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    PRO7: man sieht sich zweimal - Kirchdrama letzter Akt - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 06.08.05 03:48:04 von
    neuester Beitrag 22.08.05 16:38:35 von
    Beiträge: 7
    ID: 998.213
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      schrieb am 06.08.05 03:48:04
      Beitrag Nr. 1 ()
      Anlass: die Meldung aus dem Spiegel
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,368394,00.html

      05. August 2005

      ANALYSTEN-BERECHNUNG

      TV-Deal bringt Saban-Gruppe rund 1,6 Milliarden Euro

      Es ist ein Geschäft, wie es im Lehrbuch steht: 2003 hatte Haim Saban aus den Ruinen des Kirch-Imperiums zum Schnäppchenpreis die TV-Senderkette ProSiebenSat.1 übernommen. Jetzt bringt der Verkauf an Springer ihm und seinen Partnern geschätzte 1,6 Milliarden Euro ein .

      Hamburg - Die von Saban geführte Investorengruppe German Media Partners habe in den vergangenen Jahren für ihre Anteile an dem TV-Unternehmen insgesamt nur rund 830 Millionen Euro bezahlt, schätzt der HVB-Analyst Peter-Thilo Hasler. Die genaue Summe ist unbekannt, doch Thomas Grillenberger von der BayernLB kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Er schätzt den damaligen Kaufpreis auf rund 850 Millionen Euro .

      Durch den Verkauf der Anteile an den Springer-Verlag bekommt das Konsortium, an dem Saban selbst knapp 25 Prozent hält , jetzt 2,47 Milliarden Euro. Fest steht: Saban und die beteiligten Finanzinvestoren haben ein Bombengeschäft gemacht - während ihre deutschen Kollegen nach der Kirch-Pleite geschlafen haben.

      Fast niemand zeigte damals Interesse an ProSiebenSat.1. Einziger Bieter war der Heinrich-Bauer-Verlag, den die German Media Partners mit einem etwas höheren Angebot schnell aus dem Rennen drängten. Außer Saban sind unter anderem die Finanzinvestoren Hellman&Friedman, Bain Capital und Putnam/T.H.Lee an German Media Partners beteiligt.
      "Haim Saban hat einfach eine gute Nase gehabt", erklärt Analyst Hasler die Trägheit der deutschen Investoren. Damals seien die meisten davon ausgegangen, dass das Fernsehunternehmen gemeinsam mit dem Kirch-Imperium untergehen würde. Der Aktienkurs sei sehr schlecht gewesen, "da wurde ein Katastrophenszenario ausgemalt."

      "Vor allem die Programmkosten wurden gesenkt"

      Der US-Milliardär selbst wunderte sich, dass seinem Konsortium das Fernseh-Unternehmen so kampflos überlassen wurde. In einem Interview mit dem SPIEGEL erklärte er im März 2004, er habe kaum glauben können, dass keiner der deutschen Medienkonzerne die Gelegenheit nutzte: "Das war ein Geschäft ohne Risiko, ein `No Brainer`, wie wir hier sagen. Vergessen Sie mal die Konzerne. Deutschland hat laut der berühmten Forbes-Liste aller weltweiten Milliardäre die zweitgrößte Anzahl von Milliardären nach den USA. Es ist absolut unglaublich, warum da niemand zugegriffen hat."

      Saban nutzte die Gelegenheit, und begann sofort, den Konzern mit eiserner Hand aufzuräumen. Fast die gesamte Managerriege wurde ausgetauscht . Anstelle von Vorstandschef Urs Rohner setzte der gebürtige Israeli den Macher Guillaume Posch an die Spitze. "Vor allem war aber wichtig, dass die Programmkosten gesenkt wurden", sagt HVB-Analyst Hasler. Unterstützt vom anziehenden Werbegeschäft machte Saban so aus der kriselnden Fernsehkette wieder ein profitables Unternehmen, dessen Börsenwert sich innerhalb von nur zwei Jahren verdoppelte.

      Der Medienmogul stieß mit seinem rigiden Führungsstil nicht überall auf Zustimmung: Entertainer Harald Schmidt wechselte wegen Auseinandersetzungen mit dem Medienmogul zur ARD. Medienwächter kritisierten, Saban kümmere sich zu wenig um die Qualität der Programme, ihm gehe es nur um kurzfristige Gewinnmaximierung.

      Der Verkauf von ProSiebenSat.1 ist nicht der erste Fall, bei dem Saban mit seinem Gespür für Timing viel Geld macht. Die Grundlage seines Vermögens legte der 61-Jährige, als er im Jahr 2001 gemeinsam mit dem Partner News Corp. den Familiensender Fox Family Worldwide für insgesamt 5,3 Milliarden Dollar an den Disney-Konzern verkaufte. Das Unternehmen produzierte und vertrieb unter anderem die "Power Rangers", deren populäre US-Version Saban geschaffen hatte. Der Deal galt als der größte in der Geschichte Hollywoods und der Moment für den Verkauf war ideal gewählt: Die Preise für Kinder-und Jugendprogramme sind seither weltweit abgesackt.

