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    am vorabend der zerstörung - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 22.11.03 17:02:18 von
    neuester Beitrag 05.12.03 22:52:06 von
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      schrieb am 22.11.03 17:02:18
      Beitrag Nr. 1 ()
      Am Vorabend der Zerstörung
      Ein Interview mit Avraham Burg
      von Avraham Burg
      Avi Shavit / Ha`aretz / ZNet Deutschland 14.11.2003


      Auf einmal erscheint zum Ende des Sommers die israelische Linke wieder- nachdem sie drei Jahre lang geschlafen hat. ...

      Auch Avraham (Avrum) Burg erwacht zu neuem Leben. Zwei Jahre nachdem er den Kampf um die Führung der Laborpartei verloren hat, und ein halbes Jahr, nachdem er die angenehme Position des Knessetsprechers verloren hat, wachte Burg an einem Augustmorgen auf, hatte im Morgendämmern ein Gespräch mit seiner Frau Yael, einer Radikalen, und entschied, dass es unmöglich sei, so weiterzumachen wie bisher. Es muss etwas getan, ja es muss etwas gesagt werden. Es war Zeit, die Welt aufzurütteln. ...

      Der hebräische Artikel wurde mit „Zionismus jetzt“ überschrieben. Auf Englisch ( im Forward, 29.August 2003 und in International Herald Tribune, 6.September 2003) hieß der Titel „ Eine verfehlte israelische Gesellschaft bricht zusammen“. Auch im Französischen und Deutschen konnte man eine außerordentlich harte Anklage gegenüber dem zionistischen Staat lesen, die von jemandem geschrieben war, der bis vor noch nicht langer Zeit die zionistische Bewegung anführte.

      Er ist ein sehr tatkräftiger Bursche, der Avrum. ... Er besitzt viel vom Charme israelischer Gradheit. Er ist ein sprachgewandter Politiker mit bissigen Schlagworten. In der Vergangenheit halfen ihm die Schlagworte, den Weg in die oberste Etage des israelischen Establishments, in die Mitte der satten Elite, zu ebnen, die sich ein wenig nach links vom Zentrum neigt. Seine Schlagworte sind scharf und nun fast apokalyptisch. Es sind die Schlagworte von jemandem, der von der Machtetage nun zur Protestetage kommt, von der politischen zur moralischen , aus der Grauzone zum Licht, das kein Argument verträgt.

      Will er die harschen Dinge, die er gesagt hat, zurückziehen? Beunruhigt ihn, dass hartnäckige Israelhasser seine Bemerkungen missbrauchen. Nicht im geringsten. Während er im angenehmen Wohnraum seines Hauses in Nataf sitzt, sagt Burg, dass er wie nie zuvor mit sich im Reinen ist. Erst jetzt wird ihm klar, wie wenig er die Person mochte, die er innerhalb des politischen Mahlwerks geworden ist. Erst jetzt versteht er, dass die aufgeplusterten, herrschenden Kreise, die ihn verhätschelten, ihn auch moralisch abstumpfen ließen und ihn von sich selbst distanzierten. Jetzt überkommt ihn ein Gefühl großer innerer Ruhe, ein Gefühl von Frieden. Und er wird weiter die harten Dinge sagen, die er über Israel, ohne zu zögern oder zurückzuschrecken, aussprach – mit einem Lächeln auf den Lippen.

      Ihr Artikel sorgt in der jüdischen Welt für Furore. Viele Leute hatten das Gefühl, dass der frühere Vorsitzende der Zionistischen Bewegung die rote Linie überschritten hat und ein Post-Zionist geworden ist.

      Burg: „Selbst als ich der Vorsitzende der zionistischen Bewegung war, war ich nicht in der Lage zu sagen, was ein Zionist und was ein Post-Zionist ist. Meine Weltanschauung erlaubt mir nicht, die Orthodoxie zu akzeptieren, weder die jüdische noch die zionistische. Falls Zionismus deshalb heute Groß-Israel bedeutet, dann bin ich nicht nur ein Post-Zionist, sondern ein Anti-Zionist. Falls Zionismus Netzarim und Kiryat-Arba bedeutet, dann bin ich ein Anti-Zionist. Ich akzeptiere nicht die Art von Zionismus, die das Judentum mit all seiner wunderbaren Schönheit nimmt und es in einen Kult von Bäumen und Steinen verwandelt. Wenn ich heute um mich schaue, dann habe ich das Gefühl, dass Netzarim zu einem Altar, Gott zu einem Moloch und unsere Kinder zu Opfern geworden sind, menschliche Opfer eines schrecklichen Götzendienstes.“

      In Ihrem Artikel beschreiben Sie Israel als einen dunklen und grausamen, nationalistischen Staat. Haben sie das Gefühl, dass Israel im Begriff ist, ein neues Süd-Afrika zu werden? Dass die Israelis die neuen weißen Afrikaner sind?

      „Wir leben in einem Land, das sich in einem Prozess des moralischen Verfalls befindet. Was mir am meisten Angst macht, ist, dass wir nicht merken, dass wir solch einen Prozess durchmachen. Ohne dies zu beachten, entfernen wir uns dauernd von uns selbst, hier ein wenig und dort ein wenig – immer weiter von dem Ort, an dem wir waren. Plötzlich greift ein F16 Kampfflieger ein Gebäude an, in dem unschuldige Leute leben – und einige Armeebefehlshaber sagen, dass sie trotzdem gut schlafen könnten. Was geschieht, ist folgendes: wir nähern uns immer mehr unsern Feinden an. Wir verlieren das Gefühl und die Sensibilität, die unser Gewissen war.

      „In den Straßen unserer Stadt sehe ich Slogans: Tod den Arabern!, die unsere Stadtbehörden nicht mehr entfernen. Ich sehe schreckliche Graffiti – rassistische und kahanistische – die wir lässig akzeptieren. Wir bemerken sie nicht einmal mehr. Der krebsartige Prozess verschlingt uns. Die durch die Siedler und den rechten Flügel pervertierte zionistische Form hat schließlich jeden Teil unseres Lebens erreicht und keinen Raum übriggelassen, der nicht vom nationalistischen Bewusstsein erfüllt ist. Wenn sich nicht unsere letzten gesunden Zellen erheben und sich gegen den Virus auflehnen, werden wir nicht länger existieren. Wir werden einfach aufhören zu existieren.“


      Ist es schon so weit? Sehen Sie einen Prozess der Zerstörung? Glaubt der frühere Vorsitzende der Zionistischen Bewegung wirklich, dass der Zionismus tot ist?

      „Der augenblickliche Weg führt uns dorthin. Wir mögen vielleicht Israelis bleiben oder Juden. Aber wir werden keine Zionisten sein, die den Zionismus fortführen, die den Staat gründeten.

      Nur zwei einfache Beispiele: Passt der Staat in die Konturen, die Theodor Herzl ins Auge gefasst hatte? Nein. Erfüllt der Staat Israel noch die Kriterien und Werte, von denen in der Unabhängigkeitserklärung die Rede ist? Nein. Das ist die Wahrheit. Das ist die Grundwahrheit, von der wir uns in den vergangenen 35 Jahre entfernt haben.“

      In dem, was Sie sagen, finde ich zwei Dimensionen: eine moralische und eine apokalyptische.

      „Genau. Das ist meine Gemütsverfassung. Ich denke, der nationalistische Zionismus hat uns an schreckliche Orte gebracht, von denen es für uns sehr schwierig ist, sich zurückzuziehen. Sehen Sie, es ist für mich jedes Mal eine Qual, wenn meine Kinder durch den Stadtteil von Jerusalem gehen, wo die Attentate im Hillel-Cafe geschahen. Auf der andern Seite habe ich wirklich Angst vor dem Tag – und er ist nicht mehr fern – wenn das palästinensische Kind geboren wird, das die Juden in diesem Land zu einer Minderheit werden lässt. Was werden wir dann tun? Was werden wir tun, wenn wir nicht mehr die Entschuldigung und Stärke der Mehrheit haben?

      „Ich denke, jede Generation hat ihre sie prägende Wahrheit. Und die prägende Wahrheit dieser Generation heißt, zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer werden die Juden eine Minderheit. Damit müssen wir fertig werden. Aber der Regierung Israels und den israelischen Politikern gelingt es nicht, mit dieser Wahrheit fertig zu werden. In den vergangenen drei Jahren sind wir in einen Zustand von stummem Schock geraten. In eine Situation ohne Worte. Da gibt es einfach nichts zu sagen. Deshalb schrieb ich den Artikel. Weil ich zu dem Schluss gekommen bin, dass wir in den vergangenen drei Jahren nichts gesagt haben.“

      Während Ihrer politischen Karriere haben Sie einen sicheren starken Optimismus ausgestrahlt, der zuweilen ein wenig unreif ein andermal leichtsinnig wirkte. Wollen Sie mir nun sagen, Sie seien wirklich zum Pessimisten geworden? Sehen Sie tatsächlich jetzt alles so düster?

      „Wenn Sie heute Israelis fragen, ob ihre Kinder in 25 Jahren noch hier leben, werden Sie keine eindeutige positive Antwort erhalten. Sie werden kein lautes Ja hören. Im Gegenteil: junge Leute werden ermutigt, im Ausland zu studieren. Ihre Eltern besorgen ihnen europäische Pässe. Jeder sucht nach Möglichkeiten, im Silicon-Valley in Kalifornien zu arbeiten; jeder, der es sich leisten kann, kauft ein Haus in London. So entwickelt sich langsam aber sicher in Israel eine Gesellschaft, die nicht sicher ist, ob die nächste Generation noch hier lebt. Hier lebt eine ganze Gesellschaft, die den Glauben an die Zukunft verloren hat.

      „Was hier tatsächlich geschieht, ist, dass die führende israelische Gesellschaftsklasse kleiner wird, weil sie nicht länger bereit ist, für die Launen der Regierung zu zahlen. Sie will nicht länger die Last der Siedlungen bezahlen und die Last der Transfer(Vertreibungs-)kosten. Was wir aber in der Zwischenzeit bekommen, ist nicht eine Revolution auf der Straße, sondern eine stille Revolution des Weggehens, der Auswanderung. Es ist die Revolution, in der man den Laptop und die Disketten einpackt und auszieht. Wenn Sie also auf- und um sich sehen, dann werden Sie sehen, dass nur die Leute hier bleiben, die keine anderen Möglichkeiten haben. Die wirtschaftlich Schwachen und die Fundamentalisten bleiben. Vor unsern Augen wird Israel ultra-orthodox, nationalistisch und arabisch. Es wird eine Gesellschaft, die keinen Sinn für Zukunft hat, keine Narrative und keine Kraft, sich selbst zu erhalten.“

      OK – das ist eine Sache, um die man sich mit Recht Sorgen macht. Aber Ihr Artikel, der um die Welt ging, verwendete Ausdrücke, die fast feindlich klangen. Sie beschrieben Israel als ein Gebäude, das sich auf menschlicher Gefühllosigkeit gründet. Sie beschrieben es als Land, das keine Gerechtigkeit kennt. Sie redeten über die Palästinenser, auf denen israelische Stiefel herumtrampeln.
      Das sind schreckliche Ausdrücke – Ausdrücke einer Person, die sich im Laufe eines Prozesses völlig der Gesellschaft entfremdet hat, die sie eigentlich vertreten sollte.

      „Der Schmerz erzeugte diese Worte – nicht Feindschaft. Es sind Worte von schneidender Selbstkritik. Wenn ich über Israel schreibe, schreibe ich nicht über andere, sondern über mich selbst. Aber ich habe das Gefühl, dass wir nicht sehen, was vor unserm Fenster passiert. Wenn ich am Morgen hier in den Hügeln herum um die Gemeinde fahre, in der ich lebe, sehe ich Kinder im Alter von 8, 10 und 12 Jahren, die auf der Suche nach Arbeit sind. Und wenn sich ein Jeep der Grenzpolizei nähert, verstecken sich diese Kinder ängstlich hinter Büschen und Felsen. Deshalb glaube ich, können wir nicht weiterhin sagen, wir sind wunderbar und moralisch, weil wir vor 60 Jahren durch den Holocaust gegangen sind. Wir können unmöglich weiterhin sagen, wir sind wunderbar und moralisch, weil wir 2000 Jahre lang verfolgt wurden. Wir sind heute in eine schreckliche Realität verwickelt. Wir sehen schlecht aus, wirklich schlecht.“

      Denken Sie, dass Israel ein Staat der Schande geworden ist?

      „Nein. Wir sind nicht ein Staat der Schande oder eine üble Gesellschaft. Aber wir haben das Gefühl für Schändliches verloren. Wir sind gleichgültig und blind geworden. Wir empfinden nichts mehr und sehen nichts mehr. Erst letzte Woche besuchte ich ein wohl bekanntes Gymnasium in Jerusalem. Eine ganze Reihe der Schüler, mit denen ich sprach, erzählten mir schreckliche Dinge. Sie sagten: wenn wir Soldaten sind, werden wir alte Leute, Frauen und Kinder töten, ohne uns Gedanken darüber zu machen. Wir werden sie vertreiben, wir setzen sie in Flugzeuge und fliegen sie in den Irak. Wir werden Hunderttausende von ihnen ausfliegen. Millionen. Und die meisten der Schüler im Auditorium klatschten zu diesen Äußerungen Beifall. Sie unterstützten sie sogar dann, als ich einwarf, so haben die Leute vor 60 Jahren in Europa geredet. Ich bin also wirklich beunruhigt, sogar alarmiert. Ich glaube, wir verinnerlichen immer mehr eine Norm, die nicht die unsere ist. Wir werden immer mehr unsern Feinden gleich.

      Eine der Kritiken Ihres Artikels ging dahin, Sie würden eine Grenze überschreiten und damit Israels Feinden dienen. „Solch eine Kritik ist für mich unwichtig. Ich sehe keinen Israelhasser in Damaskus oder Malaysia, der deshalb antisemitisch wurde, weil Avrum Burg dieses oder jenes sagte. Die im Augenblick in der internationalen Gemeinschaft negative Haltung gegenüber Israel hängt zum Teil mit der Politik der Regierung Israels zusammen. Wenn also Israelhasser meine Worte verwenden, so ist das in Ordnung, soweit es mich betrifft. Vielmehr macht mir Sorge, dass aus Angst vor Israelhassern wir nach außen hin unsere Wäsche nicht mehr waschen, ja sie überhaupt nicht mehr waschen – und dann fangen die Dinge zu stinken an. Schauen sie um sich und sehen Sie, wie sehr schon alles stinkt.“

      Wenn Sie in Ihrem Artikel schreiben : Israel, das aufgehört hat, sich um die Kinder der Palästinenser zu kümmern, sollte nicht überrascht sein, wenn sie voller Hass kommen, um sich selbst in den israelischen Zentren der Realitätsflucht in die Luft zu sprengen. Damit rechtfertigen Sie den Terrorismus. Wenn Sie schreiben: sie vergießen ihr Blut in unsern Restaurants, um uns den Appetit zu nehmen, da sie zuhause Kinder und Eltern haben, die hungrig sind und gedemütigt. Damit rechtfertigen Sie tatsächlich Mord.

      „Ich rechtfertige keinen Terrorismus. Als Bürger Israels und als ein Bürger der westlichen Welt ist Terrorismus mein Feind. Aber inmitten fürchterlicher Geräusche von Explosionen, (Geheimdienst-? ER)Untersuchungen und Verzweiflung hören wir nichts mehr. Wir empfinden nichts mehr. Und ich sage Ihnen, ich kann nachts nicht mehr schlafen, weil ich mich als Besatzer fühle. Und ich sage Ihnen, dass hier kein ernst zu nehmender Krieg gegen Terrorismus geführt wird. Weil Israel den Terrorismus mit dem Terminus von Tonnen bekämpft. Wie viele Tonnen ließ ich heute gegen den Terrorismus fallen? Und Tonnagen von Bomben sind kein Krieg gegen Terror. Es ist Ausdruck einer Politik der Rache, die die niederen Instinkte der öffentlichen Meinung befriedigen soll.


      „Ich möchte gerne, dass Sie mich verstehen. Es ist mir klar, dass wir Krieg gegen Terrorismus führen müssen. Aber ein Krieg gegen Terrorismus verläuft wohl überlegt, kühn und raffiniert, nicht laut. Es ist kein Festival mit Erklärungen, um sie immer und immer wieder zu treffen. Ein Krieg gegen Terrorismus kann auch keinen Erfolg haben, wenn man nicht die Fenster öffnet und der anderen Gesellschaft ein wenig Hoffnung zu atmen erlaubt. Solange Israel nur brutale Gewalt anwendet, ohne irgendeine Hoffnung zu erzeugen, bekämpft sie nicht die wahre Struktur des Terrors. Es ist endlich Zeit, dass wir verstehen, dass nicht alle Palästinenser Terroristen und nicht alle Palästinenser Hamas sind, und dass einige dieser Leute uns bekämpfen, weil Israel so gleichgültig ist.“

      Wenn es so ist, dann trägt Israel die Verantwortung für einen Selbstmordattentäter, der sicht im Cafe Hillel in die Luft sprengt und für eine Terroristin, die sich im Maxim-Restaurant in Haifa in die Luft sprengt.

      „Ich gehe mit meiner Familie ins Hillel-Cafe. Ich besuche an Neujahr den Besitzer des Maxim Restaurants. Wenn sich ein Selbstmordattentäter an solchen Orten in die Luft sprengt, dann ist er dabei, auch mich zu töten. Er kann nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden. Wenn er sich in die Luft sprengt, greift er uns alle an. Für mich ist klar, dass von dem Augenblick an, wo er sich einen Gürtel mit Sprengstoff umlegt, es meine Pflicht ist, ihn zu töten. In diesem späten Augenblick ist er die Person, die ich töten muss, bevor sie mich tötet.

      „Was ich sagen möchte, ist, dass diesem Terrorakt lange vorher entgegengearbeitet werden sollte. Und was ich mich selbst frage: hat Israel in den zwei Jahren vorher genug getan, um den Angriff zu verhindern. Ich frage mich auch, ob Israel genug tut, damit ein Kind, das jetzt zwei Jahre alt ist, sich nicht in 15 oder 20 Jahren in die Luft sprengt? Wir haben die Verantwortung in diesem Gebiet. Selbst wenn 60% der Verantwortung bei den Palästinensern liegt und nur 40 % bei uns, tragen wir 100% der Verantwortung.

      „Nach drei Jahren Krieg kann ich unseren Teil nicht ignorieren, der den Frieden verhinderte. Ich kann auch nicht die Tatsache ignorieren, dass in unserm Kabinett heute Kriegsminister sitzen. Einer von ihnen will Krieg mit Damaskus, ein anderer wünscht Krieg mit der ganzen arabischen Welt und der dritte liebt nur den Krieg. Ich fühle in mir die Pflicht, eine Art von Alternative zur Politik der Verzweiflung und Gewalt zu schaffen. Ich denke, es ist sehr gefährlich, unser Schicksal denen anzuvertrauen, die nicht begreifen wollen, dass Frieden nur zu unserm Besten dient. Frieden ist das allerbeste Mittel für Sicherheit.“


      Der Versuch, eine Alternative zu schaffen, führte Sie nach Genf. Aber als Sie und Ihre Freunde die Genfer Abmachungen formulierten, gaben Sie dem palästinensischen Terror nach. Sie waren damit einverstanden, den Palästinensern zu geben, was sie nicht vor deren Intifada erhielten – den Tempelberg z.B.

      „Ich brauchte drei Wochen, bis ich mit dem Entwurf der Genfer Abmachungen einverstanden war. Es war hart für mich; denn in der Vergangenheit war ich tatsächlich gegenüber ( dem früheren Ministerpräsidenten) Barak kritisch wegen dessen Konzessionen in Jerusalem. Aber es stimmt, ich habe mich geändert. Meine Angst vor der Zerstörung Israels ist heute so eindeutig, dass ich bereit bin, größere Konzessionen zu machen. Ich setze all meine Kraft für die einzig wichtige Aufgabe ein, Israel vor ( den Auswirkungen) der Besatzung zu retten, um den Zionismus zu retten.

