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    Der Nordirak - Ein lauschiges Plätzchen - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 21.01.03 10:54:37 von
    neuester Beitrag 21.01.03 10:54:37 von
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      schrieb am 21.01.03 10:54:37
      Beitrag Nr. 1 ()
      Ein ganzes Dorf im Nordirak ist auf der Flucht vor Islamisten

      Von Farshid Motahari, dpa

      Tapeh Kori, Nordirak (dpa) - Tapeh Kori ist ein kleines Dorf mitten in einer idyllischen Landschaft im Norden Iraks. Vor nicht allzu langer Zeit lebten dort noch 400 Einwohner. Inzwischen sind sie allesamt weg. Vor dem gespenstisch wirkenden Dorf stehen Hunderte bis auf die Zähne bewaffnete Peschmergas (kurdische Kämpfer). Das friedliche Tapeh Kori ist jetzt Teil der Kriegsfront gegen die Ansar al-Islam (Gefolge des Islam), eine islamistische Gruppierung, die dem Terrornetzwerk El Kaida angehören soll.

      Oberst Schafigh Chubin, der wegen seiner blauen Augen von den anderen Peschmergas «Blue Eyes» genannt wird, hat schon gegen die Truppen vom irakischen Präsidenten Saddam Hussein gekämpft. Jetzt muss er fast eine ganze Region - von Schahre Sur bis zu den Schinerwe-Bergen - vor mehr als 700 Islamisten schützen. «Die könnten wir in wenigen Stunden überrennen, aber aus geopolitischen Erwägungen müssen wir warten», sagt Blue Eyes. Die Stützpunkte der Ansar stehen an der Grenze zu Iran, daher haben die Peschmergas keine freie Hand. Trotz heftiger Dementis aus Teheran unterstellen die Kurden den Iranern, die Milizen logistisch zu unterstützen. Außerdem bekommen die Ansar angeblich auch finanzielle Hilfe aus Saudi Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

      Die Peschmergas sind verärgert, weil die Ansar die politische Zurückhaltung der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) kaltschnäuzig ausnützen. Besonders feige finden die Peschmergas, dass die Islamisten Landminen in der Gegend gelegt haben. Bei Patrouillen kamen in den letzten fünf Wochen mehr als 50 Peschmergas ums Leben. Die Anzahl der Opfer auf Seiten der Islamisten ist weitaus geringer, sagt der Oberst.

      Wegen der weltlichen Anschauung im irakischen Kurdistan wurde der islamistischen Bewegung in Nordirak jahrelang keine größere Bedeutung beigemessen. Auch Bagdad beachtete sie kaum. Gruppierungen wie Echwan al-Moslemin (Brüderschaft der Moslems) oder Islamische Union konnten sich mit ihren religiösen Ideologien bei den Kurden nie richtig durchsetzen. Der Wendepunkt kam 1988 mit dem chemischen Bombenangriff der irakischen Truppen auf Halabdscha, einer Kleinstadt in der selben Region, dem nicht nur 5000 Menschen zum Opfer fielen, sondern der auch die ganze Region in akute Armut versetzte.

      «Islamismus ist hier die logische Folge von Armut, denn nichts ist einfacher als bedürftigen Menschen einer Gehirnwäsche zu unterziehen», sagt Bestun Kamal, ein Vertreter der Kommunistischen Partei Kurdistans. Zumindest im Nordirak sind Palästina, Zionismus oder Hass auf Amerika kein Thema. «Hält man die Leute satt, hält man gleichzeitig die Islamisten fern», erklärt Kamal.

      Nur die wenigsten der Islamisten in dieser Gegend sind Kurden. Sie sind meistens Araber verschiedener Nationalitäten, mit Verbindungen zu El Kaida und einer Militärausbildung in Afghanistan, sagt Kommandeur Scheich Dschafar, der die Peschmergas in der Region im Kampf gegen die Ansar anführt. Außerdem war der kürzlich nach Norwegen abgeschobene Ansar-Führer, Nadschmeddin Faradsch Ahmad alias Mullah Krekar, früher ein überzeugter Marxist. «So einfach wechselt man halt die Fronten bei denen», meint der Kommandeur ironisch.

      Im Geisterdorf Tapeh Kori taucht plötzlich einer der Einwohner auf. Was er hier mache und warum er sein Leben riskiere, fragen ihn die Peschmergas. «Ich muss mich um unseren Esel und das Schaf kümmern», sagt der 26 Jahre alte Sardascht. Bei einer Beschießung des Dorfes durch die Ansar-Milizen in der vergangenen Woche seien zwei seiner Schafe getötet worden. «Ich verstehe nichts von all dem. Wenn die (Ansar) aber wahre Moslems sind, sollen sie nicht auf meine Tiere schießen.»



