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    Exklusiv-Interview  62359  1 Kommentar Mick Knauff: Seine Corona-Schnäppchen und warum er jetzt „Patriot der zweiten Börsenreihe“ sei

    Börsenkorrespondent Mick Knauff (www.aktienlust.tv) ist seit 20 Jahren in der Finanzwelt unterwegs und eines der bekanntesten Gesichter auf dem Parkett der Frankfurter Börse. Im Exklusiv-Interview mit der wallstreet:online-Zentralredaktion erklärt er, wo er derzeit Chancen sieht und warum die Deutschen ihren Ruf als Aktienmuffel endlich loswerden müssen.

     

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    wallstreet:online: Herr Knauff, sie haben in Ihrer Zeit als Börsenkorrespondent schon viele Hochs und Tiefs gesehen. Nun sind die Märkte durch die Corona-Krise so schnell und so stark abgestürzt wie nie zuvor. Wie sehr hat sie die Wucht dieses Absturzes überrascht und schlafen Sie noch ruhig angesichts dieser herben Verluste?

    Mick Knauff: Ich schlafe wenig - dafür ruhig, aber die Wucht war schon eine andere als noch zur Finanzkrise 2008, zur Dotcom-Blase Anfang 2000 oder bei den Anschlägen vom 11. September in den USA. Denn jetzt betrifft es alle Länder, alle Menschen und alle Börsen. Ich hatte anfangs „nur“ mit einer scharfen Abwärts- Korrektur gerechnet, aber inzwischen haben wir es tatsächlich mit einem wirklichen Crash zu tun.

    Ich muss ehrlich sagen: Ich bin zwar immer sehr positiv, aber momentan bin ich positiv verhalten. Ich schaue genau auf die Zahlen der Neuinfektionen in Europa, Asien und den USA, denn sollten die Fallzahlen weiter steigen, können wir durchaus noch mal neue Tiefststände sehen und dann ist auch der DAX ganz schnell wieder unter der Marke von 10.000 oder 9.000 zu finden.

    wallstreet:online: Sie sehen also noch keine endgültige Erholung auf die Märkte zukommen?

    Mick Knauff: Wir haben ja schon eine Erholung gesehen, der DAX hat letzte Woche elf Prozent gutgemacht, der Dow Jones sogar zwölf Prozent. Da hat man schon gemerkt, es ist noch Kapital da, das angelegt werden will, das seinen Weg der Rendite über die Börse sucht.

    Diese Investoren kann man auch als Schnäppchenjäger bezeichnen, denn einige Aktien haben sich ja wirklich im Wert halbiert. Die große Lufthansa, Daimler, Deutsche Bank etc. Wer jetzt nicht rechtzeitig gute, gehaltvolle und zukunftsträchtige Titel kauft, der wird sich in ein paar Jahren ärgern, denn ich glaube, dass sich das Thema Corona in zwei, drei Jahren auch wieder erledigt hat, wie alle Krisen sich irgendwann verflüchtigen und die Börse schaut immer voraus, nie zurück, denn es wird die Zukunft gehandelt, nie die Vergangenheit!

     

    wallstreet:online: Wenn diese Krise irgendwann ausgestanden ist, erleben wir dann eine Rückkehr zu Vor-Corona-Zeiten, oder müssen wir womöglich mit tiefgreifenden Änderungen in der Wirtschaft rechnen?

    Mick Knauff: Ich kann mir schon vorstellen, dass wir entscheidende Veränderungen sehen werden. Beispielsweise beim Thema Hygiene, Abstand halten und Masken im öffentlichen Nahverkehr. Das wird eine Dimension erreichen, die wir hier in Europa so noch nicht gesehen haben. In Asien ist das ja Gang und Gäbe.

    Bei den Staaten wird es auch ein Umdenken geben. Denn das große Geschäft mit Masken, Schutzanzügen und Desinfektionsmitteln, das wird aktuell noch zu 90 Prozent in China gemacht, aber in Zukunft wird sich kein Land nur noch auf einen großen Zulieferer verlassen wollen, der dann die Preise und den Lieferzyklus bestimmt.

    wallstreet:online: Welche Branchen werden von diesem Wandel profitieren können?

