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    Thyssen - nur der Anfang? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 22.02.03 14:41:42 von
    neuester Beitrag 22.02.03 15:51:32 von
    Beiträge: 4
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      schrieb am 22.02.03 14:41:42
      Beitrag Nr. 1 ()
      Am gestrigen Freitag wurde die Thyssen AG von der Ratingagentur Standard & Poors um zwei Stufen!!! auf BB+ zurückgestuft. Bekanntgegeben wurde das ganze am Tag der Hauptversammlung. Eine Abweichung dieser Größenordnung bei der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens findet doch nicht von heute auf morgen statt. Das Unternehmen ist fundamental gesund, ist weltweit gut aufgestellt und ist auf Sicht von 6 - 12 Monaten in der Lage, allen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Eine Überschuldung liegt also mehr als fern, einzig und allein die ungedeckten Pensionsverpflichtungen geben Anlaß zur Beunruhigung. Doch dieser Fakt ist schon seit einiger Zeit bekannt. Das Unternehmen gilt als fundamental unterbewertet, hat allerdings auch kein all zu grosses Kurspotential. Was wird hier also eigenlich gespielt?

      Aus meiner Sicht gibt es dafür 3 mögliche Begründungen:

      1.)
      Es könnte sein, dass bestimmte institutionelle Investoren, die mit Standard & Poors "zusammen arbeiten" ein "verbilligtes" Kursniveau brauchen, um ihre Long-Positionen zu eröffen. Da könnte so ein Schock bei der breiten Anlegermasse schon mal helfen - in ein paar Wochen, wenn die Positionen eingegangen worden sind, wird das Rating wieder korrigiert und es werden Kaufempfehlungen ausgesprochen.

      2.)
      Die Marktposition des Unternehmens hat sich in der Vergangenheit schleichend verschlechtert, und wird sich auch weiterhin verschlechtern, die Unternehmensführung versucht jedoch, diese Tatsache zu verschleiern. Es wäre möglich, das der Mitarbeiterbestand noch viel zu hoch ist und auf der Kostenseite Druck erzeugt. In diesem Fall wäre Thyssen ein Einzelfall, zu deren Gesundung nur die Unternehmensführung sowie die Mitarbeiter beitragen können.

      3.)
      Die deutschen Unternehmen müssen die politischen Fehler unserer Regierung und deren Reformunfähigkeit ausbaden, was zur Folge hätte, das weitere Unternehmen dieser Abstufung folgen werden. Die Rückstufung bei der Kreditwürdigkeit versucht eine höhere Zinsbelastung bei der Fremdfinanzierung (Emission von Unternehmensanleihen), was den Unternehmensgewinn schmelzen lässt.

      Ich gebe zu, ich war bis gestern Aktionär dieses Unternehmens, da ich in diesem Marktumfeld sehr defensiv ausgerichtete Unternehmen bevorzuge und auch grundsätzlich von einem klassischen "Old-economy-Unternehmen" überzeugt bin. Sollte sich jedoch eine der 3 Begründungen bewahrheiten, habe ich das Vertrauen in den Finanzplatz Deutschland endgültig verloren und werde mich nur noch meinem eigentlichen Job, der schnellen Spekulation, widmen. Man kann in diesem Lande einfach nicht mehr seriös anlegen - so ein Fall ist mir nicht zum ersten Mal passiert - also werde ich mich nur noch wie gehabt, der schnellen Spekulation an der Nasdaq widmen. Dort herscht wernigstens noch ein Hauch von Transparenz bzw. Markteffizienz.

      So long - ein völlig gefrussteter deutscher Anleger (ja, die gibt (gab) es wirklich noch)!
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      schrieb am 22.02.03 14:59:19
      Beitrag Nr. 2 ()
      Deine Befürchtungen sind nicht allzu bei den Haaren herbeigezogen. Aber kann ich dich als Ex-Mitarbeiter vom Thyssen-Krupp Konzern beruhigen.

      Das Unternehmen ist sehr durchaus als gesund zu betrachten. Das einzige was jetzt im Moment abläuft ist die "schlechtmachung" der Deutschen Produkte. Der Kurs wird gedrückt mit dem langfristigen Ziel auch dem Dax zu schaden wo der Dow Jones jetzt im Arsch ist.

      Keine Angst, ich mache mir da keine Sorgen. So lange wie Deutschland sich in der Irak-Frage zurückhält, wird sich das am Ende noch bezahlt machen. Ich sage nur: "Wer zuletzt lacht, lacht am besten." Denk mal drüber nach.:p :p :p :p
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      schrieb am 22.02.03 15:40:53
      Beitrag Nr. 3 ()
      ftd.de, Fr, 21.2.2003, 13:03, aktualisiert: Fr, 21.2.2003, 20:48

      Pensionslasten bringen ThyssenKrupp in Bedrängnis

      Die Ratingagentur Standard & Poor`s (S&P) hat die Kreditwürdigkeit von ThyssenKrupp herabgestuft. Obwohl der
      Industriekonzern protestierte, erlitt die Aktie vom Freitag herbe Verluste.