      Anne Seith
      ____________________________________

      Kommentar:
      Es gibt das Sprichwort: Im Leben sieht man sich zweimal. Dieses wird gern von Verlierern bemüht, um sich Hoffnung auf eine glückliche Revanche zu machen.
      Im obigen Fall trifft es tatsächlich gleich zweimal zu:

      Axel Springer, der durch Abgabe von über 50% durch einen Börsengang und Anbindung an den Burda Verlag sein Printmedienunternehmen mangels eines Nachfolgers seines Vertrauens unternehmerisch absichern wollte, hatte sich gleich mehrfach geirrt.

      1. Die Burda-Brüder gingen nach seinem Tod stracks von der Fahne und gaben ihren Anteil weiter, dachten garnicht daran, ihr Versprechen einzulösen, den Springer-Verlag unternehmerisch zu lenken.

      2. Die Aktien, die vinkuliert waren, kamen trotzdem zu einem erheblichen Teil in die Hände eines Aufkäufers. Der war der bayrische Medien-Löwe Leo Kirch, der sich bekanntermaßen Strohmänner bediente und schließlich ca 40% am Springer-Verlag besaß, zum Entsetzen der Haupterbin Friede Springer, der friesischen Witwe des BILD-Cäsaren.

      3. Er hat das Format seiner letzten Ehefrau (Gesamtzahl ca wie bei Schröder/Fischer) krass unterschätzt. Hätte er gewusst, welches Geschick sie bei der Rückgewinnung der Mehrheit des Konzerns und dessen Weiterentwicklung zeigen würde, hätte er die unternehmerische Führung damals nicht in fremde Hände gelegt.

      Als Kirch Friede unter Druck zu setzen begann, weil er den Verlag komplett übernehmen wollte, fand sie genug Kraft, sich dem zu widersetzen, natürlich unterstützt von den Gegnern einer weiteren Konzentration der dt. Medienmacht in München. Es gelang ihr, die Aktienmehrheit zumindest faktisch zu erringen und Kirch auf Dauer so zu neutralisieren, daß er keinen wesentlichen Einfluss auf das operative Handeln des Verlags, insbesondere im journalistischen Bereich nehmen konnte.
      Schließlich gab Kirch sich mit seiner Rolle als "stillhaltender Gesellschafter" zufrieden.
      Dafür bekam er als Bonbon eine Beteiligung des Springer-Verlags an seiner Senderfamilie. Als Konzernschmied mit hohen Expansionszielen war er sehr an Kapital ohne Einflussnahme interessiert.
      Damit aber begann sich der Schicksalskreis zu schließen.
      Denn Springer bekam von Kirch damals -so wie auch Murdoch - eine Put-Option auf seine Beteiligung zu unrealistisch günstigen Konditionen.
      Mit dem Ziehen dieser Option brachte die Witwe den Löwen dann zu Fall. Natürlich war das nur der Zünder am Pulverfass, dessen Pulver Kirch durch sein "Defizit-Spending" selbst angehäuft hatte.
      Dies führte zum Zerfall des Medienimperiums von Kirch und in dessen Folge zur Übernahme der Senderfamilie durch die von Müntefering angeprangerten Heuschrecken in Form des Saban-Konsortiums.
      Ausserdem ist der weitaus defizitärere Pay-TV Sender Premiere auch weitgehend saniert worden - von Kofler, den Kirch noch einige Zeit vor seiner Pleite entlassen hatte.
      Man sieht nun deutlich, dass es Kirch am Ende seiner Laufbahn als Konzernherr an Kontrolle und Kreativität mangelte, er lieber an die großen Zahlen als an die großen Köpfe - die nicht immer nur ja sagen können - glaubte.

      Hat Amerika es besser (Goethe`s Ansicht), weil es dort Heuschreckenschwärme gibt? Der Fall Pro7 ist einer von vielen Fällen geglückter Sanierung und damit wieder sicherer gewordener Arbeitsplätze und Steuereinnahmen.

      In D traute sich niemand eine Sanierung der Sender zu. Saban hat nicht viel getan, aber das Richtige. Er hat auch das Gespür für die Medienkonjunkturphase bewiesen, in der sich der Markt damals befand.
      Wenn kritisiert wird, dass er den Inhalt dem Sender-Publikum angepasst hat, so darf man nicht vergessen, dass er nicht über ein Gewaltmonopol verfügt zur Eintreibung von Gebühren wie der öffentliche Rundfunk.

      Springer zahlt für zwei Jahre Sanierungsarbeit den dreifachen Kaufpreis. Konjunkturell steht wahrscheinlich ein Tal bevor, so dass die Sender vielleicht bald wieder in den roten Zahlen stecken werden. Springer will viel zahlen, muss also auch viel Gewinn erwirtschaften. Das wird das Niveau der Sendungen auf der nach unten offenen Qualitätsskala weiter Richtung Bild-Zeitung annähern.
      Und am Ende wird dann vielleicht ein Sanierer von Art eines Berlusconi gesucht, so dass Moderatoren von der Sorte einer Ilona Staller eine Chance bekommen (mediale Porno-Queen und Parlamentsabgeordnete aus Italien).