      „Ich fand in den Abmachungen zwei wesentliche Dinge. Das eine ist, dass wir das Symbol des Tempelberges aufgeben – während sie das Symbol des Rechtes auf Rückkehr aufgeben. Das ist ein enormer Austausch von Symbolen und von ungeheurer Bedeutung. Das andere ist die Erweiterung des Erstickungsgürtels ( suffocation belt) rund um Jerusalem gegen die Erweiterung des Erstickungsgürtels rund um Gaza. Am Ende dachte ich, dass dies ein passender Ausgleich von Symbolen ist: Jerusalem gegen Gaza.“

      Was Sie da sagen, klingt zwar ganz gut – ist aber ungenau. Nach dem Genfer Entwurfsdokument verzichtet Israel ausdrücklich auf den Tempelberg, die Palästinenser verzichten aber nicht ausdrücklich auf das Recht der Rückkehr.

      „Wir dürfen Träume nicht mit praktisch Durchführbarem verwechseln. Genau wie kein Palästinenser auf den Traum von Groß-Palästina verzichten will, so habe auch ich nicht den Traum des Tempelbaus aufgegeben. Aber die von uns gemeinsam gefasste Entscheidung erlaubt nicht, dass diese Träume konkrete Politik werden. Wir entschieden, dass im Rahmen konkreter Politik, die Juden den Tempel nicht in diesem Gebiet bauen und die Palästinenser nicht nach Jaffa zurückkehren werden. Das ist der springende Punkt der Abmachung: Traum gegen Traum, Realisierbares gegen Realisierbares.“

      Trotzdem, wenn wir die Genfer Abmachung mit Ihrem Artikel zusammennehmen, wird deutlich, dass Sie einen Prozess politischer Radikalisierung durchgemacht haben. Vor zwei Jahren waren Sie Vorsitzender der Labor-Partei auf der Basis einer fast gemäßigten Plattform, und nun sind Sie am äußersten linken Rand. Haben Sie sich wirklich derart verändert oder haben Sie seitdem eine total spöttische, öffentliche Kampagne durchgeführt?

      „Beides. Nach dem Streit in der Laborpartei besann ich mich und analysierte, was in mir und mit mir vorgegangen war. Was ich unter anderem herausfand, war, dass ich eine taktische Kampagne ohne Substanz führte. Die Voraussetzung meiner Arbeit war, dass (US-Präsident) Bush gewählt wurde, ohne etwas zu sagen und (Ministerpräsident Ariel) Sharon gewählt wurde, ohne etwas zu sagen, drum dachte ich, dass es auch bei mir so laufen wird. Als ich mir dann darüber im klaren war, dass ich eine Niederlage erlebt habe, kam ich zu dem Schluss, dass ich zu viele Jahre zu viel im politischen Getriebe lief und zu wenig auf meine innere Stimme achtete. Meine Kampagne war starrköpfig, weil es eine Kampagne persönlicher Popularität ohne wahren Inhalt war. „Mein Versuch, mich der Mitte zu bemächtigen und mein Verzicht, den ganzen Weg mit meinen Ansichten zu Ende zu gehen, machte mich zu einem Kandidaten, dem echte Positionen fehlten. Deshalb zog ich aus der Schlussanalyse die Lektion, dass ich in einer solch schwierigen Periode meine Wahrheit ungeschminkt aussprechen muss. Wenn es keine andere Wahl gibt, ist es besser, wenn ich auf Grund der Wahrheit verliere, als dass ich wegen etwas gewählt werde, was nicht vorhanden ist.“

      Avrum, Sie spielen ein doppeltes Spiel, stimmt es? Einerseits sind Sie ein gescheiter Politiker, der Erfahrung hat, durch die unruhigen Gewässer der politischen Politik zu steuern, aber zur selben Zeit bestehen Sie darauf, den Propheten zu spielen. Sie setzen sich zur Wehr gegen den Staat, die Regierung und die zionistische Bewegung und geben einen jugendlichen Schrei moralischer Entrüstung von sich.

      „Ich glaube nicht, dass meine Politik die eines unreifen Jugendlichen ist. Der israelische Jugendliche flieht vor der israelischen Herausforderung, indem er nach Indien oder Südamerika geht. Ich tue genau das Gegenteil. Ich nehme den Stier bei den Hörnern und weigere mich, ihn laufen zu lassen. Ich nehme nicht den Rucksack und renne vor dem Kampf weg. Ich glaube, wir leben wirklich in einer schrecklichen Zeit. Ich glaube, wir leben an einem Wendepunkt. Auf der einen Seite sind Zerstörungen, auf der anderen Rettung und Erneuerung. Aber der Spielraum zwischen den beiden Möglichkeiten wird immer enger. Die Gefahr einer Zerstörung ist näher als je zuvor. In solch einer Situation kann ich nicht länger schweigen, auch wenn es weder angenehm noch populär ist. Ich muss etwas tun, was in meiner Macht steht, damit Israel wieder zu sich selbst zurückkehrt, dass Israel die Besatzung aufgibt und nach Hause kommt.“

      zmag.de
      Avatar
      schrieb am 22.11.03 17:22:54
      Beitrag Nr. 2 ()
      Wann wird die Realität endlich berichtenswert?
      von Kristen Ess
      ZNet 18.11.2003


      Israelische Soldaten erschossen am Samstagabend einen 14jährigen Jungen - am 15. November 2003, um 19 Uhr. Die IOF* drang in das Dorf des Jungen, Beit Forik bei Nablus, ein. Die Soldaten schossen ungezielt im Dorf herum - gängige Praxis in Westbank und Gazastreifen. Nachdem die israelischen Soldaten den 14jährigen Ahmed Halani erschossen hatten, fuhren sie mit ihrem Militärjeep über den toten Körper. Eine Freundin kommentiert: “Das ist normal, das machen die Israelis immer so, sie überfahren die Person, die sie erschossen haben, oft auch mit dem Panzer, vor allem in Nablus und Hebron”. Sie zuckt die Schultern und sagt zum Schluss: “So sind die Israelis”.

      Seit Beginn des Fastenmonats Ramadan drang die IOF ganz massiv in die Region Dschenin und Nablus vor. Ein Beispiel - eins von ein Dutzend - aus letzter Zeit: die IOF tötet beim Einmarsch in die Altstadt von Nablus eine 38jährige Frau namens Im Tiaz Sofan. Es geschah am 6. des Monats. Soldaten, zwei israelische Helikopter und mehrere Panzer marschierten in die Stadt ein. Israelische Soldaten erschossen Frau Sofan, als sie im Innern ihres Hauses stand. Sie verblutete - nach einer Stunde. Israelische Soldaten hatten das Durchkommen einer Ambulanz zu ihr verhindert. Am selben Tag tötet die IOF auf der anderen Seite der Stadt im Flüchtlingslager Balata einen jungen Mann. Am 8. November marschiert die IOF in das Dorf Barkeen nahe Dschenin ein und tötet den 16jährigen Mortaz Wasaf Mustafa Ahmoudi. 4 weitere Menschen werden verletzt. Am Sonntag tötet die IOF in Rafah einen 55jährigen. In den letzten 3 Wochen sahen wir zahllose Beispiele von IOF-Brutalität. Einige werde ich hier weiterberichten - um daran zu erinnern, was ‘Realität’ ist. Denn die Medien und die Regierungen von Israel und den USA spielen angesichts der Nachricht von heute Morgen ‘Spindoktor’: Sie behaupten, die Ermordung zweier israelischer Soldaten durch den palästinensischen Widerstand sei der Grund für den Zusammenbruch des “Friedensprozesses”.

      Heute Morgen töteten Mitglieder des palästinensischen Widerstands zwei israelische Soldaten, die sich innerhalb der Westbank befanden - auf einer Straße bei Bethlehem - ‘nur für Israelis’. Die Regierung Scharon und der israelische ‘Spin’ sagen, die Situation sei erst jetzt so schlimm. Ganz ähnlich wie letztes Jahr, als US-Medien von einer “Periode der Ruhe” sprachen, während die israelische Armee, aktiv und über einen Zeitraum hinweg, die Westbank angriff; dies ist häufig zu beobachten, wenn Palästinenser angegriffen und getötet werden. Im April 2002 - in einer der blutigsten und lautesten Nächte während der israelischen Angriffe auf Nablus -, berichteten die Medien der USA, die Situation “hat sich beruhigt”, die israelische Armee habe sich “aus Nablus zurückgezogen”. Der israelische Außenminister Silvan Shalom, kommentiert die Ereignisse von heute Morgen (Tod zweier israelischer Soldaten in der Westbank) von Brüssel aus: “Zweifellos scheinen, nach dem, was heute Morgen geschehen ist, die Chancen für Vorbereitungs-Diskussionen zur Wiederaufnahme des (Friedens-/Verhandlungs-) Prozesses in weite Ferne gerückt”.


      Selbst israelische Quellen bestätigen, die Israelis haben mindestens 25 Palästinenser getötet, davon 8 Kinder - in den vergangenen Wochen, seit dem 24. Oktober 2003. Wie kommt es, dass diese Realität den Verhandlungsprozess nicht in “weite Ferne” gerückt hat? Neben dem Bau von mindestens drei neuen Checkpoints in den letzten 3 Wochen - einer in Ramallah, zwei in Nablus - fährt die IOF mit dem Bau (jüdischer) Siedlungen und der ‘Abriegelungsmauer’ in der Westbank fort; dass dies gemäß internationalem Recht illegal ist, schert sie nicht.

      Derzeit befindet sich der israelische Premierminister Ariel Scharon auf einem dreitägigen Besuch beim italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi, um Unterstützung für die ‘Abriegelungsmauer’ zu werben. Laut mehrerer internationaler Gesetze und der ‘Roadmap’ ist die Mauer illegal; selbst von den USA erfährt sie vielfach öffentliche Verurteilung. Berlusconi war einer der ganz wenigen ‘World Leaders’, die US-Präsident Bush Anfang des Jahres bei seiner offiziellen Kriegserklärung gegen den Irak unterstützten. Schon zuvor hatte Scharon versucht, sich Berlusconis Unterstützung zu sichern, um Israel in die EU zu bringen - eine Bitte, die in Europa rundweg auf Ablehnung stößt. Italienische Aktivisten protestieren gegen den Scharon-Besuch. Sie tragen Schilder mit der Aufschrift: ‘Scharon ist nicht willkommen’ oder ‘Scharon, der Schlächter’.

      Die IOF fährt fort, in Jerusalem weitere Häuser von Palästinensern zu zerstören, und sie versiegelt die Stadt durch den Bau der ‘Abriegelungsmauer’ zusätzlich. Daneben läuft eine Kampagne der IOF, den Weg nach Jerusalem so schwierig und gefährlich zu gestalten, dass viele Palästinenser es aufgeben, in ihre Hauptstadt zu reisen. Ein Beispiel - eines von vielen, das die Illegalität der jetzigen israelischen Aktionen in Jerusalem verdeutlicht: Die UNSCR (UN-Sicherheitsratsresolution) 478 vom 20. August 1980 besagt: “Alle legislativen und administrativem Maßnahmen, die von der Besatzungsmacht Israel ergriffen wurden und den Charakter und Status der Heiligen Stadt Jerusalem verändert haben oder dies beabsichtigen, vor allem jedoch das kürzliche ‘Basic Law’ bezüglich Jerusalem, sind null und nichtig und daher unverzüglich aufzuheben”. Das israelische Basic Law für Jerusalem vom 30. Juli 1980, das durch diese UN-Resolution für “null und nichtig” erklärt wird, machte Jerusalem zur Hauptstadt (Israels). Seit Jahren versucht die IOF, den Status Jerusalems zu verändern. Und regelmäßig reagiert die UN darauf mit Verurteilung - siehe Resolutionen 252, 267, 271 und 298, um nur einige zu nennen.

      Für Palästinenser, die nicht in Jerusalem leben, ist es in den meisten Fällen unmöglich, in die Stadt zu gelangen. Aber auch die andern haben zunehmend Schwierigkeiten. Die israelischen Soldaten stoppen die weißen Vans, die von den Palästinensern als Taxis benutzt werden, auf dem Weg nach Ost- Jerusalem direkt vor dem Bethlehemer Hauptcheckpoint. Oft werden alle Leute im Van an einen unbekannten Ort gebracht, verhört und eingesperrt.

      Auch in den Gazastreifen dringt die IOF nach wie vor ein. Seit Beginn des Ramadan sind dort bereits Dutzende Häuser zerstört. Am 7. November feuerten israelische Soldaten eine Panzergranate auf einen 10jährigen Jungen ab. Am gleichen Tag tötete die IOF 4 weitere Palästinenser im Gazastreifen, in der Westbank waren es 2. Dazu kommen noch die 2 Palästinenser, die nach Tagen ihren Verletzungen erlagen, die sie bei IOF-Angriffen am 7. November erlitten hatten. Genau an jenem 7. November, an dem die Invasion der Israelis 7 Menschenleben kostete, berichten die US-Medien, die Israelis würden die Restriktionen für Palästinenser lockern. Mit viel Public-Relations-Getue räumte das israelische Militär einen Checkpoint - einen, von insgesamt 6, die die Palästinenser in Ramallah einschließen bzw. von Ramallah aussperren. Dies war die Top-Story des Tages aus der Region, die weiterverbreitet wurde: ein Tag des Goodwill aufseiten der israelischen Besatzer. Dass sie 7 Palästinenser getötet hatten, gaben die Nachrichten größtenteils nicht weiter. Und am folgenden Tag errichtete die IOF einen neuen Checkpoint in Nablus.

      Israel sagt heute, es hätte geplant, sich aus mehreren Westbank- Städten zurückzuziehen. Aber nach den zwei toten israelischen Soldaten von heute Morgen bei Bethlehem, werde es dies nicht tun. Ein reguläres Täuschungsmanöver der IOF. Seit Monaten stampfen IOF- Invasionen ohne Unterlass auf die Palästinenser ein - häufig kombiniert mit einem dünnen Public-Relations-Versprechen, man werde sich eines Tages schon wieder “zurückziehen”. Es geht also gar nicht um zwei erschossene israelische Invasionssoldaten - Opfer des palästinensischen Widerstands. Nicht ihretwegen werden die Israelis weiterhin überall in Westbank und Gaza Palästinenser angreifen. Was man sich allerdings fragen kann: Wie lange lässt sie die internationale Gemeinschaft mit dieser Entschuldigung noch durchkommen? Wann ist Realität endlich einer Nachricht wert - anstelle der israelischen Erfindungen? Ein Palästinenser, der den täglichen Invasionen ausgesetzt ist, sagt: “Nicht wir sind es, die die Regeln machen sondern die Israelis”.

      zmag.de
      Avatar
      schrieb am 22.11.03 17:44:32
      Beitrag Nr. 3 ()
      jetzt meldet sich Sep wieder an!
      Avatar
      schrieb am 22.11.03 17:49:25
      Beitrag Nr. 4 ()
      G U D R U N E U S S N E R




      Der Staat Israel erklärt feierlich
      sein Bedauern ...

      Flucht und Vertreibung der Palästinenser
      in deutschen Online-Medien

      Google.de, deutsche Seiten:

      Massaker Israel: 19 500 Angebote
      Vertreibung der Palästinenser 1948: 2 180 Angebote
      Flucht der Palästinenser 1948: 1 210 Angebote
      al-Nakba: 652 Angebote
      al-Naqba: 58 Angebote
      Massaker von Tantura: 75 Angebote
      Massaker von Tanttura: 3 Angebote



      Berücksichtigung der Verfolgung und Vertreibung der Juden aus arabischen Staaten in der Berichterstattung

      Das Gegenstück, die Zahl der Angebote zur »Vertreibung der Juden aus den arabischen Staaten» ist nicht zu ergoogeln, denn schon beim zweiten Klick beginnen die Begriffe »Juden» und »arabischen Staaten», getrennte Wege einzuschlagen, so wie Juden und Araber im Leben auch. Die wenigen Beiträge zur Vertreibung der Juden aus arabischen Staaten, u.a. auch meiner, (1) sind fast ohne Ausnahme auf jüdischen Web Sites, deshalb ist ein Beitrag interessant, der auf der Web Site der Universität Leipzig eingestellt ist.

      Jürgen Elsässer ist am 18. Januar 2001 zu einem Gastvortrag bei den Kommunikationswissenschaftlern der Universität Leipzig eingeladen. Mutig stellt er seine Medienanalyse unter den Titel »Der Mörder ist immer der Jude ...», berichtet u.a. über kontroverse Untersuchungsergebnisse zum Tode des kleinen Palästinenserjungen Mohammed al-Dura, an der Nezarim-Kreuzung, und zum Thema »Der Clinton Plan» behandelt er auch die Vertreibung der Juden aus den arabischen Staaten. Er bezichtigt die deutschen Medien bei der Berichterstattung zu Themen über Juden und Israel der Einseitigkeit.

      »newwws», die Online-Zeitung der Kommunikationswissenschaftler, beschreibt die Reaktion der Anwesenden:

      »Nach einer kurzen Eröffnung war schon klar, dass nicht das folgen würde, was viele sich von diesem Abend erhofft hatten: eine objektive Einschätzung der Lage im Nahen Osten und eine Analyse der Medienberichterstattung des Israel-Konfliktes.

      ....

      Dementsprechend war auch die Stimmung im Hörsaal. Zwar spalteten sich die Meinungen, aber spätestens als Elsässer anzweifelte, dass der Tod eines palästinensischen Jungen wirklich auf das Konto israelischer Soldaten gehe, wurde er alsbald mit unverständlichem Kopfschütteln seiner Zuhörer und mit empörten Zwischenrufen konfrontiert.»

      Das »unverständliche Kopfschütteln» ist eine schöne Freudsche Fehlleistung, obgleich es nicht unverständlich ist, dass ideologisch festgelegte Menschen so reagieren, wenn ihnen weniger bekannte, von ihrem Weltbild abweichende Nachrichten vermittelt werden. Sie wollen sich ihre vorgefasste Meinung nicht zerstören lassen. Eine objektive Einschätzung heißt für diese Leipziger Wissenschaftler und anderen Zuhörer, dass der Vortragende ihnen ihre Meinung über den »Israel-Konflikt« bestätigt. Wenn nicht, setzt es Empörung. Die Palästinenser sind schon in der Berichterstattung von »newwws« ausgeblendet, es sei ein Israel-Konflikt. Oft nennt man das auch »Israel-Problem«. Schuld hat eben immer der Jude, was zu beweisen war.

      Die Online-Zeitung interviewt den »umstrittenen Journalisten« anschließend, »betont aber, dass die Meinung Elsässers nicht die Meinung der Redaktion wiedergibt« und »distanziert sich zudem von den von Elsässer unterbreiteten Praktikumsvorschlägen an unseren Redakteur.« Jürgen Elsässers Interviewpartner versichert seinem Clan der Gleichgesinnten, noch bevor er das Interview überhaupt dokumentiert, dass er nicht vom Wege der vorgefassten Meinung abgeraten sei. Er lässt sich eher die Gelegenheit zu einem Praktikum bei der Zeitschrift KONKRET entgehen. Um die handelt es sich wohl seinerzeit, da Jürgen Elsässer bei KONKRET als Redakteur tätig ist. (2)

      So richtet sich die Nachfolgeinstitution des 1916 gegründeten Instituts für Zeitungskunde auch ohne Krieg und Diktatur selbst zu Grunde. Ruhe sanft!