      S&P begründete die Herabstufung um zwei Stufen auf BB+, was in etwa der Note "ausreichend" entspricht, am Freitag mit den hohen
      Zahlungsverpflichtungen des Konzerns. Ein Sprecher des Unternehmens bezeichnete die Entscheidung als "nicht nachvollziehbar".

      Gegenüber der Erstaufnahme des Ratings im Sommer 2001 habe sich die finanzielle Situation nicht verschlechtert, teilte ThyssenKrupp bei
      der Hauptversammlung in Essen mit. Das Gegenteil sei der Fall. Die Fakten zu ThyssenKrupp hätten sich nicht geändert, lediglich die
      Meinung von S&P habe sich geändert, hieß es. Ein Unternehmenssprecher bezifferte die finanziellen Auswirkungen dieser Herabstufung
      auf jährlich rund 20 Mio. Euro.

      Kurseinbruch bei Anleihen

      Nach bekannt werden der Herabstufung brach der Kurs der Aktie zeitweise um über sieben Prozent ein. Zum Börsenschluss notierten die
      Papiere mit einem Minus von zwei Prozent bei 9,73 Euro und waren damit größter Verlierer im Dax, der fester tendierte.

      Händlern zufolge verzeichneten auch die Anleihen von ThyssenKrupp deutliche Kurseinbrüche. Die im März 2009 fällige Anleihe mit einem
      Nominalzins (Kupon) von sieben Prozent sei um rund 800 Basispunkte eingebrochen auf Kurse zwischen 96 und 98 Zähler, sagte ein
      Händler von Unternehmensanleihen in Frankfurt. Am Donnerstag habe die ansonsten kaum liquide Anleihe noch bei Werten über 105
      Punkten notiert.

      Einem anderen Marktteilnehmer zufolge stieg die Rendite der ThyssenKrupp-Anleihe damit um mehr als 200 Basispunkte auf über acht
      Prozent. Bond-Händler prognostizierten zum Teil einen weiteren Kursrückgang für die Bonds. "Auf Grund des nun erreichten
      Ramsch-Status werden viele Fonds das Papier nicht mehr halten können und verkaufen müssen", hieß es. Zahlreichen Fondsmanagern ist
      es untersagt, in ihren Portfolios "Junk-Bonds" zu halten.

      Finanzschulden gesenkt

      "Wir verstehen die Entscheidung überhaupt nicht", sagte Konzernchef Ekkehard Schulz. Der Konzern habe seine Finanzschulden von 8,7
      Mrd. Euro auf 4,7 Mrd. Euro gesenkt und gleichzeitig das Ergebnis verbessert. Dies alles zähle aber offenbar nicht, weil S&P mitten im Spiel
      die Regeln geändert und seine Beurteilung von Pensionsverpflichtungen geändert habe, sagte Schulz.

      Die aktuellen Pensionszahlungen bezifferte Schulz auf gut 400 Mio. Euro pro Jahr. Die sich daraus ergebende Belastung werde sich
      mittelfristig nicht wesentlich verändern. Ab 2007 sei sogar von einem stetigen Rückgang der Belastung auszugehen. Die zusätzliche
      Belastung durch höhere Finanzierungskosten nach der Herabstufung bezifferte das Unternehmen auf 20 Mio. Euro jährlich. Ein
      Liquiditätsproblem gebe es aber nicht.

      Positive Ergebnisprognose

      "ThyssenKrupp ist solide aufgestellt", sagte Schulz. Der Konzern sei auf dem richtigen Weg. Für das laufende Geschäftsjahr 2002/2003
      (30.9.) rechnet der Konzern weiter mit einer deutlichen Ergebnisverbesserung. Besonders im ersten Halbjahr erwarte das Unternehmen
      einen deutlich höheren Gewinn als im schwachen ersten Halbjahr 2001/2002. Außerdem halte der Konzern an seinem Ziel fest, im
      Geschäftsjahr 2003/2004 einen Vorsteuergewinn in Höhe von 1,5 Mrd. Euro zu erreichen.

      Nach eigenen Angaben zahlt ThyssenKrupp derzeit rund 170.000 Rentnern und Hinterbliebenen Pensionen und hat dafür Rückstellungen in
      Höhe von gut 7 Mrd. Euro gebildet. Ursache für diese Belastung - das Verhältnis von Beschäftigten zu Pensionsempfängern liegt fast bei
      eins zu eins - ist im Wesentlichen die hohe Zahl von Mitarbeitern in den Stahlbereichen der Vorgängerkonzerne Thyssen, Krupp und
      Hoesch.


      © 2003 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 22.02.03 15:51:32
      Beitrag Nr. 4 ()
      Ich tippe bei den Hintergründen der Herabstufung auf eine Mischung zwischen 1 und 3.

      Zur Stärkung des deutschen Kapitalmarktes wäre eine deutsche oder zumindest europäische Ratingagentur von Vorteil.
      Es kann nicht sein, daß unsere Unternehmen von Amis geschulmeistert werden und unsere Fonds dann noch nachziehen müsen.


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