checkAd

    Warum die Iraker nicht jubeln, wenn sie befreit werden... - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 30.03.03 00:50:52 von
    neuester Beitrag 30.03.03 13:09:20 von
    Beiträge: 15
    ID: 714.497
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 332
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 30.03.03 00:50:52
      Beitrag Nr. 1 ()
      Ein schöner Bericht von Spiegel-Online, den ich Euch nicht vorenthalten will:
      Ein Abgrund von Fremdheit

      Sie wollten als Befreier kommen, als umjubelte Helden. Doch selbst in den besetzten Gebieten bleibt der Umgang eisig. Die Feindseligkeit der Iraker trifft die Amerikaner zutiefst, untergräbt die Moral. Schmerzvoll müssen die Soldaten lernen, mit dem Hass zu leben.

      Ohne Scheu durchbrechen Ziegen und Schafe die Wagenburg der fremden Macht. Zwei Dutzend beigefarbene Sattelschlepper und Riesenlaster, voll gepackt mit Artilleriegeschossen und Lenkwaffen, sind im großen Kreis in der Wüste geparkt. Auf die Fahrerkabinen wurden schwere Maschinengewehre montiert, hinter denen, bleich vor Anspannung, blutjunge Marines sitzen.

      TAHAR ABED AL-ADIM / AP

      Antiamerikanische Proteste: "That`s not cricket"


      Unbefangen wie die Tiere selbst folgt den Schafen und Ziegen ein hagerer Hirte. Es ist ein barfüßiger Beduine unbestimmten Alters, mit kurzem Bart und buntem Kopfputz, der ohne jede Neugier die monströsen Fahrzeuge entlangschreitet, als wären die schon immer da gewesen. Bald erklingt von oben die helle Stimme eines Teenagers in Uniform: "Salam aleikum, Sir. Do you speak any English?"

      Keine Reaktion. Es dauert eine Stunde und kostet allerhand Zeichensprache und Zigaretten , bis der entgeisterte Iraker die Wünsche der Fremdlinge begriffen und seine kleine Herde aus der Lastwagenburg entfernt hat. Noch während der Nacht wollen die Marines sich auf den Weg nach Norden machen Richtung "downtown", wie die irakische Hauptstadt in der Truppe gern genannt wird.

      Der höfliche Teenager auf dem Lastwagen könnte Michael Gerald Rector aus Manteca (Kalifornien) gewesen sein, der vor wenigen Wochen in Camp Commando (Kuweit) seinen 18. Geburtstag feierte. Der blonde Marine-Infanterist mit dem Kindergesicht ist stolz auf seine Ausbildung, die nicht nur aus Waffenhandwerk besteht. Eine moralische Rechtfertigung der US-Intervention hat er auch gelernt, dazu die kriegsrechtlichen Normen zum Schutz von Nichtkombattanten, einige Einzelheiten über Land und Leute des Irak sowie die arabische Grußformel. "Jetzt darf es losgehen", hatte Mike Anfang Februar mit glänzenden Augen erklärt.

      Inzwischen hockt er wohl auf dem Kabinendach seines Zwölf-Tonnen-Lasters und starrt mit zugekniffenen Augen in einen undurchdringlichen, gelbgrauen Nebel. Der Sturm und der Fahrtwind peitschen ihm ein Gemisch aus Sand und Regen ins Gesicht. Michael Gerald Rector gehört dem schwergewichtigen Nachschub an, der nun verbissen zu den Panzerspitzen südlich von Bagdad aufzurücken sucht.

      Es läuft in diesem Krieg eben vieles nicht, wie es laufen sollte. Unfälle und militärische Pannen sind noch das Geringste: Davon wurden eher die Medien als die Offiziere überrascht. Vier-Sterne-General Tommy Franks, US-Feldherr der alliierten Streitmacht im Hauptquartier von Katar, ist geübter Zweckpessimist: "Kein Plan überlebt den ersten Zusammenstoß mit dem Feind", lautet sein Motto. Nun aber tut der mürrische Hüne, als wäre jeder Rückschlag von Anfang an vorgesehen gewesen: der Widerstand einiger irakischer Verbände ebenso wie der Sandsturm, der seine Transport- und Kampfhubschrauber am Boden hielt.

