checkAd

    Sinn oder Unsinn von "Steuersparmodellen"? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 13.01.04 23:15:59 von
    neuester Beitrag 15.01.04 22:37:05 von
    Beiträge: 5
    ID: 810.172
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 411
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 13.01.04 23:15:59
      Beitrag Nr. 1 ()
      Die einen profitieren, die anderen schimpfen und die Mehrheit möchte diese Konstrukte gar ersatzlos abschaffen. Was steckt eigentlich dahinter?

      „Steuersparmodelle“ wurden vor einiger Zeit ins Leben gerufen, um Investitionen in bestimmte Wirtschaftsbranchen zu belohnen. Gerade weil in bestimmte Branchen unter normalen Renditegesichtspunkten nicht investiert wurde. Nicht einmal Risikokapitalgeber waren bereit, die Anfangsfinanzierung derartiger kapitalintensiver Projekte zu übernehmen. Ich denke hier z.B. an Windparkfonds, Immobilienfonds etc. (der Sinn oder Unsinn der Windparks soll in der Diskussion mal außen vor bleiben)

      Für bestimmte Projekte musste also ein Anreiz geschaffen werden, die dahinterstehende Technologie oder Infrastruktur zu fördern, deren Entstehung und Entwicklungsmöglichkeiten auf andere Weise niemals ausgereizt werden könnten.

      „Sparmodell“ ist deshalb nicht der richtige Begriff:
      Steuern werden zwar gespart, sind aber Ausgaben (bzw. Aufwendungen) die als Investitionen in den Wirtschaftskreislauf eingebracht werden. Sie fließen einer bestimmten Sache zu. Stellt man sich mal ein Unternehmen vor, welches vor der Frage steht, in das eigene Unternehmen zu investieren (und damit Steuern zu sparen) oder diese Mittel einem anderen zur Verfügung zu stellen, der auf lange Sicht wesentlich höhere Erträge erwirtschaften könnte. Letztere Gruppe haben meist eine gute progressive Idee, können diese aber nicht umsetzen, weil ihnen die zugehörigen finanziellen Mittel fehlen. Daher müsste logischerweise ein Austausch beider Vorteile zum Nutzen der Allgemeinheit angestrebt werden. Bis heute wurde diese Idee so erfolgreich umgesetzt, aber bei der heutigen Kapitalausstattung des Staates werden stets Wege gesucht, neue Mittel aufzuspüren. Da wird mal schnell mit den Begriffen Steuervergünstigung und Subvention operiert, die es doch gar nicht sind. Es sind Investitionen!!!
      Warum sollen Investionen deshalb nicht steuerabzugsfähig sein? Es gibt doch volkswirtschaftlich gar keinen Unterschied, ob die Investitionen in die eigene Unternehmung oder in eine andere fließen. Eine Investion bleibt eine Vorleistung, die gemäß dem kapitalistischen Grundprinzip einen nachfolgenden Ertrag erbringen soll. Sonst wäre sie wirtschaftlich nicht sinnvoll.

      Betrachtet man die Sache mal von der anderen Seite: Verlustzuweisungsgesellschaften spielen heute eine grosse Rolle. Es sind meist Projekte in der Rechtsform einer GmbH & Co. KG, bei der die GmbH die Betreibergesellschaft mit dem notwendigen wirtschaftlichen und rechtlichen Know How ist. Gesucht werden Kommanditisten, die zunächst kapital einbringen und bestimmte Verluste in späteren Geschäftsjahren auf ihre Anteile anrechnen lassen wollen, um sie steuerlich abzugsfähig zu machen. Dies ist aber nur möglich, wenn sie entsprechend hohe Einkommen aus selbständiger Arbeit gemäß § 1 EstG vorweisen können und damit einen vertikalen Verlustausgleich ansteben. Mit der Gesellschaftertätigkeit übernehmen sie anteilig die unternehmerischen Risiken und haben anfangs auch ihre Kommanditeinlage geleistet. Was ist dabei verwerflich, wenn man sich an derartigen Projekten beteiligt, um seine Steuerprogression ein wenig zu beschneiden.