    Mick Knauff: Man darf nicht vergessen, dass das deutsche Gesundheitssystem im internationalen Vergleich weit vorne liegt und andere Länder, die da künftig absolut nachrüsten müssen, wie zum Beispiel Italien, Spanien oder auch Großbritannien und die USA , kommen dann an so manchem deutschen börsennotierten Unternehmen nicht vorbei. Dazu gehört zum Beispiel Drägerwerk, Geratherm, Ecolab oder auch Stratec Biomedical. Die wurden ja in der Krise auch nicht so sehr abgestraft wie zum Beispiel Reise- Tourismus oder Event Unternehmen.

    Auch Gesundheits-Apps werden ein Bereich sein, der uns in Zukunft noch häufiger beschäftigen wird, und dass die Pharmaindustrie sich in Zukunft noch stärker aufstellen wird, sollte jedem klar sein.

     

    wallstreet:online: Bei welchen Werten sehen Sie derzeit gute Chancen zum Einstieg?

    Mick Knauff: Ich schaue jetzt nach Schnäppchen, also günstigen Einstiegsniveaus bei Unternehmen mit genereller Substanz. Dazu gehört für mich aus Deutschland eine SAP, eine Allianz und eine Münchnener Rück mit tollen Dividenden, aber auch eine Daimler und Lufthansa sind einen Blick Wert. Die Lufthansa hat gerade mal noch eine Marktkapitalisierung von vier Milliarden Euro, dazu aber allein Flugzeuge im Wert von zehn Milliarden Euro im Besitz. Fraglich allerdings nur inwieweit der deutsche Staat hier kurz- und mittelfristig unterstützen muss.

    Wirecard und Vonovia sind für mich auch gute Kandidaten aus dem DAX. Und in Amerika schaue ich nach wie vor auf die FAANG-Aktien. Die haben kaum verloren, im Gegenteil Netflix ist sogar eher ein Krisen-Gewinner mit einem neuen Rekordhoch, und auch Amazon läuft weiter und weiter. In Asien, da gibt es mit Alibaba das Pendant zu Amazon, und auch Tencent und Baidu - sind zukunftsträchtige Unternehmen.

    Zudem bin ich in Deutschland auch ein Stück weit Patriot der zweiten Börsenreihe. Im M-Dax gibt es da zum Beispiel die United Internet, die haben immer ein gutes Geschäft gemacht, Carl Zeiss, Nemetschek und eine Hello Fresh, als absoluter Krisengewinner - das sind für mich gute Werte, die auch in Zukunft Wachstum versprechen. Und wer vom Medizinmarkt profitieren will, der kann sich zudem eine Roche, CO – Diagnostics, Qiagen oder die Simens Healthineers anschauen oder ein etwas kleineres Unternehmen wie NanoRepro, die einen Corona-Schnelltest entwickelt haben.

     

    wallstreet:online: Wo wären sie derzeit eher vorsichtig bei Ihrer Schnäppchenjagd?

    Mick Knauff: Was momentan schwierig ist - man hat es ja gesehen - ist ein Geschäft wie zum Beispiel Vapiano. Die waren schon vor Covid-19 angeschlagen und haben jetzt Insolvenz anmelden müssen. Was positiv bei den FAANG Aktien ist, bringt die sogenannten BEACH Aktien richtig unter Druck, Bookings, Entertainment & Live Events, Airlines, Cruises sowie Hotels und Casinos.

    Man muss bei Aktien immer schauen: Haben die in 15, 20 Jahren noch ein innovatives, zukunftsorientiertes Geschäftsmodell?

    Genauso das Thema Mode. Die Sommerkollektion für dieses Jahr können Sie ja fast schon in die Tonne hauen. Das werden nur die großen Player überstehen, wie beispielsweise Zalando oder auch Inditex. Die werden in ein paar Monaten wieder Ware verkaufen und sich erholen. Aber die Kleineren werden leiden, wie Hugo Boss beispielsweise, die ja auch schon angeschlagen waren.

    Denn man weiß ja auch nicht, wie die erhofften Nachholeffekte tatsächlich ausfallen werden. Auf diese setzt die Branche natürlich. Aber die Frage ist: Wie viel Geld hat der Bürger denn nach der Krise noch in der Tasche und ist auch wirklich bereit es auszugeben? Wenn man an die zweieinhalb Millionen Beschäftigten in der Gastronomie denkt, die ohnehin oft nur auf 450-Euro-Basis beschäftigt sind und vom Trinkgeld leben, die werden erstmal ihr Geld zurückhalten.

