letter 38/99 (23.01.2000)entnommen und kann auch unter www.gsc-research.de (German Small Cap Letter) gefunden werden.
      Der folgende Text ist zwar etwas umfangreich, aber durchaus wert gelesen zu werden. Er trifft nämlich den Nagel auf den Kopf.


      Liebe Leser,

      heute einmal einleitend ein Beitrag zum Thema

      "Skandal in der 3Sat-Börse oder: warum zum Abzocken immer 2 gehören?!"

      Jeden Freitag Nacht, so kurz nach 22.00 Uhr, beginnt das Schauspiel aufs Neue: die Brokerboards der Online-Communities füllen sich , die Nachbesprechungen der 3Sat-Börse beginnen. Der Tenor der Meinungen ist schnell auf den Nenner gebracht:

      1) Diese Idioten haben überhaupt keine Ahnung!
      2) Das ist Betrug an den Anlegern!
      3) Skandal!
      4) Hurra, ich hab`s gewusst und mich vorab eingedeckt!

      Nun wird sich der unkundige Leser fragen, was passiert eigentlich in der 3Sat-Börse. Ausgangspunkt aller Diskussionen ist der Wettkampf dreier "Börsenexperten" aus dem Medienbereich bzw. der Bankenbranche. In einem 6monatigen Wettstreit versuchen die Kämpfer sich mit der Performance ihrer Musterdepots zu übertrumpfen.

      Dem Sieger dieses Wettkampfes winkt, neben einem eher symbolischen Preis der 3Sat Redaktion, die Aufnahme in den Olymp der Börsengurus. Mit diesem Status lässt sich dann über Börsenbriefe, Faxabrufe, 0190er Nummern, Vorträge etc. eine Art Geldmaschine anwerfen, deren Profitabilität nur noch mit der Performance einer EM-TV zu vergleichen ist.

      Der erste, der dies erkannte und die 3Sat-Börse zu seiner Bühne auserkor, war der "selbsternannte Börsenguru" des Neuen Marktes, Egbert Prior. Zunächst in Diensten des Platow-Briefes, dann mit seiner eigenen Postille, schaffte er es, gleich zweimal hintereinander als Sieger dazustehen.

      Und die TV Gemeinde liebte Egbert Prior so sehr, dass man es von nun an unterließ, sein eigenes Gehirn zu benutzen und den Worten der Gurus uneingeschränkt Glauben schenkte. So schnell der Stern von Herrn Prior allerdings aufging, so schnell verblasste er auch wieder. Dennoch darf Herr Prior für sich in Anspruch nehmen, die Geburtsstunde der Börsengurus eingeleitet zu haben.

      Aber wie immer im Leben, wenn jemand erfolgreich ist, traten die Nachahmer bald auf den Plan. Prior und die nachfolgenden Gurus zogen wie Magnete diejenigen an, die ebenso erfolgreich wie die großen Vorbilder ihr Geld an den Märkten vermehren wollten. Also tat man es den "Experten" gleich und kaufte fortan einfach die selben Akten die Freitag Abend empfohlen wurden, am Montag nach. Und was gab es nicht alles zu kaufen: Omega Env., Mobilcom, LHS, Berliner Freiverkehr, Eurogas, Turbodyne, Infomatec, Micrologica etc....

      Das Komische war nur, dass, während die einen noch mit ihrer Performance warben, die anderen mit ihren Depots eher Verluste einfuhren, obwohl sich diese Depots in der Zusammensetzung nicht unterschieden. Einzig und allein die Ein- und Ausstiegskurse waren erheblich verschieden. Langsam kam also bei der Anlegergemeinde Frust auf, irgend etwas stimmte hier nicht. Scheinbar verursachte der unlimitierte Run am Montag Morgen auf die Empfehlungen eine derartige Verzehrung der Einstiegskurse, dass ein Kopieren der "Experten"-Depots nahezu unmöglich war.

      Dies fiel auch der Moderatoren der 3Sat Börse auf, die es fortan als Ihre Pflicht ansahen, bei jeder Depotaufnahme treuherzig die Sätze "Und bitte limitieren Sie... Die Aktie gibt es auch noch am Dienstag..." in die Kamera zu sprechen. Dies war natürlich angesichts der zuvor prophezeiten Kursziele von plus 100-200 Prozent innerhalb kürzester Zeit reine Makulatur.

      Doch jetzt traten neue Vertreter der Gattung Anleger ins Blickfeld. In den Internetboards versuchte man jetzt in regen Diskussionen schon im Vorfeld zu erraten, welche Aktie wohl am Freitag die Aufnahme in die Depots schaffen könnte. Und hier kommen wir auch wieder auf die anfänglich erwähnten Punkte 1. bis 4. zu sprechen. Denn fortan konnten die Gurus eigentlich nur noch alles falsch machen. Wer 5 Werte des Neuen Marktes in sein Depot aufnimmt, nimmt so ca. 195 Aktien des Neuen Marktes nicht ins Depot. Dies allein rechtfertigt schon mal den Tenor "Diese Idioten haben keine Ahnung" in den Augen der meisten Verprellten.