      Die wenigen Beiträge, die neben der Abhandlung über die Flucht und Vertreibung der arabischen Palästinenser auch die jüdischen Flüchtlinge erwähnen, sind nur von Juden, wobei noch die jüdischen »neuen Historiker« hinzukommen, die sich ebenfalls bedingungslos auf die Seite der Palästinenser schlagen und dies wohl für das mindeste halten, Israels »Schuld« gegenüber den Palästinensern abzutragen.

      So wendet sich Moshe Zimmermann, der Leiter des Richard Koerber Center for German History an der Hebräischen Universität Jerusalem, oft und gern gesehener Referent bei Sympathieveranstaltungen für die Palästinenser, gegen eine »Aufrechnung« der beiden Flüchtlingsprobleme und -ansprüche. In den letzten zehn Jahren greife man zur »Aufrechnungstaktik«, worunter man sich wohl eine Art »Aufrechnungskeule« à la Norman Finkelstein vorzustellen hat. Moshe Zimmermann bestreitet, dass die Juden nach 1948 aus den arabischen Staaten vertrieben werden.

      Er nennt den Krieg ab dem 15. Mai 1948, da die arabischen Staaten antreten, Israel im Keime zu ersticken, »Krieg..., der in Israel Unabhängigkeitskrieg heißt«. Er distanziert sich durch die Wortwahl von diesem Begriff, denn sonst hätte er geschrieben »nach dem Unabhängigkeitskrieg«. Für ihn war es keiner. Er setzt aber noch eins drauf, indem er eine »kontrafaktische Frage« einbringt:

      »... ob diese Vertreibung stattgefunden hätte, wenn der Staat Israel nicht gegründet worden, wenn der Krieg zwischen Israel und arabischen Staaten ausgeblieben wäre. Wären Juden in arabischen Ländern ohne eine aktive zionistische Intervention motiviert gewesen, Hab und Gut aufzugeben und auszuwandern? Die Debatte kann also nur angesichts des historischen Kontexts - der Gründung des Staates Israel - sinnvoll geführt werden.« (3)

      Ein deutscher Spruch sagt dazu flockig: »Hätte der Hund nicht geschissen, hätt` er `n Hasen gefangen!«

      Aber Spaß beiseite, denn die »neuen Historiker« meinen es ernst. Sie untersuchen tatsächliche und fiktive Ereignisse, beispielsweise solche, wie das von Moshe Zimmermann genannte. Sie sind dabei, die Geschichte der Gründung Israels neu zu schreiben. Die konsequentesten unter ihnen gelangen dabei zur Aberkennung des Existenzrechts Israels.

      Ein weiterer Text, in dem die aus arabischen Staaten vertriebenen Juden erwähnt werden, ist das »Non-Paper« von Taba. Dort heißt es unter dem vorletzten Punkt, Nr. 15:

      »15. Obwohl die Frage der Entschädigung ehemaliger jüdischer Flüchtlinge aus arabischen Ländern nicht Teil dieser bilateralen israelisch-palästinensischen Vereinbarung ist, verpflichten sich beide Seiten in Anerkenntnis der Leiden und Verluste dieser Bevölkerungsgruppe, zu gemeinsamen Bemühungen um eine gerechte und angemessene Lösung dieser Frage.«

      Das heißt, dass bis Anfang Januar 2001 eine gemeinsame Betrachtung einer Entschädigung der vertriebenen Juden und Palästinenser gar nicht in Erwägung gezogen wird. In Punkt 2 bereits steht: »2. Der Staat Israel erklärt feierlich sein Bedauern über die Tragödie der palästinensischen Flüchtlinge, ihr Leiden, ihre Verluste ...«

      In Punkt 3 wird an alle Verantwortlichen, »die den heutigen Status der palästinensischen Flüchtlinge direkt oder indirekt zu verantworten haben«, appelliert, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. (4)

      Da wären in dieser Reihenfolge zu nennen: die arabischen Staaten, die Führung der Palästinenser, Großbritannien, Deutschland, die USA, die palästinensischen Flüchtlinge und zuletzt Israel.

      Die Verantwortung für Verfolgung, Elend, Flucht und Vertreibung der 850 000 Juden aus den arabischen Staaten sowie ihre gerechte Entschädigung wird im einzelnen noch festzustellen sein.



      Darstellung von Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948

      Zunächst ein Beitrag, der sich nicht auf deutschen, wohl aber auf den deutschsprachigen Seiten findet. Auf deutsche Web Sites wird er nicht übernommen. Der Politikwissenschaftler der Hebräischen Universität Jerusalem Shlomo Avineri beginnt beim Begriff:

      »Nicht zufällig nennen die Palästinenser ihren Trauertag `Naqba`, was soviel heißt wie `Katastrophe`. Ein neutraler Begriff, so, als ob man sich über eine Naturkatastrophe unterhalten würde. Was aber den Palästinensern 1948 widerfuhr, war das Resultat einer politischen Entscheidung ihrerseits, und politische Entscheidungen haben Konsequenzen.«

      Diesen Ansatz gibt es in kaum einem deutschen Beitrag zum palästinensischen Flüchtlingsproblem. Sie bedauerten, diesen von Anfang an totalen Krieg gegen die Juden verloren zu haben, und nicht nur gegen diese, sondern auch den gegen den UN-Beschluss Nr. 181, vom 29. November 1947, »die internationale Legitimierung dieses Staates«, erklärt Shlomo Avineri, und weiter:

      »Sogar heute weigern die Palästinenser sich, zu akzeptieren, dass wir von Rechten gegen Rechte sprechen. Für sie geht es, wie schon 1948, um Rechte gegen Unrecht. Darauf basiert auch ihr Beharren auf dem Recht auf Rückkehr. Diese Haltung verhindert tragischerweise jeden Kompromiss«. (5)

      Der UN-Beschluss sieht die Gründung zweier Staaten, eines jüdischen und eines arabischen, auf dem Gebiet der 23 Prozent des im Jahre 1923 von den Briten westlich des Jordans von Palästina abgeteilten Gebietes vor. Die restlichen 77 Prozent Palästinas kommen seinerzeit unter dem Namen Transjordanien vollständig in arabische Hände, bei britischer de facto Herrschaft. Den Juden wird das Recht zur Staatsgründung von den Arabern mit Unterstützung der Briten abgesprochen. Sie führen einen Krieg, den sie verlieren. Konsequenzen dafür tragen sie bis heute nicht. Die Verantwortung für ihre Handlungen übernehmen sie nicht.



      »Ethnische Säuberungen«

      »Warum haben die Palästinenser 1948 ihre Heimstätten verlassen? Ein Fall von `ethnischer Säuberung` von Salah Abd el Dschawad«, ist der erste auf den deutschen Google-Seiten gefundene Beitrag. Eingestellt auf GAIA, der Web Site des ehemaligen Sanitätsoffiziers der Bundeswehr Dr. Wolfgang Fischer. »GAIA - Menschsein als Aufgabe. Das Bekenntnis zu einer `verantwortlichen Menschlichkeit` und ein Handeln im Sinne der Liebe ebnen den Weg in eine gesunde (sic!) und friedliche Zukunft.« GAIA ist gegen »Beherrschung durch Macht und Geld«, gegen das »Monster der Zivilisation: den global um sich greifende Kapitalismus«, eine milde Umschreibung von: gegen das internationale Judentum und das raffende Kapital. (6)

      Das »Handeln im Sinne der Liebe« und der Artikel des Historikers an der Bir-Zeit Universität von Ramallah Salah Abd el Dschawad stehen auf GAIA unter dem Motto:

      »Der Staat Israel dürfte demnächst von einem identifizierten Kriegsverbrecher (Libanonfeldzug mit 30 000 Toten) und dem Organisator des Massakers von Sabra & Schatila (1500 Ermordete) regiert werden. Die neuen Historiker unterschiedlicher ethnischer Zuordnung bezweifeln, dass die Armee Scharons das Prinzip der `Reinheit der Waffen` für sich in Anspruch nehmen kann.«

      Dieser Ausspruch stammt von Hans Branscheidt, seit 1988 Entwicklungshelfer der NRO »medico international«. Er gibt dort die medico-Rundschreiben heraus. Er ist gleichzeitig Mitglied der »Koalition für einen demokratischen Irak (KDI)«, für die er auf dem Wadinet des Thomas von der Osten-Sacken einen Offenen Brief der irakischen Opposition an die Menschen in Deutschland veröffentlicht: »Der Irak? - Das sind wir!« Der letzte eindringliche Satz dort ist ein Aufruf an die deutsche Regierung, gegen den Irak in den Krieg zu ziehen. Er lautet:

      »Einen `Frieden`, der nur die Verlängerung des Krieges gegen die Irakerinnen und Iraker bedeutet, benötigen wir nicht. Es ist der immerfort vorkommende Krieg gegen die irakische Bevölkerung, der endlich beendet werden muss.« (7)

      Man darf gespannt sein, wann Hans Branscheidt die Bundesregierung auffordert, gegen Ariel Scharon und Israel in den Krieg zu ziehen. Vielleicht gibt es dann wie im Irak eine kleine No-Fly-Zone für den Verein WADI, wo er zum Trutz gegen den »Kriegsverbrecher« gemeinsam mit einer »Koalition für ein demokratisches Israel« humanitäre Hilfe leisten kann.

      Nun aber zu dem Artikel von Salah Abd el Dschawad. Er ist ein überarbeiteter Text eines im Jahr 2000 vom Autor in Paris gehaltenen Vortrags. In Deutschland wird er, am 9. Januar 2001, in der FAZ veröffentlicht, wobei »ethnische Säuberung« von der FAZ nicht etwa mit einem Fragezeichen versehen wird. Im Vorspann verweist die FAZ auf die israelischen »neuen Historiker«. Die Geschichte des Unabhängigkeitskrieges müsse zumindest teilweise revidiert und neu geschrieben werden. Salah Abd el Dschawad wolle sich mehr auf mündliche Quellen verlassen, auf Aussagen von palästinensischen Zeitzeugen.

      Für den Autor lautet »die Hauptfrage dieses Krieges ...: Warum haben die Palästinenser ihre Häuser verlassen?« Stellt der Historiker die Frage so, entledigt er die Palästinenser jeglicher Mitverantwortung, denn impliziert wird, dass sie reagieren und nicht etwa vorher gehandelt haben. Nach dieser Fragestellung sind sie Menschen, die sich heroisch aber vergeblich ihrer Vertreibung widersetzen. Als Indiz dafür nimmt der Autor die hohe Anzahl von 800 Toten, die von den »Zionisten« vor dem Einmarsch der arabischen Truppen, am 15. Mai 1948, zu beklagen sind. Dass unter diesen Toten auch zahlreiche von aufgehetzten Arabern ermordete Juden sein könnten, fällt dem Autor nicht auf. Das ginge nämlich nicht nur gegen die »Reinheit der palästinensischen Waffen«, sondern auch gegen die Verdrängung der jüdisch-arabisch-palästinensischen Geschichte, die seit 1920 aus Verfolgung und Terror vom Mufti Hadj Amin al-Husseini aufgehetzter Araber gegen die jüdischen Siedler besteht: 1920, 1929, organisiert und geleitet von den Briten, 1936 bis 1939, mit Waffen und Geld von Nazideutschland unterstützt, wobei Hunderte von ermordeten Juden zurückbleiben.

      Er unterstellt Israel einen »master plan«, in dem vorab die Vertreibung der arabischen Palästinenser vorgesehen gewesen sei. Beweisen kann er nichts davon. Selbst der »neue Historiker« Benny Morris, den Salah Abd el Dschawad sonst gern zur Erhärtung seiner Mutmaßungen zitiert, spricht stattdessen von »natürlichen« Ergebnissen des Krieges. Im Beitrag von Salah Abd el Dschawad sind die Juden in der ersten Phase der Auseinandersetzung schwach, was sich nach Eintreffen einer großen Menge Waffen aus der Tschechoslowakei ändere. Diese Waffen werden von der Sowjetunion geliefert und finanziert. Der Autor aber setzt sinngemäß die Waffenlieferung mit den USA in Verbindung, denn zwei Sätze vorher erwähnt er die Ankunft des amerikanischen Colonels David Marcus, womit sich die israelische Taktik verändere.

      Es ist bekannt, dass die USA aus eigenen Interessen heraus gegen die Gründung beider Staaten sind. Noch im April 1948 beantragen sie bei den Vereinten Nationen, den Beschluss Nr. 181 zu revidieren. So äußert sich der israelische Zeitzeuge Meir Vilner, im April 1998. Er ist Mitunterzeichner der Unabhängigkeitsurkunde des Staates Israel, vom 14. Mai 1948.

      Salah Abd el Dschawad bestreitet den Kampf der Juden gegen die Briten und damit ihr Recht, den Krieg »Unabhängigkeitskrieg« zu nennen. Die Juden beschließen im Krieg mit großer Mehrheit, sich auf Grund der Judenverfolgungen durch Nazideutschland auf die Seite Großbritanniens zu stellen. Dem Mufti Hadj Amin al-Husseini, dem großen Idol der palästinensischen Kämpfer, bleibt es vorbehalten, sich von 1936 bis 1945 mit Nazideutschland zu verbünden und die Ermordung der Juden zu fordern und zu forcieren. Das zu wissen, bedarf es keiner mündlichen Quellen, sondern es ist nachprüfbar dokumentiert.

      In seinem Beitrag bringt der Autor die Israelis in die Nähe von Verbrechern:

      »Bei der Recherche geht es uns wie jemandem, der ein Verbrechen untersucht: Trotz des Leugnens des Täters gibt es ein Opfer, eine Waffe in der Hand des Täters mit Fingerabdrücken, und es gibt ein Motiv für das Verbrechen.«

      Seine Recherche habe ergeben, dass die Palästinenser »Opfer der größten `ethnischen Säuberungen` des 20. Jahrhunderts waren, die mit Hilfe eines Krieges neuen Typs durchgeführt wurden.« Er erklärt weder, was er unter einem Krieg neuen Typs versteht, noch belegt er seine Behauptung. Die Palästinenser sind »Opfer«. Einige Sätze vorher noch hat er das als üble Verleumdung durch die israelische Geschichtsschreibung dargestellt, jetzt schreibt er, die Palästinenser hätten es niemals geschafft, ihre eigene Darstellung der Geschichte auszuarbeiten. Damit beleidigt er alle zeitgenössischen palästinensischen Wissenschaftler. Dem »großen palästinensischen Intellektuellen und Historiker« Walid Khalidi wirft er vor, in seinem Werk »All that Remains« nicht das vom »neuen Historiker« Teddy Katz aufgedeckte Massaker von Tantura, vom 23. Mai 1948, aufgeführt zu haben: »Doch blättert man das Werk von Khalidi durch, findet man nichts über dieses Geschehen.« Es kann auch nichts darüber gefunden werden, was unten noch erörtert wird. Im Forschungszentrum von Bir-Zeit habe man »so drei oder vier Massaker gefunden, die in diesem Buch überhaupt nicht erwähnt werden«. Mit den Daten nehmen es die »neuen Historiker« nicht genau: so drei oder vier Massaker - ganz wie die politischen Anforderungen es benötigen.

      Man google nur einmal »Palästinenser Massaker schwarze Liste«, und man wird finden, wie akribisch seit Jahrzehnten die angeblichen und/oder tatsächlichen Massaker von den Palästinensern und ihren Freunden dokumentiert werden. (8)



      Historikerstreit in Israel

      Kommen wir zum nächsten Angebot: »Historikerstreit in Israel: Die Vertreibung der Palästinenser - ein verdrängtes Thema. `Gläubige, rettet eure Seelen!` von Kenneth Lewan«. Der 1925 in Chicago geborene Kenneth Lewan ist emeritierter Professor, Politologe und Jurist. (9)

      Man findet die zu rettenden Seelen in der rechtsextremen Zeitschrift »Junge Freiheit«. Der Artikel wird auf die offizielle Seite der Generaldelegation Palästinas in der Bundesrepublik Deutschland übernommen (10). Wenn man auf der Startseite der Generaldirektion ein Foto des Bundespräsidenten mit dem Präsidenten Yasser Arafat betrachtet, fühlt man sich den Zeiten des Mufti schon wieder etwas näher gerückt: »Präsident Arafat und Bundespräsident Rau in Palästina, Februar 2000«. Na, wenigstens nicht am 28. November ....

      Der Autor schreibt des öfteren für die »Junge Freiheit«, wie für die »Deutsche Nationalzeitung«, der er auch Interviews gibt. (11) Er ist gemeinsam mit dem Burschenschaftler und Autor der holocaustleugnenden Vierteljahresschrift »Deutschland in Geschichte und Gegenwart« Hannes Kaschkat Stellvertreter des vom rechtsextremen Dr. Alfred Mechtersheimer 1997 gegründeten Vereins »Unser Land - Wissenschaftliche Stiftung für Deutschland«.

      Er schreibt fürs Öko-Net, wo Uschi Eidt und Joscha Schmierer publizieren (12) sowie für die linke Theoriezeitschrift »Das Argument«. (13) Selbstverständlich empfiehlt die Deutsch-arabische Gesellschaft sein Buch über die zweite Intifada. (14)

      Zur Erklärung der Flucht der arabischen Palästinenser bezieht sich Kenneth Lewan wie Salah Abd el Dschawad auf die »neuen Historiker«, auf Benny Morris und Simcha Flapan. Letzterer beginnt seine Karriere in den 30er Jahren als Zionist an der Seite von David Ben-Gurion. Später schreibt er über ihn ein Buch, mit dem er ihn diskreditiert. Kenneth Lewan schreibt:

      »Selbst nach Angaben des Nachrichtendienstes der israelischen Armee waren 70 Prozent der Flucht auf Angriffe der jüdischen Streitkräfte zurückzuführen, davon 15 Prozent durch Angriffe der Terrorverbände Irgun und Stern.«

      Leider gibt er seine Quellen nicht an. Über die Zeit unmittelbar nach der Verkündung des Teilungsbeschlusses, vom 29. November 1947, schreibt er, dass der Schießereien und der Bombenattentate in den ersten Monaten nach Bekanntmachung des Teilungsbeschlusses wegen viele bessergestellte Araber Palästina verlassen hätten, um sich in Sicherheit zu bringen. Es sollen zwischen 30 000 und 75 000 sein. Er lässt diese Aussage neutral, aber im Kontext des vorher geäußerten, Angriffe auf arabische Siedlungen, psychologische Kriegführung, Unterbrechung von Lebensmittellieferungen usw., versteht sich für einen unvoreingenommenen Leser von selbst, dass die Juden diese Schießereien und Bombardements veranstalten. Es gibt aber reichlich Belege dafür, dass auch die Araber nicht untätig sind.