    Auch die Reisebranche wird Nachholeffekte haben. Wer Geld hat, der will anschließend raus, der will wieder in den Urlaub fahren. Aber auch da werden wir große Veränderungen sehen. Denn es gibt derzeit sicher die Angst, wieder nach Italien oder nach Spanien zu fliegen. Davon wird in diesem Jahr vor allem Deutschland profitieren. Ich glaube, dass viele mit dem Italienurlaub noch warten und lieber an die Nordsee oder die anderen schönen deutschen Inseln fahren. Der Deutsche ist ja in dieser Hinsicht vorsichtig.

    wallstreet:online: Zu den geläufigsten Weisheiten der Geldanlage gehört ja auch der Ratschlag, nicht alle Eier in einen Korb zu legen. Sind Gold und Immobilien hier gute Alternativen?

    Mick Knauff: Bei Immobilien sind die Preise immer noch sehr hoch, falls Sie überhaupt eine finden, als Alternative könnte man hier in Immobilien-Aktien investieren, wie Vonovia oder LEG Immobilien. Gold wird ja gerade überall gekauft und erreicht neue Höchststände. Wer sich absichern will, so heißt es oft, sollte zehn bis 15 Prozent seines Kapitals in Gold per Münze oder Barren investieren und sicher verwahren. Doch momentan bekommen sie fast kein physisches Gold mehr, der Markt ist ziemlich leer gekauft. Als Alternative kann man hier auch auf den "kleinen Bruder" Silber ausweichen. Es könnte gut sein, dass Silber dahingehend noch einen Boom erleben wird. Physisches Gold ist mir aktuell zu teuer, aber Goldminen wie Barrick Gold oder Newmont Mining, sind hier eine echte Alternative als Aktie.

     

    wallstreet:online: Die Deutschen gelten als Aktienmuffel. Können sich die Börsen-Skeptiker nun durch den jüngsten Crash bestätigt sehen?

    Mick Knauff: Deutschland ist eine absolute Aktien-Diaspora. Wer 2000 und 2008 schon Geld verloren hat, der fühlt sich durch den Crash vielleicht in seiner Skepsis bestätigt. Aber mein Team von aktienlust.tv und ich können besonders den jungen Menschen nur raten sich mit der Aktie als Sachwert und der Börse generell zu beschäftigen - denn die haben noch 40 oder 50 Jahre vor sich: Klar, es wird später eine Rente geben, aber wieviel und wird Mann beziehungsweise Frau davon leben können? In dieser Hinsicht sollte jeder deshalb rechtzeitig darüber nachdenken, fürs Alter vorzusorgen. Und da kommt man an Aktien nicht vorbei, oder an einem kleinen ETF-Sparplan.

    Die jungen Leute denken immer, sie müssten gleich mit 10.000 oder 20.000 Euro an die Börse gehen – totaler Quatsch! Man kann mit Anfang 20 monatlich 100 Euro in einen ETF einzahlen auf den DAX, den Dow Jones oder den MSCI World. Dann hat man nach 40 Jahren 48.000 Euro eingezahlt. Wenn ich von einer Durchschnittsrendite von nur sieben Prozent ausgehe - was durchaus realistisch ist - dann habe ich daraus 248.000 Euro gemacht. Je früher man anfängt, desto besser. Denn die Laufzeit und der Zinseszins-Effekt machen es hier aus. Mit 40 holt man das nicht mehr auf, und auf dem Sparbuch gibt es durch die Nullzinsphase keine Zinsen mehr und das wird sich auch so schnell nicht ändern. Im Gegenteil, für Geld auf der Bank muss ich in Zukunft noch Geld bezahlen!

    Hinzu kommt: Wenn dann mal eine Krise einschlägt wie jetzt und man vielleicht ein paar Monate kein Einkommen hat, dann hat man mit einem kleinen Aktienportfolio immer auch die Möglichkeit, etwas zu verkaufen und kurzfristig an Geld ranzukommen.

    Die Aktie ist als Sachwert und Finanzinstrument dahingehend für mich alternativlos!

     

    wallstreet:online: Herr Knauff, vielen Dank für das Interview!

    Das Gespräch führte Julian Schick, wallstreet:online-Zentralredaktion 

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    Verfasst vonJulian Schick
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