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    Der Kampf gegen Eurasien - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 16.02.02 17:06:19 von
    neuester Beitrag 18.02.02 01:26:04 von
    Beiträge: 5
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      schrieb am 16.02.02 17:06:19
      Beitrag Nr. 1 ()
      Ein Jahrhundert US-amerikanischer Geostrategie in der Alten Welt
      Staaten sind Gefangene der geographischen Bedingungen, in denen sie historisch erwachsen, sich entwickeln und existieren. Die "Insellage" der USA, die keinen Landweg der Kommunikation mit Eurasien, der Welt reichstem Lager an Ressourcen, besitzen, bestimmt den direkten Expansionismus der US-Außenpolitik. Seit 1823 war die "Monroe Doktrin" die ideologische Waffe zur Ausdehnung der US-Hegemonie in Nord- und Südamerika, und 1895 erklärte der US-Außenminister Richard Olney, in dem er sich auf die Monroe Doktrin bezog: "Auf diesem Kontinent sind die USA praktisch souverän, und was immer sie äußern, wird hier Gesetz."

      Die USA setzten sich dann das Ziel, auch über die westliche Hemisphäre hinaus souverän zu werden, in dem sie die Ausweitung der Grenzen ihrer Expansion an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zur ersten Priorität machten. Ihren Pioniergeist, der sie bereits zur Landgewinnung und Vernichtung der dortigen Urbevölkerung hatte tief in den Westen ihres Kontinents vordringen lassen, übertrugen sie nun auf die ganze Welt.

      Zb. Brzezinski meinte denn auch, daß bei einem geopolitischen Kampf der USA zur Dominierung Eurasiens die Verteidigungslinie der USA immer jenseits des Atlantiks liegen müsse (von uns aus gesehen also diesseits, auf europäischem Territorium!). 1997 schrieb Brzezinski in seinem Buch "The Grand Chess Board: American Primacy and its Geostrategic Imperatives", daß zwar in den letzten 500 Jahren das Zentrum der Weltherrschaft in Eurasien gelegen habe, daß aber in den letzten zehn Jahren des 20. Jahrhunderts eine tektonische Verschiebung in den internationalen Beziehungen eingetreten wäre: die eurasische Supermacht wäre zusammengebrochen, und die USA, ein nichteuropäischer Staat, zum Hauptschiedsrichter von Herschafts- und Unterwerfungsbeziehungen in Eurasien und erstmalig die einzige dominierende Macht, das "Herzstück" der Welt geworden. Die Niederlage und Auflösung der Sowjetunion wären die letzten Akte im Aufstieg der USA, des Staates der westlichen Hemisphäre, zur Position als einzige und wirkliche Weltmacht gewesen.

      Diese Behauptung aber ist falsch, denn um "Herzstück" der Welt zu werden, fehlen den USA die wesentlichen Ressourcen. Eine hypothetische Welt mit dem amerikanischen Kontinent als "Herzstück" könnte nur eine Welt einer "goldenen Milliarde" (Menschen) sein, die die restlichen fünf Milliarden in ein soziales und wirtchaftliches Ghetto sperren. Die US-Elite ist sich darüber im klaren und strebt dennoch die "praktische Souveränität" im Weltmaßstab an. Das zwingt sie dazu, die Monroe Doktrin auf die östliche Hemisphäre auszudehnen. Grenzen waren in der US-amerikanischen Tradition niemals im europäischen Sinne bindende Staatsgrenzen, sondern eine Frontlinie, die kontinuierlich nach außen verschoben werden mußte.