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      erschienen am 21.01.2003 um 08:15 Uhr
      © WELT.de
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      schrieb am 21.01.03 10:54:37
      Beitrag Nr. 2 ()
      Ein ganzes Dorf im Nordirak ist auf der Flucht vor Islamisten

      Von Farshid Motahari, dpa

      Tapeh Kori, Nordirak (dpa) - Tapeh Kori ist ein kleines Dorf mitten in einer idyllischen Landschaft im Norden Iraks. Vor nicht allzu langer Zeit lebten dort noch 400 Einwohner. Inzwischen sind sie allesamt weg. Vor dem gespenstisch wirkenden Dorf stehen Hunderte bis auf die Zähne bewaffnete Peschmergas (kurdische Kämpfer). Das friedliche Tapeh Kori ist jetzt Teil der Kriegsfront gegen die Ansar al-Islam (Gefolge des Islam), eine islamistische Gruppierung, die dem Terrornetzwerk El Kaida angehören soll.

      Oberst Schafigh Chubin, der wegen seiner blauen Augen von den anderen Peschmergas «Blue Eyes» genannt wird, hat schon gegen die Truppen vom irakischen Präsidenten Saddam Hussein gekämpft. Jetzt muss er fast eine ganze Region - von Schahre Sur bis zu den Schinerwe-Bergen - vor mehr als 700 Islamisten schützen. «Die könnten wir in wenigen Stunden überrennen, aber aus geopolitischen Erwägungen müssen wir warten», sagt Blue Eyes. Die Stützpunkte der Ansar stehen an der Grenze zu Iran, daher haben die Peschmergas keine freie Hand. Trotz heftiger Dementis aus Teheran unterstellen die Kurden den Iranern, die Milizen logistisch zu unterstützen. Außerdem bekommen die Ansar angeblich auch finanzielle Hilfe aus Saudi Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

      Die Peschmergas sind verärgert, weil die Ansar die politische Zurückhaltung der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) kaltschnäuzig ausnützen. Besonders feige finden die Peschmergas, dass die Islamisten Landminen in der Gegend gelegt haben. Bei Patrouillen kamen in den letzten fünf Wochen mehr als 50 Peschmergas ums Leben. Die Anzahl der Opfer auf Seiten der Islamisten ist weitaus geringer, sagt der Oberst.

      Wegen der weltlichen Anschauung im irakischen Kurdistan wurde der islamistischen Bewegung in Nordirak jahrelang keine größere Bedeutung beigemessen. Auch Bagdad beachtete sie kaum. Gruppierungen wie Echwan al-Moslemin (Brüderschaft der Moslems) oder Islamische Union konnten sich mit ihren religiösen Ideologien bei den Kurden nie richtig durchsetzen. Der Wendepunkt kam 1988 mit dem chemischen Bombenangriff der irakischen Truppen auf Halabdscha, einer Kleinstadt in der selben Region, dem nicht nur 5000 Menschen zum Opfer fielen, sondern der auch die ganze Region in akute Armut versetzte.

      «Islamismus ist hier die logische Folge von Armut, denn nichts ist einfacher als bedürftigen Menschen einer Gehirnwäsche zu unterziehen», sagt Bestun Kamal, ein Vertreter der Kommunistischen Partei Kurdistans. Zumindest im Nordirak sind Palästina, Zionismus oder Hass auf Amerika kein Thema. «Hält man die Leute satt, hält man gleichzeitig die Islamisten fern», erklärt Kamal.

      Nur die wenigsten der Islamisten in dieser Gegend sind Kurden. Sie sind meistens Araber verschiedener Nationalitäten, mit Verbindungen zu El Kaida und einer Militärausbildung in Afghanistan, sagt Kommandeur Scheich Dschafar, der die Peschmergas in der Region im Kampf gegen die Ansar anführt. Außerdem war der kürzlich nach Norwegen abgeschobene Ansar-Führer, Nadschmeddin Faradsch Ahmad alias Mullah Krekar, früher ein überzeugter Marxist. «So einfach wechselt man halt die Fronten bei denen», meint der Kommandeur ironisch.

      Im Geisterdorf Tapeh Kori taucht plötzlich einer der Einwohner auf. Was er hier mache und warum er sein Leben riskiere, fragen ihn die Peschmergas. «Ich muss mich um unseren Esel und das Schaf kümmern», sagt der 26 Jahre alte Sardascht. Bei einer Beschießung des Dorfes durch die Ansar-Milizen in der vergangenen Woche seien zwei seiner Schafe getötet worden. «Ich verstehe nichts von all dem. Wenn die (Ansar) aber wahre Moslems sind, sollen sie nicht auf meine Tiere schießen.»



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      erschienen am 21.01.2003 um 08:15 Uhr
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