      Interessant ist eine Äußerung Kenneth Lewans über die Beteiligung der Palästinenser an den Ausschreitungen:

      »Hinzu kommt, dass die palästinensischen Araber nicht in der Lage waren, sich militärisch mit den Juden zu messen. Nur 3.000 Palästinenser folgten dem Ruf zu den Waffen, dazu kamen höchstens 5.000 Freiwillige aus arabischen Ländern. Sie standen 35.000 Hagana-Kämpfern gegenüber. Den Palästinensern fehlte es an Ausbildung, Waffen, technischem Wissen und einer fähigen Führung....«

      Diese Aussage trifft sich mit denen, die erklären, der weitaus größte Teil der Palästinenser hätte sich mit dem Beschluss der Vereinten Nationen abgefunden. Die fähige aufrührerische Führung fehlt, da der Mufti noch im ägyptischen Exil weilt. Dies bestätige im Januar 1948 der jüdische Arabienkenner Ezra Danin, und auch David Ben-Gurion habe diese Meinung geteilt. (9)

      Die Briten sind noch nicht wieder so weit, ihrem früheren Bundesgenossen seine Nazi-Kollaboration zu verzeihen, ihn wieder aufzunehmen und ihm seine Aufgaben bei der Verwirklichung ihrer Strategien zuzuteilen. Organisiert geschieht das erst nach der Gründung Israels. Einstweilen werden die Araber vom britischen General Sir John Bagot Glubb alias Glubb-Pascha aufgehetzt, weil die Briten den Teilungsplan, dem sie nicht zustimmen, baldmöglichst wieder rückgängig machen wollen, und zwar durch einen von ihnen angeleiteten Krieg ihrer Vasallen Ägypten und Jordanien. Als Vorbereitung darauf besetzen sie »die Berge von Israel«, das Kernland des jüdischen Landes Judäa und Samaria, bekannt unter der unverfänglichen ahistorischen Bezeichnung Westjordanland, und später »West Bank«. Von den Briten ausgebildete Generäle hätten Ägypten und Jordanien in ihren »historischen Fehler« getrieben, gegen den entstehenden israelischen Staat vorzugehen, anstatt ein arabisches Palästina neben dem jüdischen Israel anzuerkennen, meint der Knesset-Abgeordnete Meir Vilner. (15)

      Die im Westjordanland und im Gaza-Streifen wohnenden Araber fordern bis 1967 nicht, dort einen Staat einzurichten. Das Siedeln im Westjordanland sowie in Jordanien wird den Juden vom jordanischen König gesetzlich verboten.

      Mit dieser Politik zeigen die Briten gegenüber den arabischen Staaten, dass sie voll auf ihrer Seite sind, denn auch die USA, die Sowjetunion und Frankreich schlafen derweil nicht. Eine andere Haltung täte den geostrategischen Interessen und Ansprüchen der Briten in der Region nicht gut. Daran hat sich bis heute nichts geändert, nur dass inzwischen Interessen Deutschlands und anderer EU-Mitglieder hinzukommen. Wäre dem nicht so, gäbe es längst einen palästinensischen Staat.



      Im Trend: der störrische Meir Vilner einmal mehr nicht im Trend

      Er ist 79 Jahre alt, als der umstrittene antizionistische Kämpe und Knesset-Abgeordnete Meir Vilner (16), bis 1993 Vorsitzender der kommunistischen Partei Israels (CPI), anlässlich des fünfzigsten Jahrestages der Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung Israels von der »UZ«, Zeitschrift der DKP, für ihre Ausgabe zum 1. Mai 1998 vom ebenso umstrittenen 85-jährigen israelischen Kommunisten Hans Lebrecht, auch er jahrelang Funktionär der CPI, zur Geschichte des Staates Israel interviewt wird. Die CPI ist seinerzeit die einzige größere Partei, die jüdische und arabische Mitglieder hat. Trotz des stärker werdenden arabischen Nationalismus unterstützen die arabischen Kommunisten den Teilungsbeschluss von 1947.

      Hans Lebrecht ist Aktivist in Gusch Schalom, dem »Friedensblock«. (17)

      Er versucht im Interview, Meir Vilner ihm genehme anti-israelische Ansichten zu entlocken, der jedoch bleibt trotz all seiner Kritik an der Politik Israels wie zeit seines Lebens störrisch und aufrecht. Zunächst erwähnt er die Rolle der Sowjetunion für die Entstehung Israels:

      »Ich möchte noch eine Tatsache erwähnen, welche man heute bei uns in Israel und in den internationalen Medien gerne vergessen lassen möchte: Ohne die drei Stimmen der Sowjetunion - SU, Ukraine und Belorußland - hätte der Teilungsbeschluss der Vereinten Nationen nicht die notwendige Zweidrittelmehrheit erhalten. 33 Nationen stimmten dafür, 13 dagegen, und 10 enthielten sich der Stimme. Die Sowjetunion war auch der erste Staat, der Israel gleich nach der Staatsgründung de jure anerkannte und diplomatische Beziehungen aufgenommen hat. Die Anerkennung der USA war zuerst nur de facto, ohne diplomatische Beziehungen.«

      Über die Rolle der USA, die in linken Kreisen weitverbreitet als die Unterstützermacht hingestellt wird, die Israel von Anfang an als »Brückenkopf« mitten in der arabischen Welt aufgebaut habe, weiß Meir Vilner zu berichten:

      »Sie hatte noch im April 1948 in der UN beantragt, den Beschluss vom 29. November zu revidieren und statt dessen in Palästina nicht zwei Staaten zu errichten, sondern einer Treuhandverwaltung der UN das Regime nach Abzug der britischen Mandatsverwaltung zu übergeben. Das hätte praktisch die Ablösung der britischen Kolonialmacht durch ein vom USA-Imperialismus dominiertes `internationales` Regime bedeutet.«

      Hans Lebrecht stellt die Frage:

      »Was hat die KP bewegt, Sie die Unabhängigkeitsurkunde unterzeichnen zu lassen? War nicht klar, dass die von der zionistischen Idee gelenkten Führungskreise Israels die auf einer Zweistaatenlösung bestehende UN-Resolution sabotieren würden?«

      Hierauf geht Meir Vilner nicht ein. Hans Lebrecht mag darauf anspielen, die Juden hätten die Absicht gehabt, nach der Gründung Israels die Gründung des arabischen Staates zu verhindern, um sich das Gebiet später anzueignen. Das ist eine durch den Verlauf der Geschichte, ab dem 15. Mai 1948, müßige »kontrafaktische Frage«, deren Erörterung den »neuen Historikern« überlassen werden sollte. David Ben-Gurion jedenfalls soll einmal gesagt haben, er wolle einen Staat, und wenn er so klein wie eine Tischdecke wäre.

      Meir Vilner beschränkt sich bei seiner Antwort darauf, über den Gedenktag der Palästinenser »al-Naqba« zu sagen:

      »Aus der 50jährigen Geschichte kann man feststellen, dass das Jahr 1948 nicht nur für das palästinensische Volk das Jahr der Katastrophe war, sondern auch für das israelische Volk. Nicht die Errichtung des israelischen Staates war die Ursache der Katastrophe, sondern die Nicht-Errichtung des arabisch-palästinensischen Staates.«

      Zur Rolle der Briten und ihrer Marionette, des Nazi-Kollaborateurs Hadj Amin al-Husseini, bei der Verhinderung eines friedlichen Aufbaus in Palästina sagt er:

      »Die historische Wahrheit, wie wir sie erlebten, ist, dass die weitaus große Mehrheit der Palästinenser schon damals, wie heute, für Frieden mit Israel eintrat, und seinerzeit den beschlossenen Abzug der Briten aus Palästina und die Errichtung zweier Staaten befürwortete. Selbst Ben-Gurion musste später eingestehen, dass lediglich fünf der etwa 500 arabischen Dörfer Widerstand gegen Israel leisteten. Wahrheit ist aber auch, dass die von den Briten eingesetzte reaktionäre Führung im `obersten Palästinarat` unter Leitung des mit Hitler kollaboriert habenden Großmufti, Hadj Amin Abd-el Husseini, den UN-Beschluss kategorisch abgelehnt hat und an dem tragischen Schicksal der Palästinenser mitverantwortlich war.

      Wahrheit ist auch, dass die mit der Ausrufung des israelischen Staates begonnene Invasion der arabischen Armeen von den Briten inszeniert und gelenkt war. Der Oberbefehlshaber der `vereinigten` arabischen Armeen war der in der transjordanischen `Arabischen Legion` dienende britische General Sir John Glubb (Glubb-Pascha). Ich kann ebenfalls Ben-Gurion zitieren, welcher seinerzeit erklärte, dass jeder Tropfen Blut, der in diesem Krieg (1948) verschüttet wurde, auf die Häupter der britischen Regierung falle.«

      Diese gar nicht im Trend der Palästinenserfreunde liegenden Aussagen sind dokumentiert im »Trend«, in dessen Online-Archiv 1998. (18)

      Die Lage, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Palästina entsteht, ist verursacht durch den Kampf zwischen Großbritannien und den USA um die Vorherrschaft in der Region. Die Briten wollen das Gebiet von den Vereinten Nationen wieder als Mandatsgebiet zugesprochen bekommen und hintertreiben deshalb den Teilungsbeschluss. Die USA gedenken ihrerseits Großbritannien als dominierende Macht abzulösen, daher ihr Antrag an die Vereinten Nationen, noch im April 1948, den Teilungsbeschluss zu revidieren. Das Schicksal Israels und der Palästinenser interessiert dabei in dem Maße, wie beide Konfliktparteien wiederum zur Festigung der Macht eingesetzt werden können.

      Entscheidungen wie die der Briten, den ultra-nationalistischen religiösen Fundamentalisten und Nazikollaborateur Hadji Amin al-Husseini in diesem Kampf einzusetzen, zeigen, dass jedes Mittel recht ist. Daran hat sich bis heute nur geändert, dass die Staaten der EU, allen voran Deutschland und Frankreich mitmachen im Kampf, der sich auf alle arabischen Staaten erstreckt. Ein Frieden zwischen Israel und einem endlich gegründeten palästinensischen Staat hätte auf den geostrategischen und wirtschaftlichen Einfluss der Großmächte negative Auswirkungen. Eine Zurückdrängung des Hasses und des Fundamentalismus wäre die Folge. Ein solcher Frieden und nicht noch mehr Krieg im Irak und weiteren islamischen Staaten hätte einen positiven Domino-Effekt in den arabischen Staaten, deren Bevölkerung bis heute durch das Schicksal der palästinensischen Flüchtlinge abgelenkt und in eine fundamentalistisch-nationalistische Richtung getrieben wird, statt die Vertretung ihrer Interessen gegenüber Usurpatoren, korrupten Diktatoren und Königen in die Hand zu nehmen.

      Die United Nations Relief and Works Agency (UNRWA) wird jährlich von der »internationalen Staatengemeinschaft« mit Millionen Dollar ausgestattet, um die Flüchtlinge am Existenzminimum zu halten. Die EU zahlt die Schulbücher, in denen die Kinder Hass auf Israel und eine verfälschte Geschichte gelehrt werden.

      Im Jahr 2001 gibt es in Israel einen großen Geschichtsbuchskandal, über den die Neue Zürcher Zeitung berichtet:

      »Als man aber über die Hysterie hinaus dazu gelangte, sich das Schulbuch tatsächlich anzuschauen, war auch die Überraschung unter den linken Lesern nicht gering. So wurde der Unabhängigkeitskrieg Israels gegen die arabischen Armeen hier nur mit einer großen Landkarte illustriert, die Umfang und Richtung der palästinensischen Flüchtlingsströme aus Israel zeigte - ohne dass umgekehrt auch die Invasion der arabischen Armeen nach Israel dokumentiert wurde. Von einem Doktoranden konzipiert, veranschaulicht das Lehrbuch mit solchen und ähnlichen Dekontextualisierungen eine dem Postzionismus inhärente Tendenz, die im Namen des Anderen und des Opfers die Mythen durch Tatsachen zu dekonstruieren vorgibt - um an den Tatsachen vorbei zuletzt einen neuen Mythos zu entwerfen, der dann auch keinen anderen mehr duldet. Eben diese Grenzüberschreitung von einer aufklärerischen Kritik der Mythen zu einem methodischen Antizionismus kompromittiert nicht nur die linke Kritik, sondern sie bietet auch ihren Gegnern ein allzu leichtes Spiel.«

      An israelischen Landkarten hingegen wird bereits moniert, wenn auf ihnen nicht mehr existierende arabische Dörfer nicht eingezeichnet sind, »dass die israelische Landkarte die einstige Topographie des Landes mit seinen zahlreichen arabischen Dörfern praktisch aus dem Gedächtnis ausgelöscht hat«. (19)

      Die Herrscher der arabischen Staaten danken der »internationalen Staatengemeinschaft« deren Verbundenheit mit den Palästinensern mit günstigen Erdölpreisen und mit der Bereitstellung von Militärstützpunkten. Yasser Arafat, und die diversen palästinensischen Terrorbanden dienen der Aufrechterhaltung des Status quo. Die Interessen der Israelis und der Palästinenser werden dabei soweit berücksichtigt, wie an diesem Status quo nichts grundsätzlich verändert wird - also gar nicht.



      Drei Linke über Flucht und Vertreibung der Palästinenser: »Schuld und Erinnerung«

      Meir Vilners Ansichten sind bei nahezu sämtlichen Linken nicht im Trend.

      Es gibt allerdings noch einige Linke in Deutschland, die Solidarität mit Israel üben. Sie repräsentieren ein breites Spektrum. Zu ihnen zählen die Autoren der exzentrischen »Bahamas«, die »Rote Ruhr Uni« aus Bochum, das Bündnis gegen Antisemitismus und Antizionismus, der »Trend-Online«, die Mehrheit der Autoren der »Konkret« und der Diskutanten auf dem Online-Portal »x-berg« und andere kleine Linksgruppen. Zu diesen gehört bis zum Dossier der Autoren Klaus Holz, Elfriede Müller und Enzo Traverso »Schuld und Erinnerung«, im November 2002, auch die »Jungle World«. (20)

      Der Text löst rege Diskussionen innerhalb der Linken, u.a. auch in der »Jungle World« selbst aus. Er ist mit einer umfangreichen Zusammenstellung der Diskussionen sowie interessanten Links zum Thema auf »D-A-S-H« dokumentiert. (21)

      Über den Text kann man sagen, dass alles dort geäußerte mindestens mangelhafte Geschichtskenntnisse beweist, wahrscheinlich aber noch mehr, denn das Existenzrecht Israels wird von diesen Autoren nur bedingt »gewährt«, wenn sie schreiben:

      »Unsere Kritik richtet sich vor allem gegen die linken Positionen, die eine bedingungslose Solidarität mit Israel und generell der Judenheit einfordern.«

      »Sich bedingungslos hinter den Staat Israel (zu) stellen, völlig gleichgültig, welche Politik dessen Regierung betreiben mag«, kommt für sie nicht in Frage. Sie unterscheiden nicht zwischen israelischer Politik und dem Staat Israel. Als Ausrutscher oder unglückliche Äußerung kann das nicht angesehen werden, denn an anderer Stelle wenden sie sich gegen den Slogan »Solidarität mit Israel«, als wenn er geheißen hätte »Solidarität mit Ariel Scharon und seiner Politik«. Wer aber Solidarität mit Israel übt, kann für die Autoren keine Solidarität mit den Palästinensern üben. Weiter behaupten sie, Israel wolle einen ethnisch und religiös homogenen Staat, wobei sie nicht wissen oder vorgeben, nicht zu wissen, dass heute schon nahezu ein Drittel der israelischen Bevölkerung keine Juden sind.

      Im Jahre 2002 sind laut dem israelischen statistischen Amt 25 Prozent der Bevölkerung Israels Nichtjuden, zwei Prozent mehr als 2001. Nach Erhebungen des Center for Issues of Assimilation der Bar Ilan Universität in Ramat Gan, bei Tel-Aviv, sind 28 Prozent der israelischen Bevölkerung Nichtjuden. Je jünger die Bevölkerungsgruppe, desto größer ist der Anteil der Nichtjuden an ihr. Heute ist eines von zwei Neugeborenen ein nichtjüdisches Kind, und zwar von Arabern, von nichtjüdischen Einwanderern oder von Gastarbeitern, die sich in Israel niedergelassen haben. (22)

      Verquere oder nicht vorhandene Geschichtskenntnisse der Autoren führen sie zur Verdrehung von Aktion und Reaktion:

      »Linke Solidarität sollte sich vor allem an die in der Gegenwart Unterdrückten richten, also an PalästinenserInnen. Die israelische Besatzung ist der Ausdruck eines Staatsterrorismus, die palästinensische Gewalt ist eine Reaktion darauf.«

      An anderer Stelle erhärten sie ihren Vorwurf nochmals, dass »die palästinensische Gewalt ein Resultat des israelischen Staatsterrorismus darstellt.« Die Homizidbomber begehen »Akte der Verzweiflung«. Immerhin räumen sie ein, dass sie »zudem ... ein Teil der militärischen Strategie unter anderem der Hamas« seien, »die die Verzweiflung instrumentalisiert.« Was es mit diesen angeblichen Akten der Verzweiflung auf sich hat, untersucht der Psychologieprofessor an der Tel Aviver Universität Ariel Merari, der seit Jahren auf dieses Phänomen spezialisiert ist:

      »Seine Erkenntnis: Der radikale Islam allein taugt nicht als hinreichendes Erklärungsmuster. Die Selbstmordbomber lassen sich auch nicht mit dem Hinweis auf arme Psychopathen oder klassische Suizidkandidaten erklären. `Der eigentliche Schlüssel ist der Gruppendruck`, hat Merari in seiner Untersuchung von über 50 Täterprofilen entdeckt.« (23)

      Hier geht es nicht einmal um die Diskussion, was früher da war, das Huhn oder das Ei. Selbst dann wäre die Äußerung der drei Autoren zurückzuweisen, sondern es geht darum, dass die arabisch-palästinensische Gewalt zuerst da ist, und zwar seit 1920. Darauf weisen auch Ole Frahm und Freunde in einer Erwiderung in der »Jungle World« hin, wobei »die Ablehnung des Teilungsplanes der Vereinten Nationen (UN) durch die arabischen Staaten im Jahr 1948« noch gelinde ausgedrückt ist. Unmittelbar nach dem UN-Beschluss Nr. 181, vom 29. November 1947 beginnen die aus Kairo vom Mufti Hadj Amin al-Husseini und der Geistlichkeit der al-Azhar-Universität angestachelten, von den Briten organisierten Ausschreitungen gegen die Juden, die am 15. Mai 1948, einen Tag nach der Staatsgründung, in einen Krieg der arabischen Staaten gegen Israel ausarten. Gegen eine gewaltige Übermacht kann Israel sich behaupten. Am 24. Februar 1949 schließt Israel mit den arabischen Staaten einen Waffenstillstand ab. Seit der Zeit gibt es zwischen den arabischen Staaten und Israel keine Friedensverträge, mit der Ausnahme Ägyptens, das am 26. März 1979 mit Israel Frieden schließt.

      Ole Frahm und Freunde schreiben:

      »Wie sehen die Fakten aus? Für die AutorInnen ist Israel für den Nahostkonflikt verantwortlich. Die erste und die zweite Intifada seien von der israelischen Politik verursacht worden. `Die palästinensische Gewalt ist ein Resultat des israelischen Staatsterrorismus`, ist in ihrem Beitrag zu lesen. Bereits in der Darstellungsweise dieser Faktenlage drückt sich die Sehnsucht nach einfachen Wahrheiten aus.

      Denn der Nahostkonflikt hat viele Ursachen. Dazu gehören die Kolonialpolitik der letzten beiden Jahrhunderte, der europäische Antisemitismus und die Vernichtung der europäischen Juden ebenso wie die Ablehnung des Teilungsplanes der Vereinten Nationen (UN) durch die arabischen Staaten im Jahr 1948. ...« (24)

      Selbstverständlich fehlt im Text von Klaus Holz, Elfriede Müller und Enzo Traverso auch nicht der Hinweis auf Bat Schalom und Gush Schalom, auf die israelischen »neuen Historiker« Ilan Pappe und Benny Morris, und auf Juden aus dem Linksspektrum, wie Hanno Loewy, den ehemaligen Direktor des Fritz Bauer Instituts, sowie auf Daniel Bensaid und Sébastien Jolivet von der linksradikalen »Ligue communiste révolutionnaire (LCR)« des Alain Krivine und seines Briefträgers von Neuilly Olivier Besancenot sowie auf Daniel Mermet, von France Inter, den beliebten Rundfunkjournalisten der Sendung »Là-bas si j`y suis ...«, und ATTAC-Mitbegründer, der keine Gelegenheit auslässt, sich in seinen Sendungen israel-feindlich und kritiklos pro-palästinensisch zu äußern.