      Es handelt sich um eine unbegrenzte Ausdehnung der Macht, deren Hauptinstrument heute die Ost- und Südosterweiterung der NATO ist. Ohne die Kontrolle über Eurasien wäre die Vormachtstellung der USA ihrer geographischen "Randlage" wegen völlig unmöglich. Im Zusammenhang mit den Entwicklungen in den 90er Jahren betrachtet, ist es deutlich sichtbar, daß die NATO als ein militärisch-politischer Block der Nordatlantikstaaten dazu geschaffen worden war, eine komplexere Einrichtung zu sein als, sagen wir, eine mit dem Ende des Kalten Krieges aufzulösende Kampfmaschine. Die Sowjetunion hat aufgehört zu existieren, und dennoch dehnt sich die US - "Grenze" mittels der NATO weiter in andere Länder (Tschechien, Ungarn, Polen) und Territorien (Kosovo, Südserbien) aus, Gebiete, die, um es deutlich zu sagen, nichts mit dem nordatlantischen Gebiet noch mit der bekannten "transatlantischen Gemeinschaft" zu tun haben.

      Im Hinblick auf die "humanitären Interventionen", die die USA im Irak, in Somalia, Bosnien und Jugoslawien durchgeführt haben, sowie im Lichte der mittels der Talibanbewegung (ins Leben gerufen durch die Geheimdienste der USA, Saudi-Arabiens und Pakistans) veranlaßten Konvertierung Afghanistans in ein Zentrum des internationalen Terrorismus, im Hinblick darauf, daß die USA den Kaukasus und das Becken des Kaspischen Meeres zu Sphären ihrer vitalen Interessen erklärt haben, wird die Bedeutung des "Kalten Krieges" nachträglich sehr klar.

      Der "Kalte Krieg" war der Kampf gegen Eurasien mit dem Ziel, auf dem Großen Kontinent die Existenz eines Staates oder einer Konföderation von Staaten zu verhindern, die stark genug wären, ihre Ressourcen gegen eine ungehinderte Aneignung durch die überseeische "Konsumentenzivilisation" zu verteidigen. Dieser Krieg geht weiter, und offensichtlich liegen die entscheidenden Schlachten noch vor uns.

      Heute sind sich die Regierungen der CIS-Staaten noch nicht ausreichend bewußt, daß die USA der historische Gegner eines jeden starken und unabhängigen Staates in Eurasien sind. Der bekannte "Kampf gegen den Kommunismus" war nichts als der ideologische Vorwand für die USA, sein propagandistisches Aushängeschild für den anderen Kampf, die Supermacht in Eurasien zu zerstören. 1986 machte Zb. Brzezinski dazu ein bemerkenswertes Eingeständnis. So paradox es erscheinen mag, schrieb er, daß der Kommunismus in Rußland eine Segnung wäre, weil der Kommunismus das begabte und ausdauernde russische Volk in einem System gefangen hielte, das die Nation strangulierte und sein Stärke und sein großes Potential nicht zum Tragen kommen ließe. Welch ein bemerkenswertes und belehrendes Eingeständnis!

      So, wie die Ideologen des US-Expansionismus einst den Kommunismus gepriesen haben, preisen sie heute eine transkontinentale geopolitische Gemengelage, die fähig wäre, die Völker der ehemaligen Sowjetunion an ihrer nationalen Wiedergeburt und ihrer ihnen gemäßen souveränen Entwicklung zu hindern. Es ist sehr bezeichnend, daß wir in Zb. Brzezinskis Buch "Game Plan" (1986) Abschnitte finden können, die uns heute die Bedeutung einiger neuerer Phänomene erklären, beispielsweise die NATO - Osterweiterung. Schon 1986 hat Z.B. Brzezinskis Szenarien über die Bedeutung der NATO-Erweiterung bis hin zu den Westgrenzen der Sowjetunion entworfen, und er hat den direkten Zusammenhang interner Destabilisierung mit einer solchen Entwicklung aufgezeigt, deren Ergebnis der Abzug der sowjetischen Truppen aus Mitteleuropa und die Neutralisierung der Bereitschaft des Kreml wäre, seine Macht zu verteidigen. Die von außen geschürte und ermutigte Erwartung der nicht-rusischen Bevölkerungsteile sollte das Hauptinstrument der Destabilisierung des eurasischen Staates sein. Er erwähnte in seinem Buch entscheidende europäische und asiatische Staaten, über die Kontrolle ausgeübt werden müßte, um die geopolitische Stabilität großer Regionen entweder zu festigen oder, im Gegenteil, zu zerstören. Für ihn waren solche Staaten Polen und Deutschland, im Westen, Südkorea und die Philippinen, im Fernen Osten, "entweder Iran oder eine Kombination von Afghanistan und Pakistan", im Süden. Für Zb. Brzezinski war die südliche Frontlinie dabei von besonderer Bedeutung, da die Benutzung und Förderung der sunnitischen islamischen Extremisten gegen den Kommunismus und gleichermaßen gegen das schiitische Iran Moskau am teuersten würde zu stehen kommen. Was Pakistan anging, so hatte dessen Geheimdienst noch größere Pläne, nämlich die Erlangung der Kontrolle über Afghanistan, um mittels der Unterstützung des sunnitischen Islam den Durchbruch nach Zentralasien zu schaffen.