      Langfristig gravierender indessen erscheint das Verhalten der Bevölkerung. Die Amerikaner sind in dem Punkt verwöhnt: Vor zwölf Jahren, als sie im ersten Krieg gegen den Irak die raubende und mordbrennende Soldateska Saddam Husseins aus dem besetzten Kuweit hinauswarfen, wurden die GIs von Einheimischen als Helden umjubelt. Im Irak jedoch ist die erste Kriegswoche abgelaufen, ohne dass der in Washington intensiv ersehnte Honigmond über den Befreiern und den bisher Unterdrückten aufgegangen wäre.

      Wie bei der Begegnung des barfüßigen Beduinen mit den nervösen Marines scheint zwischen beiden Seiten ein grundsätzliches Nichtverstehen, ein Abgrund von Fremdheit zu klaffen. Die Amerikaner begreifen keinen Nationalismus außer ihrem eigenen; warum sie von vielen Irakern, die den Tyrannen Saddam Hussein verabscheuen, als fremde und islamfeindliche Invasoren empfunden werden, bleibt ihrem Durchblick verschlossen.

      Dabei hatten sie sich doch gründlich darauf vorbereitet, mit den Eingeborenen Freundschaft zu schließen. Nicht nur das Marinekorps, auch eine andere Säule der alliierten Streitmacht die 101. Luftlande-Division hat ihre Soldaten mit Benimmregeln für einen ersprießlichen Umgang mit den 23 Millionen Irakern ausgestattet:

      "Geben Sie einem Iraker niemals die linke Hand, Sie würden ihm nicht den nötigen Respekt erweisen", heißt es im "Soldier`s Guide to the Republic of Iraq". "Blicken Sie Ihrem Gesprächspartner gerade in die Augen. Legen Sie niemals die Füße auf den Tisch, und zeigen Sie nicht Ihre Fußsohlen. Brüllen Sie niemals okay, und unterlassen Sie es, Zustimmung mit nach oben gerichtetem Daumen auszudrücken. Lehnen Sie nie eine Einladung zum Tee oder Kaffee ab. Im Gespräch mit Irakern unter allen Umständen das Thema Religion ausklammern ..."

      Das Beherzigen solcher Weisheiten garantiert indessen noch keinen Erfolg. Verwirrenderweise sind es nun die Einheimischen selbst, die vorüberfahrenden US-Truppen den erigierten Daumen zeigen.

      Was will uns der Iraker damit sagen, fragen sich US-Offiziere besorgt, und es schwant ihnen nichts Gutes: "Anfangs fühlte es sich großartig an, als wir einmarschierten und die Leute uns zulächelten", sagt Oberstleutnant Michael Belcher von den Marines. "Aber jetzt müssen wir uns fragen, was hinter diesem Lächeln steckt und hinter diesen Menschenmengen überhaupt."

      Ernüchterung, ja so etwas wie Katzenjammer macht sich breit, seit der Bevölkerung oder jedenfalls Männern in Zivilkluft nicht mehr zu trauen ist. Mit dem Finger am Abzug ihrer M-16-Sturmgewehre greifen sich Marines nahe bei Nassirija ein paar Iraker, die ihnen mit dem Auto gefolgt waren. Die Amerikaner versuchen, die Männer zur Rede zu stellen, zwingen sie dann nieder in den Sand, um für alle Fälle die Reifen ihres Autos zu zerschneiden. "Es ist nicht einfach, Herz und Hirn der Iraker zu gewinnen, wenn man sie sich gleichzeitig aus Vorsicht vom Leibe halten muss", erklärt Oberstleutnant Belcher.

      "Hearts and minds" da ist er wieder, der altvertraute Ausdruck, der fatal an den Vietnam-Krieg erinnert. Die Herzen und die Hirne der Südvietnamesen sollten damals, vor beinahe 40 Jahren, erobert werden durch Hilfe, Erziehung, Propaganda und mehr oder weniger sanften Druck , um sie dem Griff der kommunistischen Vietcong zu entwinden und für die Demokratie zu gewinnen. Schlaue Köpfe im Weißen Haus hatten sich das "Hearts and minds"-Programm ausgedacht, dem US-Präsident Lyndon Johnson mit kerniger Skepsis die Empfehlung nachschickte: "Packt die Brüder bei den Eiern. Herz und Hirn folgen dann schon."

