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    Würden Sie einem Arzt vertrauen, dessen Operationen zu 81 Prozent fehl sc - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 05.09.03 04:31:06 von
    neuester Beitrag 16.09.03 09:59:23 von
    Beiträge: 5
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      schrieb am 05.09.03 04:31:06
      Beitrag Nr. 1 ()
      Aus der FTD vom 5.9.2003
      Kolumne: Marktauguren auf Sinnsuche

      Prognosen für Aktien, Zinsen und Devisen liegen nicht nur zufällig, sondern mit System daneben. Es könnte sein, dass es uns besser ginge, wenn die Anleger daraus ebenso radikale Konsequenzen zögen.

      Würden Sie einem Arzt vertrauen, dessen Herzoperationen bislang zu 81 Prozent fehl schlugen? Wahrscheinlich nicht - es sei denn, sie wussten nichts vom katastrophalen Ausmaß des Doktorenversagens. Genau so könnte es mit Anlegern und Bankberatern sein. Nach neuen Studien stehen die Erfolgschancen beim Geldanlegen jedenfalls nicht besser als beim zitierten Mediziner - zumindest für die, die auf die Finanzauguren vertrauen. Trotzdem hält sich die Gilde der Marktprognostiker wacker. Noch.

      Was die meisten Anleger finanziell zu spüren bekommen, seit sie das Platzen der Aktienblase 2000 überraschte, ist kein Zufall. Darauf lassen gleich mehrere Auswertungen von Daten aus den vergangenen zehn Jahren schließen*. Ob bei Aktien, Devisen oder Zinsen: Die Fehlprognosen haben bei Finanzanlagen offenbar System, wenn auch ungewollt. Und es könnte volkswirtschaftlich etwas Gutes haben, daraus Konsequenzen zu ziehen.

      Ohne Finanzprognosen wären wir reicher

      Bei mehr als der Hälfte aller Währungsprognosen stimmt am Ende nicht einmal die Richtung, fand der Würzburger Volkswirt Robert Schmidt heraus, als er über gut vier Jahre die Vorhersagen prüfte, die Reuters, Consensus Economics und das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) monatlich bei Hunderten Analysten ermittelten.

      Mindestens ebenso bitter fallen nach Berechnungen des Wolfsburger Ökonomen und ehemaligen Finanzanalysten Markus Spiwoks die Tests bei Zins- und Aktienindexprognosen aus. Der Realitätscheck ergab, dass 81 Prozent der Wendepunkte ausblieben, die der Dax laut den Auguren hätte nehmen müssen. Nur 17 Prozent der tatsächlichen Wendungen waren im Schnitt umgekehrt von den vermeintlichen Experten korrekt erwartet worden.

      Was besonders auffällt: Die Fehlprognosen treten erstaunlich regelmäßig und ohne große Unterschiede zwischen den Autoren auf. Und mehr noch: Fast immer korrelieren die Vorhersagen weit stärker mit jenen Kursen, die zum Zeitpunkt der Prognose gerade notiert worden waren, als mit den künftigen, die eigentlich vorhergesagt werden sollten. Kurz: Die Prognostiker machen im Schnitt nichts anderes, als die Vergangenheit fortzuschreiben - die Prognosen laufen mit absurdem Gleichlauf hinterher. Und weil die Realität selten unverändert bleibt, ist das die denkbar schlechteste Prognose.
      Beispiel Euro: Der Höhenflug stoppte schon im Juni, erst Wochen später revidieren die Analysten auch ihre Prognosen - jetzt nach unten.

      Hühnerhaufen-Prinzip

      Was bei Konjunkturprognosen noch einigermaßen funktioniert, geht bei Finanzdaten völlig daneben. Für Firmen und Investoren bedeute es "ein hohes Risiko", wenn sie bei ihrem Währungsmanagement auf Marktprognosen bauten, sagt Devisenforscher Schmidt. Wie Spiwoks unkt, hätte etwa die Deutsche Bank in den 90er Jahren zwar keine guten, aber immerhin bessere Zinsprognosen gemacht, "wenn sie ihre Prognosebemühungen eingestellt" und stattdessen stets die aktuellen Zinsen fortgeschrieben hätte.