      Aber immerhin, tatsächlich sah man sich nun zum 2. Mal. Statt der Übernahme des Verlags durch Kirch, die nur knapp abgewendet werden konnte und den Drangsalen des der Friede unsympathischen Leo ist sie nun am Drücker.
      Und wenn die sogn. 68er, die die Parole "Enteignet Springer" brüllenswert fanden und Gewalt gegen Sachen (z.B. die Verhinderung der Auslieferung der ihre Meinungsfreiheit bedrohenden Springerzeitungen durch Zerstörung von Lieferwagen etc. ) praktizierten, nach ihrem Marsch durch die Parlamente und Behörden fett geworden wie die Feldhamster zu Winteranfang, nun nicht mehr die Kraft aufbringen, dies per Kartellamt zu verhindern, wofür die geballte Medienmacht von Springer und Saban in dieser vorösterlichen Zeit der Erwartung der Wiederauferstehung der Medienstars Schröder/Fischer schon sorgen wird, so sieht sich auch der selige Engel Axel als Triumphator über diesen Mob von damals. Statt Enteignung nun auch noch die Springerpresse im Fernsehen und das gleich doppelt (Pro7 und SAT1).

      Das eigentliche Problem bleibt aber, dass Saban und die Heuschrecken uns in D mal wieder gezeigt haben, dass der Mensch eine Verantwortung für sein Wohlergehen hat, die über das Beantragen von staatlichen Beihilfen, Zulagen und Vergünstigungen hinausgeht.
      Es geht weniger darum, ob Aufgaben vom Staat oder von Privaten wahrgenommen werden, als darum, wieviel Kreativität und Energie die Handelnden bereit und in der Lage sind zu investieren. Und da gibt es einen Unterschied zwischen D und Amerika, der in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Grundeinstellung zu finden ist und der besagt, dass der Einzelne zuerst sich selbst motivieren muss, seine Probleme zu lösen. Wenn das nicht gesellschaftlicher Grundkonsens ist, können die Menschen weder im privaten noch im öffentlichen Sektor kaum etwas Originäres leisten, das an den Märkten gefragt ist.
      Dieser Mangel an Selbstmotivation, fussend auf einem zivilisatorischen Überlebenswillen ist auf nahezu allen gesellschaftlichen Gebieten festzustellen und wird sich durch die bevorstehenden Regierungsalternativen kaum verringern.

      JFK empfahl seinen Bürgern, zuerst zu fragen, was man selbst für Amerika tun könne, bevor man danach fragt, was Amerika für sie tun könne.
      Die heutigen Deutschen sind von solch einer Einstellung sicher weit entfernt. Aber es wäre ein Schritt zur Wende des scheinbar unaufhaltsamen Abstiegs in die dritte bedingugslose Kapitulation binnen 100 Jahre, diesmal wahrscheinlich vor den Gläubigern, wenn sie sich zuerst fragen würden, was sie für sich selbst tun können, bevor sie danach fragen, wie sie durch weitere Ansprüche an den Staat die jährliche Rekordverschuldung weiter steigern können.
      Avatar
      schrieb am 06.08.05 18:13:07
      Beitrag Nr. 2 ()
      Hallo profitgenius,
      sehr interessante Meldung!

      Deine Schlußfolgerungen kann ich jedoch nicht ganz nachvollziehen.

      1. Kannst Du bitte den folgenden Absatz von dir ein bißchen ausführlicher darstellen:
      Denn Springer bekam von Kirch damals -so wie auch Murdoch - eine Put-Option auf seine Beteiligung zu unrealistisch günstigen Konditionen.

      2. Wie kommst ausgerechnet in diesem Zusammenhang auf folgende Aussage:
      Das eigentliche Problem bleibt aber, dass Saban und die Heuschrecken uns in D mal wieder gezeigt haben, dass der Mensch eine Verantwortung für sein Wohlergehen hat, die über das Beantragen von staatlichen Beihilfen, Zulagen und Vergünstigungen hinausgeht.
      Hier kann doch nicht die Schuld für Kaufkraftverlust in Milliardengröße ausgerechnet beim "gesellschaftlichen Bodensatz" zu suchen sein.
      Vielmehr ist es doch so, das diese Bevölkerunggruppe letztlich die Zeche bezahlt wenn Kaufkraftverlust zu Arbeitsplatzverlust führt.

      3. Welche Mechanismen sind in Deutschland denn tatsächlich für den milliardenfachen Kapitaltransfer ins angloamerikanische Ausland verantwortlich?
      Bestes Bespiel: Aufstieg und Niedergang der Aktienmärkte in D von 1998 bis 2003 bei dem hunderte Milliarden das Land verlassen mussten.

      4. Warum hast Du deinen Thread nicht im "Politikforum" veröffentlicht? Die Diskussionsresonanz wäre bestimmt größer als hier.