      Fazit:
      Die Diskussion in den Medien über die Existenz dieser Modelle, führt am eigentlichen Ziel vorbei, sie wird nur polemisch geführt und dient als Argumentationsgrundlage für jene Gruppen, die die Umverteilungspolitik in Deutschland weiter voran treiben möchten. Man versucht gezielt durch „Aha“-Effekt unter dem Deckmantel der Gerechtigkeit die Neidkomplexe aufzubauen und zu bedienen. Das die Investoren die die eigentlichen „Macher“ eines wirtschaftlichen Prozesses sind, wird nicht erwähnt! Vielmehr werden sie als die „Buhmänner“ hingestellt, die enteignet gehören.
      Mittels dieser Modelle werden ganze Wirtschaftszweige finanziert, deren Fortschritt ohne diese Zuflüsse nicht voran getrieben werden kann. Wie jeder weiß, geht dem volkswirtschaftlichen Wachstum stets ein Technologiesprung voraus, der bestimmte Anschubfinanzierungen bedarf. (Weiterentwicklung der Technologie ist eigentlich auch eine Staatsaufgabe)
      Ich bin mir sicher, dass nicht einmal 10% der deutschen Bevölkerung genau wissen, was für ein wirtschaftlicher Zusammenhang hinter diesen Modellen steckt. Deshalb will ich mit diesem Posting Denkanstösse über die Unsachlichkeit der öffentlichen Diskussion geben.

      Anmerkung:
      Ich selbst profitiere in keinster Weise von diesen Modellen, da meine eigenen Mittel für andere Zwecke herhalten müssen. Ich kenne mich in dieser Materie nur ein wenig aus, habe aber keine Vorteile davon. Deshalb möchte ich hier eine sachliche Diskussion über das Für und Wider derartiger Konstrukte führen. Leider sehe ich zur Zeit das Abschlachten eines der noch wenigen funktionierenden Wirtschaftszweige, was zukünftig fatale Folgen haben könnte!
      Avatar
      schrieb am 13.01.04 23:58:07
      Beitrag Nr. 2 ()
      #1

      Um es ein bisschen polemisch zu sagen: Jede Investion in ein unrentables Projekt, das nur durch Steuervorteile Gewinn abwirft, ist eine volkswirtschaftliche Verschwendung aller erster Güte. Das Kapital, welches derart fehlgeleitet wurde, fehlt an anderer Stelle, nämlich bei der Entwicklung von innovativen Technologien. Als besonders witzig an Steuersparmodellen finde ich übrigens, dass viele Modelle zur Erhaltung deutscher Arbeitsplätze aufgelegt wurden, speziell der gesamte Komplex Schifffahrt und Schiffbau, aber dank WTO eine Bevorzugung der einheimischen Indutrie verboten ist und somit Arbeitsplätze in Korea von deutschen Staat ebenso subventioniert werden. Und niemand Stoppt den Wahnsinn.
      Avatar
      schrieb am 14.01.04 16:29:34
      Beitrag Nr. 3 ()
      1, dagobert:

      Dein Beitrag gefällt mir.

      Viele Bürger hören "Steuern sparen" und meinen zugleich, die Steuern würden jemandem "erspart". "Steuern sparen" durch "Steuersparmodelle" kann allerdings nur jemand, der vorher auch etwas investiert. Daß die Erlöse aus diesen Investitionen allerdings wieder versteuert werden müssen, entgeht dem Normalbürger. In aller Regel zahlt derjenige, der an "Steuersparmodellen" (auch Investition genannt) teilnimmt, mehr Steuern als anders, da er ja insgesamt mehr Gewinn macht.

      Deshalb ist schon der Begriff "Steuersparmodell" per ipso blödsinnig. Es ist nichts verbotenes, sondern lediglich ein Instrument des Staates, Investitionen zu fördern, also ganz legal. "Steuersparmodell" ist ein Produkt der Neidpresse.