      Was das für die Zukunft bedeutet, hängt stark von der Frage ab, ob die Ursachen für das Prognosedebakel zu beheben sind. Was den Analysten fehlt, sind haltbare Modelle dafür, wie und warum Kurse steigen oder fallen (sollen). Derzeit wird die Begründung oft peinlich nachgereicht. Vor ein paar Monaten galten die US-Staats- und Außendefizite noch als klarer Grund für den schwachen Dollar. Jetzt steigt der Dollar ungeachtet noch stärkerer Defizite, und plötzlich liegt das angeblich am höheren US-Wachstum gegenüber Europa - als hätte sich daran irgendetwas geändert.

      Für viele Wirtschaftspsychologen ist das Hühnerhaufen-Prinzip erklärbar: Weil kein Analyst gesichert prognostizieren kann, ist es am unauffälligsten, der Herde zu folgen - und die orientiert sich mangels Modell an sehr einfachen und oft wechselnden Faustregeln.

      Präferenz für Florida-Rolf

      Der Umkehrschluss lautet: Wenn es ein Standardmodell gäbe, an das alle glauben, wäre das Auf und Ab der Kurse einfacher zu deuten - und zu prognostizieren. Zumindest bestünden Chancen, dass die Auguren nicht mehr systematisch daneben liegen. Ein solches Modell müsste allerdings von Leuten wie Volkswirten entwickelt werden. Und die beschäftigen sich zumindest in Deutschland lieber mit Grundsatzfragen - oder damit, wie vermeintlich faule Empfänger von Sozialleistungen in Arbeit zu bringen sind; weniger oft mit weltwirtschaftlich gravierenden Phänomenen.

      Bliebe laut Spiwoks der Rat für Anleger, auf passive Strategien zu setzen, solange es kein verlässliches Prognosemodell gibt: Wer seltener kauft und verkauft, spart Gebühren und Kosten für Tipps, die ohnehin oft schädliche Wirkung haben. Wenn alle das machten, würden die Märkte an Nervosität verlieren und es womöglich seltener zu ökonomisch schädlichem Überschießen von Kursen kommen.

      Einziger bescheidener Nachteil der paradiesisch wirkenden Utopie kollektiver Anlegerträgheit: Wenn jeder nur noch alle zwei Jahre umschichtete, verlören die Märkte ihren eigentlichen Zweck. Denn der besteht ja darin, künftige Erträge einzelner Firmen und Währungen früh zu erkennen und Aktien wie Devisen entsprechend zu kaufen.

      Wenn es mit hoher Sicherheit schädlich ist, sich systematisch an Finanzprognosen zu halten, ist es für jeden Anleger im Zweifel besser, schlafen zu gehen. Volkswirtschaftlich könnte es indes lohnen, wenn sich der eine oder andere Topökonom eine Zeit lang von der Therapiesuche für "Florida-Rolf" oder ähnliche Fälle ohne größeren Belang trennen könnte.

      * "Qualität der Zinsprognosen deutscher Banken", Markus Spiwoks, erscheint im Oktober; "Die Verwendbarkeit der ZEW-Aktienindex-Prognosen für aktives Portfoliomanagement", Spiwoks, unveröffentlicht; "Zur Qualität professioneller Wechselkursprognosen", Robert Schmidt, Würzburg Economic Papers, Juni 2003.


      Kommentar:
      Nichts hinzuzufügen...
      Avatar
      schrieb am 05.09.03 12:16:08
      Beitrag Nr. 2 ()
      Oje, wie wahr, wie wahr

      aber es stimmt eben nicht ganz.
      Denn die Analysten und die die Medien werden ja bezahl. Von wem auch immer. Aber bestimmt nicht von dem "KLEINANLEGER".