      Gruß Kirschkern1
      Avatar
      schrieb am 06.08.05 19:35:47
      Beitrag Nr. 3 ()
      wichtiger scheint mir doch, welchen einfluss der eigentümerwechsel auf die programmgestaltung haben wird...kommt schmidt wieder, bleibt raab und behält friedmann seine plattform bei n24 usw.

      invest2002
      Avatar
      schrieb am 07.08.05 03:29:32
      Beitrag Nr. 4 ()
      @#2 Kirschkern1
      Deine Fragen haben mich veranlasst, nochmal in historischen Threads zu stöbern.
      Du fragst:
      1. Kannst Du bitte den folgenden Absatz von dir ein bißchen ausführlicher darstellen:
      Denn Springer bekam von Kirch damals -so wie auch Murdoch - eine Put-Option auf seine Beteiligung zu unrealistisch günstigen Konditionen.

      Antwort: Ausführliche Informationen dazu findet man im Thread: Kirch muss an die Börse - und Pro7Sat1 zahlt die Zeche Kirch muss an die Börse - und Pro7Sat1 zahlt die Zeche von rv.
      rv hat damals die Entwicklung, die zur Pleite des Kirchkonzerns führte, sehr geanu dokumentiert. Wenn man den Thread komplett runterlädt und ihn dann mit der Suchfunktion des Internet Explorers nach dem Wort "option" durchsucht, kann man anhand der gefundenen Textstellen das Geschehen nachverfolgen.
      Kirch arbeitete sowohl mit Kauf- als auch mit Verkaufoptionen.
      So besaß er selbst eine Kaufoption zum Erwerb eines Anteils an der Formel1-Betreibergesellschaft, auch zu überhöhtem Kaufpreis, die er damals ausübte.
      An einige seiner Kapitalgeber gab er VOen aus.

      Zu den in meinem Kommentar erwähnten Verkaufoptionen hier zwei Belege (Anfang 2002) aus dem Thread. Daraus geht hervor, dass Premiere, das damals ca 800 Mio € Verluste pro Jahr einfuhr, mit ca 6 Mrd € bewertet wurde, wenn man den Wert der VO ansetzt.
      Der Springeranteil wurde mit dem 7-fachen (767 Mio) des damaligen Börsenwertes (110 Mio) bewertet, wenn man dessen VO Konditionen ansetzt, wie sie in dem Artikel genannt werden (an anderer Stelle ist vom 3-fachen die Rede).
      Dazu kommt, dass Kirchs Sicherheiten drastisch an Wert verloren.
      Die Formel1 wollte eine eigene Rennserie aufmachen, was seine Vermarktungsrechte auf nahe Null gebracht hätte, wofür er kurz zuvor ca 2 Mrd gezahlt hatte.
      Sein 40% Anteil an Springer sank ebenfalls im Wert, da Springer gerade zu dieser Zeit rote Zahlen veröffentlichte. zum ersten Mal in 50 Jahren - Welch ein Zufall. Da der Anteil bereits an die Deuba verpfändet war, war die Rückgewinnung der Aktienmehrheit am Springer-Verlag für die Haupterbin in Reichweite. Mit dem Ziehen seiner VO hat der Springer-Verlag den Anlass zur Insolvenz von Kirch Media gegeben. Wer aber wusste besser Bescheid über die Liquiditätslage von Kirch als die Deuba?
      Frau Springer erwarb dann auch 10% und damit die alleinige Mehrheit, ohne weiter auf andere Kleinerben angewiesen zu sein.


      #103
      Murdochs Appetit auf den deutschen Fernsehmarkt ist dabei unbestritten. Schon in der Vergangenheit versuchte er immer wieder, hier Fuß zu fassen. Doch seine Beteiligungen an den TV-Sendern Vox und TM 3, der unter Murdochs Ägide zum Champions League Sender wurde, waren ohne geschäftlichen Erfolg. Ende 1999 legte Murdoch die Weichen für einen Ausstieg aus dem deutschen Free-TV-Geschäft. Er arrangierte sich mit dem einstigen Konkurrenten Leo Kirch und beteiligte sich mit rund 22 Prozent an dessen Bezahlfernsehen Premiere World. Dort hat er sich wichtige Optionen vertraglich zugesichert. Wegen der chronischen Erfolglosigkeit von Premiere kann er im Oktober 2002 entweder das vollständige Kommando übernehmen oder seinen Anteil wieder verkaufen. Für rund drei Mrd. DM, die Kirch in bar bezahlen muss. Damit hat er ein großes Druckmittel gegen die hoch verschuldete Kirch-Gruppe in der Hand. Die Uhr tickt.


      #135 26.01.02 08:16:13
      Kirch
      Spekulationen über Rückkauf von TV-Aktien

      MÜNCHEN (rtr/fr) Die hoch verschuldete Kirch-Gruppe gerät wegen finanzieller Verpflichtungen offenbar unter Druck. Der Axel Springer Verlag soll auf der Ausübung einer Rückkaufoption für seinen Anteil an der Fernsehfirma Pro Sieben-Sat 1 bestehen. Kirch müsste 767 Millionen Euro dafür überweisen. Ein Sprecher des Münchner Medienkonzerns bestätigte nur, dass es Gespräche gebe. Springer lehnte einen Kommentar ab.