      Die Geheimdienste der USA, Pakistans und Saudi-Arabiens begannen mit der Durchsetzung dieses Planes etwa ab 1984, in dem Tausende von islamischen Soldaten vom Mittleren Osten nach Afghanistan geschleust wurden. Zu erwähnen ist dabei, daß nach dem Ende der Sowjetunion keiner der von den USA in den strategischen Drehpunkten Zentral- und Südasiens eingerichteten militärischen Stützpunkte aufgegeben wurde, genauso wenig wie die NATO, im Westen Eurasiens. Die großangelegte Sabotage- und Terrorismusmaschinerie wurde auf neue Aufgaben hin umorientiert, auf die militärische und wirtschaftliche Schwächung des geostrategischen Zentrums von Eurasien.

      Dennoch erreichten die USA ihr Hauptziel nicht, die territoriale und politische Kontrolle über die weiten Regionen Eurasiens auszuüben. Die kürzlich entstandenen unabhängigen Staaten Eurasiens sind nicht zu "Pufferstaaten" geworden, deren Schaffung für eine langfristige Offensive gegen ihren Hauptgegener auf dem Kontinent unabdingbar für die US-Geopolitik wäre. Diese Geopolitik ist heute veraltet. Die Bezeichnung "Transatlantische Gemeinschaft"ist der zunehmend problematischen Versuche der USA zur Beibehaltung ihres "militärischen Protektorates" in Europa wegen ein Euphemismus. Der 1999 geführte Balkankrieg, bei dem die wirtschaftlichen und ökologischen Folgekosten den Europäern aufgehalst wurden, gab den Impuls zur Formierung einer Europäischen Eingreiftruppe, die weder Washington noch dem NATO - Hauptquartier unterstellt sein wird. Der zweite Bereich der Widersprüche zwischen den USA und der EU hängt mit dem Wettbewerb der beiden Referenzwährungen Dollar und Euro zusammen. Der wichtigste Bereich der Widersprüche aber ist die zwischen Nordamerika und Westeuropa unterschiedliche Lage im Hinblick auf einen Kampf um die rasch weniger werdenden natürlichen Ressourcen dieses Planeten, vor allem um Erdöl- und Erdgaslager.

      Hier ist die Ausganslage der USA, die dabei die Weltvormachtstellung für sich beanspruchen, weitaus weniger hervorragend, als es aussehen mag. Gemäß einem statistischen Bericht von "British Petroleum Amoco", von 1999, gibt es in den USA noch weniger als drei Milliarden Tonnen Erdöl, die für ungefähr achteinhalb Jahre ausreichen werden, wenn die jetzige Ausbeute von 370 Millionen Tonnen jährlich beibehalten wird. Gegenwärtig importieren die USA jährlich 500 Millionen Tonnen Erdöl. Die USA haben der Welt höchst kraftstoffverbrauchende Wirtschaft, deren Abhängigkeit vom Erdölimport 50 Prozent überstiegen hat und die weiter anwächst. US - Experten sagen selbst, daß sich die USA in einer Falle befinden, auf Billigimporte von Erdöl angewiesen zu sein. Die Lage für Erdgas ist noch alarmierender. Die Vorkommen in den USA reichen bei Beibehaltung der jetzigen Wirtschaftsentwicklung in den USA noch für ungefähr sechs bis sieben Jahre. Um nur den jetzigen Stand der Wirtschaft beizubehalten, von einem Wirtschaftswachstum einmal abgesehen, werden die USA zukünftig 1,4 Milliarden Tonnen Erdöl im Jahr importieren müssen. Das ist mehr, als die gesamte restliche Welt gegenwärtig jährlich verbraucht (ca. 1,2 Milliarden Tonnen), was bredeuten würde, daß für die anderen Großimporteuere nichts mehr übrig bleiben würde.