      Daniel Mermet interviewt im Oktober 1998 den SS-Offizier und letzten KZ-Arzt von Auschwitz Hans Münch, den er auf einen SPIEGEL-Bericht von 1998 hin persönlich in Roßhaupten im Allgäu aufsucht, über seine Ansichten über Juden und Zigeuner. Für die rassenhetzerischen Äußerungen, die Hans Münch in dem Interview tut, und die Daniel Mermet im Radio ausstrahlt, wird Hans Münch 2001 verurteilt. Verantwortung übernimmt Daniel Mermet dafür nicht.

      Vom 18. bis 22. Juni 2001 sendet Daniel Mermet täglich über die Ereignisse in Israel und den palästinensischen Gebieten. Zur Einstimmung in die Sendungen spielt er auf seinem Anrufbeantworter empfangene Hörerkommentare zur aktuellen Lage im Vorderen Orient, und zwar auch übelste antisemitische und israelfeindliche, als Dokumentation vor.

      Licra und andere antirassistische Vereinigungen verklagen ihn daraufhin wegen Aufforderung zum Rassenhass. Das Gericht meint, Daniel Mermet wäre nur Zeuge. Er könne zu den inkriminierten Äußerungen der Hörer gar nichts und spricht ihn frei. Sein Rechtsbeistand ist Jean-Yves Halimi, der Bruder des Redakteurs der »Le monde diplomatique« und ATTAC-Mitbegründers Serge Halimi. Es ist in Frankreich gestattet, antisemitische hetzerische Ansichten, wie die des uneinsichtigen Hans Münch, und eben solche Hörerkommentare zu senden. (25)

      Klaus Holz, Elfriede Müller und Enzo Traverso scheinen das in Ordnung zu finden. Sie bedauern den Fall als »Ausdruck des Niedergangs einer politischen Debatte«, womit sie allerdings recht haben, wenn auch nicht so, wie sie es wohl meinen.

      Im letzten Drittel ihres langen Textes kommen sie auf die »palästinensische Erinnerung«. An Verbrechen an Juden hätten die Palästinenser nicht teilgenommen, die Israelis beraubten sie aller Rechte. Ihr Verständnis von geschichtlichen Zusammenhängen und Verantwortung für Taten und Unterlassungen dokumentieren Klaus Holz, Elfriede Müller und Enzo Traverso mit ihrer Einschätzung der »Naqba«:

      »Weit davon entfernt, eine befreiende Wirkung zu haben, traf die Gründung Israels mit der Naqba, der Katastrophe, zusammen.«

      Das ist eine unübertroffene Formulierung. Die beiden Ereignisse »trafen zusammen«. Kausale Zusammenhänge gibt es für die Autoren keine, genauso wenig wie hier: »Der Krieg von 1948 (bedeutete) die Vertreibung der PalästinenserInnen aus ihrer Heimat«, schreiben sie und beziehen sich auf die »neuen Historiker« in Israel. Das anzuerkennen, sei ein »erster Schritt eines jüdischen Verständnisses der palästinensischen Erinnerung«. Wie die »neuen Historiker« nehmen sie es mit den Details nicht so genau, um die gehe es nicht. Eine neue Geschichtsschreibung bricht an. Die palästinensische Führung und die Herrscher der arabischen Staaten können zufrieden sein und abwarten:

      »Kein Land der Arabischen Liga hat Interesse, einen Krieg mit Israel zu beginnen, den es militärisch nur verlieren könnte.«

      So ist es, denn das hätten sie, auch wenn sie militärisch besser gerüstet wären, gar nicht nötig. Bei diesem Zermürbungskampf machen nicht nur die arabischen Staaten, sondern auch die »internationale Staatengemeinschaft« mit. Israel verschleißt sich und blutet aus, wenn das so weitergeht. Dann erledigt sich auch die Frage nach »der internationalen Akzeptanz des Staates«. Solidarität mit Israel braucht dann niemand mehr zu üben, auch Klaus Holz, Elfriede Müller und Enzo Traverso nicht. Sie wären einer Entscheidung enthoben.



      »Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Reise«

      Kommen wir nun zur linken Zeitung »Junge Welt«, in der niemals ein israel-freundlicher Artikel zu lesen ist, sondern in der sich die Antisemiten und Israelfeinde die Feder in die Hand geben. Am 18. Januar 2003 erscheint dort ein Artikel der Berliner Friedensaktivistin Julia Deeg (26) über Befürchtungen einer Deportation der Palästinenser aus Israel in das benachbarte Jordanien oder in einen anderen arabischen Staat. »Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Reise« ist der Beitrag überschrieben. Im Text heißt es:

      »Genauso, wie unsere Leute aus arabischen Staaten nach Israel immigrierten, werdet ihr in die arabischen Staaten immigrieren.« Dies sei »eine der gängigen Methoden im 21. Jahrhundert, Dispute unter Menschen zu lösen. Wir wünschen euch eine gute Eingewöhnung in euer neues Heim.«

      Es ist selbstverständlich, dass nicht mit einem einzigen Wort auf den ersten Teil des Satzes eingegangen wird, die Flucht und Vertreibung, seit 1948, der 850 000 Juden aus arabischen Staaten, in denen sie und ihre Vorfahren teils seit 2500 Jahren leben, sondern diese Information bleibt wie zufällig in dem Zitat, weil sonst der makabre Witz nicht gebracht werden kann. Das Schicksal der Juden interessiert die Autoren der »Jungen Welt« nicht, sondern nur die »Naqba«. Geschichtliche Zusammenhänge erfährt man in der Zeitung nicht einmal ansatzweise, denn sie würden das festgefügte Weltbild nur stören. Zur »Naqba« heißt es schlicht und zusammenhanglos:

      »Das palästinensisches Wort Naqba bedeutet im Arabischen `Katastrophe` und nimmt Bezug auf die Vertreibung und Ermordung Tausender Palästinenser im Zuge der Errichtung Israels im Jahr 1948.«

      Die den Juden seit 1920 aufgezwungenen Verfolgungen und Kriege der arabischen Staaten werden subsummiert unter »im Zuge der Errichtung Israels im Jahre 1948«. Fertig.

      Der inzwischen bei den deutschen Palästinenserfreunden als Referent und Gesprächspartner sehr beliebte, als »einer der Hoffnungsträger unter den palästinensischen Politikern« (27) bezeichnete Arzt Mustafa Barghouti, Direktor des Instituts für Gesundheit, Entwicklung, Information und Politik in der Westbank sowie Gush Schalom äußerten sich besorgt, es habe schon einen Likud-Minister gegeben, der die Palästinenser mit einer zweiten Naqba bedroht hätte, womit wahrscheinlich der im Oktober 2001 von palästinensischen Terroristen ermordete Tourismusminister Rechavam Zeevi gemeint ist. Seine Mörder laufen heute noch frei herum.

      Julia Deeg schildert, dass es sich bei dem Aufruf um eine Mobilisierungskampagne von drei rechten israelischen Parteien zu den Wahlen, vom 28. Januar 2003, handele. Die Provokation wird schon aus dem Begriff »Selbsttransfer« deutlich:

      »Im Zuge eines Aufrufs zum freiwilligen `Selbsttransfer` im Rahmen einer von ihnen gestarteten Werbekampagne auf der `National Unions Party´s Website` zu den Wahlen in Israel am 28. Januar wünschten sie den Palästinensern `eine gesegnete Reise in den palästinensischen Staat, der schon eine Weile` existiere, - Jordanien.« (28)

      Dort ist die Beliebtheit der Palästinenser seit dem »Schwarzen September«, sicherlich nicht angestiegen, im Wirtsland Libanon ebenfalls nicht. Dort ist nämlich seit dem Einzug der Palästinenser Schluss mit der »Schweiz des Ostens«.

      Es wird nicht erklärt, wie die israelische Regierung Jordanien, den Libanon oder andere arabische Staaten überzeugen will, die Palästinenser aufzunehmen. Seit nunmehr 55 Jahren geht es darum, dass alle arabischen Staaten den Palästinensern eine Integration verweigern und sie als Faustpfand in elenden Lagern halten, und das nicht nur mit Duldung, sondern mit ausdrücklicher Unterstützung der »internationalen Staatengemeinschaft«. Es wäre den reichen Erdölländern ein leichtes gewesen, die Palästinenser zu integrieren, aber sie leisten sich eher Philippinos, Inder und Pakistaner als Arbeitskräfte, als etwas für ihre »arabischen Brüder« zu tun. Im Gegenteil, Kuwait vertreibt sie im Zuge des Ersten Golfkrieges und seiner Freundschaft zu den USA, so dass sich ihre Zahl von August 1990 bis Mai 1992 von 400 000 Palästinensern auf ca. 40 000 Palästinenser verringert.

      Der Artikel von Julia Deeg wird von der auf dem Gebiet Antisemitismus und Israelfeindschaft bemerkenswerten »Fundgrube« des Marketingberaters Rudolf O. Brändli, aus Winterthur, übernommen sowie von »www.freepalestine.de - Freiheit für Palästina - Kampagne zur Befreiung von Marwan Barghouti und allen palästinensischen politischen Gefangenen«. (29)

      Es lohnt sich, dort die Startseite (30) aufzurufen. Man findet eine Pressemitteilung »Marwan Barghouti sofort freilassen« des Europaabgeordneten der PDS André Brie, vom 29. September 2003:

      »Das Verfahren gegen den Fatah-Führer ist ein politischer Schauprozess, mit dem insbesondere die gemäßigten palästinensischen Kräfte und der legitime Widerstand gegen die Besatzung diskreditiert und kriminalisiert werden sollen....«

      Weiterhin gibt es viele Aufrufe und Texte, u.a. von Shraga Elam, aus den Marxistischen Blättern Spezial, vom Februar 2003, die Ankündigung von Konferenzen und eines Aktionstages gegen die Mauer in Palästina. Blickfang der Startseite ist eine Graphik von Marc Rudin alias Jihad Mansour. Zu sehen sind zerbrochene Gitterstäbe eines Kerkers, und an einem dieser Stäbe hängt ein Pali-Tuch, das die Form Palästinas hat, ganz Palästinas, Israel eingeschlossen. Die Graphik ist vom Mai 1984 und gedenkt des 17. April, des Tages der Gefangenen: »Freiheit für alle palästinensischen Gefangenen«. Für Jihad Mansour ist die Zerstörung Israels Programm. Das zeigt auch sein Poster zum 14. Jahrestag der Popular Front for the Liberation of Palestine ( PFLP) »Der 14. Kongress ebnet den revolutionären Weg nach Palästina«. Ein machtvoller roter Pfeil stößt mitten hinein in den Staat Israel. (31)

      Die PFLP ist eine am 11. Dezember 1967 von George Habash gegründete islamistisch-nationalbolschewistische Partei. Bis zum Jahr 2000 ist er ihr Generalsekretär. Sein Nachfolger, bis 27. August 2001, da er von der israelischen Armee mit einer gezielten Attacke getötet wird, ist Mustafa Ali Kasam Zabiri alias Abu Ali Mustafa. Er ist im Oktober 1977 der Mitorganisator der Entführung der Lufthansa-Maschine durch arabische Terroristen zur Freipressung von elf deutschen RAF-Terroristen sowie zwei türkischen Terroristen. Ab 3. Oktober 2001 ist Generalsekretär der PFLP der extreme Ahmed Sadat, den man in Verdacht hat, die Ermordung des israelischen Tourismusministers Rechavam Zeevi organisiert zu haben. Es dürfte wohl unstrittig sein, dass die Betreiber der Web Site »Freiheit für Palästina« die PFLP kennen und die Graphik bestens interpretieren können. Das ganze Palästina in den Grenzen vor der Teilung soll es sein. Dort fühlt man sich verbunden mit André Brie und Julia Deeg.

      Ach, ja, »das Ereignis« Nina Hagen, die Sopranistin (»Du hast den Farbfilm vergessen, mein Michael«), fühlt sich ebenfalls verbunden mit Julia Deeg. Sie dreht im Jahr 2002 einen Film über Berlin:

      »5. Und wer muss unbedingt dabei sein?

      Julia Deeg . . . die junge Berlinerin, die neulich im Kugelhagel wochenlang bei Arafat `festsaß` ...

      6. Welche Rolle würden Sie in Ihrem Film spielen, und sei es nur eine winzige Nebenrolle?

      Ich bin die Nina Hagen, die wunderbaren Menschen begegnet ...

      Ich erzähle der Julia Deeg von dem Mord, der an meinem Großvater in Sachsenhausen verübt wurde! Und über die Folterungen, die mein Vater im Gefängnis erlitten hat! ....« (32)

      Ob ausgerechnet das die Friedensaktivistin interessiert? Wohl kaum, denn sonst hielte sie sich nicht monatelang bei Yasser Arafat auf und schriebe keine Artikel, wie den in der »Jungen Welt«.



      Das »Massaker von Tantura«

      Seit Ende der 80er Jahre wirken in Israel die Postzionisten, die schon erwähnten »neuen Historiker«. Sie sind im Begriff, die israelische Geschichtsschreibung zu revidieren, die bislang von der »Reinheit der Waffen« ausgegangen sei. Demnach wären nur Kriegsverbrechen auf arabischer Seite, nicht aber auch seitens der jüdischen und der israelischen Kämpfer vorgekommen. Diese Behauptung ist unrichtig, es gibt allerdings große Unterschiede der Definition und Einschätzung derartiger Kriegshandlungen und Kriegsverbrechen, beispielsweise über Art und Anzahl der als Massaker bezeichneten Maßnahmen, die Anzahl geräumter Araberdörfer, der dabei Getöteten usw. Methodisch tut sich bei den »neuen Historikern« ebenfalls einiges. Sie benutzen laut eigener Aussage nicht gern Archive und primäre Quellen, es sei denn, sie ergänzen die Dokumente phantasievoll. Professor Ilan Pappe (Jahrgang 1954) vergleicht dieses Herangehen mit dem der Archäologie. Abschnitte, die nicht dokumentarisch zu belegen seien, würden aus der Sicht der Gegenwart hinzugefügt. Zu deutsch heißt das Geschichtsklitterung.

      Ilan Pappe sagt, er sei nicht so sehr an dem interessiert, was geschehen ist, als an dem, wie Menschen das sehen, was geschehen ist. Die Aufmerksamkeit der »neuen Historiker« gilt den heute noch lebenden Zeitzeugen und deren subjektiver Darstellung der Geschehen. Das ist ein weites Feld bei der sprichwörtlichen orientalischen Erzähl- und Fabulierfreudigkeit. Ihr Interesse gilt auch solchen historischen Ereignissen, die gar nicht eintraten, spekulativen Erwägungen. Moshe Zimmermann nennt sie, wie erwähnt, »kontrafaktische Fragen«. Schon in der Fragestellung liegt dann der Vorwurf, Gelegenheiten verpasst zu haben, die Beschuldigung aus der Perspektive der Gegenwart. Wir sehen es bei Moshe Zimmermann, der sich Gedanken macht darüber, was gewesen wäre, wenn Israel nicht gegründet worden wäre. Seltsamerweise stellen sich Moshe Zimmermann und die anderen Grübler nicht die Frage, was gewesen wäre, wenn der Mufti Hadji Amin al-Husseini im März 1920 nicht die Araber aufgehetzt hätte, wenn die Deutschen die Aufstände 1936 bis 1939 nicht finanziell und mit Waffen unterstützt hätten, wenn die arabischen Staaten die UN-Resolution Nr. 181, vom 29. November 1947 anerkannt hätten usw.

      Die neuen Methoden der Erzählkunst und der »archäologischen Ergänzung« werden von deutschen Palästinenserfreunden ebenfalls freudig aufgegriffen. Bei den Recherchen zu diesem Beitrag beispielsweise finden sich auf ihren Web Sites als Anzahl geräumter Araberdörfer zwischen 375 und 700. Belegt wird nichts. Die Phantasie blüht. Nirgends steht dort auch etwas über die dokumentierte Auslöschung jüdischer Dörfer. Karl Pfeifer schreibt dazu in seinem in die bizarre Welt der »neuen Historiker« einführenden Artikel, nichts werde erwähnt davon, dass »in den Gebieten, in denen die Juden 1948 eine Niederlage erlitten, kein einziger Jude - auch kein antizionistischer orthodoxer - bleiben durfte, und die jüdischen Siedlungen dem Erdboden gleichgemacht wurden.« (33)

      Diesen Ansatz kennen wir schon aus der Berichterstattung über Flüchtlinge und Vertriebene in Folge des israelischen Unabhängigkeitskrieges. Das Schicksal der Juden wird gar nicht thematisiert, außer es dient Palästinenserfreunden wie der Friedensaktivistin Julia Deeg als Einleitung zu einem Witz.

      Am Fall des angeblichen Massakers von Tantura kann man ermessen, wohin die neuen Methoden der Geschichtsschreibung führen.

      Im Frühjahr 2000 informiert der Student Teddy Katz, ein Schüler des »neuen Historikers« Prof. Ilan Pappe, die israelische Zeitung Ma`ariv über seine sensationellen Forschungsergebnisse, zu denen er im Rahmen seiner Magisterarbeit an der Universität Haifa gekommen sei, über ein Massaker, das am 23. Mai 1948 in Tantura verübt sein soll. Von diesem »Massaker«, bei dem mehr als 200 unbewaffneter schutzloser Dorfbewohner umgebracht worden seien, »weiß« bis zur Veröffentlichung der These von Teddy Katz in der Zeitung Ma`ariv nur der längst verstorbene Tantura-Einwohner Imam Scheich Mohamed Nimr al-Khatib, Mitglied des Arabischen Nationalkomitees. Er veröffentlicht seine »Erinnerungen« in Damaskus, im Jahre 1951. Niemand, auch nicht der von Salah Abd el Dschawad darob gescholtene »große palästinensische Intellektuelle und Historiker« Walid Khalidi wissen von einem solchen Massaker, obgleich israelische Wissenschaftler wie der Militärhistoriker Professor Uri Milstein sich seit fünfzig Jahren mit Recherchen zur Kriegsgeschichte Israels befassen, und auch arabische Wissenschaftler wirklich alles tun, um Israel Massaker und andere Kriegsverbrechen nachzusagen. Die internationale Presse ist seinerzeit voll von Berichten über angebliche Massaker von Deir Yassin, Kfar Qasim und anderen Ereignissen.

      Am 15. Februar 2000 erscheinen auf der Web Site der Palestinian National Authority (PNA) erstmalig ein ausführlicher Bericht über das »Tantora Massacre« sowie die angeblichen Äußerungen von Zeugen: »Zeugen schildern die Geschichte der professionellen Tötung«. (34) Heute ist kein Mangel mehr an weiteren »Überlebenden«. Aber, wo waren sie von 1948 bis 1999?

      Teddy Katz hat die Aussagen sowohl der palästinensischen »Zeugen« als auch der israelischen »Täter« mitgeschnitten. Niemand stellt sich die Frage, woher plötzlich Dutzende von Zeitzeugen kommen sollen. Sie leben heute fast alle im Dorf Faradis. Dort sollten sie sich niemals über ein so gravierendes Ereignis unterhalten, niemand sollte das den palästinensischen Führern berichtet haben? Niemand stellt sich die Frage, wieso die erfahrenen Veteranen der Alexandroni-Brigaden, von denen heute keiner jünger als 75 Jahre ist, sich einem Studenten gegenüber der Kriegsverbrechen bezichtigen sollten. Als die Veteranen der Alexandroni-Brigaden aus der Zeitung erfahren, was aus ihren Aussagen geworden ist, klagen sie gegen Teddy Katz.