      Der Verlag ist seit der Fusion der Kirch-Sender Sat 1 und Pro Sieben im Sommer 2000 mit 11,5 Prozent an dem Unternehmen beteiligt , das im Juni mit der Kirch-Media, der Kerngesellschaft der Gruppe, verschmolzen werden soll. Damals hatte sich Springer zusichern lassen, die Anteile zum fest vereinbarten Preis von 767 Millionen Euro zurückgeben zu können. Derzeit sind die Anteilscheine nur rund 110 Millionen Euro wert. Die Option kann bis April ausgeübt werden. Springer dürfte das Geld gut gebrauchen können. Das Unternehmen wird für 2001 erstmals in seiner 50-jährigen Geschichte einen Verlust ausweisen.

      In Finanzkreisen hieß es allerdings, der Vorstoß des Verlagshauses könnte Teil einer Verhandlungstaktik sein, die eine Verlängerung der Frist für die Ausübung der Option oder größeren Einfluss auf die Firmenpolitik von Kirch zum Ziel habe. "Eine Ausübung der Option macht keinen kaufmännischen Sinn. Kirch wäre dann wahrscheinlich insolvent, und damit wäre Springer nicht geholfen", sagte ein Insider. Eine Lösung des Problems werde möglicherweise schon bald präsentiert.

      Experten gehen davon aus, dass die Kirch-Gruppe mit mindestens sechs Milliarden Euro verschuldet ist. Im Dezember war der Medienkonzern schon einmal akut bedroht, als die Dresdner Bank einen Kredit über 460 Millionen Euro zunächst nicht verlängern wollte. Nach der Besicherung des Darlehens mit Anteilen an dem spanischen TV-Sender Telecinco, den die Kirch-Gruppe verkaufen will, wurde ein Aufschub bis April gewährt.


      Zu deinen weiteren Fragen morgen ...
      Gruß
      profitgenius
      Avatar
      schrieb am 08.08.05 22:46:13
      Beitrag Nr. 5 ()
      @#2 Kirschkern1

      Erst mal zur Frage
      4. Warum hast Du deinen Thread nicht im " Politikforum" veröffentlicht? Die Diskussionsresonanz wäre bestimmt größer als hier.

      Antwort:
      Das Thema Kirch/Pro7 ist zur Zeit der Auflösung des Konzerns in 2 Threads, die im Medienboard geführt wurden, von rv und z.T. auch mir ausführlich begleitet worden. Diese Threads sind nun aber historisch, d.h. sie können nicht mehr aktualisiert werden. Mein jetziges Posting gehört aber thematisch zu diesen Threads. Also habe ich ihn ins Medienboard gestellt.
      Dass Medienfirmen einen hohen politischen Bezug haben können, wurde damals ebenso deutlich wie auch jetzt. Aber über die Verbindung von Thema EM.TV als Vorläufer der Kirch Pleite kam damals niemand auf die Idee, dieses Thema im Politboard zu behandeln.
      Dieser aktuelle Thread ist nur als später Abschluss der damaligen Ereignisse gedacht.
      ----------------

      Nun zu deiner Frage
      2. Wie kommst ausgerechnet in diesem Zusammenhang auf folgende Aussage:
      Das eigentliche Problem bleibt aber, dass Saban und die Heuschrecken uns in D mal wieder gezeigt haben, dass der Mensch eine Verantwortung für sein Wohlergehen hat, die über das Beantragen von staatlichen Beihilfen, Zulagen und Vergünstigungen hinausgeht.
      Hier kann doch nicht die Schuld für Kaufkraftverlust in Milliardengröße ausgerechnet beim " gesellschaftlichen Bodensatz" zu suchen sein.
      Vielmehr ist es doch so, das diese Bevölkerunggruppe letztlich die Zeche bezahlt wenn Kaufkraftverlust zu Arbeitsplatzverlust führt.

      Antwort:
      Neben dem politischen Bezug haben Medienfirmen auch einen gesellschaftlichen Bezug. Ich unterscheide hier mal in politisch als machtkonzentriert und gesellschaftlich als kulturkonzentriert. Politik also als das Besetzen von Posten, wobei der Inhalt nur Dienstfunktion hat und Gesellschaft als das Denken und Fühlen der Menschen einer Gruppe, wobei der Inhalt entscheidend ist. Für die Gestaltung des Letzteren haben die Medien eine enorme Bedeutung. Offensichtlich hat das aber die Deuba und die düe eine Übernahme infrage kommenden hiesigen Unternehmer/Manager nicht interessiert.

