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    Schumpeter und die Revolutionäre - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 29.03.00 14:29:05 von
    neuester Beitrag 29.03.00 17:13:16 von
    Beiträge: 4
    ID: 106.423
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      schrieb am 29.03.00 14:29:05
      Beitrag Nr. 1 ()
      Da wir hier viel über die Wirtschaftstheorie Schmupeters diskutieren, die 1910 selbst "revolutionär" war, hier nochmal eine Zusammenfassung der Gedanken von Schumpeter:

      Nach Schumpeter ist die Wirtschaft vor allem ein Prozess der kreativen Zerstörung, nicht des Wettbewerbs in bestehenden Märkten. Wenn also in etablierten Branchen Ford und Daimler um Marktanteile ringen, oder Metro und Lidl, ist das nicht das wichtigste am wirtschaftlichen Wettbewerb.

      Das war ein Umdenken - zuvor waren die Ökonomen von dem Bild des Marktplatzes ausgegangen: bestehende Waren möglichst billig einkaufen, verändern oder nicht, möglichst teuer weiterverkaufen.

      Das wichtigste für den wirtschaftlichen Fortschritt ist laut Schumpeter, dass Unternehmer mit Visionen neue Prozess, Produkte oder Bedarfe sehen, und diese gegen die alten Industrien durchsetzen. Solche Schumpeter-Unternehmer wären revolutionär. Einige alte Industrien verschwinden. Die Revolutionäre halten sich nicht an die alten Regeln, sondern versuchen, neue Regeln zu etablieren.

      In diesem Sinne gibt es ganze Branchen, die im Moment revolutionär sind, wie z.B. das Internet oder Biotech. Oder auch z.B. eben Kamps, welcher die Brötchenbäckerbranche umkrempelt und den Einzelbäcker verdrängt. Oder auch China Telecom, welche ein zuvor mit Telefonie schlecht versorgtes Land verändert.

      Schumpeter-Unternehmen können, müssen aber nicht profitabel sein. Der eine mag schon an Schumpeter-Unternehmer im Frühstadium glauben, ich bevorzuge es, in eine laufende Revolution (proftable Unternehmen) einzusteigen. damit fährt man m.E. als Privatinvestor besser und ein solches "Revolutionärsdepot" ist immer noch hochriskant.

      Max
      Avatar
      schrieb am 29.03.00 15:56:35
      Beitrag Nr. 2 ()
      Hallo Max,

      ich glaube das schwierigste Wort in Deiner ganzen Definition ist das Wort revolutionär selbst.
      Es ist einsichtig, daß die Erfindung des Fließbandes oder des PC eine Revolution auslösten.
      Auch das Internet und der Mobilfunk ändern unser Leben radikal. Ich habe auch (im Gegensatz zu MagicSteve) keine Schwierigkeiten damit ein Unternehmen Revoluzionär zu nennen, das schon seit einigen Jahren als Pionier agiert, jetzt aber erst in die Position kommt, in der Wirtschaft wirklich etwas zu bewegen.
      Doch ist es wirklich revolutionär wenn man aus einer Bäckerei eine Kette macht? Das Prinzip wird eigentlich schon von vielen Bäckereien (z.B. Weber oder 3 Glocken) praktiziert und das Frenchising hat Kamps auch nicht erfunden (kein First Mover, eher erfolgreich auf einen Zug aufgesprungen) vielleicht sollte man für so ein Unternehmen eher die Kategorie "Abstauber" definieren.
      Besteht das Revolutionäre Element für Dich in der Konsequenz mit der Kamps sein Konzept durchsetzt? (Leider komme ich nicht mehr an den Kamps-Thread ran, den ich nicht mitverfolgt habe. Wahrscheinlich wurden diese Fragen schon diskutiert, aber ich äußere meine Meinung auch gerne mal aus dem Bauch)
      Noch mehr Schwierigkeiten habe ich mit China Telecom. Die machen nun wahrlich nichts weltbewegend neues. Wird man allein schon dadurch zum Revolutionär, daß man ein bestehendes Konzept oder Produkt auf einen Markt transportiert, auf dem es bisher noch in ungenügender Weise vertreten war? (Ist das nicht eher ein "erfolgreicher Nachmacher"?
      Wie sieht es denn hier aus mit der Konkurrenz? Ist es hier nicht einzig und allein die Politik die China Telekom vor Wettbewerbern wie Hutchinson Whampoa und Vodaphone schützt? Hat das noch etwas mit Wirtschaft zu tun? Nicht jeder (lokale) Marktführer mit hohen zuwachsraten ist revolutionär.

      Gruß,

      MarkV
      Avatar
      schrieb am 29.03.00 16:02:09
      Beitrag Nr. 3 ()
      Hallo Dr.Max,

      schön, daß Du deine Thesen auch hier ins Board stellst für die vielen, die sie sonst
      eher nicht gelesen hätten. Du hast aber versäumt, darauf hinzuweisen, daß dies nicht
      nur eine Zusammenfassung ist, sondern auch eine Umformulierung beinhaltet.

      Du schreibst:

      >Schumpeter-Unternehmen können, müssen aber nicht profitabel sein. Der eine mag schon an >Schumpeter-Unternehmer im Frühstadium glauben, ich bevorzuge es, in eine laufende Revolution
      >(proftable Unternehmen) einzusteigen. damit fährt man m.E. als Privatinvestor besser und ein solches >"Revolutionärsdepot" ist immer noch hochriskant.

      Du kennst meinen Kritikansatz.

      Das, was Du jetzt eine "laufende" Revolution nennst, ist eben keine Revolution mehr.