      Die mitgeschnittenen Aussagen werden daraufhin vom Gericht geprüft, und es stellt sich heraus, dass seine Forschungsarbeit »Fälschungen und Lügen enthält«, schreibt Giora Erdinast, der Rechtsanwalt der Kläger am 6. Juli 2003 in der israelischen Zeitung Ha`aretz:

      »Sowohl jüdische als auch arabische Zeugen haben - trotz Drängens von Katz - energisch die Behauptung dementiert, dass nach der Kapitulation des Dorfes sich ein Massaker ereignet hätte. Sie wurden trotzdem in der Arbeit von Katz zitiert, als ob sie das Gegenteil gesagt hätten. Menschen, die Katz mitgeteilt haben, dass sie am Tag der Eroberung nicht im Dorf waren, wurden zitiert, als ob sie dort gewesen und Zeugen eines Massakers geworden wären.«

      Das Dorf, an der Hauptstraße von Haifa nach Tel Aviv gelegen, sei strategisch wichtig gewesen, weil darüber der Schmuggel von Waffen und Lebensmitteln organisiert gewesen sei. Es habe eine Schlacht gegeben, in der die Israelis 14 Leute verloren hätten. Zu der Zeit wären bereits 99 Prozent der Dorfbewohner abtransportiert worden, die meisten nach Faradis, sagt ein Veteran vor dem Gericht aus.

      »Als während seiner Befragung im Gericht seine Schande offenbar wird, sagt Katz im Zeugenstand: `Ich habe nie, nirgendwo jemandem gesagt es hätte in Tantura ein Massaker gegeben. Auch jetzt sage ich, es gab kein Massaker in Tantura.` « Seine Äußerungen wären von der Zeitung missverstanden worden.

      Auf Empfehlung seines Rechtsanwaltes unterzeichnet er einen Entschuldigungsbrief und verpflichtet sich, ihn in zwei israelischen Tageszeitungen zu veröffentlichen. Dem kommt er nicht nach, und die Veteranen veröffentlichen den Brief ihrerseits. Teddy Katz dagegen widerruft seine Aussagen unmittelbar hinterher und behauptet, man habe ihn unter Druck gesetzt. Auch die Universität von Haifa untersucht die Forschungsergebnisse von Teddy Katz und kommt zu dem Ergebnis der Fälschung. Sie gestattet Teddy Katz dennoch, die Arbeit nachzubessern, was er unterlässt, und die Arbeit, die zuvor eine Wertung von 97 zu 100 Punkten erhält, wird verworfen.

      Teddy Katz habe für seine Arbeit von der PLO 10 000 Schekel (etwa 1 900 Euro) erhalten, wie die Zeitung Yedioth Achronoth, am 1. September 2002, berichtet, und woran er auf Nachfrage nichts Schlechtes gefunden habe. »Geschichte als Magd der Politik«, schreibt der Rechtsanwalt der Kläger. (35)

      Worin liegt nun das Politische, das von der PLO mit 10 000 Schekel wirklich weit unter Wert gekauft wird, was aber Teddy Katz wohl als Abtragen einer »Schuld« Israels gegenüber den Palästinensern begreifen mag, als »Wiedergutmachung«?

      In den offiziellen Medien der PLO und der PNA wird die Nachricht vom »Massaker in Tantura« umgehend verbreitet, eine Menge angeblicher arabischer und jüdischer Zeitzeugen werden mit ihren »Äußerungen« zitiert, und die internationalen Medien der Palästinenserfreunde verbreiten sie sofort weiter. (36) Es ist nicht von Bedeutung, dass die Fakten anders liegen. Das Dementi bleibt unwirksam.

      Das erinnert an die Schilderung des Propagandafeldzuges gegen die Serben durch die US-amerikanische Firma Ruder Finn (»number 1 in client satisfaction«), deren Firmenchef dem französischen Journalisten Jacques Merlino gegenüber ausplaudert, wie er für seine Auftraggeber Nachrichten, ob wahr oder erfunden, schnellstens an ausgewählte Multiplikatoren streut, und dass »nur zählt, was einmal behauptet wurde. Dementis sind dagegen völlig unwirksam.« Die Firma ist besonders stolz darauf, die Juden der USA auf die Seite der »internationalen Staatengemeinschaft« und deren Absichten gezogen zu haben. Der Trick war, in der New Yorker Zeitung »Newsday« die Ereignisse in Kroatien, im August 1992, umzuschreiben und über angebliche serbische Konzentrationslager zu berichten. Dieses Reizwort reichte aus, um drei große jüdische Organisationen aufzubringen. Protestkundgebungen wurden organisiert und die Serben wurden »im Handumdrehen« mit den Nazis gleichgesetzt. (37)

      Es wird behauptet, Teddy Katz sei gezwungen worden zu widerrufen. Auf Grund seiner angeschlagenen Gesundheit habe er nicht standhalten können und in einem Augenblick der Schwäche nachgegeben. Wenn Israel dieses und die anderen Massaker nicht eingestehe, könnten die Palästinenser keinen Frieden mit ihnen schließen, erklärt Ramzy Baroud. So gibt es für die palästinensische Führung einen weiteren Vorwand zu Terroranschlägen.

      Eine politische Folge der »Entdeckung« des Massakers ist auch, dass im Dorf Faradis, in dem viele aus Tantura Vertriebene und ihre Nachkommen leben, und in dem bislang keine Gewalt und Aufstände zu verzeichnen sind, im September 2000 ein gewalttätiger Aufstand ausbricht.

      Hans Lebrecht schreibt in der »Jungen Welt«, vom 13. Februar 2001, einen Artikel über die militärische Karriere des Ariel Sharon. Darin steht, gleich im zweiten Absatz, dass Ariel Sharon im israelischen Unabhängigkeitskrieg 1948/49 Zugkommandeur in der Alexandroni-Brigade gewesen sei, eben der jetzt von Teddy Katz verleumdeten. Der Artikel wird umgehend auf die anti-israelische Web Site von Gerhard Lange und seiner »Gesellschaft für internationale Verständigung« übernommen, mit vielen weiterführenden Links. (38) Es ist also klar, was die Stoßrichtung der Forschungsarbeit des Teddy Katz ist.

      Gerhard Lange unterhält auch eine erlesene Seite »Initifada - Palästina«, mit ausgewählten Gedichten von Erich Fried und vielen Fotos von der Intifada, mit steinewerfenden Kindern und hilflos die Arme emporwerfenden Frauen. (39)

      Auch im Telepolis darf die Debatte nicht fehlen. »Die Offenheit und der Pluralismus sind in Israel verschwunden. Gespräch mit Ilan Pappe, der wegen seiner politischen Ansichten von der Universität entlassen werden soll, über die geistige Situation in Israel«, betitelt Max Böhnel ein Interview mit Ilan Pappe, dem Lehrer des Teddy Katz. (40) Max Böhnel ist in Deutschland geboren und lebt seit vielen Jahren in New York. Er ist Mitarbeiter des Journalistenbüros European Media, das im Auftrag von über 100 verschiedenen Medien täglich aus den USA berichtet. Zu seinen Spezialgebieten gehören amerikanische Politik und Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft.

      Ilan Pappe habe die »Theorie einer postzionistischen Gesellschaft« mitentwickelt. Ilan Pappe »ist einer der führenden `new historians`, die die herrschende israelische Geschichtsschreibung für Mythenbildung halten. Unter anderem deshalb drohen Pappe auf Betreiben der Universitätsleitung von Haifa nach einem internen `Gerichtsverfahren` die Entlassung und das Ende seiner akademischen Karriere.« Des Pudels Kern steckt in der Formulierung »unter anderem«. Der Rechtsanwalt der gegen Teddy Katz klagenden Veteranen der Alexandroni-Brigade Giora Erdinast berichtet nämlich von einer Einladung zu einer von Ilan Pappe organisierten Podiumsdiskussion an der Universität Haifa, zum Thema »Historiographie 1948«. Giora Erdinast schreibt:

      »Erraten Sie wer alles den Standpunkt der jüdischen Seite vertreten hat? Es war Pappe, mit dessen Hilfe die `Magisterarbeit` des Katz geschrieben wurde; Katz selbst, ein Student für den zweiten akademischen Grad (dessen Magister-Titel aberkannt wurde) und der nichts unerlaubtes in der Fälschung von Zeugenaussagen sieht und der uns bekannte Uri Adiv, der wegen seiner für Syrien geleisteten Spionagedienste rechtskräftig verurteilt wurde.« (41)

      In dem Interview mit Max Böhnel erklärt Ilan Pappe die Geschichtsfälschung des Teddy Katz zur »Katz-Affäre«. In aller Welt hätten an die 2000 Akademiker in einer Petition gegen das Verfahren gegen ihn und für die Rückkehr zur akademischen Freiheit in Israel protestiert. Es erinnert an die Ansprüche der Rechtsextremen und Holocaust-Leugner, die sich auch ständig auf das Recht auf freie Meinungsäußerung berufen.

      Selbstverständlich bestätigt Ilan Pappe in dem Interview mit kräftigen Worten die Richtigkeit der Forschungsergebnisse des Teddy Katz:

      »Ein zionistischer Militärverband, die `Alexandroni`-Brigade, hatte 1948 im Rahmen der israelischen Staatsgründung mehr als 200 arabische Zivilisten im Dorf Tantura abgeschlachtet. Anders als die Universitätsleitung und die Medien fand ich nicht, dass die Studie `gefährlich` oder `rein erfunden` sei. Ich bezog für Katz und für die akademische Freiheit Stellung, veröffentlichte auf der internen Webseite Auszüge aus den Interviews, die Katz mit israelischen Soldaten und palästinensischen Überlebenden geführt hatte, und schrieb in der Sache einen offenen Brief.«

      Er vermutet, dass man ihm mit Entlassung drohe, weil er im Folgesemester einen Kurs über »Al-Naqba« abhalten wolle, und weil er den Boykott Israels unterstütze, und dass man ihn »jetzt nur durch Rauswurf aufhalten kann«. Vor dem internen »Universitätsgericht«, was immer man sich darunter vorzustellen hat, will er nicht erscheinen.



      Der Ökumenische Rat der Kirchen im Einsatz für die Rechte der Palästinenser

      Auch der ca. 500 Millionen Christen in aller Welt repräsentierende Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK), dem Kirchen aller christlichen Traditionen außer der römisch-katholischen mit ihren 1,5 Milliarden Mitgliedern angehören (sie arbeitet mit dem ÖRK zusammen), ist in christlicher Nächstenliebe über ein von ihm finanziertes und koordiniertes »Begleitprogramm« für die Rechte der Palästinenser im Einsatz: (42)

      »Das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) läuft seit August 2002. Ökumenische Begleitpersonen beobachten die Menschenrechtslage und melden Verstöße gegen die Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht, unterstützen Aktionen gewaltlosen Widerstands an der Seite christlicher und muslimischer Palästinenser und israelischer Friedensaktivisten, gewähren Schutz durch ihre gewaltlose Präsenz, setzen sich für politische Veränderungen ein und üben ganz allgemein Solidarität mit den Kirchen und allen, die sich gegen die Besetzung wenden. ...«

      Nicht Vermitteln, sondern Melden und Denunzieren, das ist seinerzeit die Rolle der Kirchen auch in Nazi-Deutschland. Die Mittel h
      Avatar
      schrieb am 22.11.03 17:56:28
      Beitrag Nr. 5 ()
      nichtdie.
      ganz offensichtlich scheint dir daran gelegen, den thread unlesbar zu machen.

      mit dem thema hat dein beitrag nicht das geringste zu tun.

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      Avatar
      schrieb am 22.11.03 18:06:40
      Beitrag Nr. 6 ()
      ich finde doch :eek:
      Avatar
      schrieb am 22.11.03 18:08:05
      Beitrag Nr. 7 ()
      spam, sonst nix :mad:
      Avatar
      schrieb am 22.11.03 18:16:14
      Beitrag Nr. 8 ()
      ich finde auch, daß antigone nur Spam abläßt :laugh:
      Avatar
      schrieb am 22.11.03 18:18:40
      Beitrag Nr. 9 ()
      2ter Teil:

      Der Ökumenische Rat der Kirchen im Einsatz für die Rechte der Palästinenser

      Auch der ca. 500 Millionen Christen in aller Welt repräsentierende Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK), dem Kirchen aller christlichen Traditionen außer der römisch-katholischen mit ihren 1,5 Milliarden Mitgliedern angehören (sie arbeitet mit dem ÖRK zusammen), ist in christlicher Nächstenliebe über ein von ihm finanziertes und koordiniertes »Begleitprogramm« für die Rechte der Palästinenser im Einsatz: (42)

      »Das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) läuft seit August 2002. Ökumenische Begleitpersonen beobachten die Menschenrechtslage und melden Verstöße gegen die Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht, unterstützen Aktionen gewaltlosen Widerstands an der Seite christlicher und muslimischer Palästinenser und israelischer Friedensaktivisten, gewähren Schutz durch ihre gewaltlose Präsenz, setzen sich für politische Veränderungen ein und üben ganz allgemein Solidarität mit den Kirchen und allen, die sich gegen die Besetzung wenden. ...«

      Nicht Vermitteln, sondern Melden und Denunzieren, das ist seinerzeit die Rolle der Kirchen auch in Nazi-Deutschland. Die Mittel haben sich verfeinert. Kamerateams werden eingesetzt, und die dokumentieren mit Filmen, was längst und seit 2000 Jahren bekannt ist bei diesen Menschenfreunden: »Der Mörder ist immer der Jude ....«

      Am 20. September 2003 geht ein Ausflug des EAPPI nach Aschkalon, das vor 1948 Madschal heißt, zum öffentlichkeitswirksamen Aufstellen von vier Gedenktafeln. Solche Tafeln sollen an die zerstörten arabischen Dörfer und Städte erinnern. Auf den Tafeln in Aschkalon wird in arabisch und hebräisch »an das ehemalige Haus einer bekannten Familie aus Madschdal, an zwei frühere Straßennamen sowie an den Ort erinnert ..., an dem die Einwohner der Stadt 1950 zusammen getrieben wurden, bevor sie die Stadt verlassen mussten.«

      Diese wie auch ähnliche Veranstaltungen organisiert die vom Mennonite Central Committee der USA mit dem Ziel, »der jüdisch-israelischen Gesellschaft das Bewusstsein für die `al-Naqba` (`Katastrophe` auf Arabisch) zu stärken«, unterstützte israelische Organisation »Zochrot« (zu deutsch »Wir erinnern uns«).

      »Zochrot verbindet damit die doppelte Hoffnung, dass die Palästinenser eines Tages in ihre Dörfer zurückkehren können und dass jüdische Israelis es lernen, das Leid der Palästinenser zu verstehen und ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass allen Bürgern und Bürgerinnen Israels - jüdischen wie arabischen - die gleichen Rechte zustehen.«

      Immer wenn Zochrot solche Veranstaltungen organisiert, kommen zahlreiche palästinensische Familien dazu, u.a. auch der Palästinenser Taha Alkhtib, der jedes Mal mit seiner gesamten Familie an den von Zochrot organisierten Touren teilnimmt. Sein Vater (!) sei neun Jahre alt gewesen, als seine Familie aus ihrem Haus vertrieben worden sei. Er wolle die Erinnerung wach halten.

      »Larry« (»Die ökumenischen Begleitpersonen werden aus Sicherheitsgründen nicht mit vollem Namen genannt«), ein 37-jähriger ehemaliger Sportredakteur, der in der ganzen Region herumreisende regionale Kommunikationsbeauftragte des EAPPI, ist gemeinsam mit Lena, aus Schweden, und Louise, aus Dänemark, die Begleitperson dieses Einsatzes. »Larry« ist römisch-katholisch und kommt aus den USA. Er schreibt:

      »Rein äußerlich könnte Aschkalon, das genau nördlich vom Gazastreifen liegt, leicht ein Badeort in New Jersey sein. Aber man braucht nicht allzu scharfsinnig zu sein, um die beklemmende Gegenwart einer Vergangenheit zu spüren, die noch nicht ganz vergangen ist. Zwischen den hellen neuen Gebäuden sind das winzige Museum und die kleinen Straßencafés sichtbare Zeichen einer ganz anderen Vergangenheit. Ein großes Gebäude liegt in Ruinen und ein Minarett, das einmal Teil einer Moschee war, erhebt sich inmitten der Tische, an denen russische Israelis ihren Kaffee schlürfen. Diese Überreste sind Erinnerungen an eine Zeit, in der hier eine andere Stadt existiert hat - Madschdal, eine palästinensische Stadt, deren Bewohner 1950 vertrieben wurden, um Platz für die Stadt Aschkalon zu machen. Aber diese Tatsache wird von den hier lebenden Israelis trotz der sichtbaren Beweise nicht gerne akzeptiert.«

      Russische Israelis »schlürfen« also ihren Kaffee inmitten der Trümmer der Moschee, schreibt »Larry«, sie amüsieren sich, während die enteigneten arabischen Besitzer der Ortschaft darben. Man kann davon ausgehen, dass »Larry« das nicht nur für den ÖKR schreibt, sondern dass er in Zusammenarbeit mit den Organisatoren von Zochrot genau diese Ansicht den anwesenden Palästinensern vermittelt.

      Solche Unverfrorenheit, dass sich die Juden amüsieren, während die Palästinenser leiden, treibt, am 11. April 2002, den Tunesier Nizar Nawar zum Attentat auf die von Gläubigen und Touristen besuchte Synagoge Ghriba. Der Attentäter habe »nicht zusehen« können, »wie seine Brüder in Palästina sich töten lassen müssen, während die Juden spazieren gehen, sich amüsieren und ihre Rituale (in Tunesien) öffentlich praktizieren können«, erklärt der Sprecher der al-Kaida Suleiman Abu Ghaith in einer Fernsehansprache des katarischen Senders El Dschasira dazu. (1)

      »Larry« schildert den Verlauf der Veranstaltung in Aschkalon so:

      »Die ganze Aktion schien friedlich abzulaufen ... bis es plötzlich unter der Gedenktafel, die an die Sammelstelle für die Bewohner von Madschdal erinnern sollte, zu einer heftigen Auseinandersetzung kam. Angestachelt von zwei seiner Nachbarn hatte ein Bewohner aus Aschkalon das Schild genommen und wollte gerade damit weglaufen; eine Palästinenserin lief ihm nach und hielt ihn fest. Der Mann schrie, die Gedenktafel beleidige ihn, weil sie nicht wahr sei. Er wohne seit jeher in Aschkalon und habe nie einen Palästinenser getroffen, der hier gelebt hätte. Sein Nachbar mischte sich ein und es folgte eine hitzige Diskussion. Die vier standen sich wutentbrannt gegenüber: die palästinensische Frau schrie ihre ganze Frustration heraus, einer der Israelis erhob seine Faust und schien in seiner Wut noch nicht einmal zu merken, dass ein Kamerateam genau neben ihm stand und die Szene filmte. Das historische Verständnis dieser vier Menschen passte einfach nicht zueinander.«

      Die Juden bzw. Israelis stacheln einander auf und fangen den Streit an, einer der Israelis schreit und wird gewalttätig, als Reaktion (!) schreit auch die palästinensische Frau ihre Ohnmacht, »ihre ganze Frustration heraus«. Die Szene wird gefilmt von einem Kamerateam und, darf man annehmen, in der ganzen ökumenischen christlichen Welt herumgezeigt. Dies ist ein Beitrag der Christenheit zum Frieden im Nahen Osten.

      Wen aber finden wir schlichtend inmitten dieser turbulenten Szene? Teddy Katz!