      Saban hat den Konzernteil mit den 4 Sendern für ca 850 Mio € erworben. Nun wendet Springer eine Gesamtsumme von über 4 Mrd auf, um die Übernahme abzuwickeln. Davon gehen 2,47 Mrd an das Saban-Konsortium. Für den Kauf hat Saban mehrere Monate verhandeln müssen, dann die Firma ca 2 Jahre gehalten.
      Wieso hat das Geschäft keine dt. oder europäische Firma gemacht? Wenn schon die mediale Bedeutung ihnen gleichgültig war - Saban ist einer der größten Spender für die Demokraten in den USA, was der konservativ-katholischen Kirch-Einstellung entgegensteht - dann wäre immerhin zu erwarten, dass sich ihr Geschäftssinn in einem ernsthaften Kaufangebot gezeigt hätte.
      Da Saban eigentlich nur ein paar Kurskorrekturen gemacht hat, fragt man sich, wieso kein dt. Manager oder Unternehmer sich diese Korrekturen zugetraut und sichdiese Bonanza gesichert hat. Insofern hätte es noch nicht einmal pol. Drucks bedurft, um den Medienmarkt, der vom öffentlichen TV/Radio und der Bertelsmanngruppe (RTL-Sendergruppe, Stern, Spiegel, Zeit usw.) dominiert wird, im Status quo zu erhalten.
      Springer, der ja an Pro7 beteiligt war und daher auch über interne Kenntnisse verfügte, war damals nicht der Lage, die paar € zu investieren, hat aber jetzt, 2 Jahre später, 4 Mrd dafür übrig.
      Meine Bemerkung zielt also in erster Linie auf dieses Kleinanlegerverhalten in unseren obersten Etagen und das offensichtliche Desinteresse der relevanten gesellschaftlichen Gruppen am dt. Medienmarkt.
      Offensichtlich ist unser Führungspersonal so verzagt und unsicher oder abgehoben, dass es seine Aufgabe nicht mehr wahrnehmen kann.
      Das Denken in den darunterbefindlichen Etagen orientiert sich daran. So kommt es dazu, dass auch von dort keine wesentlichen kreativen Impulse mehr entstehen.
      In den unteren Bereichen führt das dann zu den von mir pointierten Ausprägungen. Unser Gesundheitssystem ist ein gutes Beispiel dafür, wie man sich selbst entmündigt, indem man die Sorge für seine Leistungsfähigkeit ohne Rücksicht auf Kosten und Erfolge an andere überträgt, weil man nicht direkt die Kosten zu tragen hat.
      Diese Moral herrscht eben auch in den Führungsgremien und zeigt, dass es im Wesentlichen subalterne Geister sind, die sich dort aufhalten.
      Dass es dann zu den von dir genannten Kaufkraftverlust in Milliardengröße kommt, ist in einer dynamischen ökonomischen Umgebung zu erwarten.

      Den letzten Satz deiner Frage 2 werte ich als Parole. Denn die Zeche zahlen alle. Beispiel Mannesmann: Wieviel hochdotierte Vorstands- und AR.Posten gibt es dort noch? Wie sieht 5 Jahre nach der Übernahme wohl das Lohnniveau im mittleren Management aus? Da Mannesmann auch aus der gesondert geregelten Montan-Mitbestimmung ausgeschieden ist, ist auch für die Gewerkschaftsbosse weniger zu holen. Ob die Engländer mit ihren Moralvorstellungen auch so großzügig Freikarten für Bordelle verteilen, ist zu bezweifeln.

      Meine Bemerkung sollte den prinzipiellen Unterschied zwischen der dt. Grundmoral und der der Angelsachsen darstellen, an deren zustandekomen die Medien einen hewissen Anteil haben. Das JFK Zitat ist da wohl nicht durchgedrungen. Deshalb noch eins von Benjamin Disraeli:
      "Man is not the creature of circumstances, circumstances are the creatures of man." oder auf deutsch: "Jeder ist seines Glückes Schmied." Und das wad Saban, der als Selfmademan gilt.
      --------------------------------

      zu deiner Frage
      3. Welche Mechanismen sind in Deutschland denn tatsächlich für den milliardenfachen Kapitaltransfer ins angloamerikanische Ausland verantwortlich?
      Bestes Bespiel: Aufstieg und Niedergang der Aktienmärkte in D von 1998 bis 2003 bei dem hunderte Milliarden das Land verlassen mussten.

      Antwort:
      Was meinst Du genau?
      Geht es dir um Kapital schlechthin, das ja nun mal von Markt zu Markt und rund um dem Globus wandert oder geht es dir um dt. Kapital?
      Das internationale Kapital wird halt sehr flexibel verwaltet, unterliegt seitens der Kapitalgeber nur geringen Renditeerwartungen und ist im Überfluss vorhanden.
      Das ist allerdings ein Thema für ein anderes Board.
      Das dt. Kapital speist sich aus gesammeltem Sparkapital der kleinen unselbständigen Sparer, aus Gewinnen und aus Verkäufen von Unternehmen.
      Wenn Sparkapital ins Ausland fließt, dann bisher vorwiegend aus Renditegründen. Nun kommem sicher auch noch Befürchtungen vor Enteignungen dazu.
      Gewinne werden aus ähnlilchen Gründen transferiert, aber auch aus investiven Gründen der strategischen Expansion oder Produktionsverbilligung. Darüber sind schon alle Argumente ausgetauscht, da die Diskussion darüber seit Jahren läuft.
      Wenn große Vermögen in D liquidiert werden, dann fließt ja such, sofern ein Ausländer sich engagiert, z.B. eine Heuschrecke, Kapital aus dem Ausland zu. Wenn der Verkäufer dann sein Geld ganz oder teilweise zu Schweizer Banken bringt oder in den USA investiert, dann ebn weil sie annehmen, dass die Party in D vorbei ist.