      Das innovative Unternehmen bezieht sich in seiner Handlung ganz auf die Zukunft,
      es geht ihm darum, seine Vision in die Tat umzusetzen. Er findet aber eine
      Wirtschaftswelt vor, die schon von anderen, großen Firmen dominiert wird.
      Um sich gegen diese Firmen durchzusetzen, muß er zunächst die Wirtschaftswelt
      selbst verändern und so einen Bedarf schaffen, auf den die großen, dominierenden
      Firmen von sich aus garnicht kommen.

      Das kleine revolutionäre Unternehmen kann es sich erlauben Verluste zu machen.
      Alles Kapital, was ihm zur Verfügung steht, verwendet es darauf, die Wirtschaftswelt
      so zu verändern, daß es sein Unternehmenskonzept einbringen kann.

      Ein Beispiel: YAHOO betreibt auf eigene Kosten eine Internet-Suchmaschine. Das
      bringt ihnen kein Geld ein. Sie beeinflussen damit aber das Erscheinungsbild und
      die Möglichkeiten, die das Internet bietet. Allmählich entwickelt sich aus der
      Suchmaschine das Portal. Nach einiger Zeit werden profitorientierte Unternehmer
      auf das Internet aufmerksam und entdecken das Werbepotential. Da erst schlägt
      YAHOO zu und verkauft Werbebanner.

      Jeder soll sich selber fragen, in welcher Phase YAHOO sich heute befindet. YAHOO
      ist inzwischen der weltweit führende ISP. Sie bieten alle möglichen Dienste an
      und profitieren geschickt auf alle möglichen Arten von dem Wettbewerbsvorteil,
      den sie sich in ihrer "revolutionären" Phase mit langem Atem und Einsatz von
      Kapital erarbeitet haben. Grundlegende Veränderungen von Wirtschaftsabläufen
      sind dort nicht mehr zu erwarten. Das wäre auch nicht gut, denn das würde die
      Marktführerschaft gefährden, die YAHOO inzwischen erlangt hat.

      YAHOO ist nach wie vor ein super Investment, da sie weiter wachsen werden.
      Auch wenn es erste Anzeichen gibt, daß YAHOO "erwachsen" wird. Aber dafür
      ist eben das Risiko geringer.

      Noch etwas anderes, Dr.Max.

      Du sprichst von profitabel, meinst aber (so habe ich Dich in anderen Postings
      verstanden) in Wirklichkeit ausgewiesene Gewinne ("schwarze Zahlen").
      Als Wirtschaftsprofessor dürfte Dir der grundlegende Unterschied sicherlich
      klar sein.
      Ein Unternehmen, welches noch "rote Zahlen" schreibt kann durchaus
      profitabel sein. Dieser Gesichtspunkt ist IMO bei der Beurteilung von jungen
      Unternehmen besonders wichtig.

      Mein Fazit: die Art, wie Du hier die Grundaussagen Schumpeters "zurechtbiegst"
      um sie deinen eigenen Anlageideen nachträglich anzupassen finde ich allzu
      offensichtlich. Dadurch entsteht ein verzerrtes Bild für Anleger, die sich
      auf Grund deiner Ankündigung tatsächlich für innovative Unternehmen
      interessieren. Umgekehrt entsteht bei Leuten, die sich vielleicht für solche
      Wirtschaftstheorien interessieren ein falsches Bild .

      Übrigens: wer sich für Innovative Unternehmen interessiert und dazu mal was
      fundiertes lesen möchte, dem kann ich folgenden gut geschriebenen Artikel empfehlen:

      http://www.innovation-aktuell.de/fb990617.htm
      Avatar
      schrieb am 29.03.00 17:13:16
      Beitrag Nr. 4 ()
      Und der Anti-Kamps Ansatz ist doch klar erkennbar!Hier wird
      um Marktanteile in einem etablierten Markt gekämpft.Dein Daimler
      Vergleich sollte also auch hier gelten.

      In meinem(damals unerwiederten)Kamps Antwort schrieb ich:Ich selbst würde Kamps nicht als revolutionär bezeichnen.Das
      Unternehmen hat sehr schöne Kurssteigerungen geliefert
      und diese auch durch Steigerung des Unternehmenswert hinterlegt.
      Aber langfristig hat man sich doch nur neue Umsätze und nicht
      neue (größere)Gewinne hinzugekauft.Ich gehe selbst gerne in
      den Ketten einkaufen.Aber ich habe auch keine MC-Donalds
      Aktien.Allerdings könnte eine "neue" Geschäftsidee(was weiß ich
      "Brötchen und Banking"oder "Kuchen und Internet"oder "Kakao und
      Mobiltelefone","Kaffee und Strom") den Bekanntheitsgrad und die flächenmäßig große
      Struktur der Firma diese in die Lage versetzen große Einheiten
      schnell in den Markt zu pressen.Wenn man da am Einkauf spart...
      Aber ansonsten finde ich Kamps hat mit Dell überhaupt nichts gemein.
      Gegessen und getrunken wird natürlich immer.
      Gruß aus Hamburg.


      Ich und wahrscheinlich jeder hier kann sich nicht mit allen
      Werten der Watchlist auseinandersetzen-jedoch kannst Du davon ausgehen
      das ich mir meine Gedanken zu Kamps gemacht habe wenn ich hier
      schon als Basher auftrete und von der Aktie abrate.Und gemäß
      Deiner nochmaligen Schumpeter Ansätze wohl auch in dessen Sinne...


      Na ja wird schon...NetNanny


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