      Und jetzt kommen die Banken ins Spiel. Um eine clevere Idee nie verlegen, bietet man den offenbar Guru-süchtigen nun die Möglichkeit, die besprochen Aktien schon am Samstag im außerbörslichen Handel zu erwerben. Getreu dem Motto: "...natürlich gibt es diese Aktien auch noch am Montag und Dienstag, aber wir sind schlauer." Das dann im außerbörslichen Handel oftmals Mondkurse gestellt werden, stört hierbei ja nur am Rande.

      Bleibt noch zu klären, warum "Skandal" und "Betrug" gerufen wird. Wie bereits am Anfang erwähnt, bringt der Titel eines Börsengurus neben der Anerkennung durch die Börsengemeinde durchaus auch einen gewissen geldwerten Vorteil mit sich. Deshalb wird mittlerweile viel um den Sieg härter gekämpft als zu Zeiten eines Egbert Prior. Während Prior lediglich die Kursziele seiner Aktien von Woche zu Woche hochzureden brauchte, müssen die Teilnehmer des aktuellen Börsenspiels schon ganz andere Geschütze auffahren. Perfomancedruck führt schon mal dazu, dass marktenge Titel und sogenannte "Fallen Angels" ins Depot genommen werden. Man weiß ja, dass die Meute - auch gern als Lemminge bezeichnet - am Montag unlimitiert kauft. Und damit hat man schon mal schnell Performance gemacht.

      Nimmt man dann den Titel wieder aus dem Depot, dann immer mit dem Hinweis "...unseren Anlegern würden wir die Aktie weiterhin empfehlen, aber wir wollen mal wieder einen neuen interessanten Titel vorstellen...!" Natürlich verkaufen die meisten Anleger dennoch, schließlich will man sich die nächste Topchance nicht entgehen lassen und braucht das Geld. Und das Spiel beginnt erneut.

      Bleibt für den Lemming dann bei solch einem Handeln trotz allem ein Gewinn hängen, darf er sich diesen noch mit dem Finanzamt teilen, was schlussendlich die eigene Performance noch weiter drückt. Logisches Fazit: das ist wirklich ein Skandal und diese 3Satler sind alles Betrüger; Punkt 4 erklärt sich von selbst.

      Jetzt wird die 3Sat Börse aufgefordert, ihre Regeln zu ändern: man solle doch die Kurse des folgenden Montags nehmen. Mal abgesehen davon, dass dies die Berechnung der Depots am Freitag Abend ziemlich unmöglich machen würde, da man ja auch die Verkaufskurse vom Montag nehmen müsste, wäre es ganz amüsant mit anzuschauen, wie kläglich die Performance einiger Teilnehmer ausschauen würde, vorausgesetzt man bekäme eine limitierte Aktie überhaupt ins Depot.

      3Sat ist also gut beraten, seine Regeln nicht zu ändern. Mit diesen Regeln wurde die 3satBörse zur erfolgreichsten Börsensendung Deutschlands und Sie wird es wohl auch bleiben. Schließlich sterben die Dummen nie aus. Und wie sagte schon Altmeister Andre Kostolany: "Nirgendwo findet man soviel dumme Menschen versammelt wie an der Börse."

      Ich für meinen Teil, freue mich schon auf zwei Dinge: einerseits die hoffentlich reichliche Resonanz auf diesen Artikel (j.rabe@gsc-research.de) und andererseits auf den Freitag Abend. Denn da gibt es eine neue 3Satbörse und ein neues Börsenspiel.


      Viel Erfolg an der Börse wünscht Euch

      Euer Jens Rabe (der fast immer 3Sat Börse schaut und natürlich nicht immer der Versuchung widerstehen kann, einem "Guru-Tip" zu folgen)
      Redaktion GSC Research
      Avatar
      schrieb am 21.02.00 14:52:06
      Beitrag Nr. 2 ()
      Hallo Jens,

      wieso sollte denn 3SAT die Regeln nicht ändern?

      Was spricht dagegen eine Aktie für die folgende Woche mit einem Limit zu kaufen? Zwar würde man erst am nächsten Freitag erfahren, ob eine Aktien aufgenommen worden ist oder nicht, aber es würde diese Hysterie aus der ganzen Sache nehmen, und die Performance wäre realistischer!

      Jeder muß sich doch einen gewissen Preis festlegen, zu dem er eine Aktie kaufen würde. Alles darüber ist doch zum jetzigen Zeitpunkt zu teuer.

      AEG


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