      Gruß
      profitgenius

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      Avatar
      schrieb am 22.08.05 15:24:26
      Beitrag Nr. 6 ()
      Zu den Zusammenhängen der Springer-Kirch-Beziehung noch eine kleine Zeittafel aus dem HB, die zeigt, dass der alte Springer seiner Friede ein unfriedliches Erbe hinterließ, indem er ihr weniger als die zur Führung notwendigen 50,01% hinterließ; denn ca 5% gingen an zwei andere Erben, mit denen sie - wie auch sonst - zerstritten war.

      HANDELSBLATT, Montag, 15. August 2005, 07:57 Uhr
      Das Duell: Kirch gegen Springer

      1985:Springer bringt 49 Prozent seiner Aktien an die Börse. Der Filmhändler Leo Kirch beginnt, Springer-Anteile zu kaufen.
      1993: Kirch stockt seinen Anteil am Hamburger Verlag auf mehr als 40 Prozent auf.
      1997:Kirch bringt Pro Sieben an die Börse, kauft Sat1 und steckt Milliarden ins Pay-TV.
      1998:Die Deutsche Bank übernimmt einen Kirch-Kredit über 720 Mill. Euro der Berliner Bank, der mit Springer-Aktien besichert ist.
      2001:Sat1 und Pro Sieben werden verschmolzen. Springer erhält 11,5 Prozent der Pro Sieben-Aktien und die Option, sie für 800 Mill. Euro an Kirch zu verkaufen.
      Januar 2002:Springer zieht die Option und löst die Kirch-Krise aus. Im Februar stellt Deutsche-Bank-Chef Breuer in einem Interview die Bonität Kirchs in Frage.
      April 2002:Kirch stellt Insolvenzantrag. Seine Springer-Aktien fallen an die Deutsche Bank.
      Oktober 2002:Die Bank verkauft zehn Prozent der Verlagsanteile an Friede Springer und sichert damit ihre Mehrheit.
      August 2005:Springer kauft Pro Sieben Sat 1 für 4,2 Mrd. Euro.
      Avatar
      schrieb am 22.08.05 16:38:35
      Beitrag Nr. 7 ()
      Zur Rolle der Deuba beim Kampf um die Macht im Medienzwitter Springer/SAT1-PRO7 noch ein Artikel, der auch zeigt, dass Springer nach Leo Kirch, der als sehr konservativ galt, nun einen anderen Großaktionär hat - Hellman & Friedman, die man in gewissen Kreisen als Heuschrecke bezeichnen würde, was ja eher dynamisch bedeutet, aber in seiner Tendenz pc nicht weiter hinterfragt wird. Honni soit qui mal y pense...

      http://www.handelsblatt.com/pshb/fn/relhbi/sfn/buildhbi/cn/G…
      Enge Bindungen zum Springer-Verlag
      Deutsche Bank schreibt Mediengeschichte
      Von Michael Maisch, Handelsblatt
      Die Deutsche Bank pflegt eine enge Beziehung zum Springer-Verlag. Ohne das Frankfurter Institut hätte es die Übernahme von Pro Sieben Sat 1 wohl nicht gegeben. Für das Frankfurter Institut zahlt sich das Engagement in attraktiven Mandaten aus.