      Das diskreditierte Erfolgsrezept aus Amerikas erstem verlorenen Krieg hat gerade jetzt einen ominösen Beiklang erhalten, da ein weiterer unheilschwangerer Begriff die Runde macht: Guerrilla.

      Der Feind sieht auf einmal nicht mehr aus wie der Feind. Die regulären Truppen in Uniform, die sich im Südirak den Amerikanern töricht in offener Feldschlacht entgegenstellten, sind niedergemäht worden; ihre alten Sowjetpanzer vom Typ T-55 liegen ausgebrannt in der Wüste herum.

      Mit solch harmlosem Widerstand werden Amerikaner und Briten sich fortan wohl eher selten abgeben müssen. Der Diktator ist kein Militär: Saddam hat als Mörder angefangen, er kann sich phantasievolle Kampfmethoden ausdenken. Seine Schergen Geheimdienstler, Gardisten und Milizen der Baath-Partei legen nun ihre Uniformen ab, verbergen ihre Waffen und tauchen in der Zivilbevölkerung unter. Diese Taktik finden Offiziere Ihrer Majestät empörend: "That`s not cricket" unsportlich sei das.

      Aus vielen guten Vorsätzen, mit denen die Alliierten in diesen Krieg gezogen sind, mag da wohl nichts mehr werden. Einer davon die vorhandene Infrastruktur zu schonen ist bisher immerhin leidlich gelungen, vor allem durch die Rettung der Ölquellen von Rumeila: Saddam Hussein hat versucht, sie in Brand zu stecken. Wahrscheinlich wurde dieser Plan zumindest zum Teil von den irakischen Streitkräften sabotiert.

      Rücksicht auf die Zivilbevölkerung hat in der Planung dieses Kriegs eine ungewöhnlich große Rolle gespielt, wie auch die Schonung der regulären Truppen des Regimes. Die werden als dann einzige organisierte Kraft im Lande für den Wiederaufbau des Irak dringend benötigt. Aber der Kriegsverlauf könnte auch aus diesem Plan Makulatur machen. "Die versuchen, uns ständig in Hinterhalte zu locken, obwohl wir doch hier sind, um ihnen zu helfen", wird in Kuweit ein schwer enttäuschter Marine-Infanterist zitiert.

      Anders als in Pakistan oder Indien gehört das Cricketspiel nicht zu den Traditionen der irakischen Militärs. "Es ist Allahs Wille", hat Saddam Hussein im Fernsehen als Nationalsport empfohlen, "den Eindringlingen die Kehlen durchzuschneiden."

      CARLOS WIDMANN
      Avatar
      schrieb am 30.03.03 00:55:04
      Beitrag Nr. 2 ()
      #1

      Haben die Deutschen den Amis und Russen 1945 zugejubelt?
      Avatar
      schrieb am 30.03.03 00:58:36
      Beitrag Nr. 3 ()
      #2 Im Grunde ihres Herzens ja, zumindest den Amis.
      Aber erstens ist das Geschichte (Wie alt warst Du übrigens damals?) und zweitens nicht vergleichbar mit diesem Krieg.
      Avatar
      schrieb am 30.03.03 01:11:00
      Beitrag Nr. 4 ()
      #3

      Nein, haben Sie nicht, weil ganz einfach der Hass auf die Kriegsgegner noch zu gross war.

      Haben die Jugoslawen 1999 den Amis zugejubelt?
      Nein, da war genauso purer Hass.

      Diktatoren sind nicht umsonst so erfolgreich, sie verstehen es naemlich perfekt die Massen auf sich einzuschwoeren.
      Avatar
      schrieb am 30.03.03 01:15:47
      Beitrag Nr. 5 ()
      #4 "Die Jugoslawen" gab es nie, es gab Serben, Kroaten, Kosovo-Albaner, Mazedonier usw. Völlig unvergleichbar mit Hitlerdeutschland.
      Im Übrigen gab es in Deutschland im Dritten Reich viele Hitlergegner, mehr als Saddam-Gegner im Irak.
      Versteh mich nich falsch, auch ich verachte diesen schlimmen Diktator. Trotzdem halte ich diesen Krieg für menschenunwürdig und völlig unbegründet.

