CMC Espresso: Politik der Schocks und Drohgebärden ist zurück
Chinas Wirtschaft und der weltweite Aktienmarkt haben sich erholt und mit diesem Sicherheitspuffer scheint der amerikanische Präsident jetzt wieder haushalten zu gehen und zwar in dergestalt als dass er erneut die bereits tot geglaubte Schock- und Drohgebährdenpolitik des vergangenen Jahres wieder aufleben lässt.
Dass sich Chinas Wirtschaft erholt hat zeigt der privat berechnete Caixin Einkaufsmanagerindex, der bei 52,7 lag - der für die Dienstleistungen sogar bei 54,5 und damit lagen beide Werte über den Erwartungen.
Dass der DAX jetzt fast 2% tiefer notiert liegt aber an einer ganzen Reihe anderer Faktoren, die alle mit einem Tweet des amerikanischen Präsidenten von gestern Abend in Verbindung stehen. Auf Twitter brachte der US-Präsident seine Unzufriedenheit mit der Geschwindigkeit der Verhandlungen zum Ausdruck und jetzt wackelt das, was man den Märkten täglich als etwas verkaufen wollte, was sehr gute Fortschritte macht - nämlich die laufenden Verhandlungen hin zu einem neuen gemeinsamen Handelsabkommen. Die Stimmung auf chinesischer Seite ist so angeschlagen dass sich der chinesische Vizepräsident Medienberichten zufolge jetzt sogar überlegen soll, ob er überhaupt seine geplante Reise nach Washington in dieser Woche antreten soll und wenn, dann nur für einen Tag, statt der geplanten drei Tage.
Trump machte seine Drohung über neue Strafzölle aber davon abhängig, dass in dieser Woche noch deutliche Fortschritte gemacht werden und damit haben wir jetzt potenziell wieder eine Situation, wie wir sie aus dem letzten Jahr kennen - die Chinesen haben damals den amerikanischen Präsidenten auch mehrmals bei seinem Drängen auf eine zeitlich schnelle Lösung auflaufen lassen. Das ist das eine Thema - also die Angst, dass die Handelsgespräche zwischen China und den USA platzen könnten.
Das andere Thema sind Flugzeugträger der Amerikaner, die auf dem Weg sind in die Straße von Hormuz - der amerikanische Sicherheitsberater Bolton meinte heute Morgen, dass jegliche Aktionen des Iran gegen die USA und seine Verbündeten mit einer klaren Antwort quittiert würden - das sorgt insgesamt heute dafür, dass die Risikobereitschaft der Anleger zurückhaltend sein dürfte - der Ölpreis steigt allerdings in Reaktion auf die Flottenbewegungen der Amerikaner nicht, er sinkt um 2% in der Angst vor einer wieder nachlassenden chinesischen Nachfrage.
Also haben wir jetzt die Situation, in der sich die Märkte vor einer Rückkehr der Schock- und Drohgebärdenpolitik des vergangenen Jahres fürchten, und wenn das anhält könnte diese Angst die Hoffnungen auf eine Erholung des Gewinnwachstums der Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte ersetzen. Und diese Rückkehr des Gewinnwachstums wird wichtig sein, denn nach einem Plus von 22% bei den Gewinnen im S&P 500 Index im letzten Jahr schrumpften die Erwartungen für dieses Jahr schon von 6% auf 3% zusammen und wenn diese Erwartungen jetzt wegen dem Handelsstreit in Richtung 0% sinken dann könnte das die Stimmung und die Kurse ziemlich belasten. Aber schauen wir erst einmal wie nachhaltig die Drohungen aus Washington und Peking jetzt wirklich sein werden.