      FRANKFURT. Vor dem Saal „Fifth Avenue“ im Frankfurter Hilton Hotel drängeln sich die Reporter und die Kamerateams der großen Fernsehanstalten. Ein Medienauflauf, der einem reichlich bizarren Ereignis gilt, denn hinter den streng bewachten Türen versteigert die Deutsche Bank an diesem 8. Oktober 2002 rund 13,5 Mill. Aktien des Hamburger Verlagshauses Springer an sich selbst.
      Die Anteile gehörten einmal dem Medienimperium von Leo Kirch und dienten als Sicherheit für einen Kredit über 720 Mill. Euro der Deutschen Bank. Als Kirchs Gruppe in die Insolvenz rutscht, fallen die Anteile an das Geldhaus. Nach langem hin und her und einem juristischen Tauziehen mit Kirch beschließt die Bank, die Aktien zu versteigern. Doch zur Auktion im Hilton-Hotel erscheint nur ein einziger Bieter - die Deutsche Bank selbst und so erhält sie den Zuschlag für 40 Prozent am Springer-Verlag.
      Die denkwürdige Versteigerung im Hilton ist ein Schlüsselereignis für die deutsche Medienindustrie. Von hier aus führt ein direkter Weg zum Verkauf der Reste des Kirch-Imperiums an Springer vor einer Woche. Bei der Übernahme der Sendergruppe Pro Sieben Sat 1 für 4,2 Mrd. Euro aus dem Besitz des US-Milliardärs Haim Saban spielte die Deutsche Bank eine Schlüsselrolle.
      Im Laufe der Jahre hat sich das Frankfurter Geldhaus als wichtigste Investmentbank von Springer etabliert und trug dadurch entscheidend zur Neuordnung der deutschen Medienlandschaft bei. Nach Einschätzung von Brancheninsidern kann die Deutsche Bank auch in den kommenden Jahren mit weiteren lukrativen Mandaten aus dem Hause Springer rechnen.
      „Die Frankfurter haben sich die dauerhafte Dankbarkeit von Verlegerwitwe Friede Springer gesichert, das zahlt sich aus“, sagt ein Investmentbanker. Was der Banker meint: Nach der ominösen Auktion im Jahr 2002 hat das Geldhaus seinen Anteil am Verlag nicht einfach an den Meistbietenden verhökert, sondern suchte eine Lösung, die im Interesse von Springer war. Wichtigster Schritt: Zehn Prozent der Anteile gingen direkt an Friede Springer. Die Verlegerwitwe, die damals in einen Machtkampf mit den Springer-Enkeln Axel Sven und dessen Schwester Ariane verwickelt war, sicherte sich dadurch die absolute Mehrheit am Verlag. Der Rest des Pakets ging mit dem Segen des Springer-Konzerns an die US-Beteiligungsgesellschaft Hellman & Friedman.
      Aus Kreisen der Deutschen Bank heißt es, diese Lösung sei damals der kaufmännisch rationalste Weg für den Verkauf der Verlagsaktien gewesen. Gegen eine Börsenplatzierung habe die schwache Medienkonjunktur gesprochen. Und an einen Konkurrenten von Springer hätte man die Aktien gemäß einer Vereinbarung mit dem Verlag aus dem Jahr 1998 nicht weiterreichen dürfen. Damals hatte die Deutsche Bank den Kredit über 720 Mill. Euro von der Bankgesellschaft Berlin übernommen.
      Im Lager von Leo Kirch sieht man die Rolle der Deutschen Bank völlig anders: Der Medienunternehmer hat die Bank und ihren Aufsichtsratschef Rolf-E. Breuer mit einer Prozesslawine überzogen, weil Breuer in einem Fernsehinterview Anfang 2002 Kirchs Kreditwürdigkeit angezweifelt hatte. Kirchs Vorwurf: Die Deutsche Bank habe seinen Konzern absichtlich in die Pleite getrieben, weil sie sich von einer Zerschlagung attraktive Investment-Banking-Mandate erhoffte.
      Aber selbst Konkurrenten der Deutschen Bank wollen in den jüngsten Springer-Aufträgen nicht den Beweis für diese Theorie erkennen. Schließlich habe weder das Frankfurter Geldhaus noch der zweite Springer-Berater Goldman Sachs die Übernahme von Pro Sieben Sat 1 eingefädelt. Hinter den Kulissen habe viel mehr die Anwaltskanzlei Shearman & Sterling die zentrale Rolle gespielt. Deren Co-Chef Georg Thoma zähle zu den engenVertrauten von Friede Springer, heißt es in Finanzkreisen. Die Deutsche Bank verdiene vor allem an der Finanzierung des Deals. Dabei geht es um Kredite über 2,93 Mrd. Euro, von denen das Institut allerdings einen großen Teil an andere Banken weitersyndizieren wird.
      Dennoch ist die Rolle der Deutschen Bank nicht ohne Pikanterie: „Es ist schon eine echte Ironie der Geschichte: In den 90er-Jahren wollte Leo Kirch Springer übernehmen, und am Ende kauft der Verlag Kirchs ehemalige Fernsehsender mit massiver Unterstützung der Deutschen Bank“, sagt ein Frankfurter Banker.

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      Man sollte den Anwalt Georg Thoma nicht mit dem Medienmanager und RTL-Gründer Helmut Thoma verwechseln.

      Georg Thoma gilt als deutscher Top-Unternehmensanwalt mit hoher Akzeptanz in Vorstandsetagen.
      Aus einem ausführlichen Porträt über ihn
      http://de.biz.yahoo.com/050213/345/4ewf3.html
      ein paar Zitate:

      <Das "Manager Magazin" hat ihn vor zwei Jahren zu einem der "50 Mächtigsten der deutschen Wirtschaft" gekürt. >

      <Thoma übt sich nicht in falscher Bescheidenheit: "Ich bin stolz, einige der eisbrechenden Deals in Deutschland mitgestaltet zu haben." Die juristische Betreuung der DaimlerChrysler-Fusion beispielsweise. Der Superdeal ist in der Branche legendär. Auch als sich im Jahr 1999 Thyssen Krupp vereinigten, saß Thoma von Anfang an in der Beraterriege. >

      <Oder die Geschichte mit dem Springer-Verlag. Sie beginnt mit einer Einladung zum Frühstück. Der Medienkonzern Axel Springer sorgte für Brötchen und Orangensaft, Thoma für die passende Strategie, wie man den Streit mit dem Medienunternehmer Leo Kirch in den Griff bekommt. Es ging um eine millionenschwere Verkaufsoption und einstweilige Verfügungen. Alles schwierig und kompliziert. Doch beim Frühstück brillierte Thomas Kriegskunst. "Ein echtes Highlight", sagt er rückblickend. Der Deal hat ihm den Weg gewiesen - nach oben. >
      Zitate Ende

      Schon damals fragte man sich, wieso Springer sich nicht mit Kirch geeinigt hat, sondern es vorzog, seine Beteiligung an PRO7 auf Null abzuschreiben. Im Nachhinein fällt nun auf, dass es dadurch zu einem Aktionärswechsel bei Springer kam und ebenso zu einem Eigentümerwechsel bei PRO7.
      Interessanterweise gingen beide Pakete in die USA ...


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      PRO7: man sieht sich zweimal - Kirchdrama letzter Akt