      Wieso meint der KLeinanleger eigentlich, dass die Analysten in seinem Sinn ihn beraten..

      Geht das Schwein denn zum Schlachter und läßt sich beraten für eine sinnvolle Altersvorsorge?????????????
      Avatar
      schrieb am 05.09.03 16:16:54
      Beitrag Nr. 3 ()
      Hallo Prinz

      Du hast natürlich recht.
      Aber diese Analysen wenden sich ja nicht nur an die kleinen Selbstanleger.
      Auch Vermögensverwalter bekommen wohl mehr Details aber kaum bessere Facits.

      Wenn man die Analysen, die durch bösen Willen verfälscht werden, einmal abziehen würde, dann - so schätze ich - läge die Trfferquote bei ca 50:50.

      Gemanagte Fonds erreichen diese Quote erfahrungsgemäß nicht einmal, werden aber trotzdem gekauft. Die Anleger haben also einen gewissen Hang zum Untergang, ob sie nun selbst ihr Vermögen an der Börse betreuen oder es betreuen lassen.
      Umgekehrt kann man aus diesen ca 80% und meiner Schätzung vermuten, dass ca 60% der zutreffenden Analysen mit viel destruktivem Talent negativ verändert werden.

      Es stellt sich die Frage: woher wissen die Analysten, dass sie eine Empfehlung abgeben, die sich nachher als falsch herausstellen wird?
      Da sie dies normalerweise nicht wissen können, also nicht nur die "richtigen" Analysen verfälschen können, kann man den Anteil der bewusst falschen Analysen an allen, den nachher richtigen wie den nachher falschen, auf ca 60% schätzen.
      Avatar
      schrieb am 16.09.03 06:59:20
      Beitrag Nr. 4 ()
      Ein interssanter Artikel zu diesem Thema gestern im Manager-Magazin.

      Vorsicht vor Banken!, heißt die Devise.

      Die Managementleistung dieser Vermögensverwalter war katastrophal, auch Betuchten wurde ein Teil ihres Vermögens vernichtet, gegen Gebühr natürlich.

      Meine Meinung, die gesamte Branche, einschließlich Analysten und Gurus, ob Bären oder Bullen, ist völlig entbehrlich.

      Und den Medien gehört in Sachen Finanzen der Maulkorb, was hier täglich verbreitet wird, spottet jeder Beschreibung.
      Ergo: Finanzmedien sind völlig entbehrlich.
      Avatar
      schrieb am 16.09.03 09:59:23
      Beitrag Nr. 5 ()
      der Kleinanleger ist nun mal das Schwein, das geschlachtet und ausgenommen werden soll / muss.

      Über längere Zeit gut gepflegt
      über längere Zeit gut gefüttert

      doch wenn es soweit ist, dann ist

      S c h l a c h t e - F e s t

      Und diejenigen, die zum Schlachtefest blasen, das sind nun mal die Medien und Analysten. Denn sie werden vom Bauern bezahlt, nicht aber von den Schweinen. Das sollte das Schwein nie vergessen. Auch wenn der Bauer jeden Morgen komtm udn die Schweine füttert und dafür sorgt, dass es ihnen gut geht.

      Der Bauer sieht, wie sich imemr mehr Speck (Aktienkapital) am Schwein ansammelt. Und er freut sich, denn schon bald wird dieser Speck in seiner Pfanne bruzeln.

      Wäre das Schwein vernünftig, würde es in den Wald rennen. Auch wenn dort das Fressen (Informationen über das Börsengeschehen) nicht so mundgerecht dargeboten wird. Aber das Schwein lernt dann, selbst nach Futter zu suchen. Und je mehr es lernt, um so besser wird es klar kommen. Und wenn dann der Bauer zum Schlachtefest rufen läßt, dann wird das schlaue Schwein die Signale erkennen und ganz schnell wird es seinen Speck (Aktienkapital) in Sicherheit bringen.

      hihihi, genug Märchen erzählt,
      ich wünsche Euch gute Trades

      Prinz


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