      All das erklärt, warum die USA, unter welchen Kosten auch immer, die größtmögliche Zahl von Ölquellen kontrollieren wollen. Ein unerbittlicher Kampf, sie auszubeuten, mag in der Zukunft ausbrechen, wenn sie alle zu Zonen des strategischen US - Interesses erklärt worden sind.

      Das alles zwingt die direkt von der US-amerikanischen Expansion betroffenen eurasischen Staaten, für die ihre Souveränität kein zu veräußerndes Gut ist, ein sich ständig erneut anpassendes Verhalten gegenüber den USA zu entwickeln und politische Allianzen zu bilden, um ihre natürlichen Ressourden zu schützen und zu erhalten.

      Transcaspian.ru



      Autor: Wladimir Maximenko, Leitender Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für orientalische Studien der russischen Akademie der Wissenschaften
      Moskau, den 24.4.2001
      Übersetzung: Dr. Gudrun Eußner
      Quelle: © Philosophischer Salon, Berlin
      www.kalaschnikow.de
      Update: Berlin, Do., 03.05.2001
      Avatar
      schrieb am 16.02.02 17:51:09
      Beitrag Nr. 2 ()
      up!
      Avatar
      schrieb am 16.02.02 19:43:29
      Beitrag Nr. 3 ()
      einfach die Realität, ... wo bleibt europa nach
      DeGaulle und Thatcher sind wir einfach abgemeldet,
      wo bleiben die Visionen für die EU ??
      Von unseren Umverteilern egal ob rot oder Schwarz ist gar nichts zu erwarten.
      Schade, wir haben nicht nur an Einfluß auch an Spielraum verloren.
      TF
      Avatar
      schrieb am 17.02.02 17:51:46
      Beitrag Nr. 4 ()
      @TF

      spät, aber ein Anfang?



      "Europa braucht Reformen"

      Der spanische EU-Ratsvorsitzende José María Aznar über die Zukunft der Europäischen Union, das Verhältnis zu Amerika und gemeinsame Militäreinsätze

      SPIEGEL: Herr Präsident, Sie sind derzeit der oberste Europäer. Nach Afghanistan sind die Europäer den Amerikanern mit Überzeugung gefolgt. Wären Sie und die Partner der Union denn auch bereit, mit Bush mitzuziehen bei Schlägen gegen die von ihm anvisierte "Achse des Bösen"?
      Aznar: Gegen den Terrorismus haben wir im Rahmen unserer Möglichkeiten getan, was wir tun mussten. Im Kampf gegen den Terrorismus darf es keinerlei Spaltung der internationalen Koalition geben. Aber gegen so genannte Schurkenstaaten loszuschlagen, von denen angeblich Gefahr ausgeht, ist nicht dasselbe wie Terrorismusbekämpfung. Über die neue Vision der amerikanischen Außenpolitik müssen wir diskutieren. Wir erleben einen historischen Augenblick, da Europäer und Nordamerikaner ihr Bündnis neu abstimmen müssen.
      ...

      Q: spiegel.de
      Avatar
      schrieb am 18.02.02 01:26:04
      Beitrag Nr. 5 ()
      >hm späte erkenntnis, werden von den Eurozwergen taten folgen??
      Ich glaube nicht, man ist sich (noch) nicht einig das
      Europa eigene Lösungen suchen muß, ohne den großen Bruder.
      TF


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