      »Teddy Katz, ein jüdischer Israeli, der an der Demonstration teilnahm, verteidigte die Frau. Mitten in dem hitzigen Wortgefecht darüber `wer als erster da war`, fragte Katz den Mann, der am stärksten erregt war: `Aber die Moschee? Dann sagen Sie mir, wer die Moschee gebaut hat?` Die unerschütterliche Antwort lautete, dass das eine jüdische Moschee sei!«

      Der Jude ist also nicht nur verbohrt, sondern auch noch dumm, hält er doch eine Moschee für jüdisch. Wenn man davon ausgeht, dass der ehemalige Sportredakteur »Larry« weder arabisch noch hebräisch versteht und spricht, so hat er seine Weisheit aus einer Übersetzung des Teddy Katz. Dieser Teddy Katz ist sehr viel mehr wert als 10 000 Schekel. (43)

      Teddy Katz hält eine versöhnende Rede:

      »Katz wandte sich an die versammelten Menschen und erklärte, warum Aktionen wie diese dazu beitragen können, unter den Israelis ein neues Bewusstsein dafür zu schaffen, wie ihr Staat entstanden ist: `Aus dieser Stadt und aus zahlreichen anderen Orten wurden viele Palästinenser vertrieben. Damals gab es hier 500 Dörfer, die heute alle nicht mehr existieren. Sie (die Palästinenser aus Madschdal) haben hier gelebt, sind hier zur Schule gegangen, haben hier in ihrer Moschee gebetet. Wir müssen verstehen, dass dieser Ort nicht von Anfang an jüdisch war. Nach 1948 wurde Madschdal zerstört und Aschkalon aufgebaut.

      Wir erklären hier und jetzt, dass ihr (die Palästinenser) hierher gehört`, schloss Katz. `Es ist euer Land, genau wie es unser Land ist. Es tut uns leid, dass unsere beiden Völker Krieg gegeneinander führen. Diejenigen von uns, die heute gekommen sind, wollen einen Kompromiss mit den Palästinensern, damit alle gleichberechtigt hier leben können. Auch wenn dies ein jüdischer Staat ist, so ist hier doch Platz für die Palästinenser. Ihr habt Rechte, nicht weil wir sie euch geben. Ihr habt genauso Rechte, wie wir Rechte haben.` «

      Die ökumenischen Begleiter meinen zu sehen, wie es die Juden schmerze zu akzeptieren, dass das einmal ein nicht-jüdischer Ort gewesen sei. Dann glättet sich die Szene und einige Israelis gehen missmutig nach Hause und murren, dass all das die Schuld der Meretz-Partei sei, der Teddy Katz angehöre:

      »Meretz setzt sich für die friedliche Versöhnung zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn - einschließlich der Palästinenser innerhalb wie außerhalb Israels - ein.«

      Da kann man nur hoffen, dass sich nicht alle Meretz-Mitglieder mit solch unlauteren Mitteln für die »friedliche Versöhnung« einsetzen wie Teddy Katz, Ilan Pappe und die »neuen Historiker«.



      Anmerkungen

      (1) Die Entstehung des arabischen Antisemitismus und die Vertreibung der Juden aus den arabischen Staaten. Das Flüchtlingsthema einmal anders betrachtet, Von Gudrun Eussner [Link]

      (2) »Der Mörder ist immer der Jude ...« Interview mit Jürgen Elsässer [Link]

      (3) In Deutschland wie in Nahost: Vertreibungen und Aufrechnung. Moshe Zimmermann, Süddeutsche Zeitung, vom 30. Juli 2003. Veröffentlicht von der »Initiative Potsdamer Abkommen« [Link]

      (4) Taba, 23. Januar 2001 »Non-Paper« - Inoffizielle Antwort auf das Papier zur palästinensischen Flüchtlingsfrage vom 22. Januar 2001. Le Monde diplomatique Nr. 6549 vom 14.9.2001, Seite 9, 243 Dokumentation

      Ein israelischer Vorschlag zur Flüchtlingsfrage. Zitiert auf HaGalil Online [Link]

      (5) Moralische Verantwortung übernehmen. Shlomo Avineri zur Lage in Israel. Tachles, 23. Mai 2003 [Link]

      (6) Menschsein als Aufgabe [Link]

      (8) Die schwarze Liste der Massaker, die von den terroristischen jüdischen Gruppen gegen die Palästinenser verübt wurden ... [Link]

      (9) Historikerstreit in Israel: Die Vertreibung der Palästinenser - ein verdrängtes Thema. `Gläubige, rettet eure Seelen!` von Kenneth Lewan. Junge Freiheit 07/08, 6. Februar 1998 [Link]

      (10) Historikerstreit in Israel: Die Vertreibung der Palästinenser - ein verdrängtes Thema. `Gläubige, rettet eure Seelen!` von Kenneth Lewan [Link]

      (11) »KRITIK AN ISRAEL IST ERFORDERLICH« Nationalzeitung Nr. 10/28, 2. Februar 2003 [Link]
      Interviewpartner der National-Zeitung in jüngster Zeit [Link]

      (12) Inhaltsverzeichnis Kommune 12/1996 [Link]

      (13) Weltoffen für Walser. Die Zeitschrift Das Argument hat unter ihren Autoren einen »Vertreter rechtsextremen Gedankenguts« entdeckt: Kenneth Lewan. von lars kohn, Jungle World, vom 26. Januar 2000 [Link]

      (14) Die zweite Intifada. Zwiespalt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. von Kenneth Lewan [Link]

      (15) Meir Vilner, am 23. Oktober 1918 geboren in Polen als Ber Kovner, verstorben am 5. Juni 2003. Meir Vilner. Marxist Israeli politician who rejected Zionism and championed Palestinian rights, by Lawrece Joffe, Guardian Unlimited, June 21, 2003 [Link]

      (16) Meir Vilner (1918 - 2003). The Knesset [Link]

      (17) Nach dem Wahlsieg Ariel Sharons. Packpapier-Verlag, Osnabrück [Link]

      (18) 50 Jahre Israel. UZ-Gespräch mit Meir Vilner, einem der beiden noch lebenden Unterzeichner der Unabhängigkeitsurkunde. Das Gespräch führte Hans Lebrecht.
      »UZ« unsere zeit, Zeitung der DKP, Nr. 18 1. Mai 1998. Trend Online Archiv 1998 [Link]

      (19) Feinde im eigenen Land? Ein akademischer Streit als Symptom der Befindlichkeit, von Christoph Schmidt, NZZ Online, 18. Juni 2002 [Link]

      Übernommen in Deutschland allein von der pro-palästinensischen »Kritischen Stimme. Texte zum Nahostkonflikt. Die palästinensische Perspektive ...« Für andere Palästinenserfreunde mag der Artikel zu ausgewogen sein. Fast alle übrigen ergoogelten »Feinde im eigenen Land« sind die Zwangsarbeiter in Deutschland. [Link]

      (20) Schuld und Erinnerung. Die Shoah, der Nahostkonflikt und die Linke. Von Klaus Holz, Elfriede Müller und Enzo Traverso. Jungle World 47/2002, 13. November 2002 [Link]

      (21) Die Diskussion der deutschen Linken um die Haltung zum Nahostkonflikt am Beispiel der Wochenzeitung »Jungle World«. D-A-S-H. Für Vernetzung - gegen Ausgrenzung [Link]

      (22) Diminishing the Jewish Population, by Zalman Gilichinsky [Link]

      (23) Der Weg zum Selbstmordbomber, von Inge Günther. Frankfurter Rundschau, 27.7.2002. Veröffentlicht im Materialdienst des Evangelischen Arbeitskreises Kirche und Israel in Hessen und Nassau [Link]

      (24) Ein Opfer zu viel. Die Ambivalenzen des Nahostkonflikts erlauben keine einfachen Lösungen. Noch eine Kritik am Dossier »Schuld und Erinnerung«. Von Ole Frahm und Freunden, Jungle World Nr. 48/2002, 20. November 2002 [Link]

      (25) Daniel Mermet est à nouveau la cible des sionistes ! [Link]

      27000 zustimmende Sympathieschreiben hat er bekommen, schreibt er auf seiner Web Site, davon 159 von VIPs. [Link]

      Dieser Artikel überzeugt Daniel Mermet, den KZ-Arzt zu interviewen: Judenvernichtung. Die Erinnerung der Täter. Der Spiegel, Heft 40/1998. Dokumentiert am 20. Juni 2000 [Link]

      (26) Julia Deeg harrte zwei Monate in Arafats Hauptquartier aus. livenet - Internetportal von Schweizer Christen [Link]

      (27) Macht und Ohnmacht der Hilfe. Eine Konferenz über die Zukunft humanitären Handelns, 28.-29. März 2003. Konferenz im IG-Farben-Haus der Universität Frankfurt/Main

      (vielleicht im Saal »Zyklon B«?)

      Zeichen paradoxer Hoffnung. Matinée über die Situation in Israel und Palästina schauspielfrankfurt, Sonntag, 30.3.2003, 11-15 Uhr [Link]

      (28) »Wir wünschen Ihnen gesegnete Reise«. Koalition rechter israelischer Parteien spricht sich für Vertreibung von Palästinensern aus, von Julia Deeg, Junge Welt, 18.1.2003 [Link]

      (29) eTrend: Fundgrube/Leseecke 2003: Israel Palästina [Link]

      www.freepalestine.de - Freiheit für Palästina - Kampagne zur Befreiung von Marwan Barghouti und allen palästinensischen politischen Gefangenen [Link]

      (30) Freiheit für Palästina [Link]

      (31) Jihad Mansour [Link]

      (32) Nina Hagen, Sie drehen einen Film über Berlin ... Berliner Morgenpost, 16. Juni 2002 [Link]

      (33) »Neue Historiker« schreiben die Geschichte um, von Karl Pfeifer. context xxi. Zeitschrift und Radiosendung, Inhalt 5-6/2002 [Link]

      (34) Tantora Massacre. Affidavits narrate the story of Professional Killing [Link]

      (35) »My favorite massacre myths«. INcontext, November 4, 2002 [Link]

      »Die Lüge weigert sich zu sterben«, von Giora Erdinast. Ha`aretz, 6. Juli 2003. Aus dem Hebräischen übersetzt von Karl Pfeifer. Anti-Defamation Forum (ADF) [Link]

      (36) Ramzy Baroud »Al-Tantura: a massacre denied for more than fifty years«. Muslimedia International. Er verlegt das Massaker vor, auf den 21. Mai 1948. [Link]

      Al-Tantura Massacre Denied, Again, by Ramzy Baroud, January 8, 2001.

      Palestine Media Watch [Link]

      Ramzy Baroud ist Herausgeber des »Palestine Chronicle« und Herausgeber einer Anthologie »Searching Jenin: Eyewitness Accounts of the Israeli Invasion«. Er lebt in Seattle, Washington, USA. Mitherausgeber des »Palestine Chronicle« ist u.a. Prof. Dr. Noam Chomsky

      (37) Kurt Köpruner: Reisen in das Land der Kriege. Erlebnisse eines Fremden in Jugoslawien, Espresso Verlag, Berlin 2001, S. 159 ff.)

      (38) Palaestina/Israel: Die militärische Karriere des Ariel Sharon. z-netz.forum.news [Link]

      (39) Intifada - Palästina. Gerhard Lange. Gesellschaft für internationale Verständigung (GIV) [Link]

      (40) Die Offenheit und der Pluralismus sind in Israel verschwunden. Gespräch mit Ilan Pappe, der wegen seiner politischen Ansichten von der Universität entlassen werden soll, über die geistige Situation in Israel. Max Böhnel, Telepolis - magazin der netzkultur, 19. Juni 2002 [Link]

      (41) Hier die Darstellung des Ilan Pappe, mit vielen interessanten Forumsbeiträgen: Why Haifa University Cancelled My Conference, By Ilan Pappe. History News Network, June 2, 2003 [Link]

      (42) Vom Umgang mit Tatsachen: die umstrittene Geschichte von Aschkalon und Madschdal. Von Larry, einem ökumenischen Begleiter des Ökumenischen Begleitprogramms des ÖRK in Palästina und Israel (EAPPI), 14. Oktober 2003 [Link]

      As a matter of fact: the disputed history of Ashkelon and Majdal. World Council of Churches, By Larry, ecumenical accompanier with the WCC`s Ecumenical Accompaniment Programme in Palestine and Israel (EAPPI), 14 October 2003 [Link]

      Approcher les faits sans a priori : l`histoire controversée d`Ashkelon et Majdal par Larry , accompagnateur oecuménique, Programme oecuménique d`accompagnement en Palestine et en Israël (EAPPI). 14 octobre 2003 [Link]

      Los hechos no se discuten, ¿o sí? La historia de Ashkelon y Majdal, Por Larry, integrante del Programa Ecuménico de Acompañamiento en Palestina e Israel (PEAPI), 14 de octobre de 2003 [Link]

      (43) The Israeli Taboo... 55 Years On, By Isabelle Humphries Freelance journalist - Cairo. IslamOnline.net, 15.5.2003 [Link]
      Avatar
      schrieb am 22.11.03 18:26:16
      Beitrag Nr. 10 ()
      Avatar
      schrieb am 26.11.03 20:02:47
      Beitrag Nr. 11 ()
      kommt einem aus der historie bekannt vor....



      „Ich schlug einen Araber ins Gesicht“
      von Gideon Levy
      Ha`aretz / ZNet Deutschland 22.11.2003


      Feldwebel ( der Reserve) Ron Furer ist nicht in der Lage, sein Leben jetzt einfach routinemäßig fortzusetzen. Er wird von den Bildern seiner drei Militärdienstjahre in Gaza verfolgt. Und der Gedanke, dass dies ein Syndrom sein könnte, das jeden befällt, der an den Checkpoints seinen Dienst macht, gibt ihm keine Ruhe. Kurz vor dem Abschluss seiner Studien im Design-Programm an der Bezalel-Kunstakademie, entschied er sich, alles fallen zu lassen und all seine Zeit einem Buch zu widmen, das er schreiben möchte. Die größeren Verleger, denen er dies Anliegen vorlegte, lehnen es ab, dieses Buch zu veröffentlichen. Der Verleger, der es schließlich akzeptierte ( Gevanim) sagt, dass der Steinmatzki-Buchgroßhandel sich weigert, es zum Verkauf aufzunehmen. Aber Furer hat sich entschieden, sein Buch in die Öffentlichkeit zu bringen.

      „ Du kannst die härtesten politischen Ansichten vertreten, aber keine Eltern wären damit einverstanden, wenn der Sohn ein Dieb, ein Krimineller oder eine gewalttätige Person wird“ sagt Furer. „Das Problem ist, dass es nie in dieser Weise dargestellt wurde. Der junge Mann stellt sich niemals in dieser Weise seiner Familie vor, wenn er aus den (besetzten) Gebieten zurückkommt. Im Gegenteil – er wird als Held begrüßt, als jemand, der die wichtige Aufgabe des Soldaten erfüllt. Keiner kann dem gegenüber gleichgültig sein, dass es viele Familien gibt, in denen es gewissermaßen schon zwei Generationen Kriminelle gibt. Der Vater machte dies durch und nun der Sohn – und keiner spricht am Mittagstisch davon.

      Furer ist sich sicher, dass das, was er erlebte, keineswegs einmalig ist. Zu Hause war er ein kreativer, sensibler Abiturient des Thelma Yellin Kunst-Gymnasiums, der am Checkpoint zum (wilden) Tier wurde, zum gewalttätigen Sadisten, der Palästinenser zusammenschlug, weil sie ihm gegenüber nicht die nötige Höflichkeit zeigten, der auf Autoreifen schoss, weil der Autobesitzer (angeblich) sein Autoradio zu laut laufen ließ, der einen behinderten Jungen, der mit Handschellen auf dem Boden des Jeeps lag, misshandelte, nur weil er gerade seine Wut an jemandem auslassen musste. Das „Checkpoint-Syndrom“ – so auch der Titel des Buches – verwandelt jeden Soldaten nach und nach in ein (wildes) Tier – behauptet er, egal, welche Werte er von zu Hause mitbringt. Keiner kann sich dieser ansteckenden Verhalten entziehen. An einem Ort, an dem fast alles erlaubt ist und wo Gewalt als normales Benehmen empfunden wird, testet jeder Soldat seine eigenen Grenzen von Gewaltimpulsen gegenüber seinen Opfern – den Palästinensern.

      Sein Buch liest sich nicht leicht. Es ist in knapper, eindeutiger Prosa geschrieben, in der derben und groben Ausdrucksweise der Soldaten. Er rekonstruiert Szenen aus den Jahren, in denen er in Gaza seinen Dienst machte ( 1996–99), also in Jahren, in denen es relativ ruhig war ...Er beschreibt, wie er und seine Kameraden einige Palästinenser gezwungen haben „Elinor“ zu singen. Es war wirklich toll, wie diese Araber ein Zohar-Argovlied gesungen haben – wie im Film“. Sie weckten Gefühle in ihm: manchmal haben mich diese Araber wirklich angewidert, besonders die, die versuchten, vor uns zu scharwenzeln; die Älteren, die zum Checkpoint mit diesem Lächeln im Gesicht kommen“; die Reaktionen, die sie hervorriefen: „ wenn sie uns auf den Wecker gingen, fanden wir einen Weg, sie stundenlang am Checkpoint festzuhalten. So verloren sie manchmal einen ganzen Arbeitstag. Aber nur auf diese Weise lernen sie.“

      Er beschrieb, wie sie Kinder vor einer Inspektion befahlen, den Checkpoint zu reinigen, wie ein Soldat mit Namen Shohar ein Spiel erfand: Er kontrollierte eine Identitätskarte und statt sie zurückzugeben, warf er sie in die Luft. Er hatte seinen Spaß daran, wie der Araber aus seinem Wagen aussteigen und seine Identitätskarte vom Boden aufheben musste. Mit diesem Spiel konnte er eine ganze Schicht verbringen ,...., wie sie ein Erinnerungsfoto mit einem blutigen, gefesselten Araber machten, den sie zusammengeschlagen hatten, wie Shahar auf den Kopf eines Arabers pisste, weil der Mann es wagte, einen Soldaten anzulächeln, wie Dado einen Araber zwang, auf allen Vieren zu gehen und wie ein Hund zu bellen, wie sie Gebetsketten und Zigaretten stahlen. Miro wollte, dass man ihm Zigaretten gibt, die Araber wollten dies aber nicht, so brach Miro einem die Hand und Boaz zerschnitt die Reifen.

      Abschreckende Bekenntnisse

      Das abschreckendste persönliche Bekenntnis: „Ich rannte auf sie zu und schlug einem Araber direkt ins Gesicht. Niemals habe ich jemanden so geschlagen. Er fiel auf die Straße. Die Offiziere sagten, wir müssten ihn nach seinen Papieren durchsuchen. Wir zogen seine Arme nach hinten, legten ihm Plastikhandschellen an. Wir verbanden ihm die Augen, damit er nicht sieht, was im Jeep ist. Ich hob ihn von der Straße auf. Blut floss ihm von den Lippen. Ich führte ihn hinter das Jeep und warf ihn hinein. Seine Knie schlugen gegen die Wand und er landete drinnen. Wir saßen hinten, unsere Füße auf dem Araber....unser Araber lag ganz ruhig da und wimmerte leise vor sich hin.....

      vollständig unter: http://www.zmag.de/article/article.php?id=921
      Avatar
      schrieb am 29.11.03 00:53:04
      Beitrag Nr. 12 ()
      Schießwütige Israelis
      28.11.2003

      Wie die israelische Haaretz am Freitag berichtete, waren die drei am Mittwochabend von israelischen Soldaten erschossenen palästinensischen Männern entgegen ersten Angaben der israelischen Armee nicht bewaffnet.

      Da das israelische Militär sich hier offenbar gezwungen sah, eine glatte Lüge zu korrigieren, wird der Vorfall jetzt nicht nur als eine "Verwechslung" dargestellt, es wird außerdem behauptet, daß zwei der Getöteten Mitglieder des Islamischen Jihad waren. Nach Angaben von Angehörigen handelte es sich um drei Cousins, die auf dem Weg zu einer Eid al-Fitr-Feier, einer Feier anläßlich des Endes des Fastenmonates Ramadan, waren.

      Ebenfalls am Mittwoch war ein 9 Jahre alter palästinensischer Junge von israelischen Soldaten in der Nähe des Flüchtlingslagers Rafah im Gazastreifen erschossen worden.