      Trading Spotlight

      Anzeige
      InnoCan Pharma
      0,1785EUR +1,71 %
      InnoCan Pharma: Wichtiges FDA-Update angekündigt!mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 30.03.03 01:46:15
      Beitrag Nr. 6 ()
      #5

      Ich meinte natuerlich den Nato Angriffskrieg ohne UN Mandat, gegen Milosevic` "Rest" Jugoslawien.
      Avatar
      schrieb am 30.03.03 03:02:03
      Beitrag Nr. 7 ()
      Im Übrigen gab es in Deutschland im Dritten Reich viele Hitlergegner, mehr als Saddam-Gegner im Irak.


      Woher um alles in der Welt willst Du das eigentlich wissen?

      Trotzdem halte ich diesen Krieg für menschenunwürdig

      Wäre wohl der erste Krieg, der das nicht wäre. :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 30.03.03 03:08:02
      Beitrag Nr. 8 ()
      # 4
      Im Übrigen gab es in Deutschland im Dritten Reich viele Hitlergegner, mehr als Saddam-Gegner im Irak.


      BLÖDSINN

      Hitler wurde g e w ä h l t !!!!!!!

      SH hat nur eine Minderheit hinter sich. DIE MÖRDER (-Partei) !!
      Avatar
      schrieb am 30.03.03 03:42:50
      Beitrag Nr. 9 ()
      Hitler erhielt 1933 44% der Stimmen.

      Das macht 56%, die nicht NSDAP gewählt haben.

      Immerhin bemerkenswert.
      Avatar
      schrieb am 30.03.03 03:54:51
      !
      Dieser Beitrag wurde vom System automatisch gesperrt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an feedback@wallstreet-online.de
      Avatar
      schrieb am 30.03.03 09:53:06
      Beitrag Nr. 11 ()
      eine art von rassimus, die unterstellt die irakis seien zu dumm /ungeeignet für demokratie , es gabe keine oder wenig saddam-gegner , hitlerdeutschland und saddam kann man nicht vergleichen ect... @attimichael "Im Übrigen gab es in Deutschland im Dritten Reich viele Hitlergegner, mehr als Saddam-Gegner im Irak." einfach mal so eine behauptung in den raum stellen , um damit seine friedensposition moralisch zu erhöhen ?!?

      mfg
      Avatar
      schrieb am 30.03.03 10:28:08
      Beitrag Nr. 12 ()
      Ich behaupte mal daß eine raffinierte und potente Qlique aus JEDEM LAND DER WELT auch heute noch spielend ne Diktatur macht. Mit jubelnden ZeitIdioten im Rücken.

      ( Vielleicht ists in Schweden, Holland schwer, aber das wars )
      Avatar
      schrieb am 30.03.03 10:31:04
      !
      Dieser Beitrag wurde vom System automatisch gesperrt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an feedback@wallstreet-online.de
      Avatar
      schrieb am 30.03.03 10:34:50
      Beitrag Nr. 14 ()
      Kapier zwar nicht was diese Nachrichtenflut , gleich in mehreren Threads soll, aber

      Wenn das mit den Sandstürmen so weitergeht
      bekommt der Koran sein Pendant zum geteilten Meer der Bibel.
      ALLAH ERSTICKT SEINE FEINDE IN SAND !
      Avatar
      schrieb am 30.03.03 13:09:20
      Beitrag Nr. 15 ()
      Also nur weil Hitler 1933 - ja nennen wir das mal - "gewählt" worden ist, so heißt das noch lange nicht, dass 12 Jahre später und mit all diesen Tragödien, die dazwischenlagen, 1945 immer noch so viele Leute Hitler gewählt hätten. Also das dürfte wohl klar sein.

      Zum Jubeln: Wenn eine Bevölkerung seit Monaten kaum was zu essen hat, wo schon ein paar Kartoffeln mit dem Familienschmuck bezahlt werden, weil man Hunger leidet, dann wird JEDER freudig begrüßt, der ein paar Konserven oder Zigaretten zum Tauschen verteilt.

      So funktioniert das auch gerade rund um Basra: Was zeigt die BBC? Kinder, die freudig angelaufen kommen. Endlich die Jubelbilder, von glücklichen Kindergesichtern! (Wahrlich keine Kunst, wenn man die Bevölkerung zuvor von jeglicher Nahrungszufuhr abgeschnitten hat.) Die würden auch Saddam Hussein glücklich begrüßen, wenn der ihnen Wasser und Essen geben würde.

      TS


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Warum die Iraker nicht jubeln, wenn sie befreit werden...