      2, neonjäger:

      Um es ein bisschen polemisch zu sagen: Jede Investion in ein unrentables Projekt, das nur durch Steuervorteile Gewinn abwirft, ist eine volkswirtschaftliche Verschwendung aller erster Güte

      Das ist seit 1999 (?) durch den § 2 b EStG nicht mehr möglich;
      Avatar
      schrieb am 15.01.04 19:26:43
      Beitrag Nr. 4 ()
      keine weiteren Meinungen?
      Avatar
      schrieb am 15.01.04 22:37:05
      Beitrag Nr. 5 ()
      Hi Daggi,

      die neueste und imho noch katastophalere Schöpfung entsteht hierdurch:

      Laut CAPITAL 1/04 und BFH- Urteil (IX R 65/02)können Firmen, Kapitalgesellschaften und Investoren durch geschickte Nutzung des Erbbaurechts (Grundstücke auf 99 Jahre pachten) gewaltig Steuern sparen:

      Durch Rückverpachtung über Tochterfirmen z.B. - und den dafür fälligen G e s a m t -Erbbauzins abgezinst komplett und steuerwirksam sofort im Jahr der Anschaffung geltend machen !!!.
      Die Pachteinahmen werden steuerlich auf 99 Jahre verteilt und entsprechend niedrig versteuert....

      Dieser Erbbau-Trick wird die grossen Konzerne (Metro, Aldi, ECE usw., die per Holding sowieso schon auf eigenem, an sich selbst vermieteten Grundstücken arbeiten) noch reicher machen...

      Ich vermute wirklich nicht mehr Dusseligkeit, sondern Methode hinter diesen Machenschaften .
      Das sind reinste Gewinnverschiebebahnhöfe!







      Thread: Erbbaurecht: Neue Riesensteuerlücke tut sich auf; Hat Eichel wieder mal

      Hier die Quelle:
      Von lud* [23.12.2003; Capital Heft 1/2004.0]
      ERBBAURECHT
      Wer nicht auf gekauftem Grund baut, sondern auf per Erbbaurecht überlassenen Flächen, genießt künftig höhere Steuervorteile. Den im Lauf der Jahre fälligen Erbbauzins dürfen Investoren laut Bundesfinanzhof (BFH) sofort abgezinst überweisen und den ganzen Betrag absetzen (IX R 65/02).


      " Mit der Entscheidung kann man praktisch Steuervorteile der kommenden 99 Jahre vorziehen" , erläutert Steffen Wissmann, Steuerberater aus Köln. Meist wird beim Erbbaurecht über diese lange Frist das Grundstück dem Bauherren und dessen Nachkommen überlassen. Das Modell spart erhebliche Kosten für Grund und Boden. Stattdessen sind jährlich vier Prozent der Grundstückskosten als Erbbauzins fällig. Der Betrag ist für Vermieter steuerlich absetzbar. Die Vorauszahlung der fälligen Beträge bindet zwar zunächst zusätzliches Kapital. Unterm Strich dürfte das dank des hohen Steuervorteils dennoch lohnen, so Wissmann: " Wer diese Summe mit einem Kredit finanziert, kann zudem die Zinsen absetzen." Motiv. Voraussetzung für den Steuerbonus ist laut BFH ein wirtschaftlicher Grund für die vorgezogene Überweisung. Ausreichend sei das Motiv, eine vorgesehene jährliche Erhöhung des Erbbauzinses zu umgehen. Das dürften viele Immobilienunternehmen nutzen und Anlegern Erbbauobjekte anbieten. Besonders attraktiv: Wenn der Anbieter gleichzeitig Erbbaurechtsgeber ist, muss er das Geld, obwohl es sofort in voller Höhe fließt, in der Regel nur über 99 Jahre verteilt als Einnahme versteuern. Auch wer ein Eigenheim auf Erbbaurechtgrund erstellt, kann jetzt neu kalkulieren. " Angesichts des Steuervorteils lohnt es für solche Bauherren noch mehr, über eine vermietete Einliegerwohnung nachzudenken" , rät Wissmann."


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Sinn oder Unsinn von "Steuersparmodellen"?