      Die israelische Armee behauptet zwar, daß zu der Zeit keinerlei Schüsse von israelischen Soldaten abgegeben worden seien, es existieren aber Berichte von mehreren Palästinensern, daß der Junge durch israelisches Feuer getötet wurde.

      Von dieser Schießwütigkeit der israelischen Soldaten sind offensichtlich nicht nur Palästinenser und Friedensaktivisten betroffen.

      So meldete der britische Independent am Freitag, daß das UN-Hilfswerk und weitere Hilfsorganisationen davor gewarnt haben, daß sie die Arbeit in den von Israel besetzten Gebieten beenden würden, wenn ihre Mitarbeiter weiterhin von israelischen Soldaten beschossen würden.

      Dies passiere sogar, wenn die Fahrtrouten zuvor mit israelischen Stellen abgestimmt würden.


      Die Hilfslieferungen, mit einem geschätzten Umfang von 1 Milliarde Euro im nächsten Jahr, bestehen größtenteils aus Lebensmitteln, ohne die ein Überleben für viele Palästinenser praktisch kaum möglich wäre.

      Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (ICRC) hat sich in diesem Jahr bereits aus den besetzten Gebieten zurückgezogen. "Dieses Programm wurde nicht geschaffen, um die Verantwortlichkeit der Besatzungsmacht, also Israel, zu ersetzen", sagte Vincent Bernard, ein Sprecher des Roten Kreuzes.

      Tatsächlich hat Israel in den besetzten Gebieten genau wie die USA im Irak die Verantwortung für die dort lebenden Menschen. Es scheint allerdings wenig wahrscheinlich, daß es dieser Verantwortung auch nachkommen würde, sollten die Hilfslieferungen tatsächlich beendet werden, zumindest nicht ohne massiven internationalen Druck.

      Die Warnung der Hilfsorganisationen macht einmal mehr deutlich, daß jeder Mensch in den besetzten Gebieten zum Ziel der israelischen Soldaten werden kann.
      http://www.freace.de/artikel/nov2003/israel281103.html
      Avatar
      schrieb am 29.11.03 03:50:35
      Beitrag Nr. 13 ()
      @nichtdie

      macht dich #1 nicht auch betroffen? :confused:
      Avatar
      schrieb am 29.11.03 10:32:47
      Beitrag Nr. 14 ()
      @cole:
      bei all meiner Antipathie zu den Fanatikern von der Likud
      ( und Arik Sharon persönlich ) - Burg ist ein ultralinker Spinner fern jeder Realität.
      Er sollte mal für ein Paar Tage zu seinen palestinensischen
      "Blutsbrüdern" ziehen - dann wird er ganz schnell, wenn er physisch überhaupt diese "Fraternisation" überlebt, welcome to reality sein. :laugh:
      Avatar
      schrieb am 29.11.03 10:53:47
      Beitrag Nr. 15 ()
      Der ausführende Sadismus würde ohne dem stillen Sadismus und der ideologisch-ethnischen zugehörigkeit dieser "Blutsbrüder" keinem bestand haben.
      Avatar
      schrieb am 29.11.03 18:11:52
      Beitrag Nr. 16 ()
      "Ich habe die Mauer erlebt" - Anmerkungen zum israelischen Sperrwerk gegen den Terror

      von Egmond Prill


      Israel baut einen Schutzzaun zur Abwehr des täglichen Terrors. Über weite Strecken ist es ein markiges Bollwerk mit einer hohen Mauer und elektronischen Sicherheitseinrichtungen. Für viele erinnert das Mauerwerk an die Trennlinie, die Berlin teilte. "Neue Berliner Mauer" - damit hat Israels Schutzzaun in den Augen vieler Journalisten einen treffenden Namen.

      Ich habe Jahrzehnte hinter der Mauer gelebt, hinter der echten Berliner Mauer, hinter der Demarkationslinie mit Stacheldraht, Kampfhunden, Minenfeldern und Selbstschußanlagen. Ich lebte in der DDR und zehn Jahre direkt in Berlin. Die Mauer war 1961 von den Ostberliner Machthabern errichtet worden, als "antifaschistischer Schutzwall" gegen die Bundesrepublik und das freie Berlin. Doch nur Tage nach dem Mauerbau wurde deutlich, die Sperranlagen richteten sich nicht gegen Westen, sondern gegen Osten. Die Schießanlagen zielten auf das eigene Volk. Gesichert wurde die DDR nicht vor dem Einfall des Westens, sondern vor dem Auszug der eigenen Bevölkerung.

      Israel baut keine "Berliner Mauer". Es ist kein Bauwerk gegen das eigene Volk, es ist auch keine Mauer gegen ein anderes Volk. Es ist ein teurer Versuch, etwas zu schützen, was höchste Aufgabe eines zivilisierten Staates ist und wofür kein Preis zu hoch ist: das Leben seiner Bürger. Israel schützt sich mit einer Mauer vor den Terroristen. Kilometerweit wird mit dem Sperrwerk der einfache Weg nach Haifa, Netanja und Herzlija verriegelt. Mit täglichen zivilen Kontrollen - vor jedem Supermarkt, vor jedem Kino, vor jeder Pizzeria muß man seine Taschen öffnen - schützt Israel das Leben im eigenen Lande. Das ist passiver Schutz vor Terror, den immer wieder auch Kontrollposten mit ihrem Leben bezahlt haben.

      Die Mauer soll den Schutz verbessern. Die Weltmeinung wandte sich selten gegen die wirkliche Berliner Mauer, die von den Kommunisten im Osten und vielen Demokraten im Westen als Friedenslinie gelobt worden war. Baut Israel eine Mauer, muß es sich um ein Friedenshindernis handeln. Ich wage mit spitzer Feder zu behaupten: Setzte Israel Stachelbeersträucher entlang der grünen Linie, würde auch diese Aktion schon wegen der Stacheln kritisiert werden.

      Daß der jüdische Staat seine Bürger schützt, das regt die Welt auf. Daß Israel sich wehrt, das ärgert viele Staaten, selbst die Amerikaner. Deshalb kam rasch die Verurteilung durch die UN-Vollversammlung. Die USA sind stiller geworden, nachdem Mitte Oktober in Gaza drei US-Diplomaten weggebombt wurden und Ende Oktober in Bagdad mehrere Selbstmordattentäter mit bombengefüllten Krankenwagen die internationale Rot-Kreuz-Zentrale sprengten und über vierzig Helfer in die Luft jagten.

      Nun sollen die Gebäude der UNO in Bagdad und Niederlassungen internationaler Hilfswerke im Irak besser geschützt werden: Doppelte Betonmauern mit Schleusen werden gebaut.
      Avatar
      schrieb am 29.11.03 18:17:43
      Beitrag Nr. 17 ()
      jetzt ist es offenbar - die UN ist eine einzige Kloake voll der proislamistischen Heuchler:


      Israel zieht UN-Resolution zurück - "inakzeptable Änderungen" gefordert

      NEW YORK (inn) - Israel hat am Mittwoch seine vor den Vereinten Nationen (UN) eingebrachte Resolution zurückgezogen und die Institution scharf kritisiert. Arabische und islamische Staaten hätten Änderungen verlangt, die Israel unmöglich akzeptieren könne, sagte Israels UN-Botschafter Dan Gillermann.

      In der Resolution hatte Israel gefordert, daß Selbstmordanschläge auf israelische Kinder verurteilt werden. Länder wie Bahrain, Malaysia, Saudi-Arabien, Südafrika, Sudan und vor allem Ägypten hätten den Entwurf extrem abgeändert. Unter anderem hatten sie die Wortgruppe "israelische Kinder" komplett entfernt. Statt dessen sollte sich die Resolution auf "alle Kinder im Nahen Osten" beziehen.

      "Das zeigt, wie weit die Heuchelei, das Doppelspiel und das Messen mit zweierlei Maß in der Vollversammlung und ihren Ausschüssen geht", sagte Gillermann. Erst vergangene Woche war eine palästinensische Resolution angenommen worden, in der die Leiden palästinensischer Kinder durch israelische Militäreinsätze verurteilt wurden.

      Israel hatte deshalb eine sehr ähnliche Resolution eingebracht. Damit wolle es "testen", ob die UN einseitig die Palästinenser unterstützten.

      Nachdem klar wurde, daß Israel bei einer Abstimmung nicht genügend Unterstützung für den Entwurf erhalten würde, zog es die Resolution zurück.

      "Das zeigt sehr deutlich, daß die UN-Vollversammlung eine unseriöse und voreingenommene Institution ist", sagte Gillermann nach der Rücknahme. Die Leben israelischer Kinder seien in den Augen der Vereinten Nationen offenbar weniger Wert als die palästinensischer Kinder.

      Israel hatte 1976 seine erste Resolution bei der UN eingebracht, diese aber wenige Tage später ebenfalls zurückgezogen. (dn)
      Avatar
      schrieb am 29.11.03 21:42:49
      Beitrag Nr. 18 ()
      #16 Sowas lese ich gerne aus geschichtsbüchern,die ältesten bei uns werden sich solcher lügen auch noch erinnern ,als von "Schutzhaft" dann Schutzwall gesprochen wurde,da kommt es auf dem begriff "Schutzzaun" auch nicht mehr an.Warum nicht mal "Stachelbeersträucher" auf Israelischen Staatsgebiet errichten um deren reaktion zu testen,dann kann Egmond Prill weiterhin solchen Mist schreiben und nichtdie wäre sicherlich entzückt.
      Avatar
      schrieb am 30.11.03 09:22:09
      Beitrag Nr. 19 ()
      @endaxi:
      jeder Staat hat die Pflicht, seine Bürger zu schützen.
      Was stört deine propalestinensischen "Brüder" daran? :D
      Avatar
      schrieb am 30.11.03 09:52:30
      Beitrag Nr. 20 ()
      #20 Hättest du geschrieben,jeder mensch hat die Pflicht seinem nächsten ein leben in würde zu ermöglichen,gäbe es keine differenzen unter uns "Brüdern".:p
      Avatar
      schrieb am 30.11.03 11:38:48
      Beitrag Nr. 21 ()
      nichtdie entpuppt sich als stalinist, wenn es um zionisten geht :laugh:
      Avatar
      schrieb am 03.12.03 11:19:21
      Beitrag Nr. 22 ()
      # 2

      nachdem die Israelis den 14 jaehrigen Jungen erschossen
      haben, fuhren sie mit dem Militaerjeep ueber den toten
      Koerper, das ist normal, auch manchmal mit den Panzer...
      so sind sie die Israelis.

      Eine tote Katze lag auf der Strasse,
      alle Fahrzeuge wichen dem Korpus aus,
      so auf einer Landstrasse in Oberbayern.
      Avatar
      schrieb am 03.12.03 14:24:54
      Beitrag Nr. 23 ()
      @antigone:
      Ich und ein "Stalinist"? :laugh:
      Schau doch in den Spiegel. Da wirst du einen Stalinisten erkennen. :D
      Avatar
      schrieb am 03.12.03 15:53:07
      Beitrag Nr. 24 ()
      @endaxi:

      Bericht von palästinensischen Sicherheitsdiensten:
      Palästinensischer Junge nicht von IDF getötet


      Nachrichtenartikel von Amos Harel, Ha`aretz, 01.12.2003
      Übersetzung Daniela Marcus

      Ein 9jähriger Junge, der letzte Woche in Rafah starb, wurde laut einem Bericht von palästinensischen Sicherheitsdiensten, der an die israelische Verteidigungsarmee (IDF) übergeben wurde, nicht durch die IDF getötet.

      Der Junge, ein Bewohner des Flüchtlingslagers von Rafah, war letzten Mittwoch erschossen worden. Ursprünglich wurde die IDF für seinen Tod verantwortlich gemacht, obwohl die Armee sagte, sie hätte keine Truppen im Gebiet der Schießerei gehabt.

      Militärquellen sagten gestern, palästinensische Untersuchungen hätten ergeben, dass der Junge von seinem älteren Bruder erschossen worden war. Der Vater hatte anscheinend in dem Versuch, die Aufmerksamkeit von seinem älteren Sohn abzulenken, die Israelis für den Tod des jüngeren verantwortlich gemacht.

      Unterdessen sagte gestern ein ranghoher Offizier des Kommandos Süd, dass die Palästinenser damit fortfahren, Kinder als menschliche Schutzschilde zu benutzen. Er präsentierte Filmmaterial, das vor etwa zwei Wochen in der Nähe des Sicherheitszauns entlang des Gazastreifens aufgenommen worden war. Israelische Truppen hatten einen mutmaßlichen Militanten des islamischen Dschihad getötet, nachdem dieser das Feuer auf die Soldaten eröffnet hatte. Das Video zeigt Männer, die sich dem Zaun nähern, um die Leiche abzutransportieren. Sie werden von einem 12jährigen Jungen begleitet.

      Quellen des Kommandos Süd sagten, in den letzten Wochen sei die Koordination zwischen der IDF und den Truppen der palästinensischen Autonomiebehörde (PA) besser geworden. Bei einem Ereignis, das sich letzte Woche ereignete, übermittelte die PA Informationen bezüglich einer Frau, die durch fehlgeleitetes IDF-Feuer verletzt worden war, was vom israelischen Militär zugegeben worden war. Quellen sagten auch, dass das palästinensische Personal Bereitschaft demonstriere, vom israelischen Militär entdeckte Sprengsätze auf dem Gebiet der PA zu demontieren. In mehreren Fällen haben palästinensische Kräfte Sprengsätze demontiert, die später von israelischen Panzern kontrolliert gezündet wurden.

      Gleichzeitig haben in den vergangenen 10 Tagen die palästinensischen Angriffe im Gazastreifen um 70 % zugenommen. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um Angriffe durch Kassam-Raketen und Granatbeschuss. Außerdem wurden im November insgesamt 26 Sprengsätze gezündet.
      Avatar
      schrieb am 05.12.03 22:52:06
      Beitrag Nr. 25 ()
      "Wir sind nicht die Mafia"
      04.12.2003

      Bisher hatte sich die Gruppe israelischer Piloten, abgesehen von ihrem offenen Brief an den israelischen Premierminister Ariel Sharon, in dem sie sich weigerten, weiter Angriffe auszuführen, bei denen der Tod von Zivilisten mindestens billigend in Kauf genommen wird, öffentlich nicht geäußert.

      Nachdem die Unterzeichner des Briefes - soweit sie noch im aktiven Dienst waren - aus dem Militär entlassen worden sind, sehen sie offenbar keinen Grund mehr für eine derartige Zurückhaltung. Mehrere von ihnen sprachen in einem am Mittwoch im britischen Guardian veröffentlichten Interview offen über ihre Motivationen und Gedanken.

      "Ich habe über sieben Jahre als Pilot gedient", sagte Hauptmann Alon R., der nicht seinen vollen Namen nennen wollte, da er noch immer hofft, wieder fliegen zu dürfen. Daß die zuordnung der Aussagen zu den entsprechenden Personen angesichts der geringen Anzahl von Betroffenen ein Leichtes ist, ist ihm wie auch den anderen Piloten dabei offenbar nicht klar.

      "Am Anfang waren wir Piloten, die glaubten, unser Land würde alles tun, was es konnte, um Frieden zu erreichen. Wir glaubten an die Reinheit unserer Waffen und daß wir alles taten, was wir konnten, um den unnötigen Verlust unschuldigen Lebens zu verhindern. Irgendwann in den letzten paar Jahren ist es immer schwieriger geworden, zu glauben, daß dem so ist."

      Für die meisten Piloten war das entscheidende Erlebnis der Abwurf einer 1.000 Kilogramm-Bombe auf das Haus von Salah Shehade, einem militärischen Anführer der Hamas. Bei der Explosion wurden außer ihm 14 Mitglieder seiner Familie, die meisten davon Kinder, getötet.

      Ein Hauptmann bezeichnete die Bombardierung als absichtliche Tötung und sogar Mord. Ein weiterer nannte es Staatsterrorismus.


      "Der Shehade-Vorfall war für uns ein Stop-Zeichen, eine letzte Warnung", so Alon R. "Durch Shehade begann ich meine Überzeugungen zu überdenken. Wir töteten 14 unschuldige Menschen, 9 von ihnen Kinder. Danach gab mein Kommandeur ein Interview, in dem er sagte, er schliefe gut und seine Männer könnten dies auch tun. Nun, ich kann es nicht. Wir lehnten es ab, es als einen unschuldigen Fehler zu betrachten."

      Hauptmann Assaf L., der aufgrund der Unterzeichnung des Briefes nach 15 Jahren Dienstzeit entlassen worden ist, denkt ebenso.

      "Man braucht kein Genie sein, um zu wissen, daß die von einer ein-Tonnen-Bombe verursachten Zerstörungen massiv sind, also hat jemand da oben die Entscheidung getroffen, sie abzuwerfen, wohlwissend, daß sie Gebäude zerstören würde", sagte er. "Jemand hat die Entscheidung getroffen, unschuldige Menschen zu töten. Da sind wir die Terroristen. Das ist Vergeltung."

      Oberstleutnant Avner Raanan gehört ebenfalls zu den Unterzeichnern des Briefs. Er war 27 Jahre lang Mitglied der israelischen Armee und hat 1994 eine der höchsten militärischen Auszeichnungen Israels erhalten.

      "Wenn man sich die letzten drei Jahre ansieht, sieht man, daß, wenn es einen Selbstmordanschlag gab, die israelische Luftwaffe eine große Operation startete, bei der Zivilisten getötet wurden und das sieht für unvoreingenommene Augen nach Rache aus", sagte er. "Man hört es in den Straßen Israels, die Menschen wollen Rache. Aber wir sollten uns nicht so benehmen. Wir sind nicht die Mafia."

      "Aufgrund des Terrorismus sind wir durch das Blut auf unseren Gesichtern geblendet worden. Wir sind nicht in der Lage zu sehen, daß auf der anderen Seite, neben den Terroristen, eine ganze Nation unschuldiger Menschen ist. Es ist wichtig, daß wir das erkennen und daß wir das, als Angehörige des Militärs, sagen", so Alon R.

      "Die Politik unserer Regierung ist es, die Angst in der Öffentlichkeit aufrechtzuerhalten", sagte Assaf L. "Wir sind nicht schwach. Das ist nicht 1967 oder 1973, als die syrische Armee an der Grenze wartete, um uns anzugreifen. Das ist die Fortführung eines Krieges um die Besetzung fortzusetzen."

      Der häufig geäußerte Vorwurf gegenüber den Piloten, sie würden sich in die Politik einmischen, statt ihre Befehle zu befolgen, wird von diesen zurückgewiesen.

      "Der Kommandeur der Luftwaffe sprach sich für die Siedlungen aus. während er bei einer Tagung der Likud-Partei in seiner Uniform neben Sharon saß", so Raanan. "Das ist politisch. Dieses Land hat einen Verteidigungsminister, der, als Stabschef der Armee, der bisher politischte von allen war. Es ist scheinheilig zu sagen, niedrigerrangige Offizieredürften ihre Meinung nicht äußern. Was sie meinen ist, wir dürfen so lange politisch sein, wie wir der Regierung zustimmen. Nun, das ist nicht demokratisch."

      Die Piloten sehen die Anschläge als eine Folge der Besetzung der palästinensischen Gebiete an.

      "Wir sind keine Pazifisten. Wir glauben nicht, daß wir uns zurücklehnen und uns von den Selbstmordattentätern angreifen lassen sollten. Aber all das ist ein direktes Ergebnis unserer Anwesenheit in den [besetzten] Gebieten", sagte Hauptmann Jonathon S. "Unser Kampf, die Siedlungen zu erhalten und das palästinensische Volk zu unterdrücken, bringt uns um. Er bringt unser Recht um, sicher im Land Israel zu leben. Eine sehr kleine Gruppe radikaler Israelis führt die vernünftige Mehrheit in die